Opfer oder Täter?

Hi,

wenn ich das ewige Wehklagen von Schopenhauer, Camus, Cioran & Co. lese, stellt sich mir die Frage, haben die UNRECHT?? Sicherlich nicht, denn ich lese diese Autoren ja besonders gerne…

Und es ist sicherlich auch „wahr“, was sie gedacht und geschrieben haben…

Aber es regt sich in mir irgendwie immer mal wieder der „gesunde Menschenverstand“, und der stellt die Frage: Sind wir Opfer oder Täter unseres Lebens???

Gruß
C.

Moin,
*g* da muss man erst mal in ‚Opfer/Täter‘-Termen denken. Imo ist man weder das eine noch das andere. Fühlst du dich so?
Gruß…lux

Hi pollux,

Fühlst du dich so?

Nein, überhaupt nicht! Ich wollte nur dieses Denk-Schema aufgreifen… und dachte, dass es vielleicht ein Thema ist, das vielleicht einige interessiert.

Dieses Opfer-Täter-Denken war ein zentrales Thema der Achtundsechziger, vor allem auch in der Frauenbewegung, aber auch in der nachfolgenden Hippiebewegung…

Wenn das Thema nicht mehr aktuell ist, vergiss es, mir persönlich ist es egal, weil ich gar nie so gedacht habe, oder vielleicht nur manchmal so dachte. Insgesamt ist dieses Thema mir persönlich völlig egal, aber vielleicht anderen nicht???

Gruß
C.

Ich kann Pollux36 nur zustimmen. „Opfer“ und „Täter“ sind Kategorien die mir zum Beispiel bei Betrachtungen meines eigenen Lebens ganz fremd sind.
Von Camus kenne ich „Die Pest“ und, was mir sehr gut gefallen hat, „Der erste Mensch“. Die Einordnung in ein Opfer/Täter-Schema erscheint mir da vollkommen abwegig. Siehst du da den jungen Albert als ein Opfer und zum Beispiel die hartherzige Großmutter als Täterin?
Und was ist dann mit seiner geliebten Mutter und seinem verehrten Lehrer?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Albert Camus in einem solchen Schema gedacht oder empfunden hat. Wie soll in ein solche, ich nenne sie mal wertend „primitiv-moralische“, Zuordnung seine distanzierte aber zugleich auch mitfühlende Beschreibung der frühen Kolonialisten passen?

Schöne Grüße

PS:

Sobald man sich selber ehrlicher gegenüber ist, kommen doch mehr „Wahrheiten“ hoch. Natürlich FÜHLE ich mich beim Reflektieren schuldig, wo ich TÄTER war…

Ich war zum Beispiel in zwei Kinderheimen zusammen mit Waisenkindern und wurde in beiden Heimen STRENG christlich erzogen, morgens, mittags und abends singen und beten. Aber in dem zweiten Heim war ich mit zwei anderen einer von den „Großen“, ich war so ca. 15 Jahre alt.

Und zwischen den drei „Großen“ gab es eine versteckte Rivalität um die MACHT. Der eine „Große“ war auf meiner Seite, und es ging jetzt darum, die „alleinige“ Macht zu erringen, gegen den Rivalen, der viel stärker war als ich, es ging darum, über die „Kleinen“ (ca. 50 Kinder) die unangefochtene FÜHRERSCHAFT zu haben.

Aber weil ich meinen körperlich stärkeren Rivalen ausschalten wollte, ließ ich ihn von meinen Anhängern verprügeln!!!

Ich hatte alle gegen ihn AUFGEHETZT. Als mein Rivale in den Schlafsaal kam (ich hatte zuvor alle meine Anhänger auf einen genauen Plan eingeschworen und das Licht ausgemacht), stürzte sich die ganze Meute auf ihn, während ich von einem oberen doppelstöckigen Bett aus zusah, wie er sich ohne Chance zur Wehr setzte, bis ich befahl, ihn los zu lassen.

