Hallo.
Das war wohl etwas knapp von mir formuliert.
Tatsächlich ist eine Narkose bei der Explantation hier nicht gesetzlich vorgeschrieben, und - um ganz ehrlich zu sein - es wird vermutlich immer noch Kliniken geben, wo lediglich ein Muskelrelaxans eingesetzt wird. Unsere Anästhesisten, wie auch die meisten Kollegen, die ich aus anderen Kliniken kenne, geben jedoch noch Fentanyl (sehr starkes Schmerzmittel mit sedierender Wirkung) zusätzlich. Das setzt sich wohl auch durch und ist meine Wissens nach inzwischen inoffizieller „Standard“, zumindest in den Kliniken, die nicht drei Explantationen pro Tag haben. Ist nicht übermässig teuer, und das ganze OP-Team fühlt sich menschlich irgendwie besser mit dieser Lösung. Bei uns gab es vorher immer Grundsatzdiskussionen, siehe auch diese schöne Facharbeit aus dem pflegerischen Bereich von 2004:
http://www.transplantation-information.de/organspend…
Inwieweit ein Hirntoter noch Schmerzen empfindet, besteht wissenschaftlich keine endgültige Klarheit. Man geht davon aus, dass das tote Hirn keine ankommenden Informationen mehr verarbeiten kann und somit auch keine Schmerzen fühlt. Vegetative Reaktionen (vor allem Schwitzen) treten bei Hirntoten regelmässig auf, diese sollte man aber nicht überbewerten. Immerhin lebt der Körper - mit medizinischer Unterstützung - relativ lange weiter, wenn oben schon keine Signalübertragung mehr vorhanden ist.
Zum Schluss meine persönliche Meinung. Ich bin Organspender aus Überzeugung. Ich würde auf jeden Fall spenden, auch wenn der Ablauf unnarkotisiert und evtl. nicht ganz so würdevoll ist, einfach aus dem Wissen heraus, anderen eine Chance geben zu können, wenn meine Zeit definitiv abgelaufen ist. Und ganz persönlich glaube ich daran, dass Hirntote auch wirklich tot sind und rein gar nichts mehr empfinden.
Grüsse,
SilG