Olympische Spiele

Moin moin,

als ich heute von der Arbeit kam, hab ich noch einen Teil der Mannschaften bei der Eröffnungsfeier einziehen sehen können.

China verstößt gegen Menschenrechte, es ist quasi eine Diktatur, aber irgendwie machte mir diese Eröffnungsfeier Spass. Viele kleine Länder, die das Motto vom Dabeisein verinnerlicht haben. Einen deutschen Fahnenträger, dem man ansah, wie viel Freude ihm das Ganze machte. Einene Feuerzünder, den ich bei meinen ersten wirklich bewussten Spielen kennen gelernt habe (1984).

Natürlich darf man nicht ausser acht lassen, dass hier ein Regime wirbt. Aber es sind halt auch sehr sehr viele Chinesen, die sich sehr über die Olympischen Spiele freuen. Schwieriges Pflaster, aber irgendwie wäre ein klein wenig Freude schon angebracht.

Udo Vetter ( http://www.lawblog.de/index.php/archives/2008/08/08/… ) sieht das anders, und das ist mein Diskussionspunkt. Es gibt sicher kein Recht oder nicht recht. Aber wessen Meinung habt ihr?

Gruß

ALex

Hi

Ich finde diese Sache ist ein schönes Beispiel dafür wie eine Medienmode die Leute aufhetzen kann.

Natürlich ist China eine Diktatur. Natürlich unterdrückt die Regierung Leute, Ethnien und Provinzen. Aber das tut sie seit noch nicht ganz 100 Jahren, das hat keinen gekratzt.

Die Medienbehandlung ist jetzt wirklich ein Problem, denn wir, als Westen, schaffen uns Feinde nein, machen uns selbst zum Feindbild. Wir spielen der Regierungspropaganda doch in die Hand.

Zwecks Feldforschung habe ich jetzt einige Chinesen frisch kennengelernt und viel über ihre Ansichten gehört. Ich habe verschiedene Altersgruppen befragt und ihre Ansicht zu den anderen Generationen untersucht. Als ich in China war habe ich mich auch so gut es ging unterhalten - unter auslassung der Politik dort, wobei es in Shanghai nicht sooo schlimm ist wie es wo anderswo der Fall ist.

Die jüngere Generation ist anders als die Chinesen, die die Westler im Kopf haben.
Der Westler sieht einen Mao vergötternden, roten, Fulltimekommunisten oder einen zwangsweise Mao vergötternden unterdrückten Dummtrottel der zu einer Masse von Dummtrotteln gehört die einfach zu doof sind um eine Demokratie aufzubauen. Aber das ist falsch.

Es gibt sehr viele Widerstandskämpfer in China, das wir davon wenig mitbekommen liegt an der Zensur, das ist klar.

Aber die Vollzeit Kommunisten? Mao als Gott-sehende? Das ist Schnee von Gestern, das trifft auf die Vorgeneration durchaus noch zu, doch die jetzige? (sagen wir Mal Leute im Alter von 20-35).
Nein.
Die junge chinesische Generation sehnt sich nach Freiheit. Sie interessiert sich nicht für Kommunismus, umso jünger die Personen werden, desto distanzierter sind sie davon.
Wenn sie dann mit einem fremden System in Kontakt kommen, ist es mit dem „Kommunismus“ wie ihn die chinesische DIktatur versteht, ganz vorbei - in der Einzelperson.

Aber das muss noch wachsen. Die Veränderung kommt nicht von heute auf Morgen. Wenn wir aber durch Hetzreden und einseitige Berichte dafür sorgen, dass wir als „Dämon“ gesehen werden, helfen wir dem Land bestimmt nicht, seine Diktatur abzustreifen.

Was mich momentan so richtig, richtig, RICHTIG ankotzt ist diese Gleichmacherei, die man lustigerweise ja sonst immer den Chinesen zuspricht.

China ist eine Diktatur! Alle Chinesen sind böse! Alles was ein Chinese tut, egal was, ist nur für seine Diktatur die er ja ach so toll findet!

An meiner Uni erlebe ich teilweise Chinesenhass, das kann ja wohl nicht wahrsein, glauben die im ernst, kommunistische Funktionäre kommen hierher um was weiß ich, Germanistik zu studieren? Oder Physik? Hallo?

