'otz'

Hallo
Ich wohne jetzt seit drei Monaten im schwäbischen Raum.
Inzwischen versteh ich schon 30% des geredeten. Doch was mir auffält ist das bei den Schwaben alles
otz super
otz toll
otz blöd
otz teuer
otz was weis ich noch ist!
Also ist otz wie super,groß,toll!
Aber woher kommt es?
Wäre schön wenn mir das jemand erklären könnte!
Danke

Hallo,

ich bin mir nicht sicher, aber vielleicht heißt es ja nicht „otz“ sondern „oals“(alles)? Das ist sowohl im schwäbischen Raum als auch hier bei uns in Bayern gebräuchlich. Ich kenne den Ausdruck auch von meiner bayrisch-schwäbischen Schwiegermutter.
Vielleicht hast du es halt nur nicht ganz richtig verstanden?
Hoffe, ich konnte für Aufklärung sorgen…

Liebe Grüße von
Lea

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‚otz‘ ‚ods‘ ‚voi‘ und ‚total‘
Huhu Lea,

also als Exilschwabe in Ösiland kann ich folgendes berichten: das schwäbische „otz“, das bei uns eher als „ods“ (also ein bisserl weicher) ausgesprochen wird in etwa den gleichen Situationen verwendet wie das österreichische „vui“. Da ich nun weder den einen noch den anderen Dialekt wirklich spreche, sage ich in derlei Zusammenhängen dann immer „total“.

Seavas und Adele

Petzi

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oods-

Hallo Jochen,

ich glaube, ich kann Dir helfen. Zwar bin ich in Schwaben geboren
und aufgewachsen, habe auch den rauen Dialekt der (ebenso rauen)
Ostalb mit der Muttermilch eingesogen - aber es erschließt sich
einem deshalb ja nicht immer, woher das kommt.
Ich denke, dass „oods-“ die Vorsilbe „Un-“ bedeutet. Früher war
dieses Un- auch nur im Zusammenhang mit Substantiven
gebräuchlich. Wenn einer einen Mords-Rausch hatte, sagte man: Der
hat „an Oods-Fetza“. Oder es hieß: Den verunfallten Lastwagen
konnte man nur mit einem „Oods-Schleppr“ wieder aus dem Graben
ziehen. Un- bedeutet hier: unmöglich groß - so groß, dass es
schon ein Un-Traktor (eigentlich kein Traktor mehr) ist, auch
eigentlich kein Rausch mehr, sondern schon ein gefährlicher
Zustand.
Dass dieses „oods-“ nun auch auf Adjektive angewandt wird, ist
grammatikalisch falsch, aber eine weit verbreitete Erscheinung im
Schwäbischen, vor allem - und fast nur - in der Jugendsprache
dort. Jetzt ist eben alles gleich „oods-“. Das lässt sich mit
voll krass oder so vergleichen, ein Steigerungselement eben.
Viel Spaß beim weiteren Schwäbsich-Lernen!
Bolo2L

Ja, das ergibt Sinn!
Hi Bolo2L,

ich bin im Stuttgarter Raum aufgewachsen und konnte mir
auf „otz“ erst gar keinen Reim machen. Zu dieser
Wortschoepfung kenne ich nur einen dreckigen Witz …

Aber in Form von „oods“ bzw. „uunz“, wie sich das bei uns
daheim anhoert, ergibt das auf einmal Sinn. Das kenne ich
gut!

Ich denke, das ist das gleiche Verfahren, das im
Hochdeutschen aus einer enormen Summe eine
*Unsumme* werden laesst.

LG
Edith

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Dann muss es das aber auch im Englischen geben. Phil Collins sang dereinst : „Against All Odds“

*gg HM

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un (otz/oods) und Unrasen
Es ist zwar schon geklärt, aber ich habe jetzt den Artikel aus dem „Schwäbischen Wörterbuch“:

_un – gesprochen: ô, û, u, ug, ao, vor Vokal oft mit Hiatus (einer kleinen Pause) selten mit einem hörbaren –n:

  1. das negative Präfix. Neben der rein negierenden Bedeutung in manchen Fällen auch tadelnde, pejorative, z. B. Unhaus, Unweg.

  2. daneben steigernde Bedeutung: Unhaus = ein besonders großes, prächtiges Haus, Unweg = breiter, guter Weg, unschnell = sehr schnell u. ä.

  3. Auch in selbstständiger Stellung, ohne Kompositum, bzw. wo man keine Komposition mehr empfindet: I hau müessa un sprenga. = Ich habe sehr schnell rennen müssen._

Und bei der Gelegenheit habe ich auch das gefunden:

_Urasen (Plural) f; gesprochen: û, ô ao, âô,; auch: durôsa, durôsta:
Überreste; insbesondere beim Essen;

teils ungenießbare Teile wie Kartoffelschalen, die beim Zurichten vor dem Essen beseitigt werden,

teils solche, die beim Essen übrig bleiben oder vom Tisch fallen oder verschüttet werden.

Auch Abfälle vom Futter der Tiere, das, was sie im Futter wühlend herauswerfen. Die Sau mach viel Urase = verstreut viel Futter.

Dann überhaupt: Überbleibsel, Reste, Abfall, Ausschuss_

Fritz