Hallo,
warum erklärt der Pabst oder die Kirche nicht näher, warum sie den Gebrauch von Kondomen verbietet. Damit würde sie den kritischen Stimmen doch den Boden nehmen. Von wegen „der Kirche ist das Aidsproblem schnuppe“.
Gruß
ch12
Hallo,
warum erklärt der Pabst oder die Kirche nicht näher, warum sie den Gebrauch von Kondomen verbietet. Damit würde sie den kritischen Stimmen doch den Boden nehmen. Von wegen „der Kirche ist das Aidsproblem schnuppe“.
Gruß
ch12
warum erklärt der Pabst oder die Kirche nicht näher, warum sie
den Gebrauch von Kondomen verbietet. Damit würde sie den
kritischen Stimmen doch den Boden nehmen.
Ganz wertfrei: Weil diejenigen, die die Kriche dafür kritisieren, für deren Argumente nicht zugänglich sind.
Es gibt keine rationalen Argumente gegen die Benützung von Kondomen: Sie schützen vor Infektionskrankheiten und sie sind ein zuverlässiges und billiges Verhütungsmittel, so dass sie ungewollten Schwangerschaften entgegenwirken. Das weiß auch die katholische Kirche. Es sind ausschließlich religiöse Argumente, die nach Ansicht der katholischen Kirche gegen die Verwendung von Kondomen sprechen.
Wenn nun in einem Streitgespräch die eine Seite rational argumentiert und die andere religiös, dann kann das zu nichts führen, weil jede Seite die Argumente der anderen Seite für ungültig erklärt.
Michael
Hallo Christoph,
warum erklärt der Pabst
zunächst einmal: ein Pa b st ist ein Kotzbecken.
oder die Kirche
Du meinst die sicher katholische Kirche. Weisst Du, es gibt auch noch andere - die allerdings auch eine andere Haltung zu Kondomen haben.
nicht näher, warum sie
den Gebrauch von Kondomen verbietet.
Genau das wird doch gemacht. „_das Aidsproblem […] kann man … mit der Verteilung von Präservativen nicht bewältigen. Im Gegenteil, sie vergrößern das Problem _.“ (Pa p st Benedikt XVI. am 17.03.2009).
Damit würde sie den
kritischen Stimmen doch den Boden nehmen.
meinst Du? Von der Deutschen Aidshilfe (DAH) wurde diese Aussage völlig zu Recht als „menschenverachtend, zynisch und weltfremd“ bezeichnet, der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria der UN (GFATM) forderte den Papst auf, sich von dieser Äußerung zu distanzieren. Das französische Außenministerium nahm ofiziell Stellung: „auch wenn es uns nicht zukommt, Urteile über die Lehre der Kirche abzugeben, meinen wir, dass solche Sätze eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit und die Pflicht, menschliches Leben zu schützen, darstellen.“
Das komplette Interview (etwas redigiert, aber dafür offiziell abgesegnet) findet sich hier.
Grundlage der Haltung der katholischen Kirche in dieser Frage ist immer noch die Enzyklika Humanae Vitae. Speziell zu der von Dir angesprochenen Frage gibt es diese offizielle Verlautbarung des Vatikan.
Letztere übrigens veröffentlicht auf Grund der Reaktionen auf Berichte der BBC und des Guardian im selben Jahr, durch die bekannt wurde, dass katholische Priester und Mitarbeiter von katholischen "Hilfs"organisationen in Afrika öffentlich verbreiteten, Kondome hätten Löcher und würden daher nicht gegen HIV schützen. In der BBC-Reportage wurde diese absurde Behauptung ausdrücklich von mehreren afrikanischen Kardinälen und Erzbischöfen bekräftigt - und auch von Kardinal Trujillo, dem Leiter des päpstlichen Rates für Familienfragen und verantwortlich für die oben verlinkte Verlautbarung - in der auf Grund der öffentlichen Kritik schon ziemlich zurück gerudert wurde.