China ist China.
China hat eine Regierung, diese Regierung entspricht mMn einer Diktatur.
ABER die Chinesen sind nicht gleich ihrer Regierung.
Es gibt Milliarden (!) von Chinesen und die sollen alle gleich sein?
Die sind alle uniform einer Meinung, nämlich der, der Partei?
So blauäugig darf eigentlich keiner sein.

Aber es ist natürlich einfach, auf eine Masse zu schimpfen, einfach, sich dem Trend des neuen Lieblingsfeindbildes anzuschließen.

Es widert mich an.

Auch diese Menschen sind Individuen, und nur weil jemand seinen Lebensunterhalt mit Sport, Akrobatik oder Gesang verdient heißt das noch lange nicht, dass er „Kommunistischer“ Patriot ist, was auch immer das sein mag.
Auch die tausenden von Helfer, die sich etwas dazu verdienen um ein Studium zu finanzieren oder ihre Familie zu unterstützen oder um einfach etwas für ihren Ruf in China- dort, wo es für sie zählt- zu tun nicht.

Wenn ich das hörte, vorhin im Fernsehen sagte einer was für eine abschleuliche „Selbstdarstellung eines diktatorischen Staates“ das doch sei.

Was geht denn da?
Hat der Mann, der sich nicht grade jung anhörte, noch nie in seinem Leben die olympischen Spiele verfolgt? Was glaubt der denn was das ist? Mau Mau spielen?

Natürlich ist das eine Selbstdarstellung! Und es kann mir keiner sagen, dass die Eröffnungsfeiern in Australien, in den USA (Atlanta) oder sonstwo auf der Welt auch nur ein Fünkchen etwas anderes waren.
Natürlich ist es Selbstdarstellung, dafür ist die Eröffnung quasi da.

ABER:
Hier hat sich CHINA selbstdargestellt, nicht die Partei.
Nicht die Regierung hat sich selbst dargestellt, sondern das Land.

Lasst uns resümieren was wir sahen:

  • kleine singende Kinder
  • Sprechgesang auf klassischte Weise
  • schöne Kostüme z.B. aus der Tang-Dynastie
  • Malereien von den Fünf Dynastien bis Song-Dynastie
  • kunstvolle Geschichtsdarstellung der Qin-Dynastie, der Wurzel des Kaisertums
  • Tai Chi und Kung Fu, typisch chinesische Kampfsportarten
  • etwas modernes mit dem sehr, sehr neuen Umweltgefühl, Raumfahrt
  • eine Friedenstaube, denn, man glaube es oder nicht, sogar in China gibt es Leute die sich Frieden wünschen! Oh wunder!
    (Das war natürlich alles nur vorgeschoben, natürlich sind alle Chinesen menschenfressende Ungeheuer, genau wie wir Deutschen. Und am 12. 12. um 12 Uhr treffen sich unsere Regierungschefs und beißen im Austausch je einem tibetischen und einem jüdischen Küken den Kopf ab. Boah … )

Wo war da die Partei?
Mao und der Kulturkampf wurden doch extra ausgelassen! Und selbst wenn es vorgekommen wäre, wäre es nicht automatisch Werbung gewesen, schließlich ist es Teil der Geschichte.

Aber um es abschließend zu sagen:
Ich habe eine geschichtliche und kulturelle Darstellung in Form von künstlerischer Vermittlung gesehen. Ich habe Menschen gesehen, die sich seit Jahren auf diesen Tag freuten, die für ihre sportlichen Verdienste nochmal geehrt wurden, die sich größte Mühe gaben China in seiner Essenz darzustellung - die Partei, die Diktatur ist kein Teil davon.

Ich persönlich bin der Meinung, dass es zu früh war China die olympischen Spiele zu geben, aber dieser allgemeine Chinesenhass jetzt, wo sie dort sind, dieses nicht zwischen Regierung, Land und Menschen- unterscheiden-können, das macht mich wirklich ärgerlich.

