Opa hat Geburtstag - und Krebs im Endstadium

Guten Abend,

kommenden Monat stoße ich auf das „Problem“, dass mein Opa Geburtstag hat. Das Schlimme daran ist, dass er einen langen Leidensweg hinter sich hat und nun sein Leberkarzinom im Endstadium ist. Falls er seinen Geburtstag also noch erlebt, stelle ich mir die schwierige moralische Frage: Wie beglückwünscht man so jemanden? Was schenkt man da noch? Mir kommt alles so sinnlos und unangemessen vor!

Noch ein paar Worte zu seiner jetzigen Situation:

Er hat in letzter Zeit rapide abgebaut, schläft sehr viel, ist extrem schwach und hat keinen wirklichen Tag-Nacht-Rhythmus mehr. Dass die Leber nicht mehr richtig arbeitet, sieht man ihm durch seine starke Gelbfärbung auch an. Zudem ist er sehr abgemagert. Aber er isst noch und hat des öfteren regelrechte Heißhungerattacken. Also die typischen Sachen wie Schmerzen, Übelkeit sind nicht gegeben.
Was allerdings auch immer häufiger zu beobachten ist, ist sein abbauender geistiger Zustand. Teilweise kann er in seiner Lethargie Realität und Träume o.ä. nicht mehr unterscheiden. Sein Bezug zum Hier und Jetzt ist zeitweise getrübt, sodass er wirres Zeug redet oder etwas merkwürdige Aussagen macht wie: „Ich glaube, ich werde nicht mehr gesund.“

Also ich vin für jeden hilfreichen Rat dankbar. Hoffentlich war das nicht zu ausschweifend…

MfG Marius

Servus,

ich habs erst mit meinem Opa durch. Schenk ihm etwas, das er auch alleine öffnen und geniessen kann. Denn die Körperkraft schwindet immer schneller.

Ob es etwas gibt, das du nicht schenken darfst? Nein.
Überleg mal ob er mit ner Flasche Schnaps oder einer Kalorienbombe noch was an sich kaputt machen kann. Freu dich für ihn, das ihm die Nahrung bleibt. Das ist nicht die Regel.

Versuch rauszukriegen was er schon immer haben wollte und wenn du es dir leisten kannst, dann schei* auf Tabus.
Er wirds auch tun.

Ansonsten freu dich über die lange Zeit, die du mit ihm hattest.
Hätte auch wesentlich kürzer sein können.

widecrypt

Hallo,

mein Schwiegervater hat sich in der Situation (auch Leberkrebs) alte Filme gewünscht, Highlights aus seiner Jugend halt, bei ihm waren das vor allem Filme mit Heinz Rühmann.
Vielleicht kannst Du mit entsprechend Passendem deinem Opa noch eine Freude machen (Oma fragen, was er mag).

Da er zeitweise noch gern ißt, sind ein paar kleine Köstlichkeiten vielleicht auch schön (Pralinen von Coppenheur kann ich als Pralinenhasserin sehr empfehlen, aber die bekommt man nicht überall. Sind per Internet bestellbar, eine Woche könnte grad noch reichen).
Oder, je nach dem, was er gern mag, andere ausgefallene aber haltbare Sachen.

Am besten wäre wohl, sofern das möglich ist, nicht nur für ein paar Stunden sondern etwas länger hinfahren und ihm Gesellschaft leisten, sich kümmern, da sein und ein bißchen helfen.
Ich hoffe doch, dass er nicht im Krankenhaus ist?

Alles Gute Dir und Deinem Opa,
Gruß, Hovke

Hallo Marius,

es soll nicht hart klingen, aber so, wie Du den Zustand Deines Opas beschreibst, kann es wirklich sein, dass sich die „Geburtstagsfrage“ nicht mehr stellt.

Seine Verwirrtheit deutet daraufhin, dass sich Hirnmetastasen mit Ödemen gebildet haben (bekommt er Cortison?).

Ich habe leider diesen Zustand gerade vor drei Monaten mit meinem Mann (und vor vier Jahren mit meinem Vater) durch.

Ich machte ehrlich gesagt kein Tamtam um den Geburtstag. Sollte sein Zustand wirklich der sein, den ich vermute, hat er ohnehin kein Zeitgefühl mehr. Im Sterben möchten die Menschen abschließen, aber kein Mensch (Suizidgefährdete ausgenommen) sterben. Das ist der letzte Kampf - wahrscheinlich der Schlimmste, den man ausfechten muss.

Das größte Geschenk, was Du Deinem Opa (und Dir) machen kannst, ist, da zu sein. Versuch seine „Bildsprache“ zu verstehen, er will Dir sicherlich noch etwas sagen. In solchen Momenten muss man den Sterbenden unterstützen, loslassen zu können, und sie beruhigen, dass alles geklärt ist. Sterbenden Ruhe zu geben, ist das größte Geschenk.

Wenn Du dazu noch eine Leckerei bereit hältst (solange er noch isst), ist es klasse.

Liebe mitfühlende Grüße

Kathleen

Hallo Kathleen,

es soll nicht hart klingen, aber so, wie Du den Zustand Deines
Opas beschreibst, kann es wirklich sein, dass sich die
„Geburtstagsfrage“ nicht mehr stellt.

Also es sind noch 2einhalb Wochen bis dahin. Das kann schon sein, dass er zumindest nicht mehr viel mitbekommen wird…

Seine Verwirrtheit deutet daraufhin, dass sich Hirnmetastasen
mit Ödemen gebildet haben

Bisher hatten wir das immer damit zu begründen versucht, dass sich der Körper langsam selber vergiftet und damit auch im Hirn alles nicht mehr so klappt.

Bekommt er Cortison?

Nicht, dass ich wüsste.
Aber da er auch noch Parkinson und Diabetes hat, wird er mit Medikamenten genug zugebombt.

Ich habe leider diesen Zustand gerade vor drei Monaten mit
meinem Mann (und vor vier Jahren mit meinem Vater) durch.

Oh du arme, das tut mir leid.

Im Sterben möchten die Menschen abschließen, aber kein Mensch :frowning:Suizidgefährdete ausgenommen) sterben. Das ist der letzte Kampf - :wahrscheinlich der Schlimmste, den man ausfechten muss.

Da hatte mein anderer Opa mehr „Glück“ und kaum Leid. Schlaganfall - gleich vom Rettungsdienst die Thrombolyse verpasst bekommen - Hirnblutungen gekriegt. Ein oder zwei Tage später war er tot. Von all dem hat er schon vom Schlaganfall an höchstwahrscheinlich nichts mehr gemerkt.

Das größte Geschenk, was Du Deinem Opa (und Dir) machen
kannst, ist, da zu sein. Versuch seine „Bildsprache“ zu
verstehen, er will Dir sicherlich noch etwas sagen.

Er kann auch noch sprechen oder was meintest du mit Bildsprache?

Wenn Du dazu noch eine Leckerei bereit hältst (solange er noch
isst), ist es klasse.

Das war auch mein einziger brauchbarer Gedanke, wobei das auch kaum noch wirkt, weil Oma ihm ja schon noch jeden Wunsch erfüllt und ständig ein ganzes Sortiment an Süßkram da hat.

Liebe mitfühlende Grüße

Danke.

Gruß, Marius