Also Ihrer Meinung kann ich aus eigener Praxis nicht
zustimmen.
Sag doch bitte „du“ zu mir. Das ist hier so üblich.
Was deine Praxis angeht, so muss ich dazu leider einige sehr kritische Anmerkungen machen.
Du warst hier eine Weile sehr aktiv. Ich habe in dieser Phase wohl so ziemlich alles gelesen, was du geschrieben hast, und die Fehlerquote war jenseits von Gut und Böse. Mit der rechtlichen Realität hatten deine Antworten meistens nichts oder allenfalls zufällig und am Rande zu tun. Das lässt sich alles im Einzelnen nachweisen, und ich bin ja auch gelegentlich eingesprungen, damit Fragende hier nicht völlig fehlinformiert wieder gehen. Bei deiner Website, die in der ViKa verlinkt ist, bin ich mir bis heute nicht ganz sicher, ob sie und dein Auftritt hier bei w-w-w ernst gemeint oder ziemlich gute Satire ist. Auf der einen Seite lässt du nicht erkennen, dass es ein Augenzwinkern gibt, auf der anderen Seite meine ich, das kann doch gar nicht dein Ernst sein.
Ich möchte dir als Mensch wirklich nicht zu nahe treten. Aber ich glaube wirklich nicht, dass du irgendwas von den Dingen, die ich geschrieben habe, beurteilen kannst, und noch weniger glaube ich, dass du wirklich etwas von Recht verstehst. Letzteres hat seinen Grund einfach in den desaströsen Beiträgen, die du hier abgeliefert hast. Wenn ich mich recht entsinne, habe ich sogar das Team gebeten einzuschreiten, weil ich es wirklich gefährlich finde, so viele Unwahrheiten unters Volk zu bringen, nicht etwa, weil ich irgendwas gegen dich hätte oder dir irgendwie in die Karre fahren wollte oder so.
Ein Studium im genannten Umfang vermittelt zwar das noetige
Wissen, aber wenn dies Grundlage jeder juristischen Taetigkeit
und Garant fuer Erfolg waere, warum gibt es dann vor Gericht
Verlierer und Obsiegende.
Hieran sieht man wieder, dass du nicht weißt, wovon du sprichst.
Zunächst einmal habe ich mit keinem Wort geschrieben, dass ein juristisches Studium „Garant für Erfolg“ ist. Mir ist auch völlig unerklärlich, wo ich etwas geschrieben haben könnte, das auch nur im Entferntesten in diese Richtung geht. Ich bin vielmehr der Meinung, dass es Juristen gibt, die von ihrem Job nicht viel verstehen. Um mal ein Beispiel zu nennen: Wenn ein Jurist zwei Examina mit 4,0 Punkten ablegt, kann er trotzdem eine Kanzlei aufmachen. Ich will nicht (!) sagen, dass Juristen mit 2 x 4,0 Punkten schlecht sind! Es kann ganz verschiedene Gründe haben, warum jemand keine so berauschenden Examina hat. Prüfungsangst zum Beispiel. Dann kann selbst der beste Jurist noch dramatisch schlecht abschneiden. Aber: Auch ein schlechter Jurist kann Examina ablegen, und die mögen dann noch so schlecht sein, er hat Anspruch auf Zulassung zur Anwaltschaft und kann loslegen.
Meine Aussage ist darum eher das Gegenteil. Schon mit fundierter juristischer Ausbildung muss man nicht unbedingt ein Held der Juristerei sein (kann aber, es gibt ganz tolle Juristen!), aber ohne ist die Chance, ein guter Jurist zu sein, der sich ernsthaft selbst vertreten kann, kaum nennenswert. Mir wäre kein einziges Beispiel bekannt. Das ist natürlich nicht juraspezifisch, sondern gilt für andere Fachgebiete auch. Ich mische mich niemals in die Diskussion von Biologen oder Soziologen oder Informatikern ein mit der Auffassung, all das genauso gut zu kennen und zu wissen und beurteilen zu können. Jeder (!) ist Laie, nur nicht auf demselben Gebiet.
Und schließlich zeugt deine Frage von enormer Praxisferne. Wenn du wirklich im juristischen Geschäft aktiv wärst und zwar auch anwaltlich oder als Richter oder dergleichen, dann würdest du eine so eigenartige These, verpackt in eine Frage, nicht bringen. Es kann ganz viele Gründe haben, warum man einen Prozess verliert. Mir ist ein Fall im Kopf, wo der deutlich schlechtere Anwalt den Fall verloren hat, weil die Zeugenaussagen zu seinen Gunsten sprachen. Und das ist nur der eine Fall, den ich jetzt im Kopf habe. Es ist nicht wahr, dass gute Anwälte immer alle Fälle gewinnen und schlechte alle verlieren. Der anwaltliche Einfluss auf einen günstigen Prozessverlauf ist gegeben, hat aber Grenzen. In der Regel pflegen Anwälte übrigens die Risiken der Prozesse zu erkennen und zu kommunizieren, aber natürlich nur dem Mandanten. Wenn ein Fall verloren wird, von dem von Anfang an klar war, dass er verloren zu gehen droht, ist das ja kein Zeugnis gegen die Qualität des Anwalts. Juristerei ist keine Mathematik, man kann nicht immer vorher genau sagen, wie es ausgeht. Erst wenn ein Anwalt immer alle Fälle gewinnt und ein anderer immer alle verliert, muss man sich fragen, ob das wohl mit der Befähigung zu tun hat.
Ihre philosophische These kann nicht aufgehen.
Natürlich nicht, denn ich habe keine philosophische These aufgestellt.
Ebenso wie
Boersenspekulanten scheitern weil sie die falsche Theorie
haben, so geht es auch Anwaelten.
Das spricht nur leider gar nicht gegen meine Aussage, dass es ohne fundierte juristische Ausbildung nicht möglich ist, sich grundsätzlich selbst zu vertreten. Dass es ganz einfach gelagerte Fälle gibt, in denen das geht, versteht sich übrigens von selbst. Die meisten und ganz alltäglichen Rechtssituationen werfen ja keine besonderen Fragen auf.
Und glauben Sie, es gibt
nachweislich „Hobbyjuristen“ die mehr Wissen servieren als ein
geschulter Durchschnittsanwalt.
Mir ist keiner bekannt.