Opfer oder Alltag? Oder Dünnhäutigkeit? Oder

Moin,

angeregt durch einen Beitrag weiter unten, ein paar Gedankensplitter bzw. Beispiele, woran ich Frauenbilder oder Männerbilder festmache. Vorweg, ich bin keine Kampfemanze, die an jedes männliche Wort ein 'in hängen möchte oder gar ein *. Im Gegenteil, diese Art von Feminismus ist mir fremd und hat mich schon öfters zum Kopfschütteln gebracht. Ich bin auch der Meinung, dass Frauen, die in jedem „vergessenem“ 'in einen Affront sehen, den wahren Kern der Emanzipation nicht erfasst haben.
Okay

  • Der Paketbote kommt ins Autohaus. Sieht mich da sitzen, rennt auf mich zu, um sein Paket loszuwerden. Im letzten Moment sieht er, dass mein Kollege am Nachbarschreibtisch sitzt, macht einen Riesenbogen durch das halbe Autohaus und lädt das Paket bei meinem Kollegen ab. Nicht nur einmal erlebt, sondern mehr oder weniger an der Tagesordnung. Was soll das? Kann ich keine Pakete mit Ersatzteilen entgegennehmen? Man kann sich jetzt natürlich über die intellektuelle Leistung von Paketboten Gedanken machen, aber fuchsen tut mich das schon. Es geht um eine Unterschrift, herje. Aber anscheinend sind alle Paketboten der Meinung, dass Männer besser mit Ersatzteilpaketen auskennen.
  • Ich war zu einem Lehrgang „Dachdecken für Bürokaufleute“. Sehr interessant übrigens. Interessanter war allerdings, dass die Dozenten die einzigen zwei Männer (die Bürokaufleute waren und aus genau demselben Grund wie wir Frauen an dem Kurs teilnahmen!) als Vorarbeiter zu den Übungsaufgaben einteilten. Haben Männer von Natur aus, sozusagen genetisch bedingt, mehr Ahnung von Technik? Ich bin übrigens ein Naturtalent im Dachrinnenlöten, falls es jemanden interessiert. :wink:
  • Ich ernte nachwievor Kopfschütteln bei den Männern, wenn ich erzähle, dass ich sehr gerne und seit mittlerweile Jahrzehnten zur Nutzfahrzeuge IAA nach Hannover fahre, weil mich das wirklich interessiert. Warum?
  • Schalke 05 ist natürlich! noch immer ein Begriff. Warum?

Diese kleinen, unüberlegten Taten ließen sich beliebig fortsetzen. Und mich doch öfters darüber nachdenken, wie weit wir mit der Emanzipation sind.
Und da differenziere ich unbedingt!
Wenn eine Claudia Roth das die auf jemand einfordert (finde gerade den youtubelink nicht), ist das m.E. nur lächerlich.
Wenn eine SPD-Politikerin mit Rolex abgebildet wird (über die komplette Pose mag man streiten und hat man ja auch) und ein gnadenloser Shitstorm über sie reinbricht, der von frauenfeindlichen, ausländerfeindlichen (in diesem Moment ganz praktisch, man kann sich ja aussuchen, ob man beides ist oder nur eines) Beiträgen nur so strotzt, dann bin ich ganz klar auf der Linie, dass es diese Situation bei Männern nicht gegeben hätte.
Wenn ein Jörg Kachelmann von seiner Ex durch eine beispiellose Hetzjagd und ein wirklich unrühmliches Versagen der Justiz in den Ruin getrieben wird, bin ich ganz klar aufseiten von Jörg Kachelmann.