Das ist nur ein Beispiel von vielen! Oder wenn ich bedenke, dass ich gerade heute Morgen wieder ca. hundert schwarze Würmer getötet habe, die um ihr Leben zappelten, oder Kakerlaken, Ameisen und Mäuse getötet habe (und schon mehrmals junge Katzen). Das tut mir alles leid, aber es ging mir um die MACHT des Überlebens, sonst hätte ich mit noch viel schlechteren GEFÜHLEN leben müsse, und das wollte ich eigentlich nie wirklich…

Gruß
C.

Hallo,

Sind wir Opfer oder Täter unseres Lebens???

Dieses Schema mißfällt mir, denn es impliziert, daß es immer einen gibt, der leidet - entweder ich selbst oder jemand anders. Ist das notwendig so? Das glaube ich nicht.

Ich stelle mir vor, man kann einfach handelndes Subjekt sein, auf der Grundlage von Motiven (innen) und vorgefundenen Bedingungen (außen).

Grüße,

I.

Hi Idomeneo,

Du schreibst: „Dieses Schema mißfällt mir, denn es impliziert, daß es immer einen gibt, der leidet - entweder ich selbst oder jemand
anders. Ist das notwendig so? Das glaube ich nicht.“

Wenn die Tiere, die ich getötet habe, um selbst besser zu leben, GEFÜHLE haben (weil sie keine Maschinen sind!!!), dann LEIDEN sie logischerweise. Und wenn ein Tier das andere beim lebendigen Leibe auffrisst, ebenso. Und da fragst du in deiner idealistischen Naivität: „Ist das notwendig so? Das glaube ich nicht.“ Es ist dein GLAUBE, dass du es nicht glauben kannst bzw. willst!

Bitte lese mein „PS“ in „Schuld“ bekennender Reflexion in diesem Artikelbaum weiter unten; du siehst dann, was du nicht GLAUBEN kannst bzw. willst, dass Opfer leiden und Täter LUST verspüren - that is life!!!

Gruß
C.

Hi Turmfalke (was für ein Name!),

Ich kann Pollux36 nur zustimmen. „Opfer“ und „Täter“ sind
Kategorien die mir zum Beispiel bei Betrachtungen meines
eigenen Lebens ganz fremd sind.

Dann hast du wahrscheinlich noch gar nie wirklich gelebt (wie Goethe sagt: „Ein verfehltes Leben!“! Leben heißt FÜHLEN!! Das wirkliche Leben ist ein FÜHLEN von Versuch und Irrtum!!!

Das wirkliche Leben ist nicht nur ein GLAUBEN, wie das Leben idealerweise sein SOLLTE. Ich glaube, Habermas trifft den Kern: „…dass gesellschaftliche Rationalisierung stets als VERDINGLICHUNG gedacht worden ist…“

Stell dir vor, der ganze Kosmos, Steine, Pflanzen, Tiere und Menschen werden nur als DINGE, d. h. als Maschinen (nach Descartes) gedacht, dann ist es logischerweise auch außerhalb deines Bewusstseins, dass das wirkliche Leben nach Schmerz und Lust funktioniert!!!

Willst du das wirkliche Leben BEKÄMPFEN??? Nur Mut, vielleicht wird das Leben dann immer mehr ein gefühlloses DING, denn dann würde auch dein GLAUBE, dass das dir in deinem „eigenen Leben ganz fremd“ ist, Sinn machen…

Gruß
C.

… „Opfer“ und „Täter“ sind
Kategorien die mir zum Beispiel bei Betrachtungen meines
eigenen Lebens ganz fremd sind.

Dann hast du wahrscheinlich noch gar nie wirklich gelebt (wie
Goethe sagt: „Ein verfehltes Leben!“! Leben heißt FÜHLEN!! Das
wirkliche Leben ist ein FÜHLEN von Versuch und Irrtum!!!

