Organspende: warum anonym?

Hallo,

letztlich hat der Bundestag entschieden, dass die Organspendebereitschaft auf die Gesundheitskarte gespeichert werden soll.

Warum soll das ganze eigentlich anonym geschehen? Jeder Furz, den man im Internet ablässt, soll „transparent“ und überwachbar sein, aber sowas unwichtiges wie mein Herz soll auf jeden Fall anonym sein???

Könnte man die Spendenbereitschaft nicht drastisch erhöhen, wenn man festlegen könnte, an wen man spenden (Familienmitglieder, alle Freunde auf Facebook,…) oder an wen auf keinen Fall spenden will (z.B. den **** aus der Parallelklasse, Politiker, …)?

Warum anonym? Ich werde es auf keinen Fall erlauben, dass mein Herz oder meine Niere an jemand geht, bei dem ich es nicht will.

Nick

Hi,

Warum anonym?

weil sich Spender und Empfänger vermutlich nicht kennen. Es gibt in Deutschland dann doch ein paar menschen mehr, als du Dir Namen und Gesichter merken könntest.

Wenn die Leute festlegen: Ich spende nur an ( … ) Ist mit großer Wahrscheinlichkeit kein kompatibler Empfänger dabei. Das würde die ohnehin schlechte Lage noch weiter verschärfen, weil fast nie Spender und Empfänger zusammenkommen.

Gruß Rainer

Hi,

Ich werde es auf keinen Fall erlauben, dass mein Herz oder meine Niere an jemand geht, bei dem ich es nicht will.

also willst Du darüber entscheiden, wer des Weiterlebens würdig ist mit einem Organ, mit dem Du, weil ja tot, mit Sicherheit nichts mehr anfangen kannst!?
Wie denken wohl Andere über einen Menschen, der so denkt?

Cassius

Hi,

Ich werde es auf keinen Fall erlauben, dass mein Herz oder meine Niere an jemand geht, bei dem ich es nicht will.

also willst Du darüber entscheiden, wer des Weiterlebens
würdig ist mit einem Organ, mit dem Du, weil ja tot, mit
Sicherheit nichts mehr anfangen kannst!?
Wie denken wohl Andere über einen Menschen, der so denkt?

Du hast vergessen, daß der zukünftige Spender Eigentümer seiner Organe ist. Warum sollen Politiker darüber bestimmen?

Hallo,

Du hast vergessen, daß der zukünftige Spender Eigentümer
seiner Organe ist.

Kann eine tote Person Eigentümer von irgendwas sein?

Warum sollen Politiker darüber bestimmen?

Welche Politiker entscheiden über die „Vergabe“ von Organen. Im Einzelfall - und es geht nur um die Summe der Einzelfälle - wird doch wohl ausschließlich nach medizinischen Kriterien geurteilt.

Im Übrigen kann Jeder zu jeder Zeit festlegen, daß er eben kein Organspender sein möchte.

Gruß
Jörg Zabel

aber, nick,

du willst dann dein dereinst totes stück herzfleisch nicht einmal den würmern im kalten erdboden gönnen?

wenn das die tierschützer lesen, nick! sie werden dich des mitwirkens zum artensterben bezichtigen.

mkm

Du hast vergessen, daß der zukünftige Spender Eigentümer seiner Organe ist. Warum sollen Politiker darüber bestimmen?

Natürlich kann jeder Mensch selbst darüber bestimmen, was z.B. mit seinem Eigentum nach seinem Tode geschehen soll. Hier zu selektionieren ist ja per Testament nicht unüblich.
Wenn es aber um die Entscheidung über das (Weiter-)Leben eines anderen Menschen geht, sind wir auf einer ganz anderen Ebene.
Vielleicht hilft die Vorstellung, man selbst stehe auf der Warteliste für ein Spederorgan und sehe mit 50% Wahrscheinlichkeit dem baldigen eigenen Tod oder dem rettenden Spenderorgan entgegen, die eigene Haltung anders zu justieren als bei der Vererbung der Münzsammlung.

Nebenbei gesagt sind Politiker bei dem ganzen Prozess überhaupt nicht im Spiel.

