Opfer oder Alltag? Oder Dünnhäutigkeit? Oder

Hallo Soon,

über Frauen schrieb ich letztes Jahr:

Im Zuge der Emazipationsbewe­gung hat das weibliche Geschlecht weite Gebiete vermeintlich rein männlicher Tätigkeitsfelder erobert. Zur Zeit schleifen die Amazonen letzte Bastionen der Männerwelt wie die Hochfinanz oder das ehren­werte Klempnerhandwerk. Frauen reparieren Fahrräder und Herzen, sie lenken Busse und Staaten, führen Weltkon­zerne und Bordelle. Wer behauptet, sie machten das gut, sagt nur die halbe Wahrheit. Sie agieren im Allgemeinen besser als Männer.

Innerhalb der geltenden Gesetze dürfen Frauen alles. Jetzt tun sie es auch, Männer brauchen länger, um das zu begreifen. Selbst Frauen (z.B. Mütter) reagieren entsetzt, wenn ihre Töchter über Sexualität bescheid wissen.

Zu Zeiten Bill Clintons fragte meine Mutter meine Schwester:

Wot is da eigentlich en blow job?

Es folgte eine sachliche Erklärung meiner Schwester. Worauf meine Mutter empört ausrief:

Wuher waast dau dot da? (Woher weißt Du das denn?)

Die seltsamen Ansichten, die viele Männer über Frauen haben, sind tradiert und daher schwer zu ändern. Ich selbst halte Frauen Türen auf oder helfe ihnen in den Mantel. Da wurde ich auch schon gerügt. Ich bin zu alt, um mir das abzugewöhnen und behalte das mal als Zeichen der Wertschätzung bei.

Schönes Wochenende, Hans-Jürgen Schneider

Hallo,
ich muss öfters mal mit technischen Hotlines sprechen.

Bei einigen Firmen hast du da sofort einen Techniker dran, bei anderen kommt man erst zur Zentrale.
Das Blöde ist:
Wenn ich nun eine weibliche Stimme höre, dann ist es nach wie vor zu 80% so, dass das die Dame in der Zentrale ist.
Zu 20% aber die Inschenöhse von der Technik.

Was mach ich also?
Zu sagen „ich brauche mal nen Techniker“ ist doof, da man damit in 20% der Fälle als vorurteilsbehafteter Trottel da steht.

Ich machs daher so, dass ich sofot loslege mit „Ich brauche ne technische Auskunft zum KNX Gateway DA-20i-192, da geht es um die Machbarkeit eines …“.
In 80% der Fälle werde ich dann unterbrochen „Da muss ich Sie zu einem Techniker durchstellen“, in den anderen Fällen bekomme ich eine Antwort.

Was ich damit sagen will:
Die klassische Rollenverteilung existiert mehrheitlich noch.
Genau deshalb verfällt man ab und zu in ein Schema, das als „Normalfall“ zu empfinden.
Ist nicht böse gemeint.

oh ja.
Interessantweise bekommt mein Bruder so etwas nie zu hören. Daher bin ich fest überzeugt, dass es wirklich eine subtile wenngleich auch wahrscheinlich unbewusste Diskriminierung ist.

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Das sollst du dir auch nicht abgewöhnen, denn diese Aufmerksamkeiten sind was Schönes!

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Hallo,

"tatsächlich kommt es nur auf den eigenen kleinen kreis an, "

Nein, ganz im Gegenteil. Der große Kreis, die Gesellschaft , die Politik, bestimmt doch das kleine. Durch Politik sind Frauen gleichberechtigt. Das ist die Grundvoraussetzung.
Die Umsetzung geschieht in der Gesellschaft. Da hapert es bereits. Da gibt es unterschiedliche Löhne, da gibt es Beförderungsgrenzen, da gibt es andere Behandlung durch die Medien, und …und…und

Und dies alles beeinflusst die konkrete Situation vor Ort: Wie werden Frauen behandelt / angesprochen/ beurteilt / …

Und hier kommt es dann zum Kreisverkehr: das individuelle Verhalten beeinflusst die Gesellschaft, deren Ansichten und Verhalten wiederum in der Politik Niederschlag findet.

Grüße Siboniwe

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Gerade wieder so eine Schote erlebt. Ich in bin in leicht farbverschmierten Arbeitssachen in den Baumarkt gelatscht. Da ich mir gerade ein Wohnzimmerregal baue und noch was zusägen muss, brauche ich ein scharfes Blatt für meine Kreissäge.

Als ich so vor den Sägeblattern stehe, kommt irgendwo ein Verkäufer her (woher kam der überhaupt? Die sieht man sonst nie!) und meinte, er könne mich beraten. Gut, soll er.