Was mich wirklich umtreibt, ist der teilweise unversöhnliche Kampf der Gegensätze. Warum ist es nicht möglich, vernünftig miteinander umzugehen? Warum machen Frauen nicht mal öfter die Klappe auf, wenn ihnen etwas nicht passt? Und wenn, warum muss dann sofort der große Überlegenheitshammer auf beiden Seiten rausgeholt werden?
Kleine Zusatzgeschichte, wie es funktionieren könnte: Bei der Schulung musste auch ein Gummiring von ca. 8cm Durchmesser auf 24 cm Durchmesser gedehnt werden. Alle anwesenden Frauen haben sofort ein unterdrücktes Stöhnen von sich gegeben. Der arme Dozent wusste garnicht, wie ihm geschah. Ich habe ihn dann unter sechs Augen aufgeklärt. Er ist erst rot geworden, dann hat er sich bei mir bedankt für die Erklärung (für alle Männer! Alle Frauen haben ans Kinderkriegen gedacht). Meine Kollegin hat es nicht geschafft, den Ring zu dehnen und auf den vorgesehenen Kolben zu ziehen. Ich habe sie gefragt, ob ich denn Haare an den Kolben malen müsse. Der männliche Kollege ist fast in Ohnmacht gefallen, die Kollegin hat sich kringelig gelacht.
Warum darf ich als Frau so etwas nicht sagen?

Soon

Noch ca. 10.000 Wörter im Kopf, aber erstmal gut.
Ich hoffe, dass meine Intention einigermaßen deutlich geworden ist.

Gute Nacht

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Och komm, nichtmal ignorieren :wink: Eine Bekannte von mir pflegte immer zu sagen „Als Frau musste immer doppelt so gut sein wie ein Mann um das gleiche zu erreichen. Aber das is ja zum Glück nicht schwer.“ Und nach diesem Motto überlebe ich ganz gut.

Anekdote: Rundflug, Typi, etwa Mitte 30. Ich erkläre ihm das Flugzeug, schnalle ihn rein, steige selbst ein „Seit wann fliegen denn hier die Stewardessen?“. Hab dann den Start gemacht, ihm in der Luft das Steuer übergeben. Das war mehr von Suppe-Umrühren als von feinfühligem Fliegen… Das Flugzeug machte lustige Dinge, der Typi schrumpfte sichtlich zusammen und wurde grün um die Nase. Nichtmal die Landung wollte er selber machen flöööööt

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deutlich weniger als die emotionen :blush:

ansonsten scheinst du es ja richtig gut gemacht zu haben. der heutige tag scheint gut gelaufen zu sein. auf sachlicher ebene.

wenn du morgen noch ein wenig reserviert auf nachfrage ein wenig sachlichkeit einstreust, also ernsthaft rüberkommen lässt, dass du dich geärgert hast und dies auf lustige art und weise vermitteln musstest, dann wird dir sicherlich ein weiteres krümelchen respekt vom großen kuchen zuteil werden.

ist ein großes wort, das von vielen und global behandelt wird. aber niemals geklärt werden wird. lassen wir das also einfach.

tatsächlich kommt es nur auf den eigenen kleinen kreis an, dass man dies schritt für schritt dort umsetzt und einfordert. auf das ergebnis letztendlich hat man stets relativ wenig einfluss, weil das gegenüber stets und ausschließlich aus eigenen interessen handelt.

pasquino

nimm das heute/morgen nicht wörtlich, falls nicht zutreffend

Ich will auch eine Anekdote beisteuern: Mein Tochterherz ist ein klassischer Nerd und hat, wie so gerne gefordert, ein MINT-Fach studiert - als eine von nur einer Handvoll von Frauen in ihrem Jahrgang. Seit frühester Kindheit gehen ihre Fähigkeiten in Sachen sozialer Interaktion gegen Null, und wenn sie fremde Menschen kennenlernt oder sich mit mehr als ein, zwei Personen gleichzeitig in einem Raum aufhalten muss, beschränkt sich ihr Verhaltensrepertoire im Wesentlichen darauf, finster zu blicken. Ratet mal, wer von ihrem Prof gebeten wurde, die Erstsemester-Betreuung zu übernehmen.