…:

Willst du das wirkliche Leben BEKÄMPFEN??? Nur Mut, vielleicht
wird das Leben dann immer mehr ein gefühlloses DING, denn dann
würde auch dein GLAUBE, dass das dir in deinem „eigenen Leben
ganz fremd“ ist, Sinn machen…

Hier verstehe ich den gezogenen Zusammenhang nicht. Nur weil man das Konzept ‚Opfer/Täter‘ ablehnt heißt das doch nicht ‚Leben zu bekämpfen‘ oder ‚nicht zu fühlen‘?
Jeder trifft Entscheidungen doch auf Basis von ‚etwas‘, Erfahrungen, Können, Überzeugungen, Umständen usw…
Schau ich bei mir selber - habe ich sicher Fehler gemacht, teils schmerzhaft für mich, teils für andere. Aber ich habe in der entsprechenden Situation immer so gehandelt wie ich handeln ‚konnte‘. Daher empfinde ich keine ‚Schuld‘, sehe mich auch nicht als ‚Täter‘ oder ‚Opfer‘. Was ich versuche ist Fehlern zu extrapolieren und für die Zukunft daraus zu lernen. Wenn es mir gelingt freue ich mich. Wenn nicht - noch mal probieren - muss ich anscheinend noch mehr lernen.

Ein Buch das mir zu diesem Thema sehr gut gefallen hat ist:
Michael Schmidt-Salomon: Jenseits von Gut und Böse. Warum wir ohne Moral die besseren Menschen sind.

Deine Antworten zeigen, dass du die Einwände und Argumentation von Idomeneo, pollux36 und mir überhaupt nicht verstehst.

Zum Beispiel die Vorhaltung „du siehst dann, was du nicht GLAUBEN kannst bzw. willst, dass Opfer leiden und Täter LUST verspüren - that is life!!!“ ist einfach blöd und indiskutabel. Wahrscheinlich gibt es keinen Weg, auf dem wir nicht aneinander vorbei reden.
Aber trotzdem:

„Opfer & Täter“ sind ein moralisch und rechtlich wertendes Begriffspaar. Eine Maus die von einer Katze gefangen und getötet wird, würde ich zwar auch ohne Bedenken als „Opfer“ bezeichnen, es wäre aber absurd die Katze einen „Täter“ zu nennen - auch dann, wenn sie (wie so oft) satt ist und die Maus nicht als Nahrung benötigt und auch dann, wenn sie (wie es offenbar immer der Fall ist) dabei Lust und Freude empfindet. Das „Opfer sein“ benötigt keinen „Täter“, noch deutlicher wird das bei Krankheiten oder Unfällen.
Ich habe Schopenhauer noch nie unmittelbar gelesen, aber ich weiss, dass seine Philosophie Bezug zu fernöstlichen Religionen hat - oder zumindest beansprucht. Im buddhistischen Kreislauf des Leidens spielt es aber keine Rolle, woher das Leiden stammt, ob nun aus niederen Beweggründen der Mitmenschen oder natürlichen Zwängen wie Alter und Krankheit. Entsprechend würde es mich nicht wundern, wenn in den Reden Buddhas das Wort „Täter“ oder ähnliche Begriffe überhaupt nicht auftauchen. Da außerdem Schopenhauer politisch zutiefst konservativ war und der Revolution von 1848 aggressiv ablehnte, also auch mit der an anderer Stelle erwähnten 68er-Bewegung und dem militanten Feminismus geistig nichts zu tun hat, verstehst du vermutlich nichts von seiner Philosophie, es kommt dir vermutlich nur auf das düstere Stimmungsbild an.

Mit deinen Vorhaltungen der Naivität oder des Nicht-gelebt-haben beanspruchst du für deine eigenen Empfindungen Aufgeklärtheit und Vitalität. Mir erscheinen sie aber nur unreif und hysterisch.

Hi LUX,

ja, das ist ein IDEAL „Jenseits von Gut und Böse“, das ja auch Nietzsche vertreten hat, aber wenn ich mich selbst reflektiere, tut es mir LEID, dass andere leiden mussten, meinetwegen (oder vielleicht bin ich immer noch zusehr CHRIST, aufgrund meiner strengen Erziehung, was???).

