Oprah for President - Hat der traditionelle Politikertyp ausgedient?

Hat der traditionelle korruptionsaffine Politikertyp in den USA endgültig ausgedient? Gleich ob Oprah sich für oder gegen eine Kandidatur entscheidet, der aktuelle Hype um ihre GG-Rede zeigt, wie stark das kollektive Bedürfnis nach einem neuen (vermeintlich) authentischen Politikertyp ist, wie er zuletzt von Kennedy verkörpert wurde. Das ständig wachsende Misstrauen gegen tradionellen Politikertypen hat Trump den Sprung in White House ermöglicht und würde es auch Oprah ermöglichen, falls sie sich dieses Ziel steckt, das zu erreichen für sie eine sichere Sache wäre (meine ich), weil jeder Gegenkandidat traditionellen Typs neben ihr wie eine Strohpuppe wirkt.

Oprah ist spirituell interessiert und engagiert (enge Kooperation mit dem deutschen Mystik-Didakten Eckhart Tolle). Sie bezeichnet sich zwar als Christin (in den USA obligatorisch, wenn man populär sein will), interpretiert Jesus aber als nichtgöttlichen Menschen, was ihr die Bibelhardliner übelnehmen. Ihre spirituelle Haltung hat sie mit den Ken-Wilber-Fans Bill und HIllary Clinton gemeinsam (Hillary - wie vorher schon Obama - wurde von Oprah unterstützt). Wilber ist wiederum ein Fan von Oprah, auf die auch die Trumps gut zu sprechen sind.

Ein Fragezeichen steht hinter der wirtschaftspolitischen Einstellung von Oprah, die von Kritikern als extrem neoliberal bezeichnet wird und die die beträchtliche soziale Kluft in den USA möglicherweise noch vertiefen würde.

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Man kanns auch so sehen, dass der Trash-TV-Politiker-Typus mehr und mehr der Standardtyp wird
(womit sich das Wort des Frank Zappa nun zunehmend buchstäblicher als wahres und weises erweist: politics is the entertainment branch of industry).

  • Trahs-Westernheld Reagan (als zu früh gekommener Trendsetter)
  • Trash-Reality-Star Trump
  • Trash-Talkerin Oprah Winfrey

(Den Trash-Terminator Arnie könnte man noch nennen oder den Trash-Wrestler Jesse Ventura, wenn man eine Ebene tiefer geht.)

Natürlich wäre Oprah erstmals nicht White Trash, und zweitens erstmals Demokraten-Trash. Das lässt sich natürlich dann schon irgendwie als „neuer Politikertypus“ verkaufen.

Gruß
F.

Was soll das sein? Ein Politiker ist nicht automatisch korrupt (auch wenn das interessierte Seiten gerne behaupten), und ein Nichtpolitiker ist nicht automatisch nicht korrupt.

Trump ist in diesem Zusammenhang tatsächlich ein hervorragendes Beispiel, aber anders, als du denkst: Er, der vor seiner Kanditaur kaum politikferner hätte sein können, dürfte nämlich um Welten korrupter sein als sein Amtsvorgänger, der vor seiner Zeit als Präsident auf eine erfolgreiche juristische und politische Karriere zurückblicken konnte.

Ich möchte dir auch hinsichtlich des Grunds für Trumps Wahlerfolg widersprechen: Weite Teile der konservativen amerikanischen Öffentlichkeit wollten schlicht und ergreifend nach einem Schwarzen nicht auch noch eine Frau im Präsidentenamt sehen.

Allerdings konnte diese Öffentlichkeit inzwischen auch schon ein Jahr lang beobachten, wie sich das „sehr stabile Genie“ Trump so auf diesem Posten macht. Deshalb könnte, sollte sie sich dazu entschließen, Oprah durchaus erfolgreich sein, denn sie ist alles, was Trump nicht ist: schwarz, eine Frau, intelligent, warmherzig, gebildet und tatsächlich eine Selfmade-Millionärin.

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Wie kommst du denn auf dieses schmale Brett? Oprah ist alles andere als Trash und weit mehr als eine TV-Talkerin.

Reagan konnte, bevor er Präsident wurde, auf eine lange politische Karriere zurückblicken, während der er u.a. Gouverneur von Kalifornien war.

Schwarzenegger wird besonders unterschätzt. Er ist äußerst intelligent und hat bereits parallel zu seiner Sportkarriere, aus dem nichts ein erfolgreiches Firmenimperium aufgebaut; er war schon reich, bevor er zum Film ging. Auch als kalifornischer Gouverneur war er sehr erfolgreich und für einen Republikaner erstaunlich „links“ (insbesondere in Sachen Umweltpolitik).

