Organspende als Pflicht?

Hallo zusammen,

bei der folgenden Meldung fiel mir fast der Kaffeepott aus der Hand…

_Internisten: Wer keine Organe spendet soll auch keine bekommen

Wiesbaden (dpa) - Wer keine Organe spendet, soll nach Meinung des Vorsitzenden der Gesellschaft für Innere Medizin, Manfred Weber, im Notfall auch selbst keine bekommen. Die Haltung zur Organspende sollte regelmäßig verpflichtend bei der Verlängerung des Personalausweises abgefragt werden.
Das schlug Weber in Wiesbaden vor. «Wer dabei Nein sagt, bekommt auch nichts.» In Nordrhein-Westfalen kämen nur neun Organspender auf eine Million Einwohner. «Die Situation ist katastrophal.» Menschen, die ihren Beitrag verweigerten, sollten auch Nachteile bei den Leistungen haben, sagte Weber._

Quelle: http://de.news.yahoo.com/050331/3/4h4wn.html

Ich verstehe Vieles. Aber DAS?! Und das auch noch als Arzt?! Mir fehlen selten die Worte, aber da bin ich sprachlos… Sicher, die Situation ist katastrophal, aber soll das etwa die richtige Methode sein, um Menschen zur Organspende zu motivieren?

Auf Euere Meinung dazu gespannt, grüßt

Renee

PS. Bevor Fragen kommen: Ja, ich habe - seit 1987 - einen Organspendeausweis; ich habe seit Moooooonden eine Patientenverfügung, in der es auch noch einmal ausdrücklich erwähnt ist; meine Family & meine Freunde sind ebenfalls entsprechend instruiert.

Hallo,

die erwähnte Forderung halte ich für übertrieben. Andererseits: jeder erwartet, dass ihm im Falle des Falles Blut und Organe zur Verfügung stehen, aber nur die wenigsten sind auch bereit, selbst zu spenden - das kann es ja nun auch nicht sein.

Ich sehe da aber eher ein ethisches Problem als etwas, wo der Staat mit Vorschriften eingreifen müsste. Unsere Gesellschaft basiert zu einem nicht geringen Teil darauf, dass man nicht nur nimmt, sondern auch mal gibt. Leider gerät das gerne in Vergessenheit. Ich denke, man sollte eher durch Aufklärung versuchen, mehr Spender zu finden. Hausärzte sollten vielleicht ihre Patienten darauf ansprechen, oder die Krankenkassen …

Klar ist es besonders krass, wenn gerade ein Arzt davon spricht, Nicht-Spender auch nicht als Empfänger zuzulassen und ihnen die Organe zu verweigern. Aber eben dieser Arzt muss ja auch zusehen, wie Menschen leiden, weil sie irgendwo auf Platz 1999 der Warteliste für ein Spenderorgan sind. Das frustiert vermutlich …

Gruß,

Myriam
*Organ- und Blutspenderin*

Auch hallo.

Das einzigste was Mann/Frau unbeschadet spenden kann, sind je eine Niere, Blut, Plasma und Knochenmark. Alles andere setzt tödliche Unfälle voraus.
An sich mag Organspende ja eine gute Sache sein. Aber fällt ein Organ denn ‚einfach so‘ aus oder gehört da schon mehr dazu ? Ich vermute mal, dass eine falsche Ernährungs- und Lebensweise da einen gewichtigen Beitrag leistet. Zu deutsch: wenn meine Leber wg. Alkoholkonsums versagt, soll gefälligst einer abkratzen damit ich weitersaufen kann…
So gesehen sollte man auch die Seite derer betrachten, die Gesundheit als herstellbar betrachten und eher das Bewusstsein für ein gesundes Leben fördern (Schlagwort: Vorbeugen statt heilen). Macht unter’m Strich aber auch weniger Organtransplantationen und damit weniger Geld für diverse Ärzte…
Und wer will schon eine Trinkerniere oder eine Hepatitis-Leber als ‚lebensrettendes Organ‘ ? Falls solche Leute überhaupt zu einem Organspendeausweis kommen…

Klar: das soll kein Plädoyer gegen diesen Ausweis sein, aber muss auch mal sehen, dass damit dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet werden kann. Von der Frage wann man als ‚tot‘ anzusehen ist mal abgesehen.
Und wer garantiert mir, dass der Empfänger mit meinem Organ auch pfleglich umgeht ??

