Oesterreich und Tuerkei

Hallo miteinander,

habe unter
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OI…
folgende Aeusserungen gefunden bzgl. der Haltung Oesterreichs zum Start der EU-Beitritts-Verhandlungen mit der Tuerkei:

  1. Österreich hat versucht, der Stimme der überwiegenden Mehrheit der Europäer Ausdruck zu geben. Die überwiegende Mehrheit der europäischen Bevölkerung ist gegen einen Beitritt der Türkei. Unter anderem aus finanziellen Gründen: Nach Meinung der EU-Kommission wird der Beitritt jährlich bis zu 24, 5 Milliarden Euro kosten

  2. aber der Hauptgrund ist ganz ohne Zweifel, dass Österreich der Meinung ist, die Türkei gehöre weder von ihrer Tradition noch von ihrer Politik her zu Europa.

Meine Fragen zu 1.:
Machte sich Bush jr. nicht auch zum selbsterwaehlten Polizist der Welt und rettet uns vor der fuerchterlichen Armut… *pardon… den ungeheuren Atom- und Chemie-Waffen des Iraks (OK - der Vergleich mag hinken). Wie ist ein demokratischer Politiker zu sehen, wenn er sich selbst zum Vorreiter von irgendwas erhebt, ohne dafuer nachweislich legitimiert worden zu sein?
Wie gross ist das Gesamt-Budget der EU - vor allem im Agrar-Bereich? (nur, um mal die Zahlen ins Verhaeltnis ruecken zu koennen).

zu 2.:
Ich dachte bisher immer, die Tuerkei bzw. auch Istanbul (ehem. Konstantinopel) seien mit eine Wiege der europaeischen (im Sinne des Kontinents) Kultur gewesen - vor allem vor rd. 1.500 Jahren, als die Byzantiner dort herschten?!

Fuer Eure Antworten dankbar

Gruss

Also zuerst einmal Österreich macht dies ja nur wegen den bevorstehenden wahlen ?
2.tens hat Österriech keine ueberwiegende mehrheit in europa.
3.die meinung der östereicher interessiert kein mensch hier
4.Bush ist ein kriminelles archloch wo es nicht die rede wert ist drueber zu reden weil jeder normale mensch weis worunm es geht
5.wenn wir die tuerkei sofort reinlassen was komisch ist da es sich um ein orientales land handelt dann koennen wir auch Marokko und Algerien in die eu nehmen .

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Hallo,

  1. aber der Hauptgrund ist ganz ohne Zweifel, dass Österreich
    der Meinung ist, die Türkei gehöre weder von ihrer Tradition
    noch von ihrer Politik her zu Europa.

Der Hauptgrund war, dass die ÖVP ein starkes Thema für den Landtagswahlkampf in der Steiermark brauchte. Nachdem diese Wahl am vergangenen Sonntag über die Bühne ging (und die ÖVP dort den Landeshauptmann an die SPÖ verloren hat, die KPÖ die Grünen überholt hat, das BZÖ auf 1,6% kam und die FPÖ aus dem steirischen Landtag geflogen ist), ist die ÖVP gestern beim Türkeithema erwartungsgemäß umgefallen wie ein Kartenhaus und das Thema ist vom Tisch.
Grüße, Peter

Hallo!

habe unter
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OI…
folgende Aeusserungen gefunden bzgl. der Haltung Oesterreichs
zum Start der EU-Beitritts-Verhandlungen mit der Tuerkei:

  1. Österreich hat versucht, der Stimme der überwiegenden
    Mehrheit der Europäer Ausdruck zu geben. Die überwiegende
    Mehrheit der europäischen Bevölkerung ist gegen einen Beitritt
    der Türkei.

So scheint es zu sein.

Unter anderem aus finanziellen Gründen: Nach
Meinung der EU-Kommission wird der Beitritt jährlich bis zu
24, 5 Milliarden Euro kosten

…welche die paar Nettozahler, zu denen als größter auch D gehört, aufzubringen haben.
Dazu kommen die neuen 10 von 2004, die wir uns schon nciht leisten können.

  1. aber der Hauptgrund ist ganz ohne Zweifel, dass Österreich
    der Meinung ist, die Türkei gehöre weder von ihrer Tradition
    noch von ihrer Politik her zu Europa.

Das ist ebenfalls leicht nachvollziehbar, wenn man einmal in Berlin gewesen ist.

Meine Fragen zu 1.:
Machte sich Bush jr. nicht auch zum selbsterwaehlten Polizist
der Welt und rettet uns vor der fuerchterlichen Armut…
*pardon… den ungeheuren Atom- und Chemie-Waffen des Iraks (OK

  • der Vergleich mag hinken).

In der Tat, das tut er. Daher erübrigt sich jedweder Kommentar.

