Offene Jugendarbeit mit Rechtsextremen/Migranten

Guten Tag zusammen,
ich studiere Soziale Arbeit und muss ein Referat über offene Jugendarbeit halten.
In diesem Referat habe ich mit einer Kommilitonin zusammen die Idee für eine Gruppenarbeit gehabt.

Folgender Inhalt:
„Ein Jugendhaus in einem viertel mit Starkem Migrationsanteil wird gut besucht. Mit der Zeit tauchen aber vermehrt rechtsextreme auf und machen sich in diesem Jugendhaus breit. Dadurch werden „natürlich“ die Jugendlichen mit Migration vertrieben.
Eure Aufgabe soll es sein, alle Jugendlichen in das Jugendhaus zu integrieren. Wie geht ihr vor“ …so in etwa

So, jetzt müssen wir quasi auch eine Lösung anbieten. Problem nur… welche? Wie löst man ein solches Problem?

Wir haben uns überlegt, dass man erstmal außerhalb des J.Hauses mit den einzelnen Gruppen spricht und versucht einzelne Dinge zu klären (warum rechts,…) anschließend den einzelnen Gruppen gesonderte Räume zur Verfügung stellen… und sie stück für stück aneinander gewöhnen.

Habt ihr Ideen, was man machen könnte?
Wir wären euch sehr dankbar!

Hi,

"Ein Jugendhaus in einem viertel mit Starkem Migrationsanteil wird gut besucht. Mit der Zeit tauchen aber vermehrt rechtsextreme auf und machen sich in diesem Jugendhaus breit. Dadurch werden „natürlich“ die Jugendlichen mit Migration vertrieben.

Also meiner Erfahrung nach heisst das Auftreten von Skins nicht unbedingt, daß die Migranten abhauen. Je nach Gegend stellen sie nämlich die absolute Mehrheit.

Eure Aufgabe soll es sein, alle Jugendlichen in das Jugendhaus zu integrieren. Wie geht ihr vor" …so in etwa
So, jetzt müssen wir quasi auch eine Lösung anbieten. Problem nur… welche? Wie löst man ein solches Problem?

Ich habe genau diese Situation in unserem Freizeitheim erlebt. Nur dass es da noch die dritte Gruppe „Vorstadtkids“ gab.

Wir haben uns überlegt, dass man erstmal außerhalb des J.Hauses mit den einzelnen Gruppen spricht und versucht einzelne Dinge zu klären (warum rechts,…) anschließend den einzelnen Gruppen gesonderte Räume zur Verfügung stellen… und sie stück für stück aneinander gewöhnen.

Nette Idee. Wird nur praktisch ausgesprochen schwierig werden.

Die „Lösung“ in unserem „Freizi“ war damals eine klare Aufteilung der Nutzungszeiten. Die rechte Ecke hatte Di und Do die Sportplätze und Räume. die „Migrantenfraktion“ bekam Mo und Mi. Der Freitag wurde für die unter 14-jährigen reserviert, da diese von allen drei Gruppen regelmäßig überall verdrängt wurden.

Wir „Vorstadtkids“ haben uns Mo-Do mit durchgeschlängelt, immer in der Hoffnung von keiner der Gruppen aufs Korn genommen zu werden.

Das hat natürlich ENORMEN Einsatz des Personals bedeutet die Sache durchzuziehen bis es sich eingelaufen hatte. (Es ist nicht jedermanns Sache als 1,65m-Sozialpädagogin mit eine Horde Skins zu verscheuchen.)
Die zuständigen Polizisten hätten in der Anfangszeit auch gleich den ganzen Tag dableiben können, statt zwischendrin immer wieder woanders hinzufahren.

Nach ca. einem Jahr hatte sich das ganze normalisiert und es wurden teilweise kleine Ausnahmen möglich ohne gleich das ganze System zu kippen. Gerade Mannschaftssportarten bieten dazu Gelegenheit, da nunmal auch ein noch so verbohrter Skin/oder „Ghetto“ (um nicht zu einseitig zu sein) lieber gegen Menschen Fußball spielt als gegen die Wand wenn von seinen Kumpels keiner da ist. Nur muss da dann halt wieder ein durchsetzungswilliger Betreuer vor Ort sein um zu verhindern, daß der erste „Abseitsstreit“ blutig wird.

Als Quelle würde ich den Besuch in einer Jugendeinrichtung in einer beliebigen Großstadt empfehlen. Da findet euer theoretisches Problem täglich statt und es haben sicherlich einige Leute interessante Lösungsvorschläge parat.

Viel Spaß bei eurem Referat
Gruß
Nick H

Dafür schonmal vielen Dank
Es ist ein fiktives Beispiel. Deswegen lassen sich die Migrantenkids jetzt einfach mal „vertreiben“

Aber schonmal vielen Dank für die Anregung und Tipps. Werden das dann als eine Möglichkeit übernehmen.