Ich hoffe dass die Olympischen Spiele friedlich verlaufen und kein Unglück geschieht und es nicht mehr Skandale und Explosionen gibt, als sonst auch.
Und ich hoffe, dass jeder Mensch, der jetzt auf die Chinesen spuckt, irgendwann mal einen triff, der ihm klar macht was für ein arschiges Verhalten das war.

lg
Kate

Wo hast du chinesische Fahnen verbrannt als 2001 entschieden wurde, die Spiele dorthin zu vergeben? Hast du vor dem IOC demonstiert… oder fällt dir das spontan ein weil sich die Medien in den letzten Tagen drauf eingeschossen haben?

Hallo,

http://www.lawblog.de/index.php/archives/2008/08/08/…
) sieht das anders, und das ist mein Diskussionspunkt. Es gibt
sicher kein Recht oder nicht recht. Aber wessen Meinung habt
ihr?

ich bin der Meinung, daß die Vorgehensweise des IOC aber auch der Politik einigermaßen bigott ist. Das IOC hat sich mit bei den Zusicherungen bzgl. freien Zugangs zum Internet veralbern lassen (die Formulierungen war wachsweich und die Politik dokumentiert durch ihre Präsenz bei der Eröffnungsfeier wie ernst sie ihre Proteste gegen die Menschenrechtssituation meint.

Letzten Endes ist das ein Symptom für die Kommerzialisierung der Spiele, die in den letzten 15 oder 20 Jahren dramatisch zugenommen hat. Sowohl IOC als auch Politik schrecken vor den ökonomischen Folgen zurück, die eine konsequente Wahrung der eigenen Prinzipien zur Folge hätte. Anstatt die Spiele abzubrechen oder durch Abwesenheit zu strafen, macht man munter alle Frechheiten mit, die von chinesischer Seite aus dem Ärmel gezaubert werden.

Ich fand die Blauäugigkeit bei der Vergabe der Spiele an Peking schon interessant; das Verhalten jetzt ist aus meiner Sicht durchaus enttäuschend, wobei aber auch nichts anderes zu erwarten war.

Störend finde ich vor allem das omnipräsente, surrende Geräusch des im Grabe im Schleidergang rotierenden Pierre de Coubertin.

Gruß
Christian

Hallo Alex,

China ist keine Demokratie, sondern hat ein kommunistisches Regime (eine bemerkenswerte Mischung zwischen Manchesterkapitalismus und einer korrupten Nomenklatura). In China werden die Menschenrechte missachtet und Dinge getrieben, die so kaum sonstwo möglich sind.
Dies war dem IOC bekannt.

Auf der anderen Seite hat sich China mit den Olympischen Spielen vor der Weltöffentlichkeit entblößt. Niemals wurde soviel aus und über China berichtet. Auf jedem Makel scheint grelles Scheinwerferlicht. Und in ihren Reaktionen ist die Partei gebremst, weil sie sich als guter Gastgeber erweisen will und nicht das Gesicht verlieren möchte.

Insofern ist Olympia ein Erfolg für positive Kräfte in China und eine Plattform für alle Kritiker.

Gruß
Carlos

Hallo Carlos,

ich sehe das ähnlich. Man hätte eigentlich diese Spiele nicht an China vergeben dürfen, aber das war ein Fehler des IOC, nicht der Sportler oder der Bevölkerung Chinas. Protestaktionen interessieren niemanden wirklich, ich denke da an den Boykott der Spiele in Moskau.
Nun besteht die Chance sich kennen zu lernen. Für beide Seiten.
Man kann nur hoffen, dass diese Chance auch genutzt wird.

Überall wird gejammert, dass die olympischen Spiele so kommerziell geworden wären. Aber als Politikum finde ich es auch nicht besser.
Erst Nachdenken, dann Handeln. Wenn das Kind erst in den Brunnen gefallen ist, ist es zu spät.

Gruss
Petra

Wo hast du chinesische Fahnen verbrannt als 2001 entschieden
wurde, die Spiele dorthin zu vergeben? Hast du vor dem IOC
demonstiert… oder fällt dir das spontan ein weil sich die
Medien in den letzten Tagen drauf eingeschossen haben?

Irgendwie vermute ich, Du hast mich falsch verstanden. Mir geht es eher umgekehrt darum, dass ich die Olympischen Spiele anschauen möchte und dabei die Begeisterung, die ja anscheinend dort herrscht, genießen möchte. Mir geht es eher darum, dass es trotzt der dort herschenden Situation möglich ist, zwar nicht völlig ohne Bezug, aber dennoch diese Spiele erleben zu können.