Das „Ding“ ist gar nicht so einfach zu begreifen, wie es zunächst oberflächlich gesehen scheint, denn sobald man ein wenig sensibler sich selbst reflektiert, kommen kann schöne SELBSTZWEIFEL hoch, die möglicherweise weiniger mit strenger christlicher Erziehung als mit höherer bewussten EMPFINDUNG zu tun haben, die die Tiere nicht kennen und auch bei primitiven Menschen aufgrund ihres harten Lebens eher fehlen (zum Beispiel sind hier auf meiner Hinterweltinsel die Einheimischen unglaublich brutal zu ihren Tieren. Die werfen zum Teil ihre Hunde ins Meer, die ihnen nicht mehr NÜTZEN. Und außerdem hört man oft lautstarkes Hundegewinsel, dass einem die Haare zu Berge stehen… und auf Teneriffa laufen ganze Hundeherden herrenlos durch die Strassen, um nach Futter zu betteln, das empfinde ich einfach als GRAUSAM).

Sicher ist deine LEBENSPHILOSOPHIE richtig, aus allen Fehlern zu LERNEN, um es künftig BESSER zu machen.

Aber es gibt AUCH Situationen IM WIRKLICHEN Leben, in denen schon JEDER (!) Mensch entweder Täter oder Opfer war (bei der Bundeswehr FÜHLTE ich mich zum Beispiel eineinhalb Jahre lang als Opfer, und nur als REBELL konnte ich selbstverantwortlich Täter sein, dafür musste ich aber auch fast jedes Wochenende Strafwache schieben, während die anderen Ausgang hatten).

TROTZDEM ist es richtig, was du sagst, das ist halt auch mein eigenes IDEAL. Aber wenn man zum Beispiel „von staatswegen“ dazu gezwungen wird, im Krieg auf den „bösen Feind“ zu schießen, mit dem Segen des Militärgeistlichen, FÜHLT (!) man sich als Opfer, ganz automatisch. Dazu kann einem aber Jean-Paul Sartre ein Vorbild sein. Denn genau in diese Situation geriet er, als man ihn, den Geisteswissenschaftler, zum Krieg einzog. Sartre wollte aber nicht nur ein willenloses Opfer bleiben und entwickelte daraus eine philosophische ABSICHT, um aus der Opferrolle in eine Täterrolle überwechseln zu können, rein durch sein DENKEN.

Sartre beschreibt diese Situation als Opfer in seinen Kriegstagebüchern folgendermaßen: „Ich habe GESPÜRT, dass das Grausige und die Trostlosigkeit eine Sache des WILLENS sind, denn ich hatte das VOR mir, aber ich war NICHT drin und ich WOLLTE nicht drinn sein…“

Will nur anmerken, dass das eine klassische Lebensstrategie à la Sokrates ist. Und auch von Husserl hatte Sartre GELERNT, die Richtung seines DENKENS von außen nach innen, auf das eigene SELBST, zu lenken und für seine GEFÜHLE selbst verantwortlich zu sein. Und das können wir anhand dieses Themas von „Opfer oder Täter“ alle einmal selbst bewusst AUSPROBIEREN.

Gruß
C.

Hi Idemeneo, Turmfalke und Pollux,

Deine Antworten zeigen, dass du die Einwände und Argumentation
von Idomeneo, pollux36 und mir überhaupt nicht verstehst.

Doch, ich habe euch drei sehr gut VERSTANDEN, sofern es überhaupt möglich ist, „ganz“ zu verstehen. Ich bemühe mich jedenfalls darum zu VERSTEHEN.

Füge aber hinzu, dass ich Schopenhauer, Camus, Cioran & Co. so VERSTEHE, dass sie das ganze Leben´als „Opferrolle“ sahen, gilt insbesondere für Arthur Schopenhauers Pessimismus, der das ganze Leben als Irrsinn begreift, geht über Albert Camus sinnlose Sisyphusarbeit bis hin zu E. M. Ciorans „Vom Nachteil, geboren zu sein“ oder „Die verfehlte Schöpfung“ und anderen Werken, wo sich Philosophen als Opfer ihres Lebens sehen (auch Marx), um daraus einen TOTALITARISMUS zu konstruieren, was ja wiederum nur GLAUBE ist.

