Oper für Anfänger

Hallo zusammen,

ich überlege schon seit langer Zeit den Oper zu beuschen. Ich mag klassische Musik, aber ich habe ehrlich gesagt etwas Angst dass 2-3 Stunden davon dann doch etwas viel zu viel sind? Welche Oper würdet ihr mir empfehlen anzuschauen? Ich habe gelesen der Zauberflöte soll ganz gut sein. Was haltet ihr davon?

Prinzipiell liegst du mit Mozart nicht verkehrt, zumal, wenn du für einen leichten Einstieg Melodien suchst, die „bekannt aus Funk und Fernsehen“ sind. „Die Zauberflöte“ ist eine gute Wahl, weil nicht die ganze Zeit gesungen wird, man also als nicht an Oper gewöhnter Mensch nicht gleich erschlagen wird.

Ein anderer sehr guter Einstieg wären meines Erachtens die grandiosen Operetten von Gilbert & Sullivan, weil die extrem witzig und spritzig sind und es musikalisch dennoch durchaus mit Verdi oder Bizet aufnehmen können. Hier würde ich „The Mikado“ oder „The Pirates of Penzance“ empfehlen.

Falls du es etwas moderner magst, lege ich dir noch meine Lieblingsoper „The Rake’s Progress“ von I.F. Strawinsky und W.H. Auden ans Herz, die ist ein bisschen wie Mozart und Sullivan auf Drogen…

Moin,

Ich habe
gelesen der Zauberflöte soll ganz gut sein. Was haltet ihr
davon?

das stimmt schon. Mozart ist für Anfänger m.E. gut geeignet, auch der eingängigen Melodien wegen. Und die Zauberflöte ist ja fast schon ein Potpourri bekannter Melodien :wink:

Gandalf

Hallo, Victoria-
freut mich tatsächlich, wie Du Dich freuen wirst, wenn du Opern zu schätzen gelernt haben wirst!
Die Zauberflöte finde ich allerdings etwas wirr, wenn man nicht die tieferen Bedeutungen und Parallelen kennt, die Mozart verwendet hat, die Anspielungen und die enthaltene Kritik. Das kann anstrengend werden.
eine kürzere Oper z.B. ist die „Cavalleria Rusticana“, ein leicht durchschaubares Stück um Ehre und Eifersucht. Mit hinreißenden Tenorpartien (hab’ ich geheult!). Weil sie so kurz ist, wird sie oft mit „Gli Pagliacci“ zusammen (natürlich hintereinander) gespielt, aber wem das zu lang ist, kann ja in der Pause heimfahren.
Es lohnt sich jedenfalls immer, das Libretto gut zu lesen und evtl. vorher sogar schon mal in die Musik hineinzuhören per CD.
viel Vergnügen - annelie

Alternative zur Zauberflöte
Hallo,

da die Zauberflöte manchmal (!) wegen ihrer Komplexität zu absurden Inszenierungen führt, rate ich dringend dazu, dass du dich vorher über die betreffende Inszenierung informierst.

Alternativ - weil nicht (ideologisch und anderweitig) so überfrachtet - schlage ich Mozarts „Entführung aus dem Serail“ vor. Auch schön.

Gruß

Bona

Wenn Du ein Theater in Deutschland zu benennen weißt, wo Werke von Gilbert und Sullivan aufgeführt werden, wäre ich Dir durchaus verbunden… Der Münchner Gärtnerplatz hatte mal eine ausgezeichnete Produktion der „Piraten“, ist aber auch schon etwas länger her.

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Hallo,

da die Zauberflöte manchmal (!) wegen ihrer Komplexität zu
absurden Inszenierungen führt, rate ich dringend dazu, dass du
dich vorher über die betreffende Inszenierung informierst.