Bei derlei Anekdoten geht es aber weniger darum, ob die jeweiligen Frauen Opfer sind, denn es ist ja nicht zu irgendwelchen strafbaren Handlungen gekommen. Vielmehr zeigen sie auf, wie hartnäckig sich in unserem angeblich so aufgeklärten und zivilisierten Land völlig alberne Geschlechterklischees halten. Das geht auch keineswegs nur zu Lasten von Frauen - jungen und Männer, die dem klassischen Männerbild nicht entsprechen, geht es keineswegs besser. Deshalb verstehe ich auch nicht, warum sich ein Teil der Männer so vehement an den alten Klischees festhält und sich so heftig gegen jegliche Veränderung wehrt. Es kann doch für alle Beteiligten, auch für Männer, nur gut sein, wenn deutlich mehr mögliche Alternativen zur Auswahl stehen und jede Person das leben kann, mit dem sie sich wohl fühlt.

Und nein, natürlich begibt sich niemand durch einen Hinweis auf solche Geschlechterklischees in eine Opferrolle.

Hallo,
da warst du aber kackfrech, sexuelldeutige Zoten zu benutzen. Das ist heiliges Männerrevier! Du hast sie verbal kastriert! :wink:
Auch ich kann mit Anekdoten dienen:
Hatte mich seinerzeit auf einen Nebenjob in einer Stahlfabrik beworben. Scheinbar war schon das irritierend, doch wurde eingeladen und durch das Werk geführt.
Nebenbei fiel der Satz: " Eigentlich stellen wir keine Frauen ein. Die einzige Dame ist die Putzfrau für die Büröräume".
Mao: " Oh, interessant. Dann werde ich die erste Frau im Werk sein…".
Zack, hatte ich den Job.
Ich bin im Minirock und Blüschen angetanzt, habe meine Schutzkleidung angezogen und habe nach drei Wochen bereits einige Herrschaften anweisend begleitet…
Okay, ein nicht geringer Teil der Arbeiter konnte halt nicht mit Intelligenz punkten.
Die brauchten den immer wiederkehrenden Tagesablauf.
Aber sie waren so verwirrt, dass sie mich nicht mal zurückgrüßen konnten. Ich war in ihre sichere Männerdomäne eingebrochen. Wohin nun mit den frauenfeindlichen Witzen?
Ich könnte ebenfalls noch locker 10.000 Worte raushauen…
Nimm es locker. Außer bei Gehaltsverhandlungen! :sunglasses:

Noch was:
Ein männlicher Praktikant in der integrativen Kita war vor Jahren auch ein Paradiesvogel, aber nach meinem Eindruck wurde vorurteilsfreier aufgenommen!

Ich versteh bis heute nicht warum das so ein Vauxpas gewesen sein soll…schliesslich jibbed unzählige Vereine mit Jahreszahlen im Namen…da kann man sich schon mal versprechen…einfach nur menschlich

Ich arbeite in einem ausgesprochen technischen Beruf, im Büro haben wir auch ne Frau. Im Mail-Verkehr wird sie trotz des voll ausgeschriebenen, klar weiblichen Vornamen immer mal wieder mit „Herr X“ angesprochen. Ich hab mal vorgeschlagen, sie möge dann mit „Sehr geehrte Frau Y“ antworten, aber weil das ja Kunden sind, lässt man das dann doch…

Andererseits, meine Oma war „nur ne Frau“, und meine Mutter ist auch „nur ne Frau“. Viele Bekannte, die ihre hervorragenden Merkmale oben rum tragen, sind auch „nur Frauen“.
Das ist die typische Entschuldigung beispielsweise für die absolute Weigerung, sich auch nur im Geringsten mit etwas technischeren Dingen zu befassen. Ich finde ja, daß auch eine Frau, die Auto fährt, mal das Scheibenwischwasser nachfüllen können sollte, grade auch dann, wenn kein Mann im Haus ist. (Andererseits können das heute auch immer weniger Männer.)