Wie ist ein demokratischer
Politiker zu sehen, wenn er sich selbst zum Vorreiter von
irgendwas erhebt, ohne dafuer nachweislich legitimiert worden
zu sein?

Die Österreichische Außenministerin ist zu ihren Verhandlungen vom Regierungschef Östrreichs legitimiert worden. Dieser wieder um ist von der österreichischen Bevölkerung legitimiert worden.
Es gibt keine Pflicht zum Kadavergehorsam innerhalb der EU.

Vielmehr ist für die Aufnahme neuer Mitglieder ein einstimmiger Beschluss nötig.
Österreich wird, wie ich schätze, nach wie vor nicht für den beitritt der Türkei stimmen.
Es wurde lediglich der Aufnahme zu Verhandlungen zugestimmt.
Dies wiederum war ein taktischer Schachzug, um Kroatien ins Gespräch bringen zu können. Die Verhandlungen mit CRO werden deutlich kürzer sein, daher kann man in A in 10 Jahren immer noch locker einen beitritt der TR anblehnen.
Ich persönlöich hoffe inständigst, dass dies solange passiert, bis die TR wenigstens den durchschnittl. EU-Standard hinsichtlich Wirtschaftsleistung und Demokratie erreicht hat.
Dies wird in einem LAnd, in dessen Großteil noch das islamische Mittelalter vorherrscht, in ca. 60 Jahren der Fall sein, daher interessiert mich diese Frage nicht mehr sonderlich nun, wo klar ist, dass wenigstens Österreich verstanden hat, auf welcher Leitkultur Europa basiert.

Wie gross ist das Gesamt-Budget der EU - vor allem im
Agrar-Bereich? (nur, um mal die Zahlen ins Verhaeltnis ruecken
zu koennen).

Das wird man sicherlich auf www.europaeische-union.de o.ä. finden können. Viel Spaß beim Suchen!

zu 2.:
Ich dachte bisher immer, die Tuerkei bzw. auch Istanbul (ehem.
Konstantinopel) seien mit eine Wiege der europaeischen (im
Sinne des Kontinents) Kultur gewesen - vor allem vor rd. 1.500
Jahren, als die Byzantiner dort herschten?!

Ein Teil unserer Kultur wurde im Altertum dort geprägt.
Ein ebenfalls nicht zu vernachlässigender Einfluß kommt auch aus dem heutigen Iran und aus China.
Viele Gewürze kennen wir erst seit dem Handel mit Afrika und Indien im 15. Jahrhundert.
Möchtest Du diese Länder ebenfalls in die EU aufnehmen?
Die Türkei liegt nicht in Europa, nur vielleicht 1% der LAndmasse.
Der Großteil der Bevölkerung verachtet die in der EU vorherrschenden gesellschaftlichen Werte.

Fuer Eure Antworten dankbar

There you go…

Grüße,

Mathias

Schüssel und die FPÖ
Hallo Matthias,

Die Österreichische Außenministerin ist zu ihren
Verhandlungen
vom Regierungschef Österreichs legitimiert worden.
Dieser
wieder um ist von der österreichischen Bevölkerung
legitimiert
worden

Der Wahlverlierer Wolfgang Schüssel ist nicht von
der Österreichischen Bevölkerung sondern von Jörg
Haider (damals FPÖ) legitimiert worden. Dieses
geballte Mischmasch von christlich-sozialer und
nationaler Ausländerfeindlichkeit findet auch unter
Schüssels eigenen Leuten seine Kritiker.

Gruß
J.

Nachtrag: Leitkultur
Hallo Matthias,

… wo klar ist, dass wenigstens Österreich
verstanden hat, auf welcher Leitkultur Europa
basiert.

ich bitte Dich zu verstehen, daß ich als
Österreicher auf das Wort „Leitkultur“ etwas
gereizt zu reagieren pflege.

Gruß
J.

Hallo Jakob,

… wo klar ist, dass wenigstens Österreich
verstanden hat, auf welcher Leitkultur Europa
basiert.

ich bitte Dich zu verstehen, daß ich als
Österreicher auf das Wort „Leitkultur“ etwas
gereizt zu reagieren pflege.

Ich habe diesen Begriff bewusst gebraucht um augzuzeigen, dass es einen europäischen Grundkonsens, eben eine „Leitkultur“ gibt, die auf den christlich-aufgeklärten Werten basiert.
Die Türkei als islam-geprägtes Land passt nicht dazu.
Dazu kommt das wirtschaftliche Gefälle.