Natürlich waren die von mir genannten Autoren nur in Worten Opfer, im Gegensatz zu Marx, der aktiv TÄTER war…

Vielleicht ist das ja aber auch egal? Aber dann bräuchten wir nicht zu diskutieren…

Gruß
C.

ja, das ist ein IDEAL „Jenseits von Gut und Böse“, das ja auch
Nietzsche vertreten hat, aber wenn ich mich selbst
reflektiere, tut es mir LEID, dass andere leiden mussten,
meinetwegen (oder vielleicht bin ich immer noch zusehr CHRIST,
aufgrund meiner strengen Erziehung, was???).

ich bin wahrscheinlich zu viel Biologe um mit ‚Idealen‘ etwas anfangen zu können. Ich fand die Argumentation von Schmidt-Salomon genau deswegen interessant, weil er ohne ‚Ideale‘ auskommt. Wer ein Ideal anstrebt wird immer das Gefühl von ‚nicht genug‘ haben. Denn ‚Lebendiges‘ ist nicht ‚ideal‘ weil es ‚ideal‘ ‚an sich‘ nicht gibt. Es ist immer ein Kompromiss in Abhängigkeit von den Umständen.
Esther Vilars ‚Die Schrecken des Paradieses: Wie lebenswert wäre das ewige Leben?‘ fand ich in dem Zusammenhang ganz nett.

Das „Ding“ ist gar nicht so einfach zu begreifen, wie es
zunächst oberflächlich gesehen scheint, denn sobald man ein
wenig sensibler sich selbst reflektiert, kommen kann schöne
SELBSTZWEIFEL hoch, die möglicherweise weiniger mit strenger
christlicher Erziehung als mit höherer bewussten EMPFINDUNG zu
tun haben,

‚höhere bewusste Empfindung‘ was ist das? Du scheidest anscheinend stark zwischen ‚Tier‘ und ‚Mensch‘. Ich nicht. Klar ist ‚der Mensch‘ ein besonderes Tier, außerdem meine eigene Spezies. Aber jede Fähigkeit ist in Ansätzen auch bei anderen Spezies zu finden. Ich sehe Homo sapiens als ‚einen Punkt‘ in der Evolution. Aber sicher nicht als Endpunkt und auch nicht als I-punkt

… primitiven
Menschen aufgrund ihres harten Lebens eher fehlen (zum
Beispiel sind hier auf meiner Hinterweltinsel die
Einheimischen unglaublich brutal zu ihren Tieren. …

weil sie das tun sind sie nicht ‚primitiver‘ als du oder ich. Das heißt nicht, dass ich das was sie tun ‚gut‘ finde. Aber diese Menschen tun das aus einer Abfolge von Ereignissen heraus. Sie haben eine bestimmte Ausstattung mit Genen, sind in bestimmte Familien geboren, haben eine bestimmte Sozialisation erfahren,… das alles hat sie zu dem Sammelsurium gemacht das sie sind. Du hast eine andere Abfolge, bist quasi ein ‚anderes Mosaik‘. Für andere Umstände ist das Mosaik der Leute die Hunde ins Meer schmeißen vielleicht wesentlich ‚vorteilhafter‘ Z.B. wenn es um Kampf um Ressourcen geht.

Aber es gibt AUCH Situationen IM WIRKLICHEN Leben, in denen
schon JEDER (!) Mensch entweder Täter oder Opfer war

‚Täter/Opfer‘ ist man imo nicht. Ich finde es ist eine ‚Haltung‘. Ich trenne zwischen dem Begriff ‚Schuld‘ und ‚Verantwortung‘ Auch, wenn ich keine ‚Schuld‘ habe muss ich die ‚Verantwortung‘ für meine Taten übernehmen

(bei der
Bundeswehr FÜHLTE ich mich zum Beispiel eineinhalb Jahre lang
als Opfer, …

Warum warst du beim Bund? Du hättest doch verweigern können? Hast du aber nicht, also war es dir aus irgendwelchen Gründen anscheinend nicht möglich.