Tja, alles nicht so einfach…

In diesem Sinne
mfg M.L.

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Hi Renee,

mal ehrlich: was veranlasst einen Menschen dazu, keine Organe spenden zu wollen? Religiöse oder moralische Vorbehalte? Die gleichen Vorbehalte halten ihn dann aber auch davon ab, fremde Organe anzunehmen. Also fände ich es in diesem Fall nicht weiter verwerflich, wenn man sagt: „Wer nix gibt kriegt auch nix.“

Andere Gründe fallen mir gerade nicht ein, warum man keine Organe spenden sollte. Also, was ist daran jetzt so schlimm? Warum soll ich erwarten, dass ich im Notfall Organe bekomme, wenn ich nicht bereit bin, meine zu spenden?

LG,
Cess

Hallo,

meine Meinung ist da etwas gespalten
Einerseits finde ich es nicht schlecht, wenn eine Leistung mit einer Gegenleistung abgegolten wird.
Andererseits kann man jemanden nicht sterben lassen, weil er kein Organspender ist.

Aber, wie soll man da eine für alle befriedigende Lösung finden?

Liebe Grüße
Rocco

Hallo Renee,
der Internist hat in seiner Meinung sicher bewusst übertrieben. Kinder, die noch keinen Spenderausweis rechtmäßig unterschreiben können, hat er sicher nicht gemeint.
Ich gehöre zu der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung ohne entsprechendes Bekenntnis. Der Artikel regt mich zum Nachdenken an.
Das ist wahrscheinlich wie beim Russfilter am Dieselauto. Ohne Geltendmachung der Konsequenzen für den Einzelnen (z.B. Steuer) erfolgt auch kein Umdenken. Welcher Dieselfahrer denkt an die dadurch verursachten Toten. Ist halt nur Statistik ohne unmittelbare Betroffenheit.
Mit freundlichen Grüßen

Ulf

Ja mei,

das Sommerloch und die Saure-Gurken-Zeit fängt eben jetzt schon im März an.

Außerdem ist das die Meinung eines Privatmenschen, der zufällig Vorsitzender irgendeiner Ärztevereinigung ist.

Sollte so eine Systematik wirklich eingeführt werden, dann würde ich nur noch einen Organspenderausweis bei mir haben, wenn mir garantiert würde, daß ich selbst auch ein geeignetes Organ bekommen würde, falls ich eines bräuchte. Das ist meine Meinung.

Alles nur Gedönse, damit mal wieder ein Name in der Diskussion ist.

Ach ja, und Spenderblut bekommt man auch nur noch, wenn man die letzen 6 Monate beim Blutspenden war.

Gerhard

Hallo,

meine Meinung ist da etwas gespalten
Einerseits finde ich es nicht schlecht, wenn eine Leistung mit
einer Gegenleistung abgegolten wird.
Andererseits kann man jemanden nicht sterben lassen, weil er
kein Organspender ist.

Aber, wie soll man da eine für alle befriedigende Lösung
finden?

Indem man Organspender vorne auf die Wartelisten schreibt.

Aber, wie soll man da eine für alle befriedigende Lösung
finden?

Indem man Organspender vorne auf die Wartelisten schreibt.

Und wenn der Nichtorganspender das Teil dringender braucht?

Hallo,

das setzt aber voraus, dass man erst etwas gibt, bevor man etwas bekommt. Es ist eben kein „wer nichts gibt, bekommt auch nichts“.

Was hast du denn schon gespendet? Dein Herz? Deine Lunge?

Wie schon angedeutet, man kann nur wenig unbeschadet spenden.

Hi Renee,

*grins* interessante Frage, das. Und ich bärsönlich hab ja auch so einen Lappen und fände es ziemlich gut, wenn prinzipiell mal jeder als Organspender betrachtet würde, der nicht widersprochen hat.
Sprich, wir drehen den Spiess um und schaffen den Spenderpass ab, und führen dafür den „Verweigerer-Pass“ ein. Denselbigen deucht mir kriegt man ohne grossen Aufwand und ohne moralische Begründung aber man muss eben ausdrücklich widersprechen anstatt ausdrücklich zuzustimmen.

