Optionsscheine ausüben

Hallo Gemeinde,

ich bin seit längerem in einem kleinen Rahmen im Aktienhandel aktiv und beschäftige mich seit einigen Tagen mit Optionen bzw. jetzt mehr mit Optionsscheinen. Ich denke, dass mir die Grundlagen einigermaßen vertraut sind, daher benötige ich soweit erst einmal keine Definition, aber ich fürchte ich habe den Handel bzw. das Ausüben noch nicht richtig verstanden.

In der Regel handelt man ja mit den Optionsscheinen selbst. Das Ausüben des Rechts auf Kauf/Verkauf des Basiswertes, dass mit den Optionsscheinen verknüpft ist, ist ja nicht wirklich verbreitet. Aber darauf bezieht sich tatsächlich meine Frage.

Angenommen ich kaufe mir 1000 Optionsscheine für eine Aktie, die aktuell einen Kurs von 100 Euro hat. Der Strike dieser Scheine ist mit 90 Euro angegeben. Ein Optionsschein kostet 1 Euro und das Bezugsverhältnis ist 1:10. Am Bewertungstag ist die Aktie 120 Euro wert.

Liege ich damit richtig, dass:

  1. ich für die 1000 Optionsscheine 1000Euro (1000x1Euro) zu zahlen habe?
  2. ich (theoretisch) berechtigt bin 100 Aktien (1:10) für 90 Euro vom Emittent zu kaufen nachdem die Gültigkeit der Optionsscheine abgelaufen ist?

Nun zu dem bisherigen Unverständnis: Nach Ablauf der Gültigkeit des Optionsscheins hätte ich ja das Recht, die Aktien vom Emittend der Optionsscheine tatsächlich zu kaufen. Nach meinem bisherigen Verständnis hätte dieses Aktienpaket dann einen Gewinn von:

(120Euro - 90 Euro)x100Aktien)= 3000Euro

Das kann ja eigentlich nicht sein, sonst würden das eine Menge Leute machen.
Wenn dem aber tatsächlich so wäre, muss ich dann meinen Wunsch das Recht auszuüben, dem Emittent vermitteln? Und wenn ja wie?
Beim Ausüben müsste ich dann 100x90Euro=9000Euro investieren, hätte dann die Aktien im Depot, kann dann entweder wieder weiterverkaufen oder sie weiter halten.
Was ist, wenn man auf das Ausüben nach Ablauf der Gültigkeit verzichtet? Der Wert des Aktienpaketes beträgt die obigen 3000Euro. Gibt es am Zahltag 3000 Euro vom Emittend?

Ich weiß, dass das ziemlich laienhafte Fragen sind, aber wie gesagt, dies ist derzeit mein Verständnis und zum tatsächlichen Ausüben des Optionsrechtes findet man nicht wirklich viel Informationen, weil jedermann nur mit den Optionen selbst handelt.

Selbst bei den Zusatzinformationen zu Optionsscheinen von Finanzportalen wird angegeben:

Falls der Basiswert bei Ausübung unter einen Preis von 90,00 EUR notiert, verfällt der Optionsschein wertlos. Andernfalls beträgt die Rückzahlung bei Ausübung 0,10 * ( Kurs am Ende der Laufzeit - 90,00 EUR). Dieser Optionsschein kann während der gesamten Laufzeit vom Anleger ausgeübt werden.

Dies würde eigentlich meinem Verständnis entsprechen. Aber dann könnte man ja unverschämt viel Geld machen. Es werden ja tatsächlich Optionscheine mit nur noch einer Woche Laufzeit mit einem Strike, der aktuell ja schon unter dem Wert des aktuellen Kurses liegt, angeboten.

Danke schonmal für Eure Mühe etwas Licht in mein Dunkel zu bekommen.

Grüße
DK

Hallo,

ich bin seit längerem in einem kleinen Rahmen im Aktienhandel aktiv und beschäftige mich seit einigen Tagen mit Optionen bzw. jetzt mehr mit Optionsscheinen. Ich denke, dass mir die Grundlagen einigermaßen vertraut sind,

Ich denke, dass das eventuell auch nicht so sein könnte ;o)

daher benötige ich soweit erst einmal keine Definition, aber ich fürchte ich habe den Handel bzw. das Ausüben noch nicht richtig verstanden.

In der Regel handelt man ja mit den Optionsscheinen selbst.
Das Ausüben des Rechts auf Kauf/Verkauf des Basiswertes, dass mit den Optionsscheinen verknüpft ist, ist ja nicht wirklich verbreitet. Aber darauf bezieht sich tatsächlich meine Frage.

Schau doch zuerst mal bei der von Dir ins Auge gefassten Option nach, ob da nicht nur ein Barausgleich vorgesehen ist.