Ich so: jo, ich brauche ein 165er Holzsägeblatt für die Kreissäge, 1,6 dick, 20 mm Aufnahme.
Verkäufer: für eine Kreissäge?
Ich: Ja. Für eine Bosch PKS 55a
V: Ist das Blatt rund oder gerade?
Ich: Es ist eine Kreissäge, rund wäre ganz gut. Damit sagt es sich dann sicherlich besser, als mit einem eckigen Blatt.
V: ganz sicher? Wissen Sie, wie eine Kreissäge aussieht?
Ich: Ja, meine Bosch ist grün. Mit einem runden Blatt mit ca 48 Zähnen.
V: Wo ist denn ihr Mann, der kann dazu bestimmt mehr sagen
Ich: Mein Mann ist nicht hier, ich bin zwar nicht die größte, aber immerhin schon groß genug, um allein ein Sägeblatt zu kaufen. Ich brauche ein Kreissägeblatt, 165 x 1,6, 20er Aufnahme für Holz.
V: Frauen wissen das nicht
Ich: Doch, haben Sie ja gerade gehört.
V: Rufen Sie Ihren Mann doch mal gerade an, nicht, dass es doch keine Kreissäge ist. Holz sägt man mit einer Stichsäge, das ist so eine Säge, bei der unten das Blatt rausschaut und mit dem man prima Kurven schneiden kann.
Ich: Ich will aber einen geraden Schnitt und da ist mir die Kreissäge mit Anschlag lieber. Für die Stichsäge ist das Holz auch zu dick
V: Nein nein. Ihr Mann will bestimmt ein Stichsägeblatt haben.
Ich: Mein Mann will gar nix. Ich will ein Kreissägeblatt.
V: Sie haben doch da ein Telefon in der Hand, rufen Sie doch mal an.
Ich: Nicht das es Sie was angeht, aber es gibt Frauen, die durchaus handwerklich arbeiten können, man erkennt die daran, dass sie in farbverschmierten Klamotten in den Baumarkt gehen und ein Kreissägeblatt haben wollen. Und nicht alle Frauen haben einen Mann zu Hause, der erst sein Einverständnis geben muss. Welches der beiden Kreissägeblätter hält länger wenn man Buche sägt?
V: Können sie nicht ihrem Mann sagen, dass er mal eben herkommen soll? Nicht dass Sie ein Sägeblatt für eine falsche Säge mitnehmen.
Ich: Ich rufe keinen an, ich habe keinen Mann zu Hause. Und ja, ich brauche ein Kreissägeblatt weil ich mit der Handkreissäge schneiden möchte. Keine Stichsäge, keine Tischkreissäge, keine Säbelsäge, keine Bandsäge, keine Knochensäge.
V: Ja, aber…
Ich: Nein, ich rufe meinen nichtvorhandenen Mann nicht an, aber Sie könnten mal bitte gerade den Marktleiter anrufen.

Dieser durfte sich dann mein Leid mit dem Verkäufer anhören und ich bin gänzlich ohne Kreissägeblatt aus dem Laden. Bruder hatte sich nämlich in der Zwischenzeit gemeldet und geschrieben, dass er mir eine neues Blatt nebst Kreissäge (da anderer Durchmesser) vor die Haustür gelegt hat.

Auch wenn man selbstbewusst auftritt passiert es, das man schlichtweg ignoriert wird bzw man Unwissen unterstellt bekommt.

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Ich glaube, das ist die ganz große Crux. In vielen Fällen meinen es die Männer ja nicht mal böse (in deinem Beispiel allerdings würde ich tatsächlich einen uneinsichtigen Ewiggestrigen unterstellen). Und (leider noch sehr) oft haben sie ja recht. Das lässt sich auch gut an den vielen wunderbaren, aber dennoch sehr unterschiedlichen Antworten hier im Thread ablesen. Wenn sich Männer immer noch verteidigen müssen, weil sie …kochen, bügeln, Fenster putzen oder Elternzeit nehmen, ist das doch nicht in Ordnung. Und wenn Frauen mit klaren Vorstellungen in den Baumarkt gehen und vom „Verkäufer“ nicht ernst genommen werden, ist das ebenso wenig in Ordnung.

Soon

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Sorry, ich verstehe dich, mal wieder, nicht.
Vielleicht hast du ja wirklich etwas Wichtiges zu sagen. Dann bitte ich dich darum, dich dem Mainstream anzupassen und deine Worte in verständliche Sätze zu packen.

Soon

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So viel Geduld habe ich schon lange nicht mehr. Das Schätzchen hätte ich längst am Ohr zum MarktleiterIn geschleift. Sind Frauen dazu da Männern die Welt seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts zu erklären? :rage:

Zum lesen wahnsinnig komisch!