Cassius

Hallo,

wie kompliziert soll das Recht und Gesetz den noch werden?
Wenn hier Einschränkungen gemacht werden wird im Falle des Falles rechtlich so lange lange gestritten bis das Organ zu Staub geworden ist.
Typisch Deutsch!

nicki

Hi,

Ich werde es auf keinen Fall erlauben, dass mein Herz oder meine Niere an jemand geht, bei dem ich es nicht will.

also willst Du darüber entscheiden, wer des Weiterlebens
würdig ist mit einem Organ, mit dem Du, weil ja tot, mit
Sicherheit nichts mehr anfangen kannst!?

Ja, das will ich. Ich stelle mir grad vor, dass Schäuble sein Leben mit meinem Herz nochmal zehn Jahre verlängert. Waaaa!!!

Wie denken wohl Andere über einen Menschen, der so denkt?

Weiss ich nicht. Verrätst Du es mir?

Nick

Ja, das will ich. Ich stelle mir grad vor, dass Schäuble sein Leben mit meinem Herz nochmal zehn Jahre verlängert. Waaaa!!!

Ja dann doch lieber einem Unfallopfer spenden, der jeden Abend besoffen nach Hause kommt, Frau und Kinder schlägt und gerade drei Menschen totgefahren hat. Waaaaaa!!!

Wie denken wohl Andere über einen Menschen, der so denkt?

Weiss ich nicht. Verrätst Du es mir?

Selber denken macht schlau.

Cassius

Im Übrigen kann Jeder zu jeder Zeit festlegen, daß er eben
kein Organspender sein möchte.

Ja und darauf wird es wohl weiter hinaus laufen. Das jetzt alle mal einen Brief (wiederholt) bekommen und den auch lesen und sich dann als Organspender melden, ist sehr fraglich.

Der Gedankenansatz des Artikelschreibers ist ja so verkehrt nicht. Zumindest würde es eine höhere Bereitschaft zur Organspende geben. Ob das dann gerade die FB-Freunde sein sollen, nun ja, darüber kann man streiten. Derartige Verfügungen machen das ganze sicherlich komplizierter aber mehr Organe würden schon gespendet werden. Das gilt es einmal aufzuwiegen.

Hallo,

Wie wahrscheinlich ist es wohl, dass jemand gerade dann Hirntod wird und dabei auch noch geeignete Organe hat, wenn jemand den man als potentiellen Spender bestimmt hat gerade eines davon braucht. Beide Fälle sind ja zum Glück kein Massenphänomen.
Das wäre wohl unwahrscheinlicher als ein Sechser im Lotto.

Außerdem würden dann bekannte und beliebte Personen - etwas Teenieidole - massenhaft Organe angedient bekommen, die sie gar nicht brauchen - Hein Niemand aus Hamburg aber nicht - den kennt ja im bayrischen Wald keiner, wo sich dann vielleicht jemand mit seinem Motorad hinpackt.

Und letztlich finde ich die Abqualifizierung des Lebensrechtes eines anderen Menschen … freundlich formuliert … minderwertig.
Organe werden (so sollte es zumindest nun sein - wobei sicher kein System fehlerlos ist) nach medizinischen Kriterien vergeben, also danach bei wem das Organ am ehesten „anwächst“ (Gewebeverträglichkeit) und wer es aufgrund seiner medizinischen Prognose am dringendsten Braucht.
Du willst dies nun dadurch ersetzen, dass du sagst „den mag ich nicht, der soll sterben und dafür lieber jemand das Organ bekommen bei dem es mit höherer Wahrscheinlichkeit bald versagt, oder der auch ohne das noch eine größere Überlebendwahrscheinlichkeit hat. Hauptsache das Arsch… stirbt.“

Tolle Grundhaltung.

Gruß
Werner

Negativliste?

Außerdem würden dann bekannte und beliebte Personen - etwas
Teenieidole - massenhaft Organe angedient bekommen, die sie
gar nicht brauchen - Hein Niemand aus Hamburg aber nicht - den
kennt ja im bayrischen Wald keiner, wo sich dann vielleicht
jemand mit seinem Motorad hinpackt.

Das wäre lösbar, indem man die erlaubte Zeilgruppe definiert durch:
Alle, bis auf 1. … 2. … 3. …
Dann erhalten vor allem Hein Niemand und seine unbekannten Freunde die Organe.

Nick

Hallo,
mein Argument dagegen, dass damit das Lebensrecht der auf der Negativliste stehenden in Frage gestellt wird hast du damit aber nicht entkräftet.

