Hallo Günter,
es ist unbestritten, dass Olympiastädte stets über Jahre
hinweg einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung haben
und auch nach Ende der Spiele durch geschafffene Strukturen
weiterhin insgesamt der Lebensstandard der Bürger erhöht
wurde. Ausserdem wurden langfristig Voraussetzungen
geschaffen.
Ich habe da über Nagano anderes gehört. Die Stadt soll so gut wie pleite sein und die gebaute Infrastruktur wird nicht genutzt.
Hast Du Dir mal den Bauplan von Leipzig angeschaut? Das war Größenwahnsinn pur: Allein diese Phalanx von Brücken, für eine so (verhältnismäßig) kleine Stadt. Wer soll (nach Olympia) über die ganzen Brücken fahren???
Mich überrascht nun diese Freude am Scheitern von Leipzig. Es
war wohl klar, dass Leipzig gegen Paris, London, Moskau usw.
kaum eine Chance hatten. Gut.
Nur die Deutschen waren zu blöd, bzw. zu egoistisch das zu erkennen. Nachdem die Top-Contender raus waren haben alle wie blöd Leipzig gewählt, weil das eh keine Chance hatte.
Doch diese Diskussion hier im Brett beweist die derzeitige
Mentalität im Land. Solange der Nachbar etwas hat, was ich
nicht habe, darf er dies auch nicht haben ohne Rücksicht
darauf, ob ich möglicherweise später erst davon profitieren
kann.
Wie kann irgendjemand von einem gigantomanischen Bauprojekt profitieren, dass nicht annähernd der Größe der Stadt angemessen erscheint? Wobei zu bedenken ist, das diese Stadt sich in einem Schrumpfungsprozess befindet!
Das ist wieder der gleiche Mist, wie mit den riesigen Hafenanlagen, Klärwerken und anderem Kram. Muss irgendwas mit dem sozialistischen Hang zu Monumentalbauten zu tun haben.
Oder will man dies
nicht ? Lebt es sich von der Stütze so gut und den ABMs, dass
man froh sein muss, dass es in und um Leipzig keine Arbeit
gibt ?
Leipzig ist tot. Sorry, dass ich es so sage, aber es ist so. Wiederbelebungsversuche wie dieser Kosten nur Zeit und Geld und stehen einer natürlichen Regeneration der Stadt im Wege, da sie unübersehbare Folgekosten mit sich bringen.
Wer die Chance hat, in einer Region Arbeitsplätze zu schaffen,
solte solche Chancen nutzen. Aber, solche Neiddiskussionen
findet man wohl auch nur bei uns.
Besonders toll finde ich die zentralistischeren Staaten um uns herum auch nicht. Da findet halt automatisch alles, zugegeben ohne (Neid)Diskussion in der Hauptstadt statt.
Um es mal gehässig auszudrücken: Solange wir in Deutschland
lieber die Kartoffeln auf dem Acker verfaulen lassen, damit
keiner etwas am Verkauf verdient, solange sollten wir nicht
jammern, wenn wir Hunger haben.
Solange wir meinen jeder Sumpf sei ein Acker, werden unsere Kartoffeln automatisch nach der Saat verfaulen.
Grüße,
Anwar