Opfer oder Täter?

Hallo,

die von Dir genannten Situationen (Gewaltverbrechen, Soldaten,
die im Krieg sterben) sind Ausnahmesituationen, sie machen
nicht den Alltag des Lebens aus.

Dein Begriff von „Gewalt“ scheint mir zu kurz gegriffen; Du kommst m.E. mit dem Heile-Welt-Konstrukt nicht einmal bis vor die eigene Haustür. KeineR von uns. Wir sind alle darin involviert und machen mit. Ob man das nun wahrhaben will oder nicht, das ist völlig gleich.
Oder vielleicht nicht? Ist ja praktisch, wenn Menschen glauben, anderswo sei Gewalt vorhanden, aber das sei doch bloß Ausnahme?

In dieser Welt herrscht Gewalt (vor), unsere gesamte „Kultur“ fußt darauf und breitet sich bis in jeden Winkel dieser Welt aus; wir lassen es krachen und bluten (ob offen oder subtil)… nicht bloß unter uns Menschen… wir sind vielleicht mittlerweile eher sowas wie Viren in diesem Organismus Erde, der u.a. ausblutet (Öl z.B.).

Gewalt ist keine Ausnahme… das ist sie ganz gewiss nicht.

MfG, iceage

Hallo Claus,

Wenn man es GENERALISIERT, auf das ganze Leben gesehen, wie es
ja besonders nachdenkliche Menschen tun, die nach dem
GENERELLEN Sinn des Daseins fragen, haben die drei von mir
genannten Autoren als Beispiele der Philosophie überhaupt
jeden Sinn des Lebens verneint.

Womit sie wohl nicht unbedingt falsch lagen.

Oder hat man je von einen Firmenchef, wie
z. B. Bill Gates, einem Popsänger wie z. B. Madonna oder einem
Politiker wie z. B. Angela Merkel gehört, dass die gesagt
hätten: „Das Leben macht doch insgesamt nicht den geringsten
Sinn!“?

Im Alltag herrschen eben andere Tätigkeiten, als die des (Nach-)Denkens vor; aber wer weiß, was Angela spät in der Nacht ihrem Tagebuch anvertraut? Vielleicht wird sie ja beherrscht von dem (zwanghaften, unbewussten) Gedanken, einen Sinn in ihrem Leben zu finden, der sie dorthin getrieben hat, Kanzlerin zu werden? Ob das so sinnvoll ist, sei dahingestellt:smile:

Nach dieser außergewöhnlichen Sprache, die sich im Negativen
SUHLT, war ich lange Zeit regelrecht süchtig (heute nicht
mehr!), weil sie damals für mich eine alternative „Wahrheit“
war, zum „normalen“ Denken des Alltags.

Ich denke, dass es aber zwei verschiedene Dinge sind… die Feststellung der Sinnlosigkeit des Lebens an sich stellt für mich noch keine negativ gefärbte Aussage dar.
Es ist einfach alles „gleich“, es ist, weiter nichts.

Das Leiden kommt vielleicht nicht daher, dass eigentlich „nichts“ ist, sondern dass wir (als Menschen) so unglaublich daran hängen, uns selbst wichtig zu nehmen, uns nicht (einfach) abstreifen können, uns (wie wir uns selbst erfinden) so lieb haben… (bei allem anderen, was man auch nicht liebt:smile:

Manche wollen so gerne „nichts“ sein, weil sie „alles“ sein wollen?
Vielleicht glauben wir darum ans Paradies/ Nirwana/ ? … Ort, in/an dem man frei sein kann von Individualität/ Identität/ Geschichten, sozusagen unbefleckt und unbeschrieben, eins mit allem.

(Und ich persönlich finde, dass es auch im Leben solche Orte gibt; aber das führt hier zu weit.)

MfG, iceage

Hi Idomeneo,

Das Opfer-Täter-Schema beschreibt somit das Leben keineswegs
umfassend (sondern nur Ausnahmesituationen). Es ist zudem
schädlich, weil es dazu verführt, existente
Handlungsmöglichkeiten nicht mehr wahrzunehmen.

kann man vor allem LERNEN, so zu denken, weil man dann kein Opfer mehr zu sein braucht???