Würde ich auch anraten. Auch wenn ich kein prinzipieller Gegner des sogenannten „Regietheaters“ bin ist es für Einsteiger doch oft schwer verdaulich, wenn es auf der Bühne ganz anders aussieht als man es sich von seiner Lektüre im Opernführer her vorstellt. Ansonsten Werke: „Zauberflöte“ ist für Einsteiger doch immer Geschmackssache, hab schon erlebt daß da welche eingeschlafen sind… Von daher empfehle ich eher Italiener, vielleicht wenn es machbar ist auf deutsch gesungen. Komödien wie Rossinis „Barbier“ oder „Italienerin in Algier“, Donizettis „Liebestrank“, wenn man eher auf Reißer und Schmachtfetzen steht ist man bei Puccinis „Tosca“, „Bohéme“ und „Madame Butterfly“ prima aufgehoben. Sehr brauchbar sind auch Werke von Lortzing („Zar und Zimmermann“ oder „Wildschütz“), die sind inzwischen auf dem Spielplan aber doch recht selten. Und was natürlich auch immer geht: „Carmen“

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Wenn Du ein Theater in Deutschland zu benennen weißt, wo Werke
von Gilbert und Sullivan aufgeführt werden, wäre ich Dir
durchaus verbunden… Der Münchner Gärtnerplatz hatte mal eine
ausgezeichnete Produktion der „Piraten“, ist aber auch schon
etwas länger her.

Leider ist dies in der Tat sträflich selten!
Es gab mal eine großartige Inszenierung des „Mikado“ im Saalbau Neukölln (in einer kongenialen Übersetzung von Dirk Rave und Nils Steinkrauss), und im Theater des Westens liefen mal die „Piraten“ (mit Ralf Wolter als Major-Gineral, herrlich!) - an mehr kann ich mich selbst in Berlin nicht entsinnen…

Moin,

Die Zauberflöte finde ich allerdings etwas wirr, wenn man
nicht die tieferen Bedeutungen und Parallelen kennt,

ich fürchte, Du denkst hier zu tief.
Die allermeisten Besucher machen sich über den Hintergrund und die Handlung wenig bis keine Gedanken, sondern genießen einfach die Musik.

Gandalf

Zauberflöte ist ok, weil man so viele Melodien halt schon kennt, aber ich persönlich fand es immer zu wenig operntypisch. Die Handlung zu kindlich, tiefere Bedeutungen hin oder her.
Wenn es um richtig „große Oper“, also Herzschmerz, Drama, Pomp gehen soll, dann lieber Puccini, La Bohème oder Tosca. Es wird zwar die meiste Zeit durchgesungen, aber die Melodien sind so *schmelz*, und von Drama hat man da genug.
Gerade mit La Bohème hab ich schon bei etlichen Opern-Neulingen Erfolg gehabt.

gruß

Und was natürlich auch immer geht: „Carmen“

Oh ja, die ist auch sehr einsteigerfreundlich, zumal ja auch hier nicht die ganze Zeit durchgesungen wird.

Hallo

Ich denke zuerst an Verdis «La Traviata»!

Oder dann an «Carmen» von Bizet.

Gruss
scalpello

zu tief gedacht?
Oh, besten Dank, Gandalf
(auch für den Kommentar in „schule und darf der glotzen?“) -
des zu tiefen Denkens bin ich tatsächlich bisher selten gescholten worden. Vermutlich hast Du aber Recht, dass nur wenige Menschen ausführlich über die Bedeutung und Interpetation nachdenken.
Aus meiner Erfahrung als Choristin weiß ich, wie viel mehr man entdeckt, wenn man über die Entstehung der Musik Bescheid weiß, über musikalische Muster, über Stilrichtungen, über die Person des Komponisten etc. - aber man kann’s auch übertreiben, stimmt wohl.
Denn das ist sicher auch nicht normal:
Von meinem Mann bin ich anderes gewohnt, er hat allein zur Zauberflöte mehrere Bücher gelesen, weil er nicht glauben wollte, dass Mozart sich wirklich eine so wirre Geschichte ausgedacht haben soll.
(Hat er auch nicht, es wimmelt von versteckten Hinweisen und Kritik.)
Das Fazit „Hauptsache, es gefällt“ reicht mir aber auch nicht
Beste Grüße-
annelie

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Hi Annelie,

Das Fazit „Hauptsache, es gefällt“ reicht mir aber auch nicht

böse gesagt ist das leider kein Argument.
Meine Jungs haben vor einiger Zeit mit ihrer Schule die Zauberflöte besucht und auch etliche Eltern (meist Mütter) waren dabei. Für nicht wenige war das der erste Besuch einer Oper (oder überhaupt einer irgendwie gearteten Aufführung).
Der durchschnitleiche Kommentar war wirklich ‚Och wat schöne Musik‘.
Worum es geht, oder gar irgendwelche Hintergründe interessierten in keiner Weise.