… wenn man zum Beispiel „von staatswegen“
dazu gezwungen wird, im Krieg auf den „bösen Feind“ zu
schießen, mit dem Segen des Militärgeistlichen, FÜHLT (!) man
sich als Opfer, ganz automatisch.

wer sagt, dass das automatisch passieren muss? Ich könnte mich z.B. entschließen mich zu weigern und evt. die Konsequenzen zu tragen. Wenn ich mich dazu nicht durchringen kann hat das seine Gründe. Bedaure ich das später, was ja sein kann, weil ich dann Dinge weiß, die ich vorher nicht wusste, z.B. dass ich ein schlechtes Gewissen habe, animiert mich das mich in ähnlichen Situationen anders zu verhalten, evt. ehrenamtlich tätig zu werden um etwas wieder ‚gut‘ zu machen… was auch immer.

philosophische
ABSICHT, um aus der Opferrolle in eine Täterrolle überwechseln
zu können, rein durch sein DENKEN.

womit er doch die Medaille nur umdreht?

Gruss…lux

Hi LUX,

philosophische
ABSICHT, um aus der Opferrolle in eine Täterrolle überwechseln
zu können, rein durch sein DENKEN.

womit er doch die Medaille nur umdreht?

Was ich für eine LEISTUNG halte! Ich nenne das mal das A-B-C Modell der Verhaltensforschung, von der Sartre in der heutigen Form noch nichts wusste, wonach: 1)Ich denke, was ich erreichen WILL. 2) Mit meinem Denken löse ich einen INNEREN Reiz aus. 3) Dadurch erhalte ich GEFÜHLE, wie ich sie mir wünsche, weil ich dann NICHT von einem äußeren Reiz und dessen automatischer (biologischer) Reaktion abhänge. Ich muss NICHT nach dem Pawlow’schen Schema automatisch reagieren - im BEWUSSTSEIN - unterscheiden wir Menschen als höher organisierte Tiere von den anderen Tieren und auch von anderen Menschen, das ist ein Postulat des PRAGMATISMUS (natürlich ist es ein GLAUBE, der aber mein Verhalten BEEINFLUSST).

Wenn das die PHILOSOPHIE leisten kann, seit Sokrates, ist das für mich ein persönlicher, positiver, erwünschter NUTZEN. Wenn du ein Biologe bist, hast du auch nach Nietzsche deinen „Buckel“, denn du GLAUBST ja auch an die ALLMACHT der Gene, ohne Freiheit des persönlichen Bewusstseins.

Trotzdem sollte eine Diskussion möglich sein, die ein HÖHERES Empfinden postuliert, ob „nur“ Glaube oder nicht, man FÜHLT sich dabei BESSER. Und das ist nach meiner Denkart ein pragmatischer Nutzen der PHILOSOPHIE.

Gruß
C.

Hi polux,

Verantwortung, statt Schuld, natürlich! Die Absicht, bewusst mit POLITISCHEN Sprachkategorien zu provozieren, verlief in eine falsche Richtung!!!

Gruß
C.

OpferTäter
Hi,

Aber es regt sich in mir irgendwie immer mal wieder der
„gesunde Menschenverstand“, und der stellt die Frage: Sind wir
Opfer oder Täter unseres Lebens???

Als lebendes Wesen ist wohl auch man „Täter“… du kannst keinen Weg gehen, ohne dass du nicht ein Lebewesen verletzen würdest, und du selbst bist auch nicht frei davon, verletzt zu werden… also auch Opfer.

Wir weinen, wir lachen… kommunizieren, treffen Enscheidungen, ja, wir (LASSEN) töten, konsumieren… da gibt es immer Opfer und Täter. Wer könnte sich dem entziehen?

Es macht (aber darum) keinen „Sinn“, nein, Opfer machen nie einen „Sinn“. Man kann das ja nicht rechtfertigen… und wenn man Täter ist, was wir doch alle sind, und es begreift, dann macht es auch keinen „Sinn“?

