Servus Europa!
Also, das wird sicher kein (ganz) ernsthaftes Posting.
Zum einen ist heute der 1. Jänner
Zum anderen ist Fasching.
Zum ganz anderen handelt es sich zum Teil um österreichische Politik.
Und zum ganz fies anderen hat sich ja Österreich noch vor Beginn der Präsidentschaft gehörig lächerlich gemacht.
Gemeint ist die EU-Kunst-Plakat-Pornoaffäre. Also ich finde am schlimmsten das Plakat auf dem sich drei Leutchen v***** (oder wie die Deutschen sagen: f*****). Die 3 haben Masken auf, von: Der Queen, Chirac, und Bush…
Also, ich werde wahrscheinlich nie darauf kommen warum das Kunst ist. Aber was hat es mit der EU zu tun? Wie soll uns das der EU näher bringen? Warum trägt die Bushmaske eine Frau? Werden uns die drei verklagen? Drohen die nächsten Sanktionen? Wann werden die Bürger der anderen EU-Staaten aufhören über uns zu lachen?
Also, wir Österreicher werden selbst lange nicht mit lachen aufhören. Aber lustig darüber brauch ich mich nicht zu machen, das tun schon andere: http://raketa.at/index.php?id=5341
Aber dann fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren.
Wir Österreicher können Europa nicht aus der Krise helfen. Auch dann nicht wenn wir es uns noch so wünschen. Bestimmt nicht.
Aber was wir können: Europa ein wenig verösterreichern. Wir haben ja jetzt im Vergleich ziemlich gute Wirtschaftsdaten. Deutschland haben wir schon lange überholt. (Oder besser: Deutschland hat uns beim Rückschritt überholt) Aber jetzt sind wir drauf und dran die Schweiz zu überholen. Die SCHWEIZ! Das ist wie ein Sieg im Fußball gegen Deutschland! (Oh, hoppla, das ist ja schon mal passiert *ggg*) Und das obwohl die Geschichte von Österreich eine einzige Krise war. (Oder viele Krisen die ineinander griffen). Das trotz (oder wegen?) der Arbeitsmoral der Österreicher. Die glauben ja immer noch, dass blaue Montage, bzw. Gabelfrühstück und Jause während der Arbeitszeit verbriefte Rechte sind. Aber vielleicht ist es ja genau das: So muss jede Firma ein paar Leute mehr beschäftigen, die sonst arbeitslos wären. Und erst die Politiker. Da brauche ich kein Wort mehr über den Kärntner verlieren… Was hatten wir da nicht alles: Einen Finanzminister der sich mittels einer Wahltante aus der Affäre geredet hat. (Androsch) Einen Bundeskanzler der zuweilen auch Journalisten angegrantelt hat: ‚Lernen sie Geschichte, ja?’ (Kreisky) Seinen Nachfolger, der immer alles ‚so kompliziert’ fand (Sinowatz) Einen Präsidenten, der uns seine Mitgliedschaft bei der SA verheimlicht hat (Waldheim), was Sinowatz zum Ausspruch veranlasste: ‚Vielleicht war nicht er bei der SA, aber sein Pferd?’ *gggggggg* Einen Finanzminister, der der in unseren Zeitungen öfter in Badehosen als im Anzug zu sehen war. (Grasser) Und nicht zuletzt den Schweigekanzler der es nicht der Rede wert findet, dass es seinen Koalitionspartner schon längst zerbröselt hat. Diese Liste ließe sich beinahe endlos erweitern. Ich hab ja nichtmal Hump Dump erwähnt (hoppla, jetzt hab ich’s ja doch)
Soooo, ich sollte langsam zum Punkt kommen. Nur ein Umweg noch:
Vor kurzem habe ich einen persischen Film gesehen. ‚Der Geschmack der Kirschen’ von Kirostami (lautmalerisch, ich hab keine Lust nachzusehen wie man den schreibt).