Gruß

ALex

Hallo Alex,

China ist keine Demokratie, sondern hat ein kommunistisches
Regime (eine bemerkenswerte Mischung zwischen
Manchesterkapitalismus und einer korrupten Nomenklatura).

Nur zu diesem Punkt, kommunistisch war es vielleicht mal. Heute ist es eher ein Regime mit dem, was Du in Klammern gesetzt hast. Ich würde es als kapitalistische Diktatur bezeichnen.

Gruß
Tilo

Hallo,

wenn was über den Verstoß gegen Menschenrechte geschrieben wird, wird immer China als Beispiel herangezogen und mit dem Finger auf eine mögliche Fehlentscheidung des IOC gezeigt. Klar, das Land ist eine kommunistische Diktatur und tritt die Menschenrechte mit den Füßen.

Aber was ist mit anderen Nationen, die ebenfalls gegen die Menschenrechte verstoßen?

Ja, ich meine damit z. B. die USA, die in Guantanmo mögliche Terrorverdächtige auch nach einem Prozess mit Freispruch weiterhin festhalten wollen. Hat schon mal jemand gefordert, dieses demokratische Land von den Spielen auszuschließen? Nein…

Das IOC und die Olympischen Spiele sollten keinerlei Bezug zur Politik haben, es lässt sich allerdings nicht ganz verhindern, daß jedes Regierung die Spiele als Werbung nutzt.

Stellt euch mal vor, 1993 hat das IOC die Spiele mit ganz knapper Mehrheit (2 Stimmen, die teilweise gekauft waren) an Sydney vergeben. Damals hieß der zweitplatzierte Peking… und das nur ein paar Jahre nach dem Massaker am Tiannamen-Platz.

Ich denke, China hat in den letzten Jahren Fortschritte gemacht - weil es unter der Aufmerksamkeit der Welt steht. Auch bei den momentanen Spielen schaut die Welt auf China, sicherlich wird es auch weiterhin Fortschritte in der Politik geben.

Ich habe selbst ein paar Mal die Spiele live vor Ort erlebt, es war immer ein einzigartiges und unbeschreibliches Erlebnis. Jetzt ist die Welt zu Gast in China und den Chinesen macht es sichtlich Spaß. Der Sinn der ganzen Olympischen Bewegung ist die internationale Verständigung.

Gruss,
Julia
*Olympism is not a system - it is a state of mind*

Hallo,

Ja, ich meine damit z. B. die USA, die in Guantanmo mögliche
Terrorverdächtige auch nach einem Prozess mit Freispruch
weiterhin festhalten wollen. Hat schon mal jemand gefordert,
dieses demokratische Land von den Spielen auszuschließen?
Nein…

Und ich höre in letzter Zeit immer mehr Rufe gegen Gantanamo, wo „ein paar“ Terrorverdächtige gefoltert werden. Man fordert Gerechtigkeit, ruf nach Sanktionen aber als in anderen Länder mal eben ein paar Millionen Menschen gefoltert, ihnen bei vollem Bewusstsein die Arme und Beine abgehackte und anschließend tötete, da hat sass man wohl kopfschüttelnd vor dem Fernseher, während man die nächste Chipstüte aufgemacht hat.

Ich spüre hier eindeutigen Antiamerikanismus. Es geht nicht um die paar Menschen dort, sonst hätte man das Maul aufgemacht, als in Afrika vergewaltigt, gefoltert und gemordet wurde, man wäre auf die Strasse gegangen, für die Freiheit der Menschen in Nordkorea.

http://aidrupal.aspdienste.de/umleitung/2004/asa24/0…

Diese Menschen sind nur Mittel zum Zweck und wenn hoffentlich mit dem nächsten Präsidenten Guantanamo geschlossen wird, sitzt man wieder mit der Chipstüte in der Hand vor dem Fernseher und sieht sich das Leid in der Welt an.