Ich kann kochen, backen, nähen, und weiß genau, welches Wäschestück mit welchem anderen in welchem Programm gewaschen werden kann. Vielleicht sollte ich mich aus derlei Dingen zurück ziehen, bin ja nur ein Mann…

Jedenfalls geht mir bei so einem Verhalten immer wieder die Hutschnur hoch.

(Wobei ich immernoch völlig baff bin, daß meine Mutter sich selbstständig Radkappen gekauft hat - sie wusste sogar noch, wie sie die benötigte Größe am Reifen ablesen kann)

Mädel, was willst du? Anekdötchen oder Analyse?

Zu Letzerem gibt es viele Theorien (die meisten haben mit der verminderten männlichen Denkfähigkeit zugunsten ihrer Sehfähigkeit zu tun) aber das lasse ich mal hier.

Anekdötchen zu dem Thema hab ich ohne Ende, schließlich habe ich zwei(!) "Männer"berufe erlernt.
Aber zu deiner Autohausstory fiel mir gleich ein Artikel ein, den ich vor rund 12 Jahren geschrieben habe. Es hat sich NIX geändert.

Mein Spezialthema sind die Frauen in der Literatur bzw. deren Bewertung. Hierbei habe ich namhafte Mitstreiterinnen. Besonders die Aktion „Frauen zählen“ war sehr aufschlussreich. Dabei geht es um genau die Defizite, die du bemängelst, wenn der Paketbote zu einem männlichen Kollegen flitzt. Hier kann man die Studie nachlesen.

Ein, zwei Anekdötchen noch? Ok, wenn ihr mich so drängt :wink:
Wie du weißt, lebt mein Vater im Pflegeheim. Eines Tages bekam er Zahnschmerzen. Die Pflegeleitung meinte, kein Problem, der Zahnarzt kommt ins Haus, dem sagen wir gleich Bescheid.
So geschah es und abends rief ich meinen Vater an und fragte, ob der Zahnarzt da gewesen sei und was er gesagt bzw. gemacht hätte. „Da war kein Zahnarzt“, sagte mein Vater. „Da waren nur Frauen.“ Inzwischen wusste ich aber, dass die Zahnarztpraxis eine Gemeinschaftspraxis aus drei Zahnärztinnen ist - nur Frauen, ja ja. Typisch mein Vater :unamused: Ein paar Wochen danach musste er einen Zahn gezogen bekommen. Da ging nicht im Pflegeheim, also bin ich mit ihm in die Praxis gefahren. Die Zahnärztin legte mit schwerem Gerät los. Jaja, nur Frauen. Ein bisschen schadenfroh war ich schon …

Und aus dem eigenen Nähkästchen:

  1. In der Lehre schenkte der Chef uns Lehrlingen zu Weihnachten Bücher (toll!): Die Jungs bekamen richtig interessante Bücher zum Thema Basteln, Funk, Elektrik usw - wir Mädchen bekamen Kochbücher. Wieso man annahm, dass ich als Frau keine anderen Interessen habe, OBWOHL ich gerade einen technischen Beruf erlernte, wird mir ewig schleierhaft bleiben. Auf jeden Fall war ich sauer darüber und habe das auch artikuliert.

  2. Als ich meinen zweiten technischen Beruf (diesmal mit staatlichen Weihen) ausübte, passierte es nicht selten, dass in einer Runde Gleichqualifizierter ich diejenige war, die Kaffee kochen oder den Männern einschenken sollte. Rate mal, was ich gemacht habe.

  3. Als mein Mann und ich seinerzeit Häuser besichtigt haben, zeigte der Makler das Arbeitszimmer und den Bastelkeller IMMER meinem Mann. Natürlich habe ich interveniert!

Die Reihe lässt sich endlos fortsetzen. Ich denke, das einzige was wir Frauen tun können, ist sich bemerkbar zu machen - du bei deinem Boten, ich bei Chef, Kollegen und Makler und heute bei Literaturschaffenden, die aus Gedankenlosigkeit oder Dummheit an mir vorbei agieren.

