Heidegger zum Beispiel, hat durch sein intensives Nietzsche-Studium zuerst in seinem Hauptwerk, dieses (hier speziell deines!) philosophische Problem, wie du ja weißt, mit der Zeit verbunden, was ja sowohl das individuelle als auch kollektive Sein absolut existenziell und realistisch beschreibt, weil das Sein, zunächst rein oberflächlich gesehen, ohne Zeit scheinbar nicht sein kann.
Aber, wie Kant psychologisch erkannte, ist das metaphysische Bedürfnis irgendwo tief in unserer menschlichen Natur inhärent, spricht die SINNFRAGE, wobei die heute eher psychologisch und neurologisch beschrieben wird, jedoch nicht wirklich voll erklärbar ist. Das unterscheidet ja auch die Philosophie von allen Fachwissenschaften.
Heidegger hat in seinem zehn Jahre vor seinem Tode geführten SPIEGEL-Interview ja bekanntlich den Satz als sein metaphysisches Erbe hinterlassen: „Nur noch ein Gott kann uns retten“ (diesen Satz habe ich hier im Brett mal so kommentiert: „Heidegger hat Nietzsche überhaupt nicht verstanden!“).
Der Metapher hat mal im Reli-Brett eine m. E. sehr kluge Abgrenzungsanalyse (im Sinne der modernen Sprachphilosophie) gestartet, indem er explizit zu machen versuchte, dass der Wahrheitsanspruch der Religionen gar nichts mit den Wahrheitskonzeptionen der Philosophie zu tun hätte. Und ich habe diese Immunisierung damals sowohl kritisiert als auch (sogar überwiegend!) positiv bewertet und sogar echt bewundert, denn darum geht’s ja überhaupt - um’s ÜBERLEBEN!!!
Also, warum du jetzt wieder zurückrudern willst, „vor“ Nietzsche, ist für mich insofern eine interessante Frage, weil eben die dazu fehlende „Offenbarung“ fehlt, die die Philosophie ja auch nicht bieten kann, sondern nur die Religion.
Seit Sokrates („Es gibt nur ein einziges Gut für den Menschen, die Wissenschaft, und nur ein einziges Übel, die Unwissenheit.“) unterscheidet unsere abendländische Kultur das Wissen vom Glauben.
Dass Nietzsche dem armen Sokrates die Schuld dafür gibt, dass angeblich durch ihn (aus der Sicht von Nietzsche) „Gott“ im Laufe der Philosophie und Wissenschaft durch den mechanistischen RATIONALISMUS getötet wurde, das hat m. E. Nietzsche völlig missverstanden.
Es war Platon, der von seinem Lehrmeister Sokrates dann ein geschlossenes Gesellschaftssystem konstruierte und nicht der arme, unschuldige Sokrates (schaust du in der Münchner Uni, da steht neben Goethe nicht Sokrates, sondern Platon als überlebensgroße Statue des abendländischen philosophisch-wissenschaftlichen Geistes).
Was bleibt übrig???
Vielleicht Whiteheads Satz, dass die ganze abendländische Kultur nur eine „Fußnote Platons“ ist, bisher!? Aber den Begriff „Gott“ hat auch Whitehead weitestgehend vermieden, folgerichtig und logisch, um den Begriff des WISSENS , im Unterschied zum GLAUBEN, rein zu halten, wobei ich dir absolut zustimme, dass sogar auch Nietzsche, wie auch Heidegger und viele andere, „Gottsucher“ waren - wie offensichtlich auch du.
Aber, warum suchst du „Gott“ nicht in der Religion bzw. Theologie???