Kardinal Trujillo hat sich übrigens dann 2006 wieder nachhaltig ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gebracht, als in Kolumbien (wo Abtreibung gesetzlich verboten ist) bei einem 11-jährigen vergewaltigten Mädchen wegen Lebensgefahr der Schwangeren eine Abtreibung vorgenommen werden sollte - er bedrohte alle irgendwie an dem Schwangerschaftsabbruch Beteiligten (die Eltern des Mädchens, Ärzte, Krankenschwestern, Politiker) mit Exkommunikation …
Man sieht, die Familienpolitik des Vatikan ist in besten Händen.
Freundliche Grüße,
Ralf
Gott verhüte.
Man sieht, die Familienpolitik des Vatikan ist in besten Händen.
Horribile dictu, ja. Und nicht nur die Familienpolitik. Der Fall → Majella Lenzen, die 1994 aus ihrem Orden entsorgt wurde, ist ja noch in bester Erinnerung.
ISBN 383219519X Buch anschauen
Gruß
Metapher
Der
Fall → Majella Lenzen, die 1994 aus ihrem Orden entsorgt
wurde, ist ja noch in bester Erinnerung.
In Erinnerung ist mir auch eine Aussage des Papstes etwa in dem Sinn, der Gebrauch von Kondomen sei für männliche Prostituierte erlaubt, wenn nicht geraten. Ob männlich oder weiblich - wo liegt da der Unterschied in der Problematik?
H.
Hallo Michael,
Ganz wertfrei: Weil diejenigen, die die Kriche dafür
kritisieren, für deren Argumente nicht zugänglich sind.
Du unterstellst, die Kirche würde nur religiös argumentieren - was sie aber nicht tut. Genau das ist das Problem. Die (zweifellos richtige) Behauptung, Kondome böten keinen 100%-igen Schutz gegen Infektionen (und zwar, weil sie wegen Produktionsfehlern oder unsachgemäßen Gebrauchs auch reißen können) und die völlig schwachsinnige Schlussfolgerung, Kondome würden daher das Durchseuchungsproblem verschlimmern, sind keine religiöse Argumentation. Nicht einmal nach den Standards des Vatikan. Erst recht nicht trifft dies auf die nachweislich von hochrangigen Kirchenvertretern verbreitete falsche Behauptung zu, Kondome seien für HI-Viren durchlässig.
Insofern ist das
Es sind ausschließlich religiöse
Argumente, die nach Ansicht der katholischen Kirche gegen die
Verwendung von Kondomen sprechen.
objektiv unrichtig. Zumindest werden auch andere Argumente vorgebracht - und eben dies ist der Grund für nur zu berechtigte Kritik an der Haltung der katholischen Kirche. Weil diese Argumente erwiesenermaßen falsch sind und aller Wahrscheinlichkeit auch wider besseres Wissen vorgebracht werden.
Wenn nun in einem Streitgespräch die eine Seite rational
argumentiert und die andere religiös, dann kann das zu nichts
führen, weil jede Seite die Argumente der anderen Seite für
ungültig erklärt.
Schaun wir mal, wo der Dialog nach Ansicht der katholischen Kirche tatsächlich unmöglich ist. Zitat aus dem Transkript der in meiner anderen Antwort erwähnten BBC-Sendung. Interviewpartner ist Kardinal Alfonso Lopez Trujillo, bis zu seinem Tod 2008 Präsident des Päpstlichen Rates für die Familien. Sein Wappen als Kurienkardinal trug übrigens das schöne Motto ‚Veritas et Caritate‘ …
_BRADSHAW: Is it the position of the Vatican that the virus, the HIV virus can pass through the condom?
Cardinal ALFONSO LOPEZ TRUJILLO (Pontifical Council for the Family): Yes, yes, because this is something which the scientific community accepts, and doctors know what we are saying. You cannot talk about safe sex. One should speak of the human value, about the family, and about fidelity.
BRADSHAW: But I have spoken to the World Health Organisation and they say it is simply not true that the HIV virus can pass through latex from which condoms are made?