Grüße,

Mathias

Nathan und die Aufgeklärten
Hallo Matthias,

…die auf den christlich-aufgeklärten Werten
basiert.

ich versteh natürlich schon, daß die wesentlichen
politischen Unterschiede zwischen dem Österreich
und dem Deutschland der 1930er-Jahre nicht so
bekannt sind.
Die christlich aufgeklärten Werte hatten es dem
Österreichischen Ständestaat (1934-1938) leicht
gemacht, auf das eigene Volk zu schießen. Das Bild
des christlich aufgeklärten Wertediktators Dollfuß
wird noch heute in Schüssels ÖVP-Parlamentsclub
verehrt.

Auf den christlichen Werten beruht, könnte man
meinen, auch die Doppelmoral der ÖVP und CSU. Von
Aufklärung weiß ich in diesem Zusammenhang nichts.
Höchsten von deren Rückgängigmachung.

Schüssels Partei fordert immer wieder einen
Gottesbezug in der Österreichischen Verfassung.

Der liebe Gott ist aber für alle da; die Moslems
teilen ihn zum Beispiel mit den Juden und Christen.

Ständestaat Österreich 1934-1938:
http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.s/s772608.htm
Februaraufstand:
http://de.wikipedia.org/wiki/
Februaraufstand_%28%E2%88%9A%C3%B1sterreich%29
Dollfußbild:
http://no-racism.net/article/896/

Gruß
J.

Der Wahlverlierer Wolfgang Schüssel ist nicht von
der Österreichischen Bevölkerung sondern von Jörg
Haider (damals FPÖ) legitimiert worden.

das ist natürlich Unsinn. Schüssels ÖVP hatte 41% bekommen und war die stärkste Partei. Was soll das?

Pierre

Gruß
J.

Hallo Gandalf,

Zu 2.:

Ich dachte bisher immer, die Tuerkei bzw. auch Istanbul (ehem.
Konstantinopel) seien mit eine Wiege der europaeischen (im
Sinne des Kontinents) Kultur gewesen - vor allem vor rd. 1.500
Jahren, als die Byzantiner dort herschten?!

Ja, wer waren denn die „Byzantiner“?
Da war das Oströmische Reich, da waren orthodoxe Christen.
Eine „Wiege“ europäischer Kultur war das nur begrenzt, nämlich für jene Bereiche, die beim orthodoxen Glauben blieben.
Für Mittel- und Westeuropa scheint mir das ziemlich bedeutungslos.

Mitten in der Türkei finden sich die unter anderen ältesten Zeugnisse christlicher Kultur: Göreme. Siehe z.B. hier: http://www.schaetze-der-welt.de/denkmal.php?id=232

Und die heutigen „Türken“ gab’s damals ja noch lange nicht in dieser Gegend, die überrannten Anatolien, Kappadokien, Kilikien, Lydien, Lykien etc. erst Jahrhunderte später.
Zuletzt sollte noch Atatürks ethnische Säuberung nicht vergessen werden, der auch ein christliches Volk nahezu zur Gänze zum Opfer fiel. Ist noch keine 100 Jahre her.

Gruß
Barney

Zuletzt sollte noch Atatürks ethnische Säuberung nicht
vergessen werden, der auch ein christliches Volk nahezu zur
Gänze zum Opfer fiel. Ist noch keine 100 Jahre her.

Am, solltest Du den Massenmord an den Armeniern meinen… Das war nicht Atatürk.
Mustafa Kemal war 1915 Divisionskommandeur auf den dardanellen (wo er eine entscheidende rolle spielte) und stieg dann in der Militärhirarchie auf… Politische Bedeutung erlangte er erst ab 1919.

Gruß
Mike

P.S. Die Bedeutung von Byzanz im Frühmittelalter (vor dem Schisma) auf die Gesamtchristenheit kann gar nicht überschätzt werden.
(Ostrogorsky, Byzantinische Geschichte)

Oh, Pierre,

das ist natürlich Unsinn. Schüssels ÖVP hatte 41% bekommen und
war die stärkste Partei. Was soll das?

Ich glaube, du verwechselst da was. Die Wahlen, von denen Jakob sprach,
waren die von 1999: da hatte die ÖVP lediglich 26,9 %

http://www.aillyacum.de/Dt/Wahlen-Austria/1999/NF99…

Die Wahlen, von denen du sprichst, waren (nach dem Scheitern der ÖVP/FPÖ Regierung) die vorgezogenen Neuwahlen, als Österreich hoffte, Schüssel würde den gleichen Fehler nicht zweimal machen und die beiden Großparteien mit einer komfortablen Mehrheit bedachte. Dennoch koalierte Schüssel wiederum mit der enorm geschwächten (von 52 auf 18 Mandate abgestürzten) FPÖ.

http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabI…

Gruß aus Wien, jenny

Dennoch koalierte Schüssel

wiederum mit der enorm geschwächten (von 52 auf 18 Mandate
abgestürzten) FPÖ.

Na und? Er hat eine Mehrheit gecheckt.

Pi.