Olympia nicht in Leipzig

Hallo!

Eben höre ich die Nachricht, daß Leipzig in der Bewerbung für Olympia 2012 nicht mehr dabei sein wird.

Ich hielt die Schaffung der Infrastruktur für ein derartiges Großereignis für wirtschaftlichen Irrwitz. Es wären mehrere Milliarden € letztlich verblasen worden, denn wer will solche Menge an Sportstätten und Hotels je wieder nutzen?

Gruß
Wolfgang

Hi,
bloss gut, das wäre ein Desaster größer als das mit der Expo geworden.

Denn verdient hätten an einer Olympiade vor allem diverse Firmen, die Zeche sprich Verluste hätte dann der Steuerzahler bezahlt.

A.

Gottseidank… endlich mal eine gute Nachricht.

Ausnahmsweise werden mal keine (weiteren) Steuergelder der Profilierungssucht einer Region / eines Politikers geopfert.

Gruß
Bernd

Gut und schlecht
Hallo Bernd,

unter inhaltlicher Zustimmung Deines Postings:
Das ist keine gute Nachricht, es ist das Ausbleiben einer schlechten Nachricht.
Frage: Wie schlecht muss es einem Land gehen, damit dass Ausbleiben einer schlechten Nachricht als gute Nachricht gewertet wird?

Grüße,

Anwar

Hallo!

Eben höre ich die Nachricht, daß Leipzig in der Bewerbung für
Olympia 2012 nicht mehr dabei sein wird.

Ich hielt die Schaffung der Infrastruktur für ein derartiges
Großereignis für wirtschaftlichen Irrwitz. Es wären mehrere
Milliarden € letztlich verblasen worden, denn wer will solche
Menge an Sportstätten und Hotels je wieder nutzen?

Ausnahmsweisde mal volle Zustimmung. Hab mein juhu schon in Inlandspolitik gepostet.
Das erspart mir ne Regatta direkt vor der Haustür: http://kds-nano.dyndns.biz/Physik-live/Freigegebene%…

Gruß
Frank

Hallo Anwarm,

Das ist keine gute Nachricht, es ist das Ausbleiben einer
schlechten Nachricht.

und das ist eben die gute Nachricht - daß es keine schlechte gibt.
Noch eine Nachricht, sdei sie gut oder schlecht mag der geneigte Leser entscheiden: Ich hätte es nie gedacht, aber es gibt Dinge, bei denen ich mit dem berüchtigten „Fremdwortfrank“ konform gehe.

Frage: Wie schlecht muss es einem Land gehen, damit dass
Ausbleiben einer schlechten Nachricht als gute Nachricht
gewertet wird?

Das ist keine gute Nachricht, wohl aber eine gute Frage.

Bernd

Ich halte die Nachricht auch für eine eher gute Nachricht. Schon wieder Olympia in Deutschland-einfach zu langweilig. Und noch etliche Milliarden in den Osten blasen, die dann zum großen Teil irgendwo versickern-das wäre bestimmt gut angekommen. Also, guter Job Leipzig, aber etwas zu überfordert mit der Aufgabe. Das hat sich der Wahlausschuss bestmmt auch gedacht und sich deswegen für Weltstädte wie z.B. NY entschieden.

Hallo!
Ganz ehrlich, ich finde es schade!! Seit einiger Zeit fahre ich gerne (und auch immer wieder)zu den olympischen Spielen, in Athen werde ich dazu auch noch das erste Mal als Volunteer tätig werden. Olympische Spiele, dass ist auch, wenn die ganze Welt zu Besuch ist. Allerdings muss man sich auch ein Stück weit damit identifizieren, und das ist in D ein Problem, soll doch z. B. das Westfalenstadion in Dortmund während der WM 2006 wegen vermuteter Werbung anders heißen. Aber die ‚Games‘ mit der WM zu vergleichen, ist wie das mit den Äpfeln und Birnen.