TRUJILLO: Well they are wrong about that, no dialogue is possible at that level, scientifically speaking , because this is an easily recognisable fact._
Es wäre zum Lachen, wenn nicht der Brechreiz den Lachreiz überwiegen würde. Trujillo ist nur der höchstrangige Verteter der katholischen Kirche, der diese nachweisliche Lüge ausgesprochen hat. Die katholischen Bischöfe Kenias - eines Landes, in dem schätzungsweise 20% der Bevölkerung mit HIV infiziert sind (bei ganz anderem Standard medizinischer Versorgung als hierzulande) und in dem ca. ein Drittel der Bevölkerung katholisch ist - haben eine Broschüre zum Thema AIDS produziert und an die Bevölkerung verteilt, in der wörtlich steht:
„Latex rubber from which condoms are made does have pores through which viral sized particles can squeeze through during intercourse.“
Ein „religiöses Argument“? Jedenfalls eine platte Lüge, wie die WHO (World Health Organisation) bestätigt hat. ‚Veritas et Caritate‘, ‚Wahrheit und Barmherzigkeit‘, in der Tat.
Freundliche Grüße,
Ralf
In Erinnerung ist mir auch eine Aussage des Papstes etwa in
dem Sinn, der Gebrauch von Kondomen sei für männliche
Prostituierte erlaubt, wenn nicht geraten.
Ja. Ende letzten Jahres.
http://www.sueddeutsche.de/politik/hans-kueng-ueber-…
Ob männlich oder weiblich - wo liegt da der Unterschied in der Problematik?
Das weiß der Teufel. Vielleicht, weil Frauen, ganz paulinisch, keine „begründeten Einzelfälle“ sind?
„Latex rubber from which condoms are made does have pores
through which viral sized particles can squeeze through during
intercourse.“Ein „religiöses Argument“? Jedenfalls eine platte Lüge, wie
die WHO (World Health Organisation) bestätigt hat. ‚Veritas et
Caritate‘, ‚Wahrheit und Barmherzigkeit‘, in der Tat.
Anscheinend hatte ich es nicht für möglich gehalten, dass jemand ernsthaft solchen Bockmist von sich gibt.
Ich hatte bisher immer nur diese Argumentationskette im Kopf: Das Problem ist nicht die Virus-Infektion, sondern die zügellose Auslebung der Sexualität. Indem man der Verwendung von Kondomen zustimmt, bejaht man auch dies Maßlosigkeit. Will man sich also vor HIV schützen, so sind Treue bzw. Enthaltsamkeit die Mittel der Wahl.
(Das ist nicht meine Meinung, sondern so habe ich bisher den Standpunkt der katholischen Kirche dazu wahrgenommen).
Michael
Hallo Hannes,
In Erinnerung ist mir auch eine Aussage des Papstes etwa in
dem Sinn, der Gebrauch von Kondomen sei für männliche
Prostituierte erlaubt, wenn nicht geraten. Ob männlich oder
weiblich - wo liegt da der Unterschied in der Problematik?
die Aussage wurde in einem Interview anlässlich der Veröffentlichung des Buches „Licht der Welt“ gemacht. Nachträglich stellte Benedikt XVI. klar, dass er seinen „Dispens“ nicht auf männliche Prostituierte begrenzt sehen wolle - aber sehr wohl doch ausdrücklich auf Prostituierte.
Da zu der Interviewpassage viel Unsinn und Kaffeesatzleserei verbreitet wurde, hat die Kongregation für die Glaubenslehre eine klarstellende ‚Note‘ herausgegeben: http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfai…
Freundliche Grüße,
Ralf
Gerade dieses Interview mit dem unvermeidlichen Professor Hans ‚zu allem eine Meinung‘ Küng gehört zu der von mir erwähnten Kaffeesatzleserei …
nachgefragt…
Hi,
hat mich schon lange interessiert und hier passt es gerade gut.
Wie ist die offizielle Meinung der römisch-katholischen Kirche zur Verwendung von Kondomen bei Ehepaaren wenn ein Partner an einer sexuell übertragbaren Krankheit leidet?
Dürfen die dann Kondome verwende? Oder nicht mehr miteinander schlafen? Wäre diese Konstellation ein Grund eine Ehe für ungültig zu erklären?
viele Grüße
Susanne