Ohne Kommentar zur allgemeinen Hysterie

Aus dem heutigen Polizeibericht der Polizei Heidelberg:

Milzbrand entpuppte sich als Blinddarmreizung

Künzelsau / Heidelberg.

Unbegründete Sorgen machte sich am Sonntag (14.10.2001) eine 46-jährige US-Amerikanerin, die zur Zeit bei einer Firma im Raum Künzelsau beschäftigt ist. Sie hatte ihren Auto in der vergangenen Woche unverschlossen auf dem Parkplatz ihres dortigen Hotels abgestellt. Zweimal war ihr Lenkrad mit einer unbekannten weißen Substanz worden.

Als die Frau am Sonntag schließlich grippeähnliche Symptome verspürte, gingen ihre Befürchtungen in Richtung Milzbrand, weshalb sie sich zunächst an das Militärhospital in Heidelberg wandte. Da sie dort aufgrund ihres Zivilstatus nicht untergebracht werden konnte, wurde sie in eine Heidelberger Klinik gebracht, wo sich ihr Verdacht auf Milzbrand als Blinddarmreizung herausstellte.

Ihr Auto wurde auf dem Gelände des Kompostwerkes Wieblingen verwahrt. Nachdem durch die Kriminalpolizei die Spurensicherung erfolgt war, wurde der PKW durch die Berufsfeuerwehr Heidelberg dekontaminiert. Das Fahrzeug bleibt bis zur vollständigen Klärung des Sachverhalts dort beschlagnahmt.

Die Reste der geheimnisvollen weißen Substanz werden derzeit durch ein chemisch-biologisches Institut untersucht. Mit dem Ergebnis ist in den nächsten Tagen zu rechnen.

mein Reden (owT)

Hallo Gisela,

schoen, dass es in dieser Zeit noch so bedachte, sachliche und coole Menschen wie Dich gibt. Du wuerdest nach einem Kontakt mit einem Puder auf Deinem Lenkrad und einen anschliessenden Fieberanfall also nicht hysterisch reagieren?
Ich schon. - 'bin halt auch nur ein Mensch und Angst kann lebensrettend sein, wenn auch uncool.

Gruss, Marcus

Hallo Marcus,

also jetzt mal im ernst:

ein weißes puder auf meinem lenkrad würde ich abwischen und annehmen, irgendjemand meiner kinder hat eine schweinerei hinterlassen.

ich bin nicht der nabel der welt, wohne nicht im nabel der welt, die wahrscheinlichkeit, dass mich jemand infizieren will, ist geringer als ein lottogewinn.

gruß
gisela

Hallo Gisela,

jeder geht mit seiner Angst anders um. Ich unterstelle einfach mal, dass alle irgendwie ersteinmal Angst haben wenn sie die aktuellen Informationen lesen, hoeren…
Du sagst, Du seist nicht der Nabel der Welt und wohnst auch nicht dort, gut, die Frau mit dem weissen Pulver war Amerikanerin und hatte vielleicht keine Kinder die ihr Lenkrad bestaeuben koennten. Sogesehen war sie vernabelter als Du - ich wuerde ihr keine Hysterie unterstellen, sondern in diesem Fall nur gesunde Angst. Ich bin auch nicht der Nabel der Welt, ich wohne auch nicht dort aber ich wohne in Paris und wenn ich in die Métro steige, stehen in dem Wagon zwei mit Maschinengewehren bewaffnete Soldaten und ein Unteroffizier, der auf die Jungs aufpasst. Die Angst ist da, ob sie nun hysterisch oder begruendet sei.
Was will ich Dir eigentlich sagen? Nun, ich finde es unpassend, die Aegste der Mitmenschen zu verurteilen (hysterisch) . Diese Aengste sind normal und wie ich anfangs sagte gehen unterschiedliche Menschen damit auch unterschiedlich um.

Gruss, Marcus

Hallo Marcus,

da geb ich dir recht, dass jeder mit seinen Ängsten anders umgeht. Ich meine damit auch nicht die konkrete Angst der Frau, sondern die Art und Weise, wie die Presse jeden Fall vereinnahmt.

Ich wohne zwar nicht in Paris, fahre aber täglich durch Heidelberg. Hier haben wir u. a. das europäische US-Hauptquartier, ein amerikanisches Krankenhaus, einen Flugplatz und große Wohngebiete nur für US-Amerikaner. Vielleicht kannst du dir in etwa vorstellen, was da bewachungsmäßig abläuft. Manche Stadtteile sind nur noch über Umwege erreichbar.

Trotzdem fühle i c h mich in keiner Weise bedroht. Wie gesagt, jeder sieht´s anders.

Trotzdem möchte ich dir ein Beispiel nennen, was ich mit „überzogen“ meine:

Ich arbeite gelegentlich als Taxifahrer. Letzten Freitag hatte ich eine amerikanische Frau mit starken Wehen im Auto, die in´s US-Hospital wollte. Sie stand kurz vor der Geburt ihres Kindes. Früher musste ich, um diese amerikanischen Einrichtungen zu befahren, meinen Personalausweis vorzeigen und durfte dann rein fahren. Am Freitag wurde die arme Frau, da sie nicht mehr laufen konnte, am Tor des Krankenhauses von einem Krankenwagen abgeholt. Ich hatte wirklich keine Möglichkeit, sie die letzten 100 m bis zum Eingang der Notaufnahme zu fahren.

Jetzt sag mal selbst.

Gisela

Hallo Gisela,

wir werden beide gleich im Archiv verschwinden, deshalb noch schnell eine Antwort, obwohl die ausser Dir wahrscheinlich keiner mehr liest.

Trotzdem möchte ich dir ein Beispiel nennen, was ich mit
„überzogen“ meine:

Ich arbeite gelegentlich als Taxifahrer. Letzten Freitag hatte
ich eine amerikanische Frau mit starken Wehen im Auto, die
in´s US-Hospital wollte. Sie stand kurz vor der Geburt ihres
Kindes. Früher musste ich, um diese amerikanischen
Einrichtungen zu befahren, meinen Personalausweis vorzeigen
und durfte dann rein fahren. Am Freitag wurde die arme Frau,
da sie nicht mehr laufen konnte, am Tor des Krankenhauses von
einem Krankenwagen abgeholt. Ich hatte wirklich keine
Möglichkeit, sie die letzten 100 m bis zum Eingang der
Notaufnahme zu fahren.

Jetzt sag mal selbst.

Nun, Du verstehst, dass wir uns in einem „Ausnahmazustand“ befinden. Wenn ich ein Terrorist waere und einen Anschlag auf eine amerikanische Einrichtung in Deutschland planen wuerde, faende ich die Idee garnicht so schlecht eine Frau zu benutzen, die Wehen und eine Schwangerschaft vortaeuscht um mich in diesem Amerikanischen Hospital einzuschleichen. Da diese Gefahr besteht, werden Vorsichtsmasnahmen getroffen, die der allgemeinen Sicherheit dienen sollen, - Dich, als Taxifahrerin aber irgendwie einschraenken oder veraergern. Es ist eben nicht mehr alles wie es vor dem 11. September war - Aber ich lasse Dir Deine art die Dinge zu sehen. Es ist auch gut, dass nicht alle so aengstlich sind wie mein Nachbar; den sehe ich taeglich mindestens 2x mit 6 Liter Wasser ankommen. Wenn das alle machen wuerden, haetten wir wirklich ein Versorgungsproblem.

Gruss, Marcus
P.S. Wenn Du zu unserem Dialog noch etwas beitragen moechtest, kannst Du mir gerne mailen (wir versinken im Archiv)