Es handelt von einem Mann der Selbstmord begehen will. Er hat sich das so gedacht: Um Unannehmlichkeiten zu vermeiden will er im schon frei geschaufelten Grab Selbstmord begehen. Jetzt sucht er nur jemanden der nach dem Freitod sein Grab zuschaufelt. Aber er findet keinen. Nur Leute mit guten Ratschlägen, philosophischen Gedanken und einer Geschichte. Die erzählt ihm der Portier eines Museums.
Also, der wollte selbst Selbstmord begehen. Er wollte sich vom Kirschbaum stürzen. Und so sitzt er nächtens auf dem Kirschenbaum und denkt über sein Leben nach. Und dabei isst er Kirschen… und denkt: ‚etwas was ich nicht mehr erleben werde, den Geschmack der Kirschen…’ langsam geht die Sonne auf… wunderschön… und er denkt: ‚wieder etwas was ich nicht mehr erleben werde: Sonnenaufgänge…’ Die ersten Schulkinder kommen. Sie necken einander und lachen… und er denkt: ‚auch etwas was ich nicht mehr erleben werde: Kinderlachen.’ Und so lässt er den Selbstmord sein, isst noch ein paar Kirschen und steigt vom Baum herunter.
‚Und hat sich dein Leben verändert?’
‚Nein, überhaupt nicht, es ist noch immer eine einzige Krise, aber ich erzähle dir lieber einen Witz: Ein Mann geht zum Arzt und sagt: ‚Ich bin gestürzt und muss schwer verletzt sein. Überall wo auch immer ich auf meinen Körper zeige tut es weh… hier und hier und hier…. ‚
Der Arzt untersucht den armen Mann und meint:
‚Also, dein Körper ist in Ordnung, nichts passiert, aber dein Finger ist gebrochen.’
‚Und so,’ sagt der Portier, ‚ist das vielleicht mit unseren Leben: Vielleicht ist damit ja alles in Ordnung. Vielleicht ist nur der geistige Finger mit dem wir auf uns zeigen nicht in Ordnung.’
Also vielleicht ist das ja auch so mit der EU. Immerhin kommen die Abordnungen der Länder zusammen um zu streiten, und nicht mehr um Krieg zu führen. Immerhin haben wir einen großen Markt, der vielleicht einmal Arbeitsplätze sichern und, kann ja sein, bringen wird. Immerhin haben wir zumindest in einem Teil der EU eine gemeinsame Währung die uns vor unsicheren Wechselkursen bewahrt.
Vielleicht ist es ja normal, dass es in einer so großen Gemeinschaft mit so unterschiedlichen Ländern dauernd kriselt. Vielleicht ist es normal, dass die Bevölkerungen nicht gerade begeistert sind von einer Gemeinschaft, die für Einheitskäse, geänderte Namen für Lebensmittel, andere Maßeinheiten (GB) und viel Bürokratie steht. Und vielleicht ist es ja normal, dass die Bevölkerungen die EU für Sachen verantwortlich macht für die sie nichts kann. Z. B. durch den Euro eingeführte Preiserhöhungen. Vieles was früher 50 Schilling gekostet hat, kostet heute 5 € . Aber das kann man ja den Firmen nicht verübeln: Spitzenreiter ist ja die ehemals staatliche Telekom . Da hat ja ein Telefonat bei den Münzfernsprechern früher einen Schilling gekostet. Heute? 20 Cent! Eine Preissteigerung von 270 % !
Achja, was ist der Unterschied von einem Deutschen und einem Österreicher? (Abgesehen von der gemeinsamen Sprache)
Der Deutsche sagt: ‚Die Lage ist ernst aber nicht hoffnungslos.’
Der Österreicher: ‚Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.’
Vielleicht ist das ja so mit der EU, hoffnungslos aber nicht ernst
Und so erhebe ich das letzte Mal für heute mein Glas: Auf die EU, auf Österreich, auf die EU-Plakate (die leider abmontiert wurden bevor ich sie gesehen habe) und auf das nächste (Halb-)jahr.
Und ich verspreche: das nächste mal wenn ich über die EU nachdenke, ich werde es ernsthafter tun.
Prosit Europa
Euer Herbert