Es grüßt dich
Ann da Cava

Die Weigerung, etwas zu tun oder zu erlernen, das traditionell dem anderen Geschlecht zugeordnet ist, gibt es aber auf männlicher Seite ebenso. Nicht ohne Grund betonst du ja, dass du selbst kochen, backen etc. kannst, denn das ist für viele Männer eben keineswegs selbstverständlich.

Man muss dabei auch immer berücksichtigen, wie wirkmächtig die Erziehung und die alles durchdringenden Geschlechterklischees sind. Und dies gilt natürlich nicht nur für Männer, sondern auch für Frauen - beide bekommen diese Stereotypen als Päckchen mit auf den weiteren Lebensweg. Und obwohl oder gerade weil sich bereits vieles geändert bzw. gelockert hat, findet derzeit ein gewaltiger Backlash statt, der die alten, teilweise bereits überwunden geglaubten Klischees wieder stärkt - schau einmal nur in einem beliebigen Kaufhaus in die Klinderkleider- und Spielwarenabteilung.

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Ja wir sollten weniger Opfer sein und selbstbewusster auftreten.

Ich rolle innerlich immer mit den Augen, wenn Frauen in meiner Umgebung sagen: „das kann ich sowieso nicht“, wenn es um mathematische oder technische Dinge geht. Man kann alles, wenn mal will. Oft ist es auch bequem, sich damit vor Arbeit oder Verantwortung zu drücken.

Die geschilderten Dinge sind Alltag, sie laufen unbewusst ab, weil die gesellschaftliche Realität UND auch ein großer Teil der Frauen dieses Bild aufbauen und stabil halten. Viele Kleinigkeiten merken wir ja nicht mal, das ist mir erst so beim Lesen einiger Studien zu diesem Thema bewusst geworden…

Wir sollten aber immer drauf hinweisen, wenn wir es merken, nicht klagend und jammernd, aber schon bestimmt (und humorvoll, das gefällt mir persönlich immer am besten).

Beatrix

Anekdoten willste? Kannste haben.

Kennst mich ja und wahrscheinlich auch meine geschlechtervorurteilsfreie Liebe zu diversen Hobbies.
Es ergab sich dieses Jahr, dass ich genullt habe und ganz tolle Geschenke aka Unternehmungen bekam, unter anderem von meinen besten Freunden einen Driftingkurs.

Nun standen einen Samstag mein allerbester Buddy (der ein paar Monate vorher eben auch nullte und eben auch eine Vorliebe für schnelle Autos hat) und ich morgens dort. Meine Blicke schweiften umher und stellten fest: mal wieder die einzige Frau hier… und bekam daraufhin die detaillierteste Einweisung überhaupt. Naja, war nicht nötig, ich wusste, dass das Zündschloss links sitzt - andere haben es gesucht.
Ich könnte noch ein paar solcher Beispiele nennen.

Und ansonsten finde ich persönlich, dass Frau im Alltag ganz subtil diskriminiert wird. Ich neige dazu, viel zu unternehmen und bin auch durchaus allein unterwegs. Wie häufig bekomme ich ob meiner Reisepläne zu hören: Das du dich das traust… Hast du keine Angst allein… Pass auf dich auf… Wie kannst du bloß…
Diese Kommentare kommen gleichmäßig verteilt von beiden Geschlechtern, erstaunlicherweise auch von Personen, die mich, meinen Bewegungs- und Abenteuerdrang gut kennen.

Das kommt mir merkwürdig bekannt vor. Wobei die Stimmen bei mir inzwischen leiser geworden sind - als mein Tochterherz nach dem Abi aber alleine durch Serbien und Kroatien gereist ist, wurde das Geheul in der versammelten Verwandtschaft nachgerade hysterisch, so als ob sie beschlossen hätte, einen bislang unbekannten Kontinent zu durchqueren.

