Operational - was genau ist das?

Bei Piaget stolpere ich immer wieder über den Begriff. Ich kann die Entwicklungsstadien schon verstehen, würde aber einfach gerne mal wissen, was das Wort „operational“ eigentlich genau bedeutet?

Viele Grüße!

Gerd

operationale vs. konzeptuelle Definitionen
Hi,

[…] würde aber einfach gerne mal wissen, was das Wort „operational“ eigentlich genau bedeutet?

Der Begriff der operationalen Definition ist von der Psychologie aus der Wissenschaftstheorie übernommen worden und tut dort gute Dienste, um Beobachtungen korrekter (d.h. weniger anfällig für Ungenauigkeiten und Mißverständnisse) zu beschreiben.

Er kommt aus dem wissenschaftstheoretischen Konzept des →Operationalismus, das von dem Physiker → Percy Williams Bridgman entwickelt wurde. Mach dich in dieser Richtung mal kundig.

Die operationale Definition eines Begriffes unterscheidet man von der konzeptuellen Definition. Die konzeptuelle setzt eine Begriffsbestimmung (= das Konzept) an den Anfang, die operationale das Verfahren des Beobachtungsprozesses (= der Operation). Dasselbe bzgl. der Beschreibung eines Experimentes.

Bei einem Meßprozeß steht also im konzeptuellen Verfahren im Vordergrund, was man gemessen hat und im operationalen Verfahren, wie der Meßprozeß veranstaltet wurde.

Einfachstes Beispiel für eine operationale Bestimmung ist eine Gebrauchsanweisung oder ein Kochrezept: Die konzeptuelle Definition einer Bouillabaisse beschreibt, was man darunter versteht, die operationale gibt das Rezept, also den Herstellungsprozeß an.

Gruß

Metapher

Hallo Metapher,

Der Begriff der operationalen Definition ist von der
Psychologie aus der Wissenschaftstheorie übernommen worden

ja, das ist richtig. Aber ist das gemeint, wenn Jean Piaget von den Phasen der „konkreten Operationen“ bzw. „formalen Operationen“ spricht? Oder meint Piaget vielleicht mit „operational“ > „Denkprozesse (=Operationen) betreffend“?

Piaget charakterisiert beispielsweise das Denken in der konkret-operationalen Phase durch ein „System von Operationen, bei deren
Anwendung auf eine Menge von Elementen vier Eigenschaften gegeben sind: Komposition, Assoziativität, Identität und Reversibilität. […] Die Operationen beziehen sich immer noch auf Gegenstände, die das Kind wirklich sieht und auf Handlungen, die es ausführt oder zumindest in der Vorstellung ausführen kann. Deshalb spricht PIAGET auch von konkreten Denkoperationen.“

Piaget meint also eher Denkprozesse, wenn er von Operationen spricht und keine operationalen Definitionen sensu Bridgman.

Beste Grüße

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Vielen Dank! Ich nehme aber eher an, dass die u.a. Definition die passendere ist - aber auch bei deinem Artikel habe ich wieder was ganz neues gelernt (war also nicht umsonst).

Liebe Grüße!

Gerd

Ja, das wird es wohl eher sein! Danke!

Liebe Grüße!

Gerd

zunächst ja
Hi Oliver,

ja, das ist richtig. Aber ist das gemeint, wenn Jean Piaget
von den Phasen der „konkreten Operationen“ bzw. „formalen
Operationen“ spricht? Oder meint Piaget vielleicht mit
„operational“ > „Denkprozesse (=Operationen) betreffend“?

Danke für diese Präzisierung, mit der du natürlich ebenso Recht hast (Ich sah nur gerade, daß der Artikel schon 2 Tage unbeantwortet hier steht).

Ich bezog mich - ebenso wie offenbar dein Sekundärzitat über Piaget - auf die Abhandlungen über „die Entwicklung des räumlichen Denkens beim Kinde“. Dort hat er viele Begriffe aus der euklidischen Geometrie und math. Topologie übernommen. So z.B. auch diese 4 „Eigenschaften“

Komposition, Assoziativität, Identität und Reversibilität.

aus der math. Definition der „Gruppe“ über einer Mannigfaltigkeit.

Piaget meint also eher Denkprozesse, wenn er von Operationen
spricht und keine operationalen Definitionen sensu Bridgman.

Sicherlich meint er hier nicht Denkprozesse generell. Diese Operationen sind vielmehr zunächst die erlernten bzw. erinnerten Prozesse des Erfassens von geometrischen oder topologischen Objekten oder Szenarien, und zwar im Unterschied zu apriori abstrakten mathematischen Definitionen. Diese Operationen sind entweder „infralogisch“ oder „logisch-arithmetisch“. In der nächsten Entwicklungsstufe sind diese (Denk)-Operationen dann „abstrakt“, d.h. sie müssen nicht mehr durch virtuelles Reproduzieren des Erfassungsprozesses gedacht werden, sie sind dann zum „Begriff“ geworden.

Beste Grüße zurück

Metapher

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Ich nehme aber eher an, dass die u.a. Definition die passendere ist

Im Resultat ja, aber nicht, wenn man berücksichtigt, warum(!) er den Ausdruck „Operationen“ für „Denkprozesse“ nimmt. In den Abhandlungen zum räumlichen Denken wird das deutlich. Siehe meine Ergänzung unten.

Gruß

Metapher