Der Einzige, der wirklich in gewissem Sinne Trash ist - nämlich ein verwöhnter reicher Erbe, der in seinem ganzen Leben noch nichts wirklich geleistet hat, ist Trump. Und ausgerechnet der ist genauso, wie er dem „alten“ Politikertyp vorgeworfen hat - nein, noch schlimmer, denn er hat den Sumpf nicht nur gepflegt, sondern ihn quasi in ein Familien-Franchise-Unternehmen verwandelt.

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Toll auf den Punkt gebracht!

Aber mit ihrer Nachmittagstalkshow ist sie nun mal wesentlich und imagebildend für immer verbunden.
Um Feinheiten, wie trashy diese Show nun war, gehts mir nicht. Ersetze „trash“ durch „Popular …“ oder „Massen …“, dann erübrigt sich diese müßiges Unterthema.

[quote][quote=„FBH, post:2, topic:9425621“]

Trahs-Westernheld Reagan

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Reagan konnte, bevor er Präsident wurde, auf eine lange politische Karriere zurückblicken, während der er u.a. Gouverneur von Kalifornien war.
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Und?

[quote][quote=„FBH, post:2, topic:9425621“]

Trash-Terminator Arnie

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Schwarzenegger wird besonders unterschätzt. Er ist äußerst intelligent und hat bereits parallel zu seiner Sportkarriere, aus dem nichts ein erfolgreiches Firmenimperium aufgebaut; er war schon reich, bevor er zum Film ging. Auch als kalifornischer Gouverneur war er sehr erfolgreich und für einen Republikaner erstaunlich „links“ (insbesondere in Sachen Umweltpolitik).

[/quote]

Und?

Es ging nicht um eine Bewertung der einzelnen Personen, sondern um das Erkennen und Benennen eines Musters.
Das besteht darin, dass Popular-/Massen-/Trash-Stars neuerdings in sehr hohe politische Ämter gelangen (bzw. dafür diskutiert werden), dafür ihr im Trash-Format erworbene Popularität verwenden und z.T. sogar inhaltlich die Grenze zwischen ihren Markenzeichen-Rollen und ihrer politischen Rolle verwischen, d.h. das aufgebaute Image in den Wahlkampf transportieren, z.B. Reagans Cowboy-Image, Schwarzeneggers Terminator-Image usw.

Es ist kein Zufall, dass Qualitäts-Medienschaffende nicht in diese Ämter gelangt sind und auch nicht gelangen werden, obwohl es auch unter denen Menschen gibt, die prononziert am öffentlichen politischen Diskurs teilnehmen und nicht weniger intelligent als Schwarzenegger wären.

Gruß
F.

Zwischen diesen drei Bezeichnungen gibt es diverse inhaltliche Unterschiede. Vielleicht hättest du deine Privatdefinition von Trash vorausschicken sollen.

Wo soll da ein Muster sein? Die genannten Personen sind sich nicht nur in vielem unähnlich, sondern machen außerdem nur eine verschwindende Minderheit aller derzeit in der Politik Aktiven aus, insbesondere wenn man berücksichtigt, dass Reagan wohl kaum unter

gezählt werden kann.

Qualitäts-Miedneschaffende wie Oprah Winfrey, die für den Oskar als beste Nebendarstellerin in The Color Purple nominiert war?

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Ach, privat …
O-Ton Oprah Winfrey herself (1994): „I’ve been guilty of doing Trash TV and not even thinking it was trash.“
Oder:


(mit Oprah-Winfrey-Unterkapitel)

Aber, wie gesagt, auf dem Trash-Begriff bestehe ich gar nicht, auf den benannten Zusammenhang zwischen Politik und trash-TV bestehe ich schon, weil er interessant ist, besonders für die USA, aber z.B. auch für Italien.

z.B. hier wirds a bissl ausgeführt:

Interessanteste Aussage - passenderweise auch noch im trash-TV-style formuliert: „A 2020 presidential race between Oprah and Donald Trump, himself a TV titan, would be the celebrity-political battle of the millenium, made for — and by — television“

Mag ja sein, dass dich dieser spezielle Zusammenhang nicht interessiert; mich interessiert er sehr, politisch wie kultur- und medientheoretisch.
IInteressanterweise führt der UP Kennedy als Wegmarke an, der damals das erste landesweite TV-Duell gegen Nixon geführt hatte und offenbar auch dadurch entscheidend punkten konnte; ein Kreis schließt sich: Kennedy - Reagan - Trump (- Oprah) als Eskalationsstufen.

Ist es denn nicht erkennbar, dass es mir nicht um die Person Oprah Winfrey geht, sondern um die Quellen ihrer Popularität bzw. die Assoziationen, die mit ihr verbunden sind und die nach wie vor ihr Image bestimmen?
Das ist zweifelsohne nicht primär ihre Tätigkeit als Schauspielerin, sondern ihre Nachmittags-Talkshow.

Gruß
F.

Ich halte ihn schlicht und ergreifend nicht für gegeben, da die Zahl der aus dem Entertainmentbereich kommenden Politiker in Relation zur Gesamtzahl aller Politiker doch verschwineden gering ist und die jeweiligen Personen zudem noch höchst unterschiedlich sind.

Kann es sein, dass du Oprah und diese Sendung nur vom flüchtligen Hörensagen kennst und sie vor deinem geistigen Auge mit den unsäglichen deutschen Nachmittags-Talkshows verquirlst?

Die Talkshow ist schon lange nicht mehr die Quelle ihrer Popularität und auch nicht der mit ihr verbundenen Assoziationen. Oprah ist in den unterschiedlichsten Bereichen aktiv und widmet sich inzwischen auch und vor allem etwas, das mit „Wohltätigkeitsarbeit“ nur höchst unzureichend bezeichnet werden könnten; bekannt wurden vor allem ihr Einsatz für Hurrikanopfer und die Bildung von Mädchen.

Und bis auf Trump hatten sich eben auch die anderen aus dem Entertainment stammenden Politiker zuvor durch diverse politische und unternehmerische Tätigkeiten hervorgetan, so dass die Wahrnehmung, dass es sich dabei um politische Außenseiter bzw. inkompetente Schauspieler handelte, die nur das Mediengetöse an die Macht gebracht hatte, schon immer schablonenhaft und falsch war.

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Warum du beständig von der „Gesamtzahl aller Politiker“ sprichst, während es um die Präsidentschaft geht, ist dein Geheimnis. Dass der „gesamte“ Politikbetrieb von Leuten aus dem Entertainment infiltriert wäre, hat exakt niemand behauptet und wäre sicher auch falsch.

Stattdessen finden sich aber sehr wohl massenweise Analysen wie:
"If any figure in the United States bears watching over the next couple of years as our political culture continues the radical transformation that led to the election of Donald Trump, it’s Oprah. I believe she’s uniquely positioned, should she wish to commit herself, to seek the Democratic nomination for president and challenge Trump in 2020.
If you think that Trump can be beaten by a two-term governor of a Midwestern state with really good ideas about health care, or by a senator who really attracts young people, think again. The idea that a relatively conventional elected official will differentiate herself from Trump by dint of her seriousness or that an unconventional elected official can out-populist Trump is crazy.
We’re through the looking glass here. America is discarding old approaches in politics. Democrats will have to do the same to match the mood to the moment."

Vorausgesagt bereits im Herbst 2017

Ich bestreite, dass es (nur) der „mood to [of] the moment“ ist, sondern behaupte, dass es um eine langfristige Entwicklung geht. Verlinkt dazu habe ich bereits im letzten Posting. Es gäbe viele Links dazu.
Außerdem sehe ich diese Struktur nicht so „zwingend“ wie der Autor; es ist eine Strukturentwicklung unter mehreren.

Findest du einen guten Beleg dafür, was die „Quelle ihrer Popularität“ ist?
Vielleicht gibt’s eine rezente Studie dazu. Konnte ich nicht ergoogeln, wäre aber sicherlich interessant.

Ich finde dagegen leicht z.B. so etwas „She is popular for her self-titled, multi-award-winning talk show“, räume aber ein, dass das kein sehr guter Beleg ist.
http://www.22facts.com/oprah-winfrey/

Dass sie die letzten 20 Jahre sehr viel mehr gemacht hat als die Talk Show (bzw. diese seit einigen Jahren gar nicht mehr) ist mir schon klar.
Ich behaupte aber, dass ihr Kern-Image genauso noch davon lebt, wie z.B. Schwarzeneggers (auch im Politikbetrieb eingesetztes) Kern-Image von Terminator und Predator lebt, auch wenn der ebenfalls unterschiedliche Dinge gemacht hat und diese Rollen Jahrzehnte her sind.

Wikipedia ist sicher auch keine furchtbar gute Quelle, aber es sagt doch was, wenn der Artikel so beginnt:
"Oprah Winfrey (born Orpah Gail Winfrey; January 29, 1954) is an American media proprietor, talk show host, actress, producer, and philanthropist.[1] She is best known for her talk show The Oprah Winfrey Show, which was the highest-rated television program of its kind in history and was nationally syndicated from 1986 to 2011 in Chicago, Illinois.[6] Dubbed the „Queen of All Media“,[7] she is the richest African-American[8] and North America’s first multi-billionaire black person[9]and has been ranked the greatest black philanthropist in American history.[10][11] Several assessments rank her as the most influential woman in the world.[12][13] In 2013, she was awarded the Presidential Medal of Freedom by President Barack Obama[14] and honorary doctorate degrees from Duke and Harvard.

Hier, wie im obigen Link, wird nicht geleugnet, dass sie auch für vieles andere steht.

Das ist übrigens nicht meine Wahrnehmung.
Es geht um viel Komplexeres, nicht z.B. um Realitäts-Konstruktionen und den Einfluss des Massenmediums TV auf den Politikbetrieb.
Oprah wäre aus meiner Sicht die erste US-Präsidentin, deren Kern-Image vollständig im TV erzeugt worden ist und nicht durch durch und mit Hilfe des TV.
Und damit sage ich keinen abschätzigen Ton über Oprah Winfrey als Person oder darüber, wie sinnvoll ihre Kandidatur wäre.

Gruß
F.

Hieß die deutsche Auflage davon nicht: „Arabella Kiesbauer“ ?
Vorher „Marianne Schreinemakers“? Die Formate waren ziemlich flach.

Gruß
rakete

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Warum erkennst Du nicht, dass es der Katze hauptsächlich darum geht, was die Oprah für 'ne tolle ist. Mensch, die ist dunkelhäutig, intelligent, qualitativ hochwertig und sogar weiblich nicht männlich (was ja eigentlich die Hauptsache ist).

Gruß Oberberger

#metoo

Und was ja, wie wir lesen konnten, der einzige Grund ist, warum Clinton nicht gewählt wurde. Die E-Mail-Geschichte nebst Timing, ihre spröde, wenig emotionale Art und ihre Zugehörigkeit zum politischen Establishment hatten mit dem Wahlausgang natürlich nichts zu tun.

Gruß
C.

Komische Frage. In Sachen Korruptionsaffinität sind die USA doch gerade mal vor einem Jahr in völlig neue Dimensionen vorgestoßen.

Es trifft aber auch nicht für die Präsidentschaft zu. Abgesehen davon, dass Oprah bislang noch nicht einmal andeutungsweise geäußert hat, dass sie antreten wuürde, und das Ganze eher eine Medienblase ist, sind zwischen Reagan und Trump ziemlich viele Jahre ohne Präsdidenten ohne Enterianment-Vergangenheit verstrichen - und Reagan wurde nicht Präsident, weil er Schauspieler war, sondern trotzdem, und zwar, nachdem er bereits ausführlich politische Erfahrung gesammelt hatte.

Analysen der sagenhaft seriösen New York Post? (Kleine Merkhilfe: Washington Post und New York Times = seriös, Washington Times und New York Post = bestenfalls zum Fischeineinwickeln geeignet)

Eine mögliche Kandidatur von Oprah wird übrigens in den USA äußerst kontrovers diskutiert und tendenziell eher abgelehnt - auch und gerade von der „Linken“.

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Okay, nun wissen wir also, dass du von dem Thema keine Ahnung hast und dich auch nicht scheust, deine Unwissenheit hier auszubreiten.

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Wo habe ich geschrieben, dass es der einzige Grund war?

Die E-Mail-Geschichte ist im Übrigen eine grotesk aufgeblasene Nichtigkeit, und was ihre Art angeht, ist das eine typische Falle für Frauen in der Politik: und dem Geschäftsleben: Treten sie emotonal auf, werden sie deshalb für unqualitfiziert gehalten, treten sie sachlich auf, macht man ihnen ihre angeblich spröde Art zum Vorwurf.

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Es mag dich überraschen, aber ich würde eine Kandidatur von Oprah nicht befürworten. Ich bin nämlich der Ansicht, dass für wichtige politische Ämter Menschen ausgewählt werden sollten, die auch über politische Erfahrung und ein sinnvolles politisches Konzept verfügen - und zwar unabhängig von deren Geschlicht oder ethnischer Zugehörigkeit. Bildung halte ich allerdings für unabdingbar.

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Natürlich und auch der Zeitpunkt, zu dem das Thema erneut lanciert wurde, war kein Zufall. Dennoch war die Sache wahlentscheidend.

Ich mache ihr gar nichts zum Vorwurf, sondern schreibe nur, warum Clinton die Wahl nicht gewonnen hat (mal davon abgesehen, daß sie die meisten Stimmen). Daß sie eine Frau ist, war aber keiner der Gründe.

Um die Medien bzw. die sehr breite öffentliche Diskussion gehts ja gerade. Ob sie nun tatsächlich antritt oder nicht ist nicht der wesentliche Punkt.

Dass die NY Post ein Käsbladdl ist ist klar. Ändert nichts daran, dass der Artikel diese öffentliche Diskussion (begründet) vorhergesagt hat.

Gruß
F.