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Hallo Soon,

über Frauen schrieb ich letztes Jahr:

Im Zuge der Emazipationsbewe­gung hat das weibliche Geschlecht weite Gebiete vermeintlich rein männlicher Tätigkeitsfelder erobert. Zur Zeit schleifen die Amazonen letzte Bastionen der Männerwelt wie die Hochfinanz oder das ehren­werte Klempnerhandwerk. Frauen reparieren Fahrräder und Herzen, sie lenken Busse und Staaten, führen Weltkon­zerne und Bordelle. Wer behauptet, sie machten das gut, sagt nur die halbe Wahrheit. Sie agieren im Allgemeinen besser als Männer.

Innerhalb der geltenden Gesetze dürfen Frauen alles. Jetzt tun sie es auch, Männer brauchen länger, um das zu begreifen. Selbst Frauen (z.B. Mütter) reagieren entsetzt, wenn ihre Töchter über Sexualität bescheid wissen.

Zu Zeiten Bill Clintons fragte meine Mutter meine Schwester:

Wot is da eigentlich en blow job?

Es folgte eine sachliche Erklärung meiner Schwester. Worauf meine Mutter empört ausrief:

Wuher waast dau dot da? (Woher weißt Du das denn?)

Die seltsamen Ansichten, die viele Männer über Frauen haben, sind tradiert und daher schwer zu ändern. Ich selbst halte Frauen Türen auf oder helfe ihnen in den Mantel. Da wurde ich auch schon gerügt. Ich bin zu alt, um mir das abzugewöhnen und behalte das mal als Zeichen der Wertschätzung bei.

Schönes Wochenende, Hans-Jürgen Schneider

Hallo,
ich muss öfters mal mit technischen Hotlines sprechen.

Bei einigen Firmen hast du da sofort einen Techniker dran, bei anderen kommt man erst zur Zentrale.
Das Blöde ist:
Wenn ich nun eine weibliche Stimme höre, dann ist es nach wie vor zu 80% so, dass das die Dame in der Zentrale ist.
Zu 20% aber die Inschenöhse von der Technik.

Was mach ich also?
Zu sagen „ich brauche mal nen Techniker“ ist doof, da man damit in 20% der Fälle als vorurteilsbehafteter Trottel da steht.

Ich machs daher so, dass ich sofot loslege mit „Ich brauche ne technische Auskunft zum KNX Gateway DA-20i-192, da geht es um die Machbarkeit eines …“.
In 80% der Fälle werde ich dann unterbrochen „Da muss ich Sie zu einem Techniker durchstellen“, in den anderen Fällen bekomme ich eine Antwort.

Was ich damit sagen will:
Die klassische Rollenverteilung existiert mehrheitlich noch.
Genau deshalb verfällt man ab und zu in ein Schema, das als „Normalfall“ zu empfinden.
Ist nicht böse gemeint.

oh ja.
Interessantweise bekommt mein Bruder so etwas nie zu hören. Daher bin ich fest überzeugt, dass es wirklich eine subtile wenngleich auch wahrscheinlich unbewusste Diskriminierung ist.

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Das sollst du dir auch nicht abgewöhnen, denn diese Aufmerksamkeiten sind was Schönes!

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Hallo,

"tatsächlich kommt es nur auf den eigenen kleinen kreis an, "

Nein, ganz im Gegenteil. Der große Kreis, die Gesellschaft , die Politik, bestimmt doch das kleine. Durch Politik sind Frauen gleichberechtigt. Das ist die Grundvoraussetzung.
Die Umsetzung geschieht in der Gesellschaft. Da hapert es bereits. Da gibt es unterschiedliche Löhne, da gibt es Beförderungsgrenzen, da gibt es andere Behandlung durch die Medien, und …und…und

Und dies alles beeinflusst die konkrete Situation vor Ort: Wie werden Frauen behandelt / angesprochen/ beurteilt / …

Und hier kommt es dann zum Kreisverkehr: das individuelle Verhalten beeinflusst die Gesellschaft, deren Ansichten und Verhalten wiederum in der Politik Niederschlag findet.