Wenns tatsächlich so abgelaufen ist allerdings eine unglaubliche Frechheit, und ich staune über deine starken Nerven!!

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Hihi, kleine Geschichte dazu (ist ja eh’ ein Geschichtenthread, der mir aber wirklich sehr gut gefällt!), wie es auch seiten von Frauen zu gedankenloser Diskriminierung kommt:
Wir wollten vor mehreren Jahren unser Obergeschoss dämmen. Mein Mann vertiefte sich mehrere Wochen ins Internet und bestellte am Ende eine Menge Material beim örtlichen Baumarkt (der natürlich, wie überall, nicht mit wirklichen Fachleuten dienen konnte). Der Mitarbeiter erstellte ein Angebot nach unseren Bestellungen und faxte es uns zu. Dieses Angebot warf eine Menge Fragen auf und wir stiefelten gemeinsam in den Baumarkt, um uns Klarheit zu verschaffen. Wir standen eine ganze Weile an der Theke, weil viele Kunden da waren. Nach einiger Zeit stand eine ältere Dame auf und kam auf uns zu. Wir beide dachten in dem Moment unisono:„Gott, jetzt muss sogar die Buchhalterin aushelfen!“ Diese wundervolle Frau hat uns, speziell meinen Mann, aber im Nullkommanix auf den Boden der Tatsachen zurück gebracht. Sie hat das komplette Angebot zerfetzt und meinem Mann erstmal erklärt, wie vernünftig dämmen geht. Ende vom Lied…Dank der „Buchhalterin“, was sie natürlich nicht war, haben wir seit 12 Jahren eine vernünftige, wirksame Dämmung. Mit dem männlichen Mitarbeiter hätten wir wahrscheinlich auch eine Dämmung hinbekommen, aber garantiert nicht so eine effektive.
Später haben wir erfahren, dass diese Mitarbeiterin eine absolute Koryphäe ist und schon Legionen von Handwerkern beraten hat.

Soon

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Das war tatsächlich so. Ich war ob der Richtung der Diskussion so perplex, dass ich mich nur in Ironie flüchten konnte. Reizen kann man mich mit solchen Diskussionen nicht, da braucht es mehr.

Ich gehöre nicht zu den Leuten, die brüllen, wenn sie sauer werden. Ich ziehe dann Ironie und einen freundlichen Ton vor, genauso hat der Marktleiter meine Beschwerde zu hören bekommen: leise, in ein freundlichen Ton mit größtmöglicher Ironie. Die Gesichtsfarbe der beiden Baumarkt-Parteien hat mich für die meinerseits entstandene seelische Pein vollends entschädigt.

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Ich hätte ihn ja auch freundlich am Ohr zum Marktleiter geschleift :stuck_out_tongue_closed_eyes:

NICHT
DEIN
ERNST.

Das war doch gerade ein Script für so einen Loriot-Sketch, oder???

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Mein vollkommener Ernst.
Wenn wir hier in irgendeiner bedeutenden Stadt wären und nicht am Ende der Welt, hätte ich ja die versteckte Kamera im Verdacht… Falls es die überhaupt noch gibt und du mal einen Baumarkt-Sketch mit einer kurzhaarigen Frau mit blauen Haaren, einer Arbeitshose mit grauem Leoprint und einem alten und löchrigem Sex-Pistols T-Shirt siehst, die ein Kreissägeblatt haben will: das bin dann wohl ich :rofl:

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Hmmm, in meinem Alter werfe ich mal öfters was durcheinander, aber kommst du nicht sogar irgendwo aus der Ecke, aus der auch ich komme? So Südwestfalen/Sauerland oder so?
Da traust du dich in so einem Aufzug unter die Leute???

Frechheit.
Da wird dem Rotvieh ja die Milch im Euter sauer und die Fichte welk!

Jepp, östliches Hochsauerland.

Und meine Klamottenauswahl hat schon so manche Kuh so entzürnt, dass ich schon ernstzunehmende Kuh-Unfälle hatte.

Mein Sohn durfte vor ein paar Wochen ein Sozialpraktikum in einer Kita machen (das ist an den hiesigen Gymnasien in der 9. Klasse Pflicht), und das gestaltete sich völlig unproblematisch. Er fand es lediglich etwas nervig, dass ihm (zwar schon anderthalb Köpfe größer als ich, aber trotzdem erst 14) qua Geschlecht allerlei körperlich anstrengende Aufgaben zugeteilt wurden - so durfte er beispielsweise beim Erntedankfest alleine den schweren Obst- und Gemüsewagen zur Kirche und wieder zurück ziehen, der sonst von zwei Erzieherinnen zusammen bewegt wird.

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