Osama bin Ladens toedliches Netzwerk

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Dossier - Die Hintermänner

Al-Qaida: Bin Ladens globales Netzwerk des Terrors
Osama Bin Laden hat ein fein verzweigtes System von Terroristen aufgebaut. Es ist schwer aufzudecken und deshalb kaum zu zerstören.

Grafik Bin Ladens Netzwerk

Von Urs Gehriger

Die letzte Schlacht gegen die sowjetischen Invasoren in Afghanistan war noch nicht geschlagen, als der saudische Mujaheddin Osama Bin Laden eine Vision hatte. Er fasste, wie damalige Freunde erzählen, 1987 einen neuen Krieg ins Auge. Er sah die Zeit gekommen, um einen globalen Jihad (Heiligen Krieg) gegen die korrupten säkularen Regierungen in Nahost und im Westen zu lancieren.

Dabei machte er sich ein Netzwerk zu Nutze, das zu grossen Teilen vom Westen aufgebaut und finanziert worden war. In den 80er-Jahren unterstützten die USA, Saudiarabien und andere Staaten den Widerstand gegen die sowjetischen Truppen.

Nach dem Rückzug der Sowjets aus Afghanistan 1989 kam die Organisation, die Tausende von muslimischen Kämpfern alimentierte, bewaffnete und ausbildete, unter die Kontrolle von Osama Bin Laden. Innert weniger Jahre baute er diese zu einem globalen Netzwerk von Terrorgruppen aus und gab ihr den Namen Al-Qaida (die Basis). Seit dem Golfkrieg 1991 sieht er sich als „Befreier“ der von US-Truppen „besetzten heiligen Stätten“ in Saudiarabien.

Rückgrat und treibende Kraft von Al-Qaida war von Beginn weg Osama Bin Laden. Heute zählt Al-Qaida zwischen 3000 und 5000 Mitglieder, verfügt über Zellen in etwa 50 Ländern rund um die Welt und ist durch modernste Technologie vernetzt. Viele der Mitglieder werden zu speziellen Zwecken ausgebildet und leben in den jeweiligen Ländern als so genannte Schläfer, bis sie auf Kommando zum terroristischen Einsatz kommen. Von aufgedeckten Mitgliedern in Italien, Deutschland, Grossbritannien und den USA ist bekannt, dass sie teilweise seit mehreren Jahren am selben Ort wohnten.

Die Ideologie: „Die Tötung der Amerikaner und ihrer Verbündeten ist persönliche Pflicht jedes Muslims“, hiess es in einem Manifest, das Al-Qaida Anfang 1998 im afghanischen Khost veröffentlichte.

Damit war die Stossrichtung der Organisation offiziell gegeben:

Die muslimische Welt sollte im „Jihad gegen Juden und Kreuzritter“ mobilisiert werden.

Mit seinem panmuslimischen Appell distanzierte sich Bin Laden bewusst von jeglichem nationalen Gedankengut, das immer wieder zu Feindschaften innerhalb der islamischen Welt geführt hatte.

Bin Ladens Feind Nummer 1 sind die USA, ein Land, das er als direkte Bedrohung für den Islam betrachtet. Aber auch Israel, Russland, Indien und europäische Staaten stehen auf der schwarzen Liste seiner Organisation.

Die Mitglieder: Viele Al-Qaida-Mitglieder sind Mujaheddin aus dem afghanischen Krieg, die längst wieder in ihre Heimatländer zurückgekehrt sind. Rund 50 000 Kämpfer aus dem gesamten islamischen Raum hatten am Jihad gegen die Sowjets teilgenommen; viele von ihnen haben seither in zahlreichen Konflikten weitergekämpft, so etwa in Kashmir, Tschetschenien, Nagorny Karabach, Tadschikistan, Bosnien-Herzegowina und Algerien.

Die breit gefasste Ideologie von Al-Qaida hat es ihren Mitgliedern ermöglicht, islamische Gruppen verschiedener Schattierungen zu infiltrieren. Auch zahlreiche muslimische Gesellschaften in nichtislamischen Ländern wurden unterwandert; von Neuseeland über Indien bis in die USA wurden Aktivitäten registriert.

Die Verbündeten: Bin Laden selbst verfügt über ein Guthaben von schätzungsweise 300 Millionen Dollar. Verschiedene arabische Millionäre, vor allem aus der Golfregion, haben Bin Laden oder assoziierte Gruppen regelmässig unterstützt. Zudem sind substanzielle Beträge aus dem Sudan und dem Iran in die Kassen von Al-Qaida geflossen. Schliesslich bezieht die Organisation Gelder von verschiedenen muslimischen Wohltätigkeitsorganisationen. Der internationale Geldtransfer wird vor allem von Osama Bin Ladens Schwager, Mohammed Jamal Khalifa, abgewickelt: über internationale Banken in verschiedenen Golfstaaten.

Die „Unverwundbarkeit“: Bin Laden hat eine Organisation aufgebaut, die schwer aufzudecken und deshalb kaum zu zerstören ist. Die internationalen Geheimdienste bekunden Mühe mit der ungewohnten Agilität und der dynamischen Struktur der Organisation. Drei Hindernisse machen den Kampf gegen Al-Qaida zu einer höchst komplizierten Angelegenheit:

Mit Bin Laden hat Al-Qaida einen charismatischen Führer, der in der islamischen Welt auf grosse Sympathien stösst. Er verfügt über ein weit verzweigtes Netz von Beziehungen zu einigen der grössten und militantesten Terroristengruppen in Nahost und Asien. Viele von Al-Qaida geplanten Anschläge werden von kleinen, zum Teil unbekannten Splittergruppen ausgeführt. Die Hintermänner und Befehlsstrukturen aufzudecken, ist meist ein Zeit raubender Prozess, wie der Anschlag auf die US-Botschaften in Ostafrika 1998 gezeigt hat.

Osama Bin Laden selbst ist kaum zu fassen. Das gebirgige Afghanistan bietet ihm ideale Möglichkeiten, sich zu verstecken. Die radikalislamischen Taliban, die ihr Regime von der Welt praktisch abgekapselt haben, fungieren als idealer Schutzschild. Da die Infrastruktur in dem Land am Hindukusch darniederliegt, können grössere Bombardierungen die fundamentalistischen Kämpfer kaum in die Knie zwingen. Auch diplomatische Druckmittel sind keine Option, weil das Land politisch ohnehin bereits weitgehend isoliert und geächtet ist.

Al-Qaida hat zahlreiche internationale Hilfsorganisationen und arabische Gemeinschaften im Westen unterwandert, somit ist die mögliche Täterschaft omnipräsent. Für die Durchleuchtung Hunderter, wenn nicht Tausender von Organisationen bedarf es eines gigantischen Aufwands. Wird eine Zelle aufgedeckt, ist der Schaden für die Gesamtstruktur von Al-Qaida meist gering; zudem werden die ausgehobenen Mitglieder oft andernorts durch neue ersetzt.

TA vom 13.9.01

GOD BLESS AMERICA
GOD BLESS NATO
GOD BLESS ALLE US-HASSER.

Bye bye
dizar