Grüße Siboniwe

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Gerade wieder so eine Schote erlebt. Ich in bin in leicht farbverschmierten Arbeitssachen in den Baumarkt gelatscht. Da ich mir gerade ein Wohnzimmerregal baue und noch was zusägen muss, brauche ich ein scharfes Blatt für meine Kreissäge.

Als ich so vor den Sägeblattern stehe, kommt irgendwo ein Verkäufer her (woher kam der überhaupt? Die sieht man sonst nie!) und meinte, er könne mich beraten. Gut, soll er.

Ich so: jo, ich brauche ein 165er Holzsägeblatt für die Kreissäge, 1,6 dick, 20 mm Aufnahme.
Verkäufer: für eine Kreissäge?
Ich: Ja. Für eine Bosch PKS 55a
V: Ist das Blatt rund oder gerade?
Ich: Es ist eine Kreissäge, rund wäre ganz gut. Damit sagt es sich dann sicherlich besser, als mit einem eckigen Blatt.
V: ganz sicher? Wissen Sie, wie eine Kreissäge aussieht?
Ich: Ja, meine Bosch ist grün. Mit einem runden Blatt mit ca 48 Zähnen.
V: Wo ist denn ihr Mann, der kann dazu bestimmt mehr sagen
Ich: Mein Mann ist nicht hier, ich bin zwar nicht die größte, aber immerhin schon groß genug, um allein ein Sägeblatt zu kaufen. Ich brauche ein Kreissägeblatt, 165 x 1,6, 20er Aufnahme für Holz.
V: Frauen wissen das nicht
Ich: Doch, haben Sie ja gerade gehört.
V: Rufen Sie Ihren Mann doch mal gerade an, nicht, dass es doch keine Kreissäge ist. Holz sägt man mit einer Stichsäge, das ist so eine Säge, bei der unten das Blatt rausschaut und mit dem man prima Kurven schneiden kann.
Ich: Ich will aber einen geraden Schnitt und da ist mir die Kreissäge mit Anschlag lieber. Für die Stichsäge ist das Holz auch zu dick
V: Nein nein. Ihr Mann will bestimmt ein Stichsägeblatt haben.
Ich: Mein Mann will gar nix. Ich will ein Kreissägeblatt.
V: Sie haben doch da ein Telefon in der Hand, rufen Sie doch mal an.
Ich: Nicht das es Sie was angeht, aber es gibt Frauen, die durchaus handwerklich arbeiten können, man erkennt die daran, dass sie in farbverschmierten Klamotten in den Baumarkt gehen und ein Kreissägeblatt haben wollen. Und nicht alle Frauen haben einen Mann zu Hause, der erst sein Einverständnis geben muss. Welches der beiden Kreissägeblätter hält länger wenn man Buche sägt?
V: Können sie nicht ihrem Mann sagen, dass er mal eben herkommen soll? Nicht dass Sie ein Sägeblatt für eine falsche Säge mitnehmen.
Ich: Ich rufe keinen an, ich habe keinen Mann zu Hause. Und ja, ich brauche ein Kreissägeblatt weil ich mit der Handkreissäge schneiden möchte. Keine Stichsäge, keine Tischkreissäge, keine Säbelsäge, keine Bandsäge, keine Knochensäge.
V: Ja, aber…
Ich: Nein, ich rufe meinen nichtvorhandenen Mann nicht an, aber Sie könnten mal bitte gerade den Marktleiter anrufen.

Dieser durfte sich dann mein Leid mit dem Verkäufer anhören und ich bin gänzlich ohne Kreissägeblatt aus dem Laden. Bruder hatte sich nämlich in der Zwischenzeit gemeldet und geschrieben, dass er mir eine neues Blatt nebst Kreissäge (da anderer Durchmesser) vor die Haustür gelegt hat.

Auch wenn man selbstbewusst auftritt passiert es, das man schlichtweg ignoriert wird bzw man Unwissen unterstellt bekommt.

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