Hi,

Und ich höre in letzter Zeit immer mehr Rufe gegen Gantanamo,
wo „ein paar“ Terrorverdächtige gefoltert werden. Man fordert
Gerechtigkeit, ruf nach Sanktionen aber als in anderen Länder
mal eben ein paar Millionen Menschen gefoltert, ihnen bei
vollem Bewusstsein die Arme und Beine abgehackte und
anschließend tötete, da hat sass man wohl kopfschüttelnd vor
dem Fernseher, während man die nächste Chipstüte aufgemacht
hat.

Ein Land, das als selbsternannter ‚Weltpolizist‘ auftritt, sollte meiner Meinung nach auch als Vorbild auftreten.

Ich spüre hier eindeutigen Antiamerikanismus. Es geht nicht um
die paar Menschen dort, sonst hätte man das Maul aufgemacht,
als in Afrika vergewaltigt, gefoltert und gemordet wurde, man
wäre auf die Strasse gegangen, für die Freiheit der Menschen
in Nordkorea.

Ich schrieb z. B. die USA und hätte noch ein paar Länder ergänzen können, u. a. auch Deutschland. Aus einer solchen Bemerkung eine Anti-wasauchimmer-Gesinnung abzuleiten ist Unsinn, da du sonst gar nichts über mich weißt.

Diese Menschen sind nur Mittel zum Zweck und wenn hoffentlich
mit dem nächsten Präsidenten Guantanamo geschlossen wird,
sitzt man wieder mit der Chipstüte in der Hand vor dem
Fernseher und sieht sich das Leid in der Welt an.

a) ich esse keine Chips
b) ich bin seit langer Zeit in Menschenrechtsorganisationen aktiv.

Bitte beachte auch, daß ich nicht nur von Menschenrechten geschrieben habe, sondern von der Politk allgemein. Das ‚Problem China‘ ist nämlich unter anderem auch ein Umweltproblem.

Gruss,
Julia

Hallo,

geschrieben habe, sondern von der Politk allgemein. Das
‚Problem China‘ ist nämlich unter anderem auch ein
Umweltproblem.

Wobei hier auch immer schön auf die USA als grössten Verschmutzer hingewiesen wird. Ich kann mich aber nicht entsinnen, ein grösseres Dreckloch als Peking in anderen Industrieländern gesehen zu haben.

Das ist nicht nur „u.a.“ ein Problem, die Verletzungen der Menschenrechte sind dagegen geradezu lächerlich, denn dabei geht es um eine verschwindend geringe Zahl, während die Verschmutzung alle betrifft.

So viele Finger hat man gar nicht, mit denen man auf irgendwelche Verletzungen zeigen will. Da muss man Prioritäten setzen.

mal eben ein paar Millionen Menschen gefoltert, ihnen bei
vollem Bewusstsein die Arme und Beine abgehackte und
anschließend tötete, da hat sass man wohl kopfschüttelnd vor
dem Fernseher, während man die nächste Chipstüte aufgemacht
hat.

Ok, worauf genau beziehst du dich da? Welches Land hat zur Zeit von Guantanamo „Millionen Menschen gefoltert“ und ihnen „die Arme und Beine [abgehackt]“?

Ich spüre hier eindeutigen Antiamerikanismus. Es geht nicht um
die paar Menschen dort, sonst hätte man das Maul aufgemacht,
als in Afrika vergewaltigt, gefoltert und gemordet wurde, man
wäre auf die Strasse gegangen, für die Freiheit der Menschen
in Nordkorea.

Der Unterschied ist doch, dass man es von Amerika in seiner internationalen „Vorbildrolle“ und als fortschrittliche Nation anders erwartet.

Es geht dabei in der Tat nicht nur um die individuellen Schicksale der gefangengehaltenen Menschen, sondern um die Frage, ob man das tun darf, was durch Amerika getan wird. Bei den Misshandlungen in „Bananenstaaten“ ist der (westliche) Konsens: nein, das ist eindeutig falsch und böse. Aber wenn einer von „uns“ (westlichen Staaten) selbst fragwürdige Handlungen unternimmt, löst das Diskussionsbedarf aus, da in diesem Fall die Verwerflichkeit ja nicht mehr Konsens sein kann. Es ist praktisch die Akzeptanz westlichen Menschenrechts- und Völkerrechtsverständnisses in Gefahr. Und deshalb ist der Aufschrei groß. Darin sehe ich den Grund für die unterschiedliche Beachtung der Ereignisse in Guantanamo im Vergleich zu anderen Menschenrechtsverletzungen in der Welt.