Eine solche Negativliste könnte ja z.B. auch so aussehen:

Meine Organe dürfen nicht gegeben werden an:

  1. Juden
  2. Dunkelhäutige
  3. Homosexuelle
  4. Nicht Deutsche

-> Für alle berufsmäßigen Missversteher:
DIES IST KEIN VORSCHLAG UND ENTSPRICHT NICHT MEINER MEINUNG WER ORGANE (NICHT) BEKOMMEN SOLLTE !!

Auf einmal gar nicht mehr so „witzig“ oder?

Gruß
Werner

Hallo,

mein Argument dagegen, dass damit das Lebensrecht der auf der Negativliste stehenden in Frage gestellt wird hast du damit aber nicht entkräftet.

Ich glaube, dass dies ohnehin eine sehr böswillige Interpretation ist. Der Organspender, der vorher keiner sein wollte, dies nun aber vielleicht wird, stellt nichts in Frage, sondern eben im Falle des Falles doch Organe zur Verfügung. Damit ist er doch auf jeden Fall besser, der auf keinen Fall Organe spendet? Oder stellen auch alle Nicht-Organspender das Lebensrecht anderer in Frage?

Eine solche Negativliste könnte ja z.B. auch so aussehen:
Meine Organe dürfen nicht gegeben werden an:

  1. Juden
  2. Neger
  3. Schwule
  4. Nicht Deutsche

Also nur Ausländer, die aber eben keine Dunkelhäutige sein dürfen? Wie wäre das bei dunkelhäutige Frauen und Jüdinnen?

-> Für alle berufsmäßigen Missversteher:
DIES IST KEIN VORSCHLAG UND ENTSPRICHT NICHT MEINER MEINUNG WER ORGANE (NICHT) BEKOMMEN SOLLTE !!
Auf einmal gar nicht mehr so „witzig“ oder?

Aber würde sicher für Gerichtsprozesse oder zumindest für Verzögerungen sorgen, bis geklärt ist, ob solche Willensbekundungen überhaupt ernst zu nehmen oder sein dürften oder wie sie zu interpretieren seien, die so lang sind, dass es dann eh keinen Sinn mehr hat.
Davon abgesehen, gibt es ja auch heute schon irgendwie eine gewisse Selektion der Empfängergruppen. Jedenfalls wenn man im Bereich von Eurotransplant sein Leben aushaucht sind schon mal viele Juden und Neger ausgeschlossen ;o).
Die Frage wäre also, ob es so viele Leute sind, die ihre Spendenbereitschaft von einer solchen Liste abhängig machen. Wenn das eine signifikante Größe ist und damit das Spendenaufkommen erhöht würde, bitte sehr. Damit wäre allen geholfen. Mehr Spenden sind auf jeden Fall besser als weniger.

Ansosnten empfehle ich mal die Seite von Eurotransplant, da steht gleich auf der ersten Seite, dass die Organvergabe neben medizinischen auch ethischen Gesichtspunkten folgt. Hierzu gehört etwa die nationale Organstauschbilanz, was nicht anderes bedeutet, dass ein Wartender aus einem Land mit bessere Bilanz bei sonst gleicher Eignung und Dringlichkeit eher das Organ bekommt.

Grüße

Hallo,

mein Argument dagegen, dass damit das Lebensrecht der auf der Negativliste stehenden in Frage gestellt wird hast du damit aber nicht entkräftet.

Ich glaube, dass dies ohnehin eine sehr böswillige
Interpretation ist.

Es ist eine mögliche und auch, wenn ich es mit meinen Beispielen zugespitzt habe, war das eingebrachte Beispiel, dass man etwa gezielt Herrn Schäuble sein Lebensrecht implizit abspricht, des gleichen Geistes Kind.

Der Organspender, der vorher keiner sein
wollte, dies nun aber vielleicht wird, stellt nichts in Frage,
sondern eben im Falle des Falles doch Organe zur Verfügung.
Damit ist er doch auf jeden Fall besser, der auf keinen Fall
Organe spendet?

Ist das auf jeden Fall so?
Ist derjenige wirklich besser, der einen ertrinkenen Weissen aus dem Wasser zu ziehen bereit ist den Schwarzen daneben aber nicht als derjenige der vielleicht aus Angst gar nicht helfen mag?

Oder stellen auch alle Nicht-Organspender das
Lebensrecht anderer in Frage?