Es geht aber immer wieder scheinbar um den „rechten“ Glauben??? Wenn dir einer ständig auf den Kopf haut, aus reiner Lust, um seine LUST an der eigenen Überlegenheit gegenüber einem Schwächeren auszutesten, gelingt dann noch die bekannte philosophische Denkstrategie, das Glas sei gar nicht halb leer, sondern halb voll, soll heißen: Think positive???

Trotzdem haben bekanntermaßen einige Philosophen, auch im „normalen“ Alltagsleben, und nicht nur in Ausnahmesituationen, das gesamte Leben als SINNLOS betrachtet, weil sie sich, trotz ihres „kommunikativen Handelns“ gar nicht positiv als selbstbewusste Täter sehen WOLLTEN, sondern negativ als ohnmächtige Opfer eines völlig sinnlosen Daseins, mit absurden Überlebenskämpfen -

z. B. stärkere Tiere fressen die Schwächeren - und auch „Adolfo“, wie Adolf Hitler hier in Spanien genannt wird, ließ aufgrund seines unvorstellbaren Hasses sieben Millionen Juden ermorden und stürzte in seiner TÄTERSCHAFT die halbe Welt in die größte Katastrophe der bisherigen Menschheitsgeschichte. Ist das nicht ein Opfer-Täter-Schema, das auch im „normalen“ Alltag auf diese Polaritäten reduzierbar ist, um DEN Sinn des Lebens „real“ zu BEGREIFEN???

Gruß
C.

Hi Iceage,

(Und ich persönlich finde, dass es auch im Leben solche Orte
gibt; aber das führt hier zu weit.)

Komm, lüfte dein GEHEIMNIS, lass raus Gevatter, wo soll dieser Ort denn sein, SAG?

Und wenn du „oben“ bist, im totalen Nichts, ist das dann ein besseres Gefühl als beim Sexeln, SAG??

Und ist es dann KOMPATIBEL, mit meine einzigen Dogma, das ich hier im Philosophen-Brett vertrete, dass der Mensch das Maß aller Dinge ist,
SAG???

Gruß
C.

Hi Claus,

das willste wohl gern WISSEN, was:smile:
Denk an Wittgenstein!

Und ist es dann KOMPATIBEL, mit meine einzigen Dogma, das ich
hier im Philosophen-Brett vertrete, dass der Mensch das Maß
aller Dinge ist,
SAG???

Wir können wohl nicht anders, oder?
Und eigentlich ist es gar nicht geheimnisvoll, es ist ganz einfach. Gerade darum wird auch so viel daran gesetzt, in der Vergangenheit wie Gegenwart, uns daran zu hindern?!

MfG, iceage

Moin Claus,
Wie kommst du darauf, dass die (Natur)wissenschaften

… sich ja selbstredend nicht mit dem Begriff des GLAUBENS
befassen, sondern im strengen akademischen Sinne mit WISSEN,

Klar wird und kann ‚Glauben‘ untersucht werden. Wird er auch. Wie und wo im Gehirn entsteht er zB.

was ich gerade immer wieder versucht habe, zu verdeutlichen,
dass hinter allem „Wissen“ ebenfalls nur ein GLAUBE steckt,

Hier machst du imo einen häufig gemachten Denkfehler

… weil die
Erkenntnis des Sokrates „ich weiß, dass ich nichts weiß“,

vielleicht solltest du deinen Sokrates nochmal lesen. Er hat das so nie gesagt. Dieser Spruch beruht auf einer falschen Übersetzung.

„oîda ouk eidōs“ heißt „Ich weiß als Nicht-Wissender“ bzw. „Ich weiß, dass ich nicht s weiß“.

Das angehängte -s“ an ‚nicht‘ hat da nichts zu suchen.
Sokrates bahauptet also nicht , nichts zu wissen.

Er hinterfragt das, was man zu wissen meint.

Ein sicheres ‚Wissen‘ kann es grundsätzlich nicht geben, Wissen ist immer ‚vorläufig‘, immer auf dem Prüfstand.

Und das genau sagt die (Natur)wissenschaft. Treten neue Fakten ans Licht, z.B. weil sich technische Neuerungen etwas möglich machen was bisher nicht möglich war werden alte Vorstellungen zugunsten neuer aufgegeben. (Manchmal vielleicht nur zögernd, aber 2000Jahre hat es noch nie gedauert)
Gruss…lux

(Nachzulesen ist das bei Plato in ‚die Verteidigungsrede des Sokrates‘)