Viele Grüße,
Sebastian

zur Zeit von Guantanamo

zur Zeit? Geht’s noch? Sind für dich nur die aktuellen Folterungen beachtenswert? Lernst du nicht aus der Geschichte? Lies dir die Geschichte von den Bürgerkriegen in Afrika durch, lies dir die Geschichte von Pol Pot durch und schaue ab und zu bei AI vorbei.

Der Unterschied ist doch, dass man es von Amerika in seiner
internationalen „Vorbildrolle“ und als fortschrittliche Nation
anders erwartet.

Wer behauptet das?

Es geht dabei in der Tat nicht nur um die individuellen
Schicksale der gefangengehaltenen Menschen, sondern um die
Frage, ob man das tun darf, was durch Amerika getan wird. Bei

Nein, es geht darum, ob Amerika das tun darf, was Amerika tut. Woanders wird viel stärker gefoltert, aber das wird nicht beachtet.

deshalb ist der Aufschrei groß. Darin sehe ich den Grund für
die unterschiedliche Beachtung der Ereignisse in Guantanamo im
Vergleich zu anderen Menschenrechtsverletzungen in der Welt.

Mit anderen Worten, man misst Menschenwürde oder sogar Menschenleben mit unterschiedlichen Maßstäben. Ein von den Amerikanern gefolterter Mensch ist eben mehr „wert“, als ein Afrikaner oder Nordkoreaner.

http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Korea/…

zur Zeit von Guantanamo

zur Zeit? Geht’s noch? Sind für dich nur die aktuellen
Folterungen beachtenswert? Lernst du nicht aus der Geschichte?

Du hast das Interesse, das die Öffentlichkeit bezüglich Guantanamo zeigt, mit dem Interesse verglichen, das die Öffentlichkeit bezüglich einem Foltern von Millionen von Menschen zeigt. Um so einen Vergleich ziehen zu können, müssten die Ereignisse doch zumindest grob zur gleichen Zeit stattfinden, oder?

Lies dir die Geschichte von den Bürgerkriegen in Afrika durch,
lies dir die Geschichte von Pol Pot durch und schaue ab und zu
bei AI vorbei.

Pol Pot ist eine ganze Weile her, und seitdem hat sich viel geändert. Zur Zeit von Pol Pot war ich noch nicht einmal am Leben.

Der Unterschied ist doch, dass man es von Amerika in seiner
internationalen „Vorbildrolle“ und als fortschrittliche Nation
anders erwartet.

Wer behauptet das?

Ich stelle das als These auf, um damit das hohe öffentliche Interesse an den Vorgängen in Guantanamo zu erklären. Was ist daran falsch oder unplausibel?

Es geht dabei in der Tat nicht nur um die individuellen
Schicksale der gefangengehaltenen Menschen, sondern um die
Frage, ob man das tun darf, was durch Amerika getan wird. Bei

Nein, es geht darum, ob Amerika das tun darf, was Amerika tut.
Woanders wird viel stärker gefoltert, aber das wird nicht
beachtet.

Jein. Ich male das jetzt mal Schwarzweiss: dadurch, dass Amerika als einer von den „Guten“, wenn das mal so salopp sagen darf, etwas zwielichtiges tut, wird eben die Frage aufgeworfen, ob man als „Guter“ so etwas tun darf. Dass die „Bösen“ „böse“ Dinge tun, weiss man ja.

Darin sehe ich den Unterschied.

Mit anderen Worten, man misst Menschenwürde oder sogar
Menschenleben mit unterschiedlichen Maßstäben. Ein von den
Amerikanern gefolterter Mensch ist eben mehr „wert“, als ein
Afrikaner oder Nordkoreaner.

Nein, ich finde, man misst den TÄTER mit anderen Maßstäben. Amerika steht uns viel näher als beispielsweise Nordkorea, und die Gefahr einer Verschiebung der uns betreffenden Wertmaßstäbe und Grundsätze ist bei ihrer Verletzung in Amerika wesentlich größer als wenn diese Verletzung in einem fernen Land, von dem man weiß, dass es sich abseits unserer Wertordung bewegt, geschieht.