Es gibt ja auch andere Gründe sich gegen Organspenden zu entscheiden als die Abqualifizierung bestimmter Menschen als unwürdig, die Organe und damit eine Chance auf Leben zu bekommen.

Eine solche Negativliste könnte ja z.B. auch so aussehen:
Meine Organe dürfen nicht gegeben werden an:

  1. Juden
  2. Neger
  3. Schwule
  4. Nicht Deutsche

Also nur Ausländer, die aber eben keine Neger sein dürfen? Wie
wäre das bei Negerinnen und Jüdinnen?

Sorry. Tippfehler. Es sollte heißen: Nichtdeutsche
Ansonsten verstehe ich deine Einlassung nicht, oder hast du meinen folgenden Disclaimer nicht verstanden?

-> Für alle berufsmäßigen Missversteher:
DIES IST KEIN VORSCHLAG UND ENTSPRICHT NICHT MEINER MEINUNG WER ORGANE (NICHT) BEKOMMEN SOLLTE !!

Davon abgesehen, gibt es ja auch heute schon irgendwie eine
gewisse Selektion der Empfängergruppen. Jedenfalls wenn man im
Bereich von Eurotransplant sein Leben aushaucht sind schon mal
viele Juden und Neger ausgeschlossen ;o).

Nein, sind sie nicht. Wenn sie im Einzugsbereich von Eurotransplant leben haben sie die gleichen Chancen.

Mehr Spenden sind auf jeden Fall besser als weniger.

Dazu siehe oben

Ansosnten empfehle ich mal die Seite von Eurotransplant, da
steht gleich auf der ersten Seite, dass die Organvergabe neben
medizinischen auch ethischen Gesichtspunkten folgt. Hierzu
gehört etwa die nationale Organstauschbilanz, was nicht
anderes bedeutet, dass ein Wartender aus einem Land mit
bessere Bilanz bei sonst gleicher Eignung und Dringlichkeit
eher das Organ bekommt.

Das ist m. E. ein notwendiger Versuch einen Ausgleich zu finden zwischen der unterschiedlichen Spendenbereitschaft der einzelnen Länder. Darin steckt aber natürlich auch der Kern des gleichen Problems, dass ich aufgeworfen habe.
Im Prinzip müsste auch die Staatsangehörigkeit und damit die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Spenderkollektiv egal sein. Da Eurotransplant aber ein Zusammenschluss nationaler Verbände u.Ä. ist, die jeweils auch einen nationalen „Auftrag“ haben, muss dem wohl Rechnung getragen werden.

Gruß
Werner

Sag mir mal deinen Realnamen - dann werde ich in meine patientenverfügung reinschreiben, dass ich von dir kein organ annehme, falls ich mal eins brauche -

Schiefe Beispiele und so…
Hallo,

Ist das auf jeden Fall so?
Ist derjenige wirklich besser, der einen ertrinkenen Weissen
aus dem Wasser zu ziehen bereit ist den Schwarzen daneben aber
nicht als derjenige der vielleicht aus Angst gar nicht helfen
mag?

Das Beispiel zieht hier nicht, da es eine Knappheit an Spenderorganen gibt. Die Frage müsste also lauten: Ist es moralisch verwerflich, wenn man nur eine Person retten kann, Person X retten zu wollen, obwohl die Rettungschancen für Person Y höher wären?

Weil du immer so schön mit überspitzten Beispielen argumentierst, hier auch eins von mir: Ist es verwerflich, wenn die Mutter IHR Kind aus dem brennenden Haus retten will und nicht das Kind der Nachbarn?

Gruß

Anwar

Hallo,

Ich glaube, dass dies ohnehin eine sehr böswillige Interpretation ist.

Es ist eine mögliche und auch, wenn ich es mit meinen Beispielen zugespitzt habe, war das eingebrachte Beispiel, dass man etwa gezielt Herrn Schäuble sein Lebensrecht implizit abspricht, des gleichen Geistes Kind.

Also spricht jeder der nicht zur Organspende bereit ist, anderen das Lebensrecht ab? Das könnte man ja durchaus auch auf Lebendspenden erweitern. Jeder der nicht bereit ist eine seiner Nieren oder ein Teil seiner ohnehin nachwachsenden Leber zu spenden, spricht einem oder allen potenziellen Empfängern ihr Lebensrecht ab? Ich glaube diese Interpretation ist zu weit hergeholt.