Würden nur gerne mehr Möglichkeiten haben. Ich hoffe das bei der Diskussion auch etwas neues herauskommt.

http://www.duesseldorf.de/download/dgll.pdf

Kapitel 9.

2 Like

Das ist richtig hilfreich. Vielen, vielen Dank dafür!

Das ist total interessant… und total kompliziert! Ich bin jetzt net so aus der pädagogischen Ecke, aber ich studiere Psychologie und bin als Ausländerin in einer teilweise rechten Ecke aufgewachsen. Deswegen versuche ich es mal:

  1. Zuerst würde ich mich fragen, was das für Leute sind, die in einer öffentlichen Einrichtung ihre Freizeit verbringen. Sind sie offen für Neues oder eher nicht, vertragen sie sich gerne mit anderen oder wollen sie lieber Dominanz zeigen, haben sie eine gewalthaltige Kindheit oder doch sehr liebevolle erfahren usw.

  2. Dann wäre die nächste Frage, warum die Migranten „flüchten“. Haben sie Angst vor körperlicher Gewalt (schwer vorstellbar, wenn sie eigentlich in der Mehrzahl sind)? Genieren sie sich evtl., z.B. wegen sprachlichen Unterschieden? Haben sie das Gefühl, dass sich das Angebot ändert, wenn „Andersartige“ teilnehmen? Haben sie das Gefühl, sie könnten zu provokant herüberkommen, z.B. durch Naziwitze (die bei Nazis natürlich nicht so gut ankommen müssen…)?

  3. Ich würde immer mal wieder nach „Anführern“ beider Gruppen suchen und fragen, was Sache ist, warum die einen nicht mehr kommen und ob die anderen wirklch etwas gegen sie haben oder vielleicht nicht doch neue Erfahrungen machen möchten, aber nicht wissen wie (Nazis ziehen sich wohl eher in „ihre“ Ecken zurück). Oft bringt es wirklich viel, mal die Meinung der Parteien zu erfahren und nach ihren Vorschlägen und Ideen zu fragen.

  4. Wenn beide Seiten bereit dazu sind, sich mal gegenseitig ein bisschen kennen zu lernen, dann kann man auch Sonderprogramme einführen, in denen zunächst beide Gruppen als getrennte Gruppen und später als gemischte Gruppen auftreten. Z.B. Fußballturniere, Videoprojekte etc. Wenn man die Gruppen immer wieder trennt, verstärkt sich dieses Wir-Gefühl oder wird zumindest nicht schwächer.

  5. Achtung: Erwachsene oder Personen von außerhalb haben da nichts zu suchen! Vor allem bei den Neonazis kommt ständig die NPD dazwischen und versucht sich zu präsentieren und auf die Jugendlichen Einfluss zu nehmen. Deshalb: Außenstehende weg!!!
    Wichtig: Geschlechterunterschiede gibt’s da bestimmt auch noch, deswegen ist gerade bei Jugendlichen darauf zu achten, ob sich da Pärchen bilden oder die eine Gruppe die Mädchen vor der anderen Gruppe schützen möchte. Gerade die Exotik zieht an und das macht nicht alle glücklich! In Sachen Aggressivität sind Mädchen vielleicht auch etwas verträglicher untereinander, aber schützt nicht vor verbaler Aggressivität und feindseligkeit.

Daraus ergeben sich folgende Aufgabenbereiche:
zu 1: Konzept zum Jugenhaus erneuern
zu 2: Programm für alle attraktiv machen, Sport und Musik führen meist zusammen (da fällt mir gerade ein ziemlicher Streitpunkt aus dem bereich Geschichte zwischen Südländern und Neonazis ein: Genozid in Deutschland vs. Genozid in der Türkei oder Serbien, das beschäftigt beide Seiten)
zu 3: Gruppenvertreter bestimmen, damit die Verantwortlichkeit nicht nur bei den Pädagogen liegt
zu 4: das ganze wirklich als Sonderevent nehmen, auch wenn solche Streitigkeiten nicht nach 1 Monat beigelegt sind!!!
zu 5: Regeln verschärfen!!!

Ich hoffe, das hilft. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Migranten und Nazis sich zwar gegenseitig interessieren, man sich aber aus dem Weg geht, solange keiner angegriffen wird. „Die machen ihr Ding, wie machen unser Ding“, halt. Deswegen ist es vielleicht ganz nützlich, wenn man mögliche Szenarien, die Richtung Gewalt gehen, nicht gegenüber den Kindern äußert und sie dadurch nicht auf dumme Gedanken bringt. ^^