Aber auch das muss man akzeptieren, auch wenn ich eher in die Sparte derer falle, die vorher einige Informationen einholen.

Gandalf

Die Zauberflöte für Kinder
Hallo!

Ich hab die Liebe zur Oper gefunden durch die Zauberflöte.
Wir haben das in der Oberstufe im Musikunterricht durchgenommen, und wenn man sich so intensiv damit beschäftigt, dann muss man sich einfach in Mozart verlieben.

Da du diese Möglichkeit nicht hast empfehle ich dir die Zauberflöte für Kinder:
Du kannst dich mit der CD ins Thema einhören und besuchst dann die „richtige“ Zauberflöte in der Oper.

Meinem Freund hab ich damals eine CD mit den Highlights vorgespielt und ein paar Dinge dazu erzählt, über die Geschichte, die Figuren, und wie sich bereits in der Ouvertüre Anspielungen auf spätere Melodien finden, wunderbar!

Wir sind dann zunächst in einer kleinen Provinzaufführung gewesen - und er hatte Tränen in den Augen.
Danach haben wir direkt Karten für die Hamburgische Staatsoper bestellt. Die 126 Mark damals (ist 13 Jahre her) hat keiner von uns bereut!

Ich wünsche dir viel Vergnügen - und erzähl mal, wie es war!

Liebe Grüße, Noi

Generell würde ich am Anfang eine eher komische Oper empfehlen. Die Zauberflöte wäre bestimmt eine sehr gute Wahl. Ansonsten Der Barbier von Sevilla oder auch l’elisir d’amore.

Empfahl hier schon jemand Häsel und Gretel? Ganz bestimmt!

Ganz bedeutend bei den ersten Opernbesuchen ist aber sowieso das ganze Umfeld, Publikum, Ablauf, Instrumente Stimmen, Pausensekt, etc. etc.etc.

Deshalb würde ich mir da viel weniger Gedanken machen und raten, sich einfach „reinzustürzen“.
Natürlich bleibt einem vieles unklar, aber das wird vielen auch mit Vorbereitung und nach etlichen Besuchen so gehen.
Das Opernpublikum ist ja nett, aufgeschlossen und auskunftsfreudig, die älteren Herrschaften am Nachbarsitz sind sicher seit Jahren Abonnenten und für ein Gespräch zu haben (in der Pause!)

Ich denke, das sind die wichtigsten Faktoren, ob ein Erstkontakt Erfolg hat, einer gründlichen Vorbereitung macht heutzutage bei fast jeder Oper die Regie einen Strich durch die Rechnung :wink:

Grüße!

Hallo Victoria,

daß die Zauberflöte kein Mißgriff wäre, weißt Du ja schon. Für manchen erscheint mir auch Orffs „Die Kluge“ überaus einstiegsgeeignet wegen der schlichten, schönen Melodien und der gekonnten, aber einfachen Handlung.
Witzig: Donizettis „Don Pasquale“.
Voll Drama und Tragik, aber lang: „Rigoletto“ von Verdi …

Jedenfalls, egal durch welche Tür, Du betrittst ein seliges Land.
S.I.

Ich empfehle Richard Strauss´s „Salome“!

Die ist relativ kurz, 1 Akt ohne Pause, riesig und laut, und enthält in der kurzen Zeit viele Dinge: exotischer Schauplatz, längst vergangene Zeit, Eifersucht, Selbstmord, Mord, inzestuöse Absichten, Erotik (Schleiertanz!) und Leichenschändung.

Alles Dinge, für die andere Komponisten Stunden brauchen, um sie zu erzählen :wink:

LG,
Stefan