Durch den Diskurs im Brett ‚deutsche Sprache‘ angeregt, habe ich mich auf unsere (z.T. verschwindenden) Bezeichnungen für manche Tiere besonnen. Ein Mutterschaf ist für mich eine Oue, ein Mutterschwein eine Moore (Mohre) od. Fäärlimore wenn sie Fäärli (Ferkel) säugt. Ein kastrierter Widder ist ein Urfel, (vokalisierte Aussprache: Urfu) und ein kastrierter Eber wurde in meiner Kindheit Neuer genannt. Ich bin im Bernbiet daheim, Region Gürbe-, Emmental, Oberaargau. Es nimmt mich wunder, ob diese Bezeichnungen allenfalls andernorts ähnlichklingende Echos wecken. Oder wie steht es mit Gybe, Gitzi, Muni, Moudi, Büüssi, Guschti, alias Geiss/Ziege, Zicklein, Stier, Kater, Katze, Rind? Echt tierisch, was? Herzlich muh und mäh etc. von Susette
Hallo Susette!
Ich melde mich aus dem südbairischen Dialektraum (Grenze Tirol/Salzburg),und da gibt es dieses:
Ein Mutterschaf ist für mich eine Oue,
ist eine Aa oder eine Eb, solange die Lämmer klein sind, eine Lämpereb.
In vielen Hof- und Flurnamen ist dieses A- noch erhalten.
Seinen Ursprung hat es im mhd.‚ouwe‘ (verw. m. lat. ‚ovis‘?)
Dazu ein Kinderreim:
„I leg mi nieder“, sågg der Wida.
„I leg mich a (=auch)“, sågg dazua d Aa.
„I leg mi auf mein Wampaö“, sågg s Lampaö.
ein Mutterschwein eine Moore (Mohre) od. Fäärlimore wenn sie
Fäärli (Ferkel) säugt.
ist ein Facköfåck, der Eber ist der ‚Bär‘
Muttterkuh: Kaöwokuah (Kälberkuh), solange das Kalb saugt, ist es ein Tuttlkaiwö
nicht trächtige und Jung- Rinder: Galtleng
Mutterstute: Fümerch (fün - fü(ll)en = Geburtsvorgang b. Pf.)
weibl. Fohlen (in den ersten Wochen) - Füchei
männl. Fohlen - Foihnrössl
dann bis ca.1 1/2 Jahre beide - Füchn
‚Våmerch‘(„Vormähre“) nannte man die Stute, die als Führende mehreren Gespannen voranging.
Ein kastrierter Widder ist ein Urfel,
…oder Ziegenbock ist ein Minech („Mönch“)
Tja, trotz Biobauern gehen diese Namen auch bei uns allmählich verloren.
Grüße in die Schweiz!
Helene
Liebe Suzette,
liebe Helene,
das Erlernen eines Dialekts hat man mir aus familiengeschichtlichen Gründen leider vorenthalten (müssen). Umso begieriger lese und höre ich alles, was mit Dialekten zu tun hat — vor allem mit den allemannisch-schwäbisch-bairischen. Schade, dass die Dialekt-Ausdrücke am Aussterben sind. Beiträge wie die Euren finde ich daher umso wichtiger!
Es dankt Euch
Anne — aus dem Wilden Süden