Beantwortet zwar nicht Deine Frage, aber ich wollte das los werden :wink: Und wo ich Dich grad schonmal dran habe - hatte mich bei einem meiner Vorredner noch interessiert: Hast Du (oder sonstwer der geschätzten Leserschaft) Zahlen wieviele % der benötigten Organspenden auf „Eigeneinflüsse“ (ausserordentlich ungesunde Lebensweise, Alk- oder Drogenmissbrauch etc.) und wieviele auf nach heutigem Wissen nicht beeinflussbarer Krankheiten (z.B. Krebs, Diabetes, weiss-der-Geier-was) entstanden sind?

*wink*

Petzi

*wink*

Dann kann er immer noch Organspender werden…

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi,

das finde ich auch übertrieben.
Diese Woche habe ich ein Fernsehinterview zu dem Thema mit Niki Lauda gesehen. Da wurde erwähnt, daß in Österreich das System umgekehrt ist. Organspender ist, wer sich nicht dagegen ausspricht.
Viele haben keinen Organspenderausweis, einfach nur, weil sie noch keinen ausgefüllt haben. Würde man denen die ‚Arbeit‘ abnehmen, hätten sie nichts dagegen.
Das würde sicher die Situation entschärfen und solche Maximalforderungen vermeiden.

Gruß, Rainer
PS. Ja, ich trage einen Organspenderausweis bei mir.

Hi,

das hab ich letzte Woche schon im Radio gehört - was mich schockierte, da ich das bisher nicht wusste, ist, dass Homosexuelle keine Organe spenden dürfen! Der Redakteur eines Schwulen-Magazins hatte sich logischerweise sofort darüber aufgeregt, dass sie damit natürlich extrem benachteiligt wären.

Es gibt Menschen, die irgendwelchen, für mich seltsamen, Sekten angehören, die nicht mal Bluttransfusion zulassen. Sprich, an sich selbst. Nicht anderen Blut spenden.

In dem Fall frage ich mich - dann würden sie sich ja wohl auch nicht ein Organ transplantieren lassen?

Dann wären sie ja von sowohl dem Geben als auch dem Nehmen ausgeschlossen.

Die Idee, eine Warteliste nicht nach Dringlichkeit zu erstellen, sondern danach, wie spendewillig ein Patient ist, ist horrend.

Aber: Petzi’s Idee mit dem ‚Umdrehen‘, also ein ‚Verweigererausweis‘, finde ich gar nicht so schlecht!

Und zwar deshalb, weil ich der Meinung bin, dass ein grosser Teil der nicht-Spenderausweis-Besitzer diese nur aus ‚Faulheit‘ nicht besitzt.

Ich zB hatte in Irland einen Spenderausweis. Haben tue ich ihn sicher auch noch irgendwo. Aber langsam würde ich mir auch hier gerne einen besorgen - die sollten in jeder Apotheke auf dem counter stehen!!!

Jemand, der im Falle eines ‚Verweigererausweises‘ NICHT spenden will, wird sich schon genug Sorgen darum machen, um sich diesen Ausweis zu besorgen. Das ist beim momentanen Spenderausweis ja nun wirklich nicht der Fall.

Das einzige Problem, das ich sehen würde:
Was, wenn der Verweigererausweis nicht entdeckt wird?

Aber… ein hirntoter Mensch müsste doch lange genug am Leben gehalten werden können, bis dies mit Familie etc abgeklärt ist.

Und das Recht der Familie, der organ donation NICHT zuzustimmmen, sollte auf jeden Fall erhalten werden (obwohl ich bei mir persönlich sagen würde, MEINE Entscheidung zählt).

Und das wichtigste: NIEMANDEN benachteiligen, weil er nicht spenden will/kann/darf!

