"...Ouvertüre zum Rheingold, einem Werk..." - u.a. Sprachfragen

Hallo, Folgendes stammt aus einer neueren Biografie zu einer historischen Figur. Ist es sprachlich korrekt oder nicht? Sprachlich schön oder nicht? (Alle Hervorhebungen von mir). Klingt es nach „auf Deutsch geschrieben“ oder nach „ins Deutsche übersetzt“? Es geht mir NUR um Eure Beurteilung der SPRACHE und NICHT um Inhaltliches.

1) ZITAT: Gerade weil die Emanzipation der Juden unvollständig ist, legen jene besonderen Wert darauf zu beweisen, dass sie keineswegs anders sind als ihre christlichen Nachbarn

„Jene“ meint die Juden, keine früher genannte andere Gruppe. Meines Erachtens müsste es darum heißen,

…legen DIESE besonderen Wert darauf zu beweisen…

Oder?

2) Es handelt sich um die Ouvertüre zum Rheingold, einem Werk des Komponisten…

M.E. müsste es heißen,

…zum Rheingold, EIN Werk des Komponisten…

Oder sollte es lauten,

…die Ouvertüre ZU Rheingold, EIN(EM) Werk des Komponisten…?

3) Die Mutter widmet sich in einem changierenden Kleid dem Tango…

Müsste es hier nicht z.B. heißen:

…farblich changierenden Kleid

…blau-rot changierenden Kleid

…schimmernden Kleid

Mir kommt’s seltsam vor, etwas allein als „changierend“ zu bezeichnen

Und was sagt Ihr zu diesen Sätzen:

4)Bis zum Prozessbeginn werden sie 1500 Zeugen ausfindig gemacht haben, von denen sie 250 auch in den Zeugenstand rufen werden. Auch mit Schläue gehen sie vor:…

5)Auffallend oft stellt er seine politischen Argumente jetzt auf ausnehmend christliche Füße.

Danke!

Moin!

Da stimme ich dir zu.

Der Titel ist korrekt „Das Rheingold“, insofern ist auch „zum Rheingold“ korrekt und in der Folge „einem Werk“.
Wäre der Titel nur „Rheingold“ hättest du Recht mit deinen Ausführungen und die letzte Variante wäre korrekt.

Wenn man mal davon absieht, dass das ganze sprachliche Bild etwas weird ist, bezieht sich „changierend“ eben meist auf Farben, was in diesem Falle mit Sicherheit auch gemeint ist, deshalb wäre „farblich changierend“ die bessere Formulierung.

Hier fehlt mir ein wenig Kontext, aber auch so finde ich „mit Schläue gehen sie vor“ sprachlich nicht sehr ansprechend.

Argumente auf „christliche Füße stellen“ ist schon ein sehr schräges sprachliches Bild, und dann noch „ausnehmend“ - ein sehr individueller Duktus.

Insgesamt glaube ich aber eher, dass das immer noch ein Muttersprachler (wer gendern will tue das bitte im Geiste) ist, der zu feinerem Ausdruck nicht fähig ist.

Früher konnte man sich noch drauf verlassen, dass das gedruckte Wort noch der offiziellen Rechtschreibung entsprach und grammatikalisch korrekt war, aber diese Zeiten sind vorbei.

my 2 cents

Gruß, Diva

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Die Apposition „Werk des Komponisten“ gehört nicht zu „Rheingold“, sondern zu „Ouvertüre“, also Akkusativ. Und „zum …“ geht gar nicht. Also dann:

„Es handelt sich um die Ouvertüre zu „Das Rheingold“, ein Werk des Komponisten“

Bei 4) und 5) grauenhafte Ausdrucksweisen.

Im Übrigen wie @DropDeadDiva sagt.

Gruß
Metapher

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Diva und Metapher, Dank für Eure Anmerkungen!

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Ja! Ein bekannter deutscher Journalist.

Mich gruselte es auch.

Warum geht denn „zu“?
Ich sehe die Ouvertüre als Teil der Oper an, genauso wie einen Akt.

Würdest Du auch:

„Es handelt sich um den II. Akt zu „Das Rheingold“, ein Werk des Komponisten“
schreiben?

Warum nicht „von“?
"…die Ouvertüre von „Das Rheingold“, …
"…der II. Akt von „Das Rheingold“, …

Beim „Beiwerk“ könnte ich mir „zu“ gut vorstellen:

„Es handelt sich um das Programmheft zu „Das Rheingold“, …

Ginge denn nicht auch Genitiv - abhängig vom Operntitel?
„…die Ouvertüre des ‚Rheingolds‘, …“
„… die Ouvertüre der ‚Carmen‘, …“

Das ist eine ganz vorsichtige Nachfrage meinerseits, keine Kritik. :wink:

Gruß

Öhm - weil es in der Frage vorgegeben und nicht Gegenstand der Frage war?

Ansonsten: In der Musikerszene heißt es z.B. „Ouvertüre zu Fidelio“, aber „Fidelio-Ouvertüre von Beethoven“

Der Akt in einer Oper ist Teil eines Handlungszusammenhangs, Daher geht hier der „von“-Genitiv. Eine Ouvertüre aber ist ein selbständiges Musilkstück. „Ouvertüre von“. mag im Redekontext hier und da möglich sein, aber als Stück-Bezeichnung (zum Beispiel auch in einem Programmheft) absolut unüblich, sogar eher komisch.

Dasselbe bei:

Ginge denn nicht auch Genitiv - abhängig vom Operntitel?
„…die Ouvertüre des ‚Rheingolds‘, …“
„… die Ouvertüre der ‚Carmen‘, …“

Auch der flektierte Genitiv - ebenso wie bei Buchtiteln - wird wohl allgemein als „schräg“ empfunden. Es steht keine Geldstrafe drauf, aber der Autor/Journalist bekäme sicher von irgendwem eine Predigt.

Abseits des grammatischen Themas:

Das Rheingold hat KEINE Ouvertüre (Wagner lehnte die Funktion der traditionellen Ouvertüre seit diesem Zeitpunkt ab), sondern ein relativ kurzes geniales Vorspiel, das mit dem berühmten tiefen Es beginnt (aus dem sich, wenn mn so will, vier riesige Opern bzw. Musikdramen entwickeln).

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