Ok, Paris geht nächstes Jahr als Favorit in die Entscheidung, ob ich nach Leipzig oder Paris fahre, macht, vom Sauerland gesehen, nicht mehr allzuviel aus.

Und wie sagte der Gründer der neuzeitlichen Spiele, Pierre de Coubertin, noch gleich: Olympism is not a system, it is a state of mind.

In diesem Sinne!
Julia

Hallo Julia!

Ohne jede Einschränkung teile ich die Begeisterung für Olympische Spiele und für die Begegnung von Menschen aus der ganzen Welt.

Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite darf man aber wirtschaftliche Zwänge nicht einfach ignorieren. Das gilt für die Finanzen des Gemeinwesens in gleicher Weise wie für das private Budget. Wohl jeder kennt ähnliche Situationen: Eigentlich gibt es die Kassenlage nicht her, aber diese einmalige Gelegenheit kann man sich nicht entgehen lassen… volles Verständnis! Wie knochentrocken langweilig wäre das Leben, würde man sich in jedem Moment so schrecklich vernünftig verhalten.

Es geht aber nicht darum, eine Freude bei vorübergehend klammer Kasse zu vermiesen. Viele Menschen einschließlich etlicher Politiker, haben offenkundig noch nicht begriffen, in welcher katastrophalen Verschuldung wir uns befinden. Die Verschuldung gehört zu den gravierendsten Problemen, die unsere Zukunft ernsthaft bedrohen. Es geht nicht um ein Stadion oder einer Sporthalle in Leipzig. Das sind Peanuts, die bauen soll, wer es für nötig hält. Es geht um gigantische Infrastruktur für Milliarden, die hinterher keiner mehr gebrauchen kann.

Frag doch einmal den Kämmerer der Stadt Leipzig, über wieviel freies „Spielgeld“ er verfügt. Frage den Kämmerer, wovon er zusätzliche Ausgaben bezahlen wollte. Er wird auf zugesagte Hilfen des Bundes verweisen. Dann frage Herrn Eichel, wovon er zusätzliche Zahlungen leisten wollte. Es wird darauf keine Antwort haben. Deshalb waren schon bei der Bewerbung für Olympia nur Träumer am Werk.

Die Frage ist längst nicht mehr, wieviel Geld zur Verfügung steht, sondern wie man die täglich neuen Löcher stopft. So geht es von wenigen Ausnahmen abgesehen allen öffentlichen Haushalten. Mit anderen Worten: Wir sorgen jetzt für viel Spaß, den Spaß sollen unsere Kinder bezahlen, aber für deren Ausbildung haben wir kein Geld.

Das paßt vorne und hinten nicht!

Gruß
Wolfgang

Hallo Wlfgang,

es ist unbestritten, dass Olympiastädte stets über Jahre hinweg einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung haben und auch nach Ende der Spiele durch geschafffene Strukturen weiterhin insgesamt der Lebensstandard der Bürger erhöht wurde. Ausserdem wurden langfristig Voraussetzungen geschaffen.

Mich überrascht nun diese Freude am Scheitern von Leipzig. Es war wohl klar, dass Leipzig gegen Paris, London, Moskau usw. kaum eine Chance hatten. Gut.

Doch diese Diskussion hier im Brett beweist die derzeitige Mentalität im Land. Solange der Nachbar etwas hat, was ich nicht habe, darf er dies auch nicht haben ohne Rücksicht darauf, ob ich möglicherweise später erst davon profitieren kann. Selbstverständlich werden einzelnen Firmen investieren und verdienen. Doch es werden auch Menschen beschäftigt, die verdienen, deren Familien möglicherweise aus der durch Arbeitslosigkeit entstandenen Sozialhilfe wieder in Arbeit und wieder zu einem normalen Leben kommen. Oder will man dies nicht ? Lebt es sich von der Stütze so gut und den ABMs, dass man froh sein muss, dass es in und um Leipzig keine Arbeit gibt ?

