Servus,
Das muß auch so sein, denn ein Kind wird ja erst mit 21 ein
vollwertiges erwachsenes Mitglied der Gesellschaft;
Ein Mensch wird mit 21 Jahren volljährig. Ich denke nicht, dass sich _die_ Gesellschaft als solche mit dieser Grenze die Jugend vom Leib halten kann. Warum auch?
Das ist leider wahr - aber auch Lehrpläne müssen hinterfragt
werden dürfen, oder?Der Schüler kann daran weder etwas ändern, noch muß er
Grundsatzdiskussionen darüber anfangen. Das darf er dann mit
18.
Schade, dass diejenigen, die es direkt betrifft, kein Mitspracherecht haben sollen. Sicher sind ständige Grundsatzdiskussionen nicht angebracht. Aber so ein kleines bisschen sollte die Jugend doch sagen dürfen, wie ihr der Lehrplan so bekömmt, oder?
Drittens gehört es auch dazu, sich mit Dingen zu
beschäftigen, deren Nutzwert man nicht überblickt ]…]Deine Einstellung hört sich ein bisserl arg preussisch an.
Nein, überhaupt nicht.
Es ist eher gesunder, logischer Menschenverstand, der einfach
nur die letzten 30 Jahre in Deutschland auf diesem Gebiet
kollektiv in die Tonne getreten wurde, und das absichtlich.
Ist es gesunder Menschenverstand, etwas zu tun, nur weil es irgendeine Autorität von mir verlangt, aber Informationen über den späteren Nutzwert vorenthält?
Demzufolge (nein, Scherz - natürlich aus logischen Gründen)
widerspreche ich: Du überzeichnest Deine kleine
Verständnisschwierigkeit und bastelst daraus ein völlig
falsches Bild.
Sehe ich nicht so. Mir scheint eher, wir haben unterschiedliche Vorstellungen von der Jugend. Die im übrigen recht heterogen ist…
Das Problem ist, wie gesagt, das Maß.
wie so oft…
Auf der anderen Seite
implizierst Du (subtil), daß das abgekippte entartete
Verständnis von Umgangsformen, Umgangston, gesellschaftlichen
Werten von heute überlegen sei.
Möglicherweise ein Missverständnis, oder falsch aufgefasst. Ich spreche nicht davon, dass fehlende Werte deinen Werten überlegen sind. Hingegen finde ich es unglaublich wichtig, Fragen zu stellen! Zu Hinterfragen! Und zu verstehen!
Daß dem offenkundig nicht so
ist, kann man jeden Tag unter den jungen Leuten beobachten.
Kommt auf die Stichprobe an.
Andererseits hörte ich während meines Studiums immer, (insbesondere deutsche) Studenten würden zu wenig Fragen stellen. Sie haben es offenbar in der Schule nicht gelernt…
Auf der anderen Seite übersiehst Du, daß von Kindern
gesprochen wird - denkt man Deinen latent antiautoritären
Gedanken zuende, endet man wieder an dem gerade geschilderten
Problem: Kinder haben EBEN KEIN natürliches Regulativ im
Verhalten. Man muß es ihnen ANERZIEHEN, wann etwas im grünen
Bereich ist.
Das ist möglicherweise richtig - die Frage ist, _wie_ anerziehen? „Lern das, und stell keine Fragen nach dem Sinn?“
Stichwort Wohlstandsasozialisierung,
antiautortäres Weltbild, kommunikative Verarmung, sprachlicher
Verfall, Werteverfall.
Stichworte oder plakative Schlagworte?
Ach, was ich ganz vergessen habe zu wiederholen: Einem Kind
kann man nicht zu allem eine Erklärung liefern.
Sicher. Für manche Dinge gibt es ja schließlich auch keine vernünftige Erklärung.
Hand in Hand damit geht
weiterhin auch, daß auch bei besten Erklärungsversuchen, ein
nicht unbeträchtlicher Teil des Stoffes trotzdem nicht
interessanter wird.
Sicher wird es nicht für alle interessanter (es interessiert sich ja nicht jeder für alles), aber der Effekt dürfte messbar sein.
Mit anderen Worten - diese einseitige Erklärmentalität spielt
der Null-Bock-Generation offen in die Hände […]
Man muss es ja nicht übertreiben.
Ich sehe es doch vollkommen ein und kenne es von mir: Wird
etwas erklärt, KANN es passieren, daß der Funke überspringt -
dennoch entzieht sich eben viel dem Verständis und dem
Überblick der hier thematisierten Gruppe (Kinder).
kann es sein, dass du einen nicht unwesentlichen Teil deiner hier präsentierten Erfahrungen aus Nachhilfe-Unterricht hast? Dann verstehe ich deine Sichtweise - da hat man es ja wirklich mit frustrierten und uninteressierten Exemplaren zu tun. Trotzdem lässt das keine Verallgemeinerung zu.
Na hier stellst Du Dir zum Schluß selbst ein Bein - das
Beispiel ist viel zu soft,
Bring meintentwegen dein Hardcore-Beispiel. Es geht hier darum, dass existenzielle Dinge nicht ausreichend erklärt wurden. Ist das nicht ausreichend?
Wobei man natürlich locker flockig erwidern könnte: Sobald der
Lehrer ein paar Praxisbeispiele bringt und sagt „Hier, dafür
braucht ihr das.“ hat sich das Thema auch schon gegessen.
Richtig.
Darum ging es ja aber nicht, sondern es ging um die
Einstellung, ständig, sofort und beinahe immer alles (im
negativen Sinne) in Frage zu stellen
Es ging hier nicht darum, junge Punks heranzuzüchten. Es ging um die Frage, ob kritisches Hinterfragen erlaubt sein darf.
Davon, daß zum Beispiel ein Verlust von Zähigkeit beim
Bearbeiten von Problemstellungen,
Früher war alles besser und so?
Nicht zuletzt läßt sich sogar ein Zusammenhang zwischen
Alltagsverhalten und Unterrichtsmentalität feststellen.
Um es zu überzeichnen: Ein 15jähriger Balg, der einem fremden
Erwachsenen im Bus so richtig unflätig und dämlich kommt, wird
sich im Unterricht gegenüber