Der Organspender, der vorher keiner sein wollte, dies nun aber vielleicht wird, stellt nichts in Frage, sondern eben im Falle des Falles doch Organe zur Verfügung.
Damit ist er doch auf jeden Fall besser, der auf keinen Fall Organe spendet?

Ist das auf jeden Fall so?

Ja.

Ist derjenige wirklich besser, der einen ertrinkenen Weissen aus dem Wasser zu ziehen bereit ist den Schwarzen daneben aber nicht als derjenige der vielleicht aus Angst gar nicht helfen mag?

Also wir haben hier die Entscheidung, ob eine Person gerettet werden soll oder keine? Ich würde bei dieser Auswahlmöglchkeit ganz klar, das Retten einer Person befürworten. Und mehr kann eben der Organspendr auch nicht tun, da er ja bis auf seine Nieren auch nur ein Organ hat, welches bei mehreren Leuten passen könnte.
Ich würde daher gerne beim Beispiel der Organspende bleiben. Es nutzt nichts hier andere Vergleiche heranzuziehen, die mehr als nur hinken.
Die Frage ist, ob es besser ist, ob jemand 100 potenziellen Empfängern minus 1, seine Organe zur Verfügung stellt oder 100 - 100 =0. Ich würde klar zu Ersterem tendieren. Denn dieser minus 1 rückt dann ja trotzdem einen Platz hoch und/oder er hat bei anderen Spenden eine bessere Chance, da dort nicht er sondern andere per Negativliste ausscheiden. Davon abgesehen ist es auf die Gesamtbevölkerung betrachtet ohnehin gleichgültig, wer von den 100 gerettet wird. Es gibt eben nur das eine Organ in diesem einen Fall. Man kann vortrefflich am grünen Tisch darüber schwadronieren, ob das für jeden gerecht sei.
Einfach mal in die Lage eines Notarztes versetzen, der bei einem Massenunfall helfen soll. Der muss ständig die Entscheidung treffen, wem er jetzt welche Hilfe zukommen lässt. Und egal wie diese Entscheidung ausfällt, bedeutet das, dass einer oder mehrere andere solange keine Hilfe erhalten. Niemand würde da ernsthaft dem Arzt irgendwas unterstellen. Wenn es aber soweit kommt, dass der sich erstmal eine Liste erstellen muss, wie hoch der Frauen-, Juden-, Neger-, Homosexuellen-, Ausländeranteil oder Kombinationen daraus, ist und danach seine Hilfe ausrichten soll, um hinterher nicht von irgendwelchen Unterstellungsfanatikern vor Gericht gezerrt zu werden, dann ist auf jeden Fall etwas schiefgelaufen.

Oder stellen auch alle Nicht-Organspender das Lebensrecht anderer in Frage?

Es gibt ja auch andere Gründe sich gegen Organspenden zu entscheiden als die Abqualifizierung bestimmter Menschen als unwürdig, die Organe und damit eine Chance auf Leben zu bekommen.

O.K.: Dann begrenzen wir die Frage eben auf die, die es gesundheitlich könnten.
Und warum muss man immer gleich sowas unterstellen?
Wenn ich für die Hochwasseropfer in was weiß ich wo spende, dann qualifiziere ich doch auch nicht alle Vergewaltigungsopfer, vom Hunger bedrohte und sonstwie Hilfebedürftige herab. Wie kann man nur auf solch einen Gedanken kommen?

Eine solche Negativliste könnte ja z.B. auch so aussehen:
Meine Organe dürfen nicht gegeben werden an:

Sorry. Tippfehler. Es sollte heißen: Nichtdeutsche. Ansonsten verstehe ich deine Einlassung nicht, oder hast du meinen folgenden Disclaimer nicht verstanden?

Na klar, habe ich schon richtig verstanden. Aber es zeigt doch schonmal, dass solche Negativlisten nicht ganz unproblematsich sind. Wenn sie eingeführt würde, müßten solche Fehler zumindest unmöglich sein. Ich denke, dass es technisch kein Problem wäre. Notwendig wäre freilich, dass jeder solche Angaben macht und sie dann im Falle des Falles sofort abrufbar sind. Der Computer spuckt dann eben nur noch die Liste mit den 99 geeigneten Leuten aus. Niemand und schon gar nicht der Ausgeschlossene muss erfahren, wer da ausgeschlossen ist. Erfährt doch heute auch schon niemand.