Wer die Chance hat, in einer Region Arbeitsplätze zu schaffen, solte solche Chancen nutzen. Aber, solche Neiddiskussionen findet man wohl auch nur bei uns.

Um es mal gehässig auszudrücken: Solange wir in Deutschland lieber die Kartoffeln auf dem Acker verfaulen lassen, damit keiner etwas am Verkauf verdient, solange sollten wir nicht jammern, wenn wir Hunger haben.

Gruss Günter

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Hallo Günter,

Doch diese Diskussion hier im Brett beweist die derzeitige
Mentalität im Land. Solange der Nachbar etwas hat, was ich
nicht habe, darf er dies auch nicht haben ohne Rücksicht
darauf, ob ich möglicherweise später erst davon profitieren
kann. Selbstverständlich werden einzelnen Firmen investieren
und verdienen. Doch es werden auch Menschen beschäftigt, die
verdienen, deren Familien möglicherweise aus der durch
Arbeitslosigkeit entstandenen Sozialhilfe wieder in Arbeit und
wieder zu einem normalen Leben kommen. Oder will man dies
nicht ?

Nein, man kann es nicht! Ginge es, bräuchte es kein Ereignis wie Olympia, um Arbeitsplätze zu schaffen. Sei dir sicher, das es durch Olympia nur noch schlimmer wird. Was alleine durch den „Bauboom“ u.ä. im Osten passiert ist, reicht mir.

Gruß
Frank

Hallo Günter,

es ist unbestritten, dass Olympiastädte stets über Jahre
hinweg einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung haben
und auch nach Ende der Spiele durch geschafffene Strukturen
weiterhin insgesamt der Lebensstandard der Bürger erhöht
wurde. Ausserdem wurden langfristig Voraussetzungen
geschaffen.

Ich habe da über Nagano anderes gehört. Die Stadt soll so gut wie pleite sein und die gebaute Infrastruktur wird nicht genutzt.
Hast Du Dir mal den Bauplan von Leipzig angeschaut? Das war Größenwahnsinn pur: Allein diese Phalanx von Brücken, für eine so (verhältnismäßig) kleine Stadt. Wer soll (nach Olympia) über die ganzen Brücken fahren???

Mich überrascht nun diese Freude am Scheitern von Leipzig. Es
war wohl klar, dass Leipzig gegen Paris, London, Moskau usw.
kaum eine Chance hatten. Gut.

Nur die Deutschen waren zu blöd, bzw. zu egoistisch das zu erkennen. Nachdem die Top-Contender raus waren haben alle wie blöd Leipzig gewählt, weil das eh keine Chance hatte.

Doch diese Diskussion hier im Brett beweist die derzeitige
Mentalität im Land. Solange der Nachbar etwas hat, was ich
nicht habe, darf er dies auch nicht haben ohne Rücksicht
darauf, ob ich möglicherweise später erst davon profitieren
kann.

Wie kann irgendjemand von einem gigantomanischen Bauprojekt profitieren, dass nicht annähernd der Größe der Stadt angemessen erscheint? Wobei zu bedenken ist, das diese Stadt sich in einem Schrumpfungsprozess befindet!
Das ist wieder der gleiche Mist, wie mit den riesigen Hafenanlagen, Klärwerken und anderem Kram. Muss irgendwas mit dem sozialistischen Hang zu Monumentalbauten zu tun haben.

Oder will man dies
nicht ? Lebt es sich von der Stütze so gut und den ABMs, dass
man froh sein muss, dass es in und um Leipzig keine Arbeit
gibt ?

Leipzig ist tot. Sorry, dass ich es so sage, aber es ist so. Wiederbelebungsversuche wie dieser Kosten nur Zeit und Geld und stehen einer natürlichen Regeneration der Stadt im Wege, da sie unübersehbare Folgekosten mit sich bringen.

