Hallo,
Ich glaube, dass dies ohnehin eine sehr böswillige Interpretation ist.
Es ist eine mögliche und auch, wenn ich es mit meinen Beispielen ::zugespitzt habe, war das eingebrachte Beispiel, dass man etwa gezielt ::Herrn Schäuble sein Lebensrecht implizit abspricht, des gleichen Geistes
Kind.Also spricht jeder der nicht zur Organspende bereit ist,
anderen das Lebensrecht ab?
Nein, das ist keine logische Schlussfolgerung.
Entscheidend sind hier die Gründe für die Entscheidung. Es kann natürlich sein, dass jemand sich dem Spenden verweigert, weil er andere Menschen nicht für Wert hält weiter zu leben. Das wäre natürlich eine vergleichbar ethisch minderwertige Haltung. In der Mehrzahl der Fälle liegt eine Entscheidung gegen Organspenden aber wohl anders begründet.
Der Organspender, der vorher keiner sein wollte, dies nun aber vielleicht wird, stellt nichts in Frage, sondern eben im Falle des Falles doch Organe zur Verfügung.
Natürlich stellt er nicht nur in Frage, sondern er stellt mit seiner Negativliste sogar die minderwertige Würde bestimmter Menschen fest.
Ist derjenige wirklich besser, …
Also wir haben hier die Entscheidung, ob eine Person gerettet
werden soll oder keine?
Nein, die Situation ist, dass jemand bereit ist nur bestimmtes Leben zu retten anderes aber nicht. Der Wille leben zu retten ist in beiden Fällen - also auch deinem Beispiel einer selektiven Organspende erst mal richtig.
Er wird aber an der Stelle falsch, wo jemand von dem darin enthaltenen Zuspruch seiner Menschenwürde ausgeschlossen wird.
Ich würde bei dieser Auswahlmöglchkeit
ganz klar, das Retten einer Person befürworten. Und mehr kann
eben der Organspendr auch nicht tun, da er ja bis auf seine
Nieren auch nur ein Organ hat, welches bei mehreren Leuten
passen könnte.
Die Konsequenz deines Vorschlages wäre aber auch so denkbar, dass die Niere zufällig nur ausgeschlossenen Menschen passen würde. Die Spende würde also wegen falscher Hautfarbe oder sonstigem vollständig verweigert.
Der Mann mit dem Rettungring sieht also:
Huch nur Schwarze im Wasser?! und hängt den Rettungsring wieder weg.
Ich würde daher gerne beim Beispiel der Organspende bleiben.
OK
Die Frage ist, ob es besser ist, ob jemand 100 potenziellen
Empfängern minus 1, seine Organe zur Verfügung stellt oder 100
- 100 =0. Ich würde klar zu Ersterem tendieren.
Du argumentierst rein konsequentialistisch. Das darfst du. Ich muss dem aber nicht folgen.
Für mich ist auch die Begründung einer Handlung wichtig.
Ich glaube das habe ich hinlänglich deutlich gemacht, ich muss mich da nicht wiederholen.
Einfach mal in die Lage eines Notarztes versetzen, der bei
einem Massenunfall helfen soll. Der muss ständig die
Entscheidung treffen, wem er jetzt welche Hilfe zukommen
lässt. Und egal wie diese Entscheidung ausfällt, bedeutet das,
dass einer oder mehrere andere solange keine Hilfe erhalten.
Wolltest du nicht hinkende Beispiele vermeiden?
Entscheidet der Notarzt - wenn er es richtig macht - aufgrund von persönlichen Vorlieben oder evtl. rassistischen Aversionen?
Niemand würde da ernsthaft dem Arzt irgendwas unterstellen.
Eben und darum sind die weiteren Ausführungen dazu auch gegenstandslos.
Der Arzt entscheidet auf Grund medizinischer Faktoren und um nur das sollte es auch bei Organtransplantationen gehen.
Oder stellen auch alle Nicht-Organspender das Lebensrecht anderer in Frage?
Es gibt ja auch andere Gründe sich gegen Organspenden zu entscheiden als die Abqualifizierung bestimmter Menschen als unwürdig, die Organe und damit eine Chance auf Leben zu bekommen.
O.K.: Dann begrenzen wir die Frage eben auf die, die es
gesundheitlich könnten.
Und warum muss man immer gleich sowas unterstellen?
Wenn ich für die Hochwasseropfer in was weiß ich wo spende,
dann qualifiziere ich doch auch nicht alle
Vergewaltigungsopfer, vom Hunger bedrohte und sonstwie
Hilfebedürftige herab. Wie kann man nur auf solch einen
Gedanken kommen?
Auch ein mehr als hinkender Vergleich, dem ich nun nicht hinterherhinken will.
Eine solche Negativliste könnte ja z.B. auch so aussehen:
Meine Organe dürfen nicht gegeben werden an:Sorry. Tippfehler. Es sollte heißen: Nichtdeutsche. Ansonsten verstehe ich deine Einlassung nicht, oder hast du meinen folgenden Disclaimer nicht verstanden?
Na klar, habe ich schon richtig verstanden. Aber es zeigt doch
schonmal, dass solche Negativlisten nicht ganz unproblematsich
sind. Wenn sie eingeführt würde, müßten solche Fehler
zumindest unmöglich sein.
Fehler müssten unmöglich sein? Das wäre doch in der Logik irgendwie zu zusätzlichen Spenden zu motivieren gar kein Fehler, bzw. Schäuble oder irgendwen auszuschließen wäre genau so ein Fehler.
Niemand und schon gar nicht der
Ausgeschlossene muss erfahren, wer da ausgeschlossen ist.
Erfährt doch heute auch schon niemand.
Und was würde dadurch besser?
Das Argument verstehe ich nun überhaupt nicht mehr.
(Ich will keine weiteren hinkenden Vergleiche bemühen, obwohl mir einige einfielen)
Darin steckt aber natürlich auch der Kern des gleichen Problems, dass ich aufgeworfen habe.
Nämlich?
Du hast meine Beiträge doch gelesen und anscheinend auch grundsätzlich nachvollzogen. Da kann ich diese Frage absolut nicht mehr verstehen.
Ich sehe hier vor allem, dass dort täglich Leute die
Entscheidung darüber treffen, wer die Chance bekommt
weiter/länger/besser zu leben als einer bzw. mehrere andere.
Nichts anderes als was ein Spender mit Negativliste tun würde,
Nein. Eurotransplant entscheidet vereinfacht gesagt auf Grundlage von medizinischen und statistischen Kriterien, der Negativ-Listen-Spender fällt ein Urteil über den Wert von Menschen.
Kürzen wir es ab.
Für dich ist einzig die Frage entscheident ob es evtl. zu einer zusätzlichen Spende kommt.
Für mich ist aber auch die Frage wichtig wie hier entschieden wird wer diese zusätzliche Spende bekommt und welches Werturteil über die Würde anderer Menschen damit verbunden ist.