MfG, iceage

Moin Claus,

… denn du GLAUBST ja auch an die ALLMACHT der Gene,
ohne Freiheit des persönlichen Bewusstseins…

nö, tue ich nicht. Ich bin nicht gläubig. :smile:
Zum einen sind Gene nicht ‚allmächtig‘, sie sind ein Teil der uns beeinflusst.
Ich akzeptiere die DNA als 'zur Zeit bester Erklärungsansatz um Informationen zu tragen. Sollte allerdings jemand schlüssige Argumente und Belege dafür bringen, dass die DNA nicht Träger dieser Information ist gebe ich meine Überzeugung gerne auf.

Und ich finde Sartres Wechsel keine Lösung, weil er meiner Ansicht nach im gleichen Denkgebäude verblieben ist. Ich bevorzuge nicht ‚entweder/oder‘ sondern ‚weder/noch‘ und ‚wähle‘ lieber eine dritte Möglichkeit.
Keine Opfer, keine Täter, sondern Menschen die sich verhalten. Manchmal ist dieses Verhalten nach einem Kodex den wir uns gegeben haben (der wandelbar ist) unakzeptabel, dann muss die Gesellschaft beschließen wie sie damit umgehen will (oder kann).
Gruss…lux

Hi Icehage,

Es macht (aber darum) keinen „Sinn“, nein, Opfer machen nie
einen „Sinn“. Man kann das ja nicht rechtfertigen… und wenn
man Täter ist, was wir doch alle sind, und es begreift, dann
macht es auch keinen „Sinn“?

Wenn man es GENERALISIERT, auf das ganze Leben gesehen, wie es ja besonders nachdenkliche Menschen tun, die nach dem GENERELLEN Sinn des Daseins fragen, haben die drei von mir genannten Autoren als Beispiele der Philosophie überhaupt jeden Sinn des Lebens verneint.

Und warum lese ich diese Autoren so gerne? Weil sie „Wahrheiten“ ausdrücken, die im Alltagskampf des Leben nie BEWUSST von irgendjemand reflektiert, geschweige denn artikuliert werden. Oder hat man je von einen Firmenchef, wie z. B. Bill Gates, einem Popsänger wie z. B. Madonna oder einem Politiker wie z. B. Angela Merkel gehört, dass die gesagt hätten: „Das Leben macht doch insgesamt nicht den geringsten Sinn!“?

Aber Schopenhauer (der selbst bekennend von der östlichen Philosophie beeinflusst war, insbesondere vom Buddhismus, der das Leid als Opfer an den Anfang stellt) sowie Camus als auch Cioran haben im Leben GENERELL keinen Sinn gesehen. Cioran hat aus seinen EMPFINDUNGEN als Opfer eine einzigartige Sprache entwickelt, die an Nietzsche erinnert, zum Beispiel:

„Ich möchte frei sein, aufs Äußerste frei. Frei wie ein Totgeborener.“ Welcher Philosophierende hat je solche Sätze aufs Papier gebracht, in dieser RADIKALITÄT, außer Nietzche?? Oder: "„Tiefinnerlich sich danach sehnen, so mittellos, so erbärmlich, wie Gott zu sein.“ Oder: „Ich bin von der indischen Philosophie gefesselt, deren wesentliches Streben ist, das Ich zu überwinden; und alles, was ich tue, alles, was ich denke, sind nur Ich und Widrigkeiten des Ichs.“

Nach dieser außergewöhnlichen Sprache, die sich im Negativen SUHLT, war ich lange Zeit regelrecht süchtig (heute nicht mehr!), weil sie damals für mich eine alternative „Wahrheit“ war, zum „normalen“ Denken des Alltags.

Gruß
C.

Hi,

dass das Opfer-Täter-Denken zum Beispiel von Biologen, Mathematikern, Physikern oder Chemikern, UNAKZEPTABEL ist, kann ich gut verstehen, es muss es aber nicht zwangsläufig sein, denn auch als hochqualifizierter Fachspezialist ist es nicht deterministisch bedingt, dass es so sein „muss“!!!