Insofern kommt zur Sorge um die Opfer im Falle Amerikas noch die Sorge um das eigenen Wertesystem hinzu. Und für dieses geht man vielleicht auch viel eher auch hier auf die Straße oder diskutiert darüber. Bezüglich Nordkorea besteht ja gar keine Diskussion, man (der Westen) ist sich einig.

http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Korea/…

Den Zusammenhang zwischen Link und Diskussion verstehe ich jetzt nicht.

Viele Grüße,
Sebastian

http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Korea/…

Den Zusammenhang zwischen Link und Diskussion verstehe ich
jetzt nicht.

Ah so, jetzt ist mir das Licht aufgegangen. Der Link bezog sich auf die Frage, wo denn zur Zeit von Guantanamo Folterung von Millionen geschehen sei, und ist dir bloß nach unten gerutscht.

Die absichtliche Vorenthaltung von Nahrung bei gleichzeitiger Einschränkung der Reisefreiheit kann man in gewisser Weise wohl als Gefangennahme und Folterung eines Volkes begreifen.

Bezugnehmend auf den anderen Teil unserer Diskussion: vermutlich fällt genau aus den erwähnten Gründen das öffentliche Spotlight nicht proportional zur Zahl der Leidenden auf Nordkorea. Beziehungsweise fällt es ohnehin nie proportional zur Zahl der Leidenden, sonst gäbe es keine Berichte über 3 Bergsteiger, die nicht mehr vom Berg kommen.

Bezüglich Nordkorea stellt sich auch die Frage, was man überhaupt tun kann. Die Einsicht im „Guten“, wie man sie von Amerika erhofft, scheint dort nicht möglich und ein Krieg ebensowenig wünschenswert und heilsbringend, wie es der Irakkrieg war. Wenn nicht noch weniger wünschenswert.

Viele Grüße,
Sebastian

hallo,

Du hast das Interesse, das die Öffentlichkeit bezüglich
Guantanamo zeigt, mit dem Interesse verglichen, das die
Öffentlichkeit bezüglich einem Foltern von Millionen von
Menschen zeigt.

Ja

Um so einen Vergleich ziehen zu können,
müssten die Ereignisse doch zumindest grob zur gleichen Zeit
stattfinden, oder?

Nein, müssen sie nicht. Das Bewusstsein hat sich ja nicht in den letzten 20 Jahren so stark gewandelt

Pol Pot ist eine ganze Weile her, und seitdem hat sich viel
geändert. Zur Zeit von Pol Pot war ich noch nicht einmal am
Leben.

Ja, das merkt man. Unten hatte ich einen Link zur aktuellen Situation in Nordkorea gesetzt. Es hat sich nicht viel geändert.

Ich stelle das als These auf, um damit das hohe öffentliche
Interesse an den Vorgängen in Guantanamo zu erklären. Was ist
daran falsch oder unplausibel?

Ware Guantanamo nicht von den USA sondern z.B. von Russland betrieben wurden, hätte sich niemand dafür interessiert. Dagegen sucht man aber verzweifelt in den USA das ultimative Böse. Und für viele Deutsche sind die Staaten das Böse. Sie fischen aus den Nachrichten nur die negativen Nachrichten raus, die ihre Theorie bestätigen.

http://www.spiegel.de/politik/debatte/0,1518,474554,…

hallo,

Du hast das Interesse, das die Öffentlichkeit bezüglich
Guantanamo zeigt, mit dem Interesse verglichen, das die
Öffentlichkeit bezüglich einem Foltern von Millionen von
Menschen zeigt.

Ja

Um so einen Vergleich ziehen zu können,
müssten die Ereignisse doch zumindest grob zur gleichen Zeit
stattfinden, oder?

Nein, müssen sie nicht. Das Bewusstsein hat sich ja nicht in
den letzten 20 Jahren so stark gewandelt

Könnte ich nicht sagen. Aber Pol Pot ist eher 30 als 20 Jahre her.

Pol Pot ist eine ganze Weile her, und seitdem hat sich viel
geändert. Zur Zeit von Pol Pot war ich noch nicht einmal am
Leben.