Wer die Chance hat, in einer Region Arbeitsplätze zu schaffen,
solte solche Chancen nutzen. Aber, solche Neiddiskussionen
findet man wohl auch nur bei uns.

Besonders toll finde ich die zentralistischeren Staaten um uns herum auch nicht. Da findet halt automatisch alles, zugegeben ohne (Neid)Diskussion in der Hauptstadt statt.

Um es mal gehässig auszudrücken: Solange wir in Deutschland
lieber die Kartoffeln auf dem Acker verfaulen lassen, damit
keiner etwas am Verkauf verdient, solange sollten wir nicht
jammern, wenn wir Hunger haben.

Solange wir meinen jeder Sumpf sei ein Acker, werden unsere Kartoffeln automatisch nach der Saat verfaulen.

Grüße,

Anwar

Hallo Günter!

Mir ist jede Neiddiskussion fremd. Ich empfinde auch keine Freude darüber, daß die Spiele nicht in Leipzig stattfinden, sondern Befriedigung, daß dieser wirtschaftlich bittere Kelch an uns vorbei gegangen ist.

Wenn Milliarden investiert werden sollen, möge man das unbedingt tun. Aber bitte verbaue niemand so viel Geld in Sportstätten und zugehöriger Infrastruktur, die hinterher weitgehend nutzlos in der Gegend steht und unterhalten werden muß. Ich denke, es gibt nachhaltiger wirkende Verwendungen für Geld, ohne auf den Beschäftigungseffekt verzichten zu müssen.

Ich halte die Verschuldung der öffentlichen Haushalte für eines der schlimmsten, wenn nicht sogar für das gravierendste Problem schlechthin. Wir sind drauf und dran, die Haushalte unter Zinslasten ersticken zu lassen. Deshalb halte ich gegenwärtig Ausgaben für solche Großereignisse für unvertretbar, weil damit kein adäquater langfristiger Nutzen verbunden ist. Es reicht mir angesichts der gewaltigen Beträge nicht, wenn der Nutzen darin besteht, daß ein paar Sportvereine bessere Trainingsmöglichkeiten haben.

Ansonsten habe ich einige Zeilen tiefer in diesem Thread noch etwas zum Thema geschrieben.

Gruß
Wolfgang

hi wolfgang,

ich habe keine pläne für leipzig gesehen, bzw. keinen blassen schimmer was für ein angebliches größenwahnsinniges projekt da aufgezogen werden sollte.
sicherlich kann man so eine infrastruktur so bauen, das danach alles brach in der gegend liegt. aber ebenso könnte die region über jahre/jahrzehnte davon profitieren, wie mein vorposter beschrieben hat.

schadenfreude kann ich generell nicht verstehen, ich finde es jedenfalls schade, das die olympiade nicht zu uns kommt.

gruß

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallihallo,

kein Kommentar meinerseits pro und contra Leipzig, nur mal ein Link: http://www.swr3.de/fun/comix/comix.php?seite=0&ugid=532
Obwohl es sich eher auf Athen bezieht…
Viel Spaß!!

Julia

richtig
hallö,

bei aller sympathie für leipzig, ich sehs ebenso. der aspekt, dass durch die vergabe der os an leipzig ein wirtschaftliche aufschwung für die gesamte region begonnen hätte, mag richtig sein, infrastrukturell wäre es auch enorm vorangegangen. aber: die bevölkerung bliebe parallel auf der strecke. drastische preissteigerungen in miete, lebenshaltung etc. wären unvermeidbar, auch nach den spielen. es gibt keine rechtfertigung zur ausgabe von mrd euro, um die spiele zu ermöglichen, wenn zur selben zeit ein drittel der bevölkerung der region am existenzminimum lebt und die gesamtwirtschaft und das sozialgefüge in diesem land seit jahren ins bodenlose abstürzt und sich hieran nichts ändert.

CIAo