Organspende (bei Toten) unter Narkose moeglich?

Hallo,

ich moechte gerne Organspender werden aber da es berechtigte Zweifel gibt ob ein Mensch dessen Hirntot festgestellt wurde (d.h. einige wichtige Teile des Gehirns sind ohne Funktion, nicht das gesamte Nervensystem) wirklich keine Schmerzen mehr empfindet habe ich einige Fragen:

-Kann man im Organspendeausweis festlegen dass eine Organentnahme nur unter Vollnarkose stattfindet?

-Werden solche Wuensche in der Praxis von Aerzten (die evtl. ueberzeugt sind dass der Tote keine Schmerzen mehr verspueren kann) auch durchgefuehrt oder einfach ignoriert?

-Wirkt eine Vollnarkose ueberhaupt wenn Teile des Gehirns nicht mehr funktionieren?

Gruss und Dank

Desperado

Hallo.

Eine Explantation von Organspendern wird eigentlich standardmässig immer unter Narkoseabschirmung und Gabe von ausreichend Schmerzmitteln durchgeführt. Deswegen brauchen Sie das nicht extra schriftlich festzulegen.

Grüsse,
SilG

Hallo,

das ist mal ein richtig interessanter Beitrag!

Möchte da gerne mal nachhaken…

Dass die Organentnahme (bei festgestelltem Hirntod) unter Narkose erfolgt finde ich schon erstaunlich, kann es mir aber vorstellen, da dann ja zum Beispiel die Beatmung die Sauerstoffversorgung der Organe sicherstellt…

Aber

Gabe von ausreichend Schmerzmitteln

bezweifle ich doch etwas.

Warum werden dem Patienten denn (aus medizinischer, nicht humaner Sicht) Schmerzmittel gegeben wenn sein Hirn tot ist?

Interessierte Grüße

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Hallo,

Dass die Organentnahme (bei festgestelltem Hirntod) unter
Narkose erfolgt finde ich schon erstaunlich, kann es mir aber
vorstellen, da dann ja zum Beispiel die Beatmung die
Sauerstoffversorgung der Organe sicherstellt…

Aber

Gabe von ausreichend Schmerzmitteln

bezweifle ich doch etwas.

Warum werden dem Patienten denn (aus medizinischer, nicht
humaner Sicht) Schmerzmittel gegeben wenn sein Hirn tot ist?

wenn ich mich richtig erinnere, ist es so, dass der Körper auf die Wunden durch die OP reagiert, mit veränderter Durchblutung, ich meine, auch mit Muskelreaktionen. Das erschwert die Organentnahme, kann aber durch die Narkose verhindert werden.

(Das ist aber nur angelesenes Laienwissen… vielleicht schreibt noch jemand, der wirklich was davon versteht.)

Ah, ich hab noch einen Link gefunden:

http://www.das-parlament.de/2011/20-21/Beilage/001.html

(Abschnitt „Reaktionen von hirntoten Patienten bei der Organentnahme“ oder nach „Narkose“ suchen). Da steht allerdings auch, dass eine Narkose in Deutschland zumindest nicht vorgeschrieben ist.

Viele Grüße,

Jule

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Hallo.

Das war wohl etwas knapp von mir formuliert. :smile: Tatsächlich ist eine Narkose bei der Explantation hier nicht gesetzlich vorgeschrieben, und - um ganz ehrlich zu sein - es wird vermutlich immer noch Kliniken geben, wo lediglich ein Muskelrelaxans eingesetzt wird. Unsere Anästhesisten, wie auch die meisten Kollegen, die ich aus anderen Kliniken kenne, geben jedoch noch Fentanyl (sehr starkes Schmerzmittel mit sedierender Wirkung) zusätzlich. Das setzt sich wohl auch durch und ist meine Wissens nach inzwischen inoffizieller „Standard“, zumindest in den Kliniken, die nicht drei Explantationen pro Tag haben. Ist nicht übermässig teuer, und das ganze OP-Team fühlt sich menschlich irgendwie besser mit dieser Lösung. Bei uns gab es vorher immer Grundsatzdiskussionen, siehe auch diese schöne Facharbeit aus dem pflegerischen Bereich von 2004:
http://www.transplantation-information.de/organspend…

Inwieweit ein Hirntoter noch Schmerzen empfindet, besteht wissenschaftlich keine endgültige Klarheit. Man geht davon aus, dass das tote Hirn keine ankommenden Informationen mehr verarbeiten kann und somit auch keine Schmerzen fühlt. Vegetative Reaktionen (vor allem Schwitzen) treten bei Hirntoten regelmässig auf, diese sollte man aber nicht überbewerten. Immerhin lebt der Körper - mit medizinischer Unterstützung - relativ lange weiter, wenn oben schon keine Signalübertragung mehr vorhanden ist.

Zum Schluss meine persönliche Meinung. Ich bin Organspender aus Überzeugung. Ich würde auf jeden Fall spenden, auch wenn der Ablauf unnarkotisiert und evtl. nicht ganz so würdevoll ist, einfach aus dem Wissen heraus, anderen eine Chance geben zu können, wenn meine Zeit definitiv abgelaufen ist. Und ganz persönlich glaube ich daran, dass Hirntote auch wirklich tot sind und rein gar nichts mehr empfinden.

Grüsse,
SilG

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Ah, ich hab noch einen Link gefunden:

http://www.das-parlament.de/2011/20-21/Beilage/001.html

(Abschnitt „Reaktionen von hirntoten Patienten bei der
Organentnahme“ oder nach „Narkose“ suchen). Da steht
allerdings auch, dass eine Narkose in Deutschland zumindest
nicht vorgeschrieben ist.

Noch ein Grund niemals Organspender zu werden.

Grüsse
pue

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DANKE!

Ich kämpfe mich jetzt mal durch die Links.

Liebe Grüße