Ja, das merkt man.

Woran, außer, dass ich es gesagt habe, wenn ich fragen darf? :smiley:

Ich stelle das als These auf, um damit das hohe öffentliche
Interesse an den Vorgängen in Guantanamo zu erklären. Was ist
daran falsch oder unplausibel?

Ware Guantanamo nicht von den USA sondern z.B. von Russland
betrieben wurden, hätte sich niemand dafür interessiert.

Ich glaube nicht, dass sich niemand dafür interessiert hätte. Man interessiert sich ja auch für Tschetschenien oder brandaktuell Georgien. Vielleicht hätte man sich dafür nicht so interessiert wie für eine Verfehlung der USA. Aber das deckt sich doch genau mit meiner These. Russland wird als uns weniger nahestehend und weniger entwickelt gesehen. Die Erwartungen und die empfundene Bedrohung für unsere eigenen Wertmaßstäbe liegen niedriger.

Dagegen sucht man aber verzweifelt in den USA das ultimative
Böse. Und für viele Deutsche sind die Staaten das Böse. Sie
fischen aus den Nachrichten nur die negativen Nachrichten
raus, die ihre Theorie bestätigen.

Nimm mal an, dass Frankreich, Österreich oder das United Kingdom, also uns nahestehende, hochentwickelte und demokratische Staaten, Guantanamo betreiben würden. Meinst du nicht, dass der Aufschrei ebenso groß wäre wie der auf Amerika gerichtete?

Das Problem ist doch gerade, dass die Staaten NICHT das ultimativ Böse sind, und es daher besonders „auffällt“, wenn sie böses tun. Dass Nordorea „böse“ ist und Rußland auch relativ „böse“, ist Allgemeingut. Der Aufschrei, wenn sie böses tun, fällt geringer aus.

Grüße,
Sebastian

[TROLLMODUS ON]

Seit Wochen spielt sich in der öffentlichkeit folgendes Szenario ab, wenns um Olympia in Peking geht:
Alles was politisch korrekt sein will kramt in der Mottenkiste und weist auf Umwelt, Menschenrechte, Menschenwürde, Pressefreiheit, Sicherheit, Arbeitsbedingungen und dergleichen hin.
Und darauf, wie sehr doch das alles in China mit Füßen getreten würde.
Und das man das alles ja nicht tolerieren könne.
Und dass man deshalb China boykottieren müsse.
Und eigentlich habe man „die Roten da drüben“ ja schon immer verteufelt.
Und wenns nach uns ginge…
Und
und
und
Hauptsache, man ist gegen China.

Dazu sei mir eine Frage gestattet: wieviele von den Alltagsgegenständen, die all diese Boykotteure so besitzen tragen eigentlich die Aufschrift „Made in China“?

Gruß
KB

(der diese ganze scheinheilige Debatte langsam nicht mehr hören kann und prophezeit, dass sich in einem halben Jahr wieder alle einen Dreck um Tibet und den Smog über Shanghai scheren)

[TROLLMODUS OFF]

Nimm mal an, dass Frankreich, Österreich oder das United
Kingdom, also uns nahestehende, hochentwickelte und
demokratische Staaten, Guantanamo betreiben würden. Meinst du
nicht, dass der Aufschrei ebenso groß wäre wie der auf Amerika
gerichtete?

Nun, wie im Link schon stand, ist Glauben nicht Wissen. Und Frankreich? Weißt du, wie Frankreich in Algerien vorgegangen ist und warum sie so gut andere Staaten in Sachen Folter und Hinrichtung unterrichten konnten?

http://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Condor
http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Algeri…

Wie viel war denn davon bekannt?

Und bist du der Meinung, wenn man Gefangene an ein von den Amerikanern betriebenes Folterlager weitergibt, dann sind nur die Amerikaner Schuld? Ist Hehlen besser als Stehlen?

Wie hat z.B. die KSK Murat Kurnaz behandelt? Wurde da alles bekannt?

Ich möchte gar nicht wissen, was Geheimdienste dieser Welt unbekannt von Regierung und Öffentlichkeit (als Staat im Staat) alles an Methoden anwenden, um an Informationen zu kommen.