Davon abgesehen, gibt es ja auch heute schon irgendwie eine gewisse Selektion der Empfängergruppen. Jedenfalls wenn man im Bereich von Eurotransplant sein Leben aushaucht sind schon mal viele Juden und Neger ausgeschlossen ;o).

Nein, sind sie nicht. Wenn sie im Einzugsbereich von Eurotransplant leben, haben sie die gleichen Chancen.

Ich habe nochmal hervorgehoben, auf welches Wort es besonders ankam.

Mehr Spenden sind auf jeden Fall besser als weniger.

Das ist m. E. ein notwendiger Versuch einen Ausgleich zu finden zwischen der unterschiedlichen Spendenbereitschaft der einzelnen Länder.

Nein, es geht längst nicht nur um die Bereitschaft. Zum einen haben die Länder unterschiedliche Regelung, ob und wie eine solche Bereitschaft bekundet werden soll. Zum Anderen haben sie auch andere praktische Voraussetzungen geschaffen, wie dann verfahren wird. In Deutschland scheitert es oft auch schon daran, dass sich das Krankenhaus um dieses Thema gar nciht kümmert.

Darin steckt aber natürlich auch der Kern des gleichen Problems, dass ich aufgeworfen habe.

Nämlich? Ich sehe hier vor allem, dass dort täglich Leute die Entscheidung darüber treffen, wer die Chance bekommt weiter/länger/besser zu leben als einer bzw. mehrere andere. Nichts anderes als was ein Spender mit Negativliste tun würde, wobei die ja nicht mal zum Tragen kommen, da er dann gar nicht spenden kann oder aber ohnehin jemand außerhalb der Liste zum Tragen käme. Und spätestens dann wäre es doch schade, wenn er mangels Negativliste gar nicht spenden wollte.
Also warum lässt man solchen Leuten nicht einfach diesen Spaß?

Im Prinzip müsste auch die Staatsangehörigkeit und damit die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Spenderkollektiv egal sein.
Da Eurotransplant aber ein Zusammenschluss nationaler Verbände u.Ä. ist, die jeweils auch einen nationalen „Auftrag“ haben, muss dem wohl Rechnung getragen werden.

Aha. Also ich finde diese Regelung absolut korrekt. Wäre ja noch schöner, wenn sich da eine Gruppe auf Kosten der anderen bereichern könnte. Passt natürlich nicht in das Schema des Besitzstandwahrens und der Überhöhung des Individuums in Deutschland.
Natürlich müsste dann eine solche Negativliste implizieren, dass derjenige eben von Spenden aus der Gruppe seiner Negativliste ebenfalls ausgeschlossen wäre. Somit würde sich diese Problematik weitgehend aufheben.
Ich bin sogar dafür, dass dies grundsätzlich so gehandhabt würde. Wer nicht spenden will, müßte natürlich auf einer Liste immer erst am Ende stehen. Sinn machte eine solche Regelung naturgemäß auch nur dann, wenn eine solche Entscheidung nicht erst mit 65 Jahren, sondern meinetwegen mit 18 abgefordert wird.
Oder ein Land legt einfach fest, dass er analog zur Pflicht zur Hilfeleistung oder Wehrpflicht eben auch automatisch Organspender ist.
Selbstverständlich würde ich dann als Regierung des Landes, das sowas für seine Bürger festlegt, darauf bestehen, dass diese Verpflichtung meine Bürger nicht zum Netto-Organ-Exporteur gegenüber Ländern macht, die dies nicht von ihren Bürgern verlangen.

Grüße

Warum anonym?
Mal zurück zum „Thema“, wie es mich eigentlich eher interessiert.

Ich möchte eigentlich gar nicht dem einen oder dem anderen mein Herz oder meine Leber lieber oder lieber nicht geben, aber ich würde gerne wissen, wo verschiedene Teile meiner eventuell verstorbenen Eltern, Kinder oder von jemand, über deren Organspende ich nach aktuellem Recht zu entscheiden hätte, hingehen. Warum soll ich das nicht wissen dürfen?

Es ist ja nicht so, dass da irgendein Stück Fleisch auf dem Friedhof liegt oder halt nicht, sondern es ist ein richtig *wichtiges* Stück für mich.

Mit dem Gedanken, da kommt so einer, zerlegt mein Kind und sagt „Was ich mit den Teilen mache, geht dich nix an“… das gefällt mir jetzt nicht wirklich.

Gruss, Marco