Was von seitens der Philosophie zu klären wäre, ist die IDENTITÄT von verschiedenen Berufen und deren Sprachsysteme, die sich ja selbstredend nicht mit dem Begriff des GLAUBENS befassen, sondern im strengen akademischen Sinne mit WISSEN, was ich gerade immer wieder versucht habe, zu verdeutlichen, dass hinter allem „Wissen“ ebenfalls nur ein GLAUBE steckt, aber da treffe ich ewig nur auf taube Ohren, weil die Erkenntnis des Sokrates „ich weiß, dass ich nichts weiß“, für die moderne WISSENSGESELLSCHAFT geradezu als eine Beleidigung empfunden wird. Aber Nietzsche sagt sehr deutlich: Es gibt KEINE Wissenschaft, ohne VORAUSGESETZTEN Glauben, aber das müsste man ja auch erst einmal GLAUBEN.

Ich sehe den Anspruch auf WISSEN in der heutigen hochspezialisierten WISSENSGESELLSCHAFT als eine rein politische Strategie des Überlebens, in der Erkenntnis Francis Bacons: „Wissen ist MACHT“.

Zur weitgehenden Ablehnung des von mir angeregten „Opfer-Täter-Schemas“ will ich noch den Gedanken einbringen, dass die KULTUR ja nicht umsonst diese Begriffe zur Verfügung gestellt hat in ihrer SPRACHE, ich habe diese ja nicht frei erfunden. Und diese Begriffe passen ja nicht nur zur Achtundsechziger-, Hippie- und Frauenbewegung, sondern treffen ja wohl auch zu, wenn Soldaten im Krieg getötet werden, die Opfer einer sinnlosen Politik sind. Den Toten kann man das nicht mehr beibringen, dass sie Opfer waren, aber viele (vielleicht nicht alle) Angehörige dieser Gefallenen, FÜHLEN sich als sinnlose OPFER. Wenn man die Begriffe „Opfer/Täter“ nicht wahrhaben will, sollte man sich überlegen, was es für diejenigen Menschen persönlich bedeutet, wenn sie zum Beispiel das unschuldige OPFER eines Gewaltverbrechens, wo z. B. ein Triebtäter ein Kind ermordet, werden. Könnte man den Angehörigen dann auch ausreden wollen, dass dieses Denken nach „Opfer und Täter“ falsch ist, WAS???

Gruß
C.

Hallo,

die von Dir genannten Situationen (Gewaltverbrechen, Soldaten, die im Krieg sterben) sind Ausnahmesituationen, sie machen nicht den Alltag des Lebens aus.

In solchen Ausnahmesituationen ist es korrekt, von Opfer und Täter zu sprechen: Opfer als jemand, der ohnmächtig ist und keine Möglichkeit hat zu handeln. Täter als jemand, die die ganze Macht hat und sie vielleicht aus bloßer Lust daran ausübt. Insofern hast Du natürlich recht, diese Begriffe sind nicht umsonst in der Sprache vorhanden.

Das Opfer-Täter-Schema trifft aber für die meisten Situationen des Lebens nicht zu, da verfügen die Beteiligten mehr oder weniger über Handlungsmöglichkeiten, natürlich können die oft ungleich verteilt sein. Jemand, der von sich sagt, er sei Opfer, sagt damit auch, er könne nichts tun und sei ausgeliefert. Damit verkennt er meistens die Möglichkeiten, die er trotzdem nocht hat, vielleicht kann er z. B. einfach die Situation verlassen (etwa eine schlechte Partnerschaft). Aber auch Täter zu sein, wäre vermutlich für viele mit inneren Konflikten behaftet, vor allem, wenn sie nur in Frieden leben möchten.

Das Opfer-Täter-Schema beschreibt somit das Leben keineswegs umfassend (sondern nur Ausnahmesituationen). Es ist zudem schädlich, weil es dazu verführt, existente Handlungsmöglichkeiten nicht mehr wahrzunehmen.

Grüße,

I.