Gruss, Isabel

Organspendeausweis - download
Hallo, Rainer

Viele haben keinen Organspenderausweis, einfach nur, weil sie
noch keinen ausgefüllt haben. Würde man denen die ‚Arbeit‘
abnehmen, hätten sie nichts dagegen.

wer einen Internetanschluss hat, kann den Spendeausweis problemlos ausdrucken, oder sogar online ausfüllen und dann ausdrucken:
http://www.organspende-kampagne.de/extra/bestellserv…

also einfacher geht`s nimmer.

Gruß
karin
mit Organspendeausweis

Hi,

das setzt aber voraus, dass man erst etwas gibt, bevor
man etwas bekommt. Es ist eben kein „wer nichts gibt, bekommt
auch nichts“.

nein, warum tut es das denn? Es geht doch nur darum, dass ich einen Organspendeausweis haben muss. Komme ich dann in die Situation, z.B. aufrgrund von Augenproblemen eine Hornhauttransplantation zu brauchen, dann bekomme ich die (so denn ein Spender zu finden ist). Komme ich selbst auf tragische oder andere Weise ums Leben, dann ermöglicht mein Organspendeausweis jemand anderem die Hornhauttransplantation (oder ähnliches, war ja nur ein Beispiel).

Es bedeutet ja nur, dass ich mich bereiterkläre, bei meinem Ableben Organe herzugeben.

LG,
Cess

Hallo, Isabel

Ich zB hatte in Irland einen Spenderausweis. Haben tue ich ihn
sicher auch noch irgendwo. Aber langsam würde ich mir auch
hier gerne einen besorgen - die sollten in jeder Apotheke auf
dem counter stehen!!!

http://www.organspende-kampagne.de/extra/bestellserv…

Gruß
karin

Hallo, Renee

Wiesbaden (dpa) - Wer keine Organe spendet, soll nach Meinung
des Vorsitzenden der Gesellschaft für Innere Medizin, Manfred
Weber, im Notfall auch selbst keine bekommen. Die Haltung zur
Organspende sollte regelmäßig verpflichtend bei der
Verlängerung des Personalausweises abgefragt werden.

na ja, das hört sich (vermeintlich) holzhammermässig an, ist meiner Meinung nach aber nur folgerichtig.

Wenn ich schon selbst meine Organe nicht spenden möchte, muss ich darauf gefasst sein, dass andere genauso denken und ich keine Organe erhalten kann.

Die Überschrift „Organspende als Pflicht“ ist totaler Quatsch.
Ich bin ja nicht verpflichtet zum Spenden!
Im Gegenteil, ich kann mich frei entscheiden, ob ich Organe empfangen möchte oder nicht.

Gruß
karin

Hallo,

nein, warum tut es das denn? Es geht doch nur darum, dass ich

Der Satz „Wer keine Organe spendet, soll nach Meinung des Vorsitzenden der Gesellschaft für Innere Medizin, Manfred Weber, im Notfall auch selbst keine bekommen.“ sagt es nun einmal so aus. Es steht ja nicht da „Wer nicht bereit ist, Organe zu spenden…“

denn ein Spender zu finden ist). Komme ich selbst auf
tragische oder andere Weise ums Leben, dann ermöglicht mein
Organspendeausweis jemand anderem die Hornhauttransplantation
(oder ähnliches, war ja nur ein Beispiel).

Das ist was anderes.

Es bedeutet ja nur, dass ich mich bereiterkläre, bei meinem
Ableben Organe herzugeben.

Dann sollte er es auch so sagen. Dieser angeblich sehr intelligente Mensch sollte in seiner Position seine Worte mit Bedacht wählen und nicht „frei Schnauze“ seine Meinung kundtun. Es gibt durchaus sehr viele Menschen, die nicht bereit sind, vor Ableben ihre Organe zu spenden.

Aber vielleicht hat er seine Worte mit Bedacht gewählt und es wurde nur falsch wiedergegeben.

Hey,

ok, ich gehe mal fest davon aus, dass es um Organspende nach dem Ableben geht - wenn ich lebe, brauch ich die schließlich selber, das ist ja Quark! :smile:
Allerdings ist es die Frage, ob der intelligente Mensch das so hätte schreiben sollen - oder ob der intelligente Mensch das so hätte lesen könen … :wink:

LG,
Cess