Angenommen ich kaufe mir 1000 Optionsscheine für eine Aktie, die aktuell einen Kurs von 100 Euro hat. Der Strike dieser Scheine ist mit 90 Euro angegeben. Ein Optionsschein kostet 1 Euro und das Bezugsverhältnis ist 1:10. Am Bewertungstag ist die Aktie 120 Euro wert.

Du meinst den Fälligkeitstag einer europäischen Option? Und da wäre dann der Kurs 120€?

Liege ich damit richtig, dass:

  1. ich für die 1000 Optionsscheine 1000Euro (1000x1Euro) zu zahlen habe?

Wenn da einer 1€ kostet, ja.

  1. ich (theoretisch) berechtigt bin 100 Aktien (1:10) für 90 Euro vom Emittent zu kaufen nachdem die Gültigkeit der Optionsscheine abgelaufen ist?

ja, wenn physische Lieferung vereinbart ist.

Nun zu dem bisherigen Unverständnis: Nach Ablauf der Gültigkeit des Optionsscheins hätte ich ja das Recht, die Aktien vom Emittend der Optionsscheine tatsächlich zu kaufen.

Wenn dies so vereinbart ist.

Nach meinem bisherigen Verständnis hätte dieses Aktienpaket dann einen Gewinn von:

(120Euro - 90 Euro)x100Aktien)= 3000Euro

Das kann ja eigentlich nicht sein, sonst würden das eine Menge Leute machen.

Das würden in der Tat eine Menge Leute machen. Aber wer sagt denn vorher, dass der Kurs hinterher so ist?
Außerdem hat man ja für diesen gewinn 1000€ bezahlt, also „nur“ 2000€ Gewinn. Und wenn es nicht klappt, eben 1.000€ Verlust.

Wenn dem aber tatsächlich so wäre, muss ich dann meinen Wunsch das Recht auszuüben, dem Emittent vermitteln?

Im Prinzip ja. Aber das wird die Bank/der Broker für Dich machen.

Und wenn ja wie?
Beim Ausüben müsste ich dann 100x90Euro=9000Euro investieren, hätte dann die Aktien im Depot, kann dann entweder wieder weiterverkaufen oder sie weiter halten.

Ja, wobei beim Weiterverkauf ja u.U. wieder Kosten anfallen.

Was ist, wenn man auf das Ausüben nach Ablauf der Gültigkeit verzichtet?

Na dann verfällt sie eben.

Der Wert des Aktienpaketes beträgt die obigen 3000Euro. Gibt es am Zahltag 3000 Euro vom Emittend?

Ja, das wäre dann der Barausgleich.

Ich weiß, dass das ziemlich laienhafte Fragen sind, aber wie gesagt, dies ist derzeit mein Verständnis und zum tatsächlichen Ausüben des Optionsrechtes findet man nicht wirklich viel Informationen, weil jedermann nur mit den Optionen selbst handelt.

Ist doch nun auch erstmal Bockwurst, ob ich mir vom Emmitenten die 3000€ auszahlen lasse, oder ob ich mir die Aktien kaufe und in dem Moment den entsprechenden Gewinn verbuche.

Selbst bei den Zusatzinformationen zu Optionsscheinen von Finanzportalen wird angegeben:

Falls der Basiswert bei Ausübung unter einen Preis von 90,00 EUR notiert, verfällt der Optionsschein wertlos. Andernfalls beträgt die Rückzahlung bei Ausübung 0,10 * ( Kurs am Ende der Laufzeit - 90,00 EUR). Dieser Optionsschein kann während der gesamten Laufzeit vom Anleger ausgeübt werden.

Was jedoch eine amerikanische Option beschriebe. Da würde ich erst Recht bezweifeln, dass man die Option beim beschriebenen aktuellen Kurs und Strike für 1€ bekommt.

Dies würde eigentlich meinem Verständnis entsprechen. Aber dann könnte man ja unverschämt viel Geld machen.

Ja, könnte. Wenn der Kurs so wäre und man das vorher wüsste.

Es werden ja tatsächlich Optionscheine mit nur noch einer Woche Laufzeit mit einem Strike, der aktuell ja schon unter dem Wert des aktuellen Kurses liegt, angeboten.

Naja, die drüber würde ja keiner kaufen? Jedenfalls wenn es keine Verkaufsoption ist ;o)
Und was kosten die? Wenn die aktie bei 120€ notiert und der Ausübungspreis 90€ ist, dann kostet die Option sicher nicht mehr nur 1€ bzw. wäre niemand so blöd, die dafür zu verkaufen.

Grüße

Hallo!

Danke für deine Antwort. Das angeführte Beispiel war ein reines Phantasiegebilde für eine Anlehnung an meine Fragen.
Ich möchte auch für alle Mitlesenden noch einmal betonen, dass sich meine Frage auch Optionsscheine und nicht auf Optionen bezog. Das Beispiel aus dem Finanzportal war ebenfalls (vereinfachend) angepasst, letztlich gibt es aber reale Optionsscheine, die jetzt nicht sooooo sehr von dem abweichen. Bspw. der hier, der der amerikanischen Art entspricht:

WKN DT6CZQ
ISIN DE000DT6CZQ9
Emittent Deutsche Bank
Art Optionsschein
Typ Call
Basiswert Apple Inc.
Strike 90,00
Ratio 0,10
Währungssicherheit Nein
Art der Ausübung amerikanisch
Letzter Handelstag 23.09.2014
Bewertungstag 24.09.2014
Zahltag 29.09.2014

Du spielst mehrfach auf die Tatsache an, dass man den Kurs des Basiswertes ja nicht vorhersehen kann. Der Basiswert, hier Apple-Aktie, hat derzeit einen Kurs von ca. 100US$, der Fälligkeitstag ist bereits der 24.09. Hier ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass der Basiswert über dem Strike liegt.
Mit 0,85€x1000 Scheine habe ich also Kosten von 850€. Nehmen wir an, der Kurs des Basiswertes bleibt bei min. 100€. Damit würde sich doch ein Wert von grob (100$-90$)x100=1000$ ergeben. 1000$ entsprechen derzeit ca. 780€. Mit den Kosten von 850€ hätte ich somit einen Verlust (ohne jetzt Gebühren zu berücksichtigen) von 70€.
So wäre für dieses Beispiel meine Vorgehensweise zum Überschlägen. Habe ich noch etwas übersehen?
Wo finde ich eigentlich eine Angabe zu der (evtl. alleinigen) Barauszahlung? Letztlich sollte ein Optionsschein ja ursprünglich das Recht verbriefen den Basiswert zu einem festgelegten Preis zu kaufen/verkaufen (- auch wenn es anscheinend keiner mehr macht).

Gruß
DK

Hallo,

WKN DT6CZQ
ISIN DE000DT6CZQ9
Emittent Deutsche Bank
Art Optionsschein
Typ Call
Basiswert Apple Inc.
Strike 90,00
Ratio 0,10
Währungssicherheit Nein
Art der Ausübung amerikanisch
Letzter Handelstag 23.09.2014
Bewertungstag 24.09.2014
Zahltag 29.09.2014

Du spielst mehrfach auf die Tatsache an, dass man den Kurs des Basiswertes ja nicht vorhersehen kann. Der Basiswert, hier Apple-Aktie, hat derzeit einen Kurs von ca. 100US$, der Fälligkeitstag ist bereits der 24.09. Hier ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass der Basiswert über dem Strike liegt.
Mit 0,85€x1000 Scheine habe ich also Kosten von 850€. Nehmen wir an, der Kurs des Basiswertes bleibt bei min. 100€. Damit würde sich doch ein Wert von grob (100$-90$)x100=1000$ ergeben. 1000$ entsprechen derzeit ca. 780€. Mit den Kosten von 850€ hätte ich somit einen Verlust (ohne jetzt Gebühren zu
berücksichtigen) von 70€.
So wäre für dieses Beispiel meine Vorgehensweise zum Überschlägen. Habe ich noch etwas übersehen?
Wo finde ich eigentlich eine Angabe zu der (evtl. alleinigen) Barauszahlung?

Das wird bei jeder Bank vielleicht woanders stehen, aber im Prinzip da, wo Du es her hast. Bei diesem OS ist es jedenfalls so. Bei Cortalconsors habe ich jetzt das hier gefunden. Da findest Du vielleicht auch noch die anderen Zahlen für die Berechnung des möglichen Gewinns. So wird etwa für den Break-even ein Kurs des Basiswertes von 101,12 US-$ angegeben. Solange also dieser Kurs nicht erreicht ist, macht man Verlust. Auch ganz unten rechts der Hinweis ist sicher für den Kleinanleger ganz interessant.

Grüße

Hallo beide,
die weiteren Transaktionskosten in Höhe von ca. 50€ durch Spread (ca. 5% des Briefkurs zu Geldkurs, Kauf- und Verkaufsprovision an den Broker je mindestens 6€) schlagen auch noch zu Buche, die durch Kurssteigerung des Underlying (Apple-Aktie) erwirtschaftet werden müssen.
Weiterhin verfällt der Preis des Optionsscheines nichtlinear, weil der Emittent ein Risiko eingepreist hat und dieser Risikoaufschlag mit der Zeit (als Wurzelfunktion) verfällt. Der Wert des Optionsscheines sinkt also mit der Zeit selbst bei gleichbleibendem Kurs des Basiswertes, was als weiterer Verlust in der Rechnung zu berücksichtigen ist.
Gruß und Glück
Mawero

Vielen Dank euch beiden.
Ich werde mich noch weiter mit dem Thema befassen und vor allem auch in einem Musterdepot eben bevor ich mich dann tatsächlich an die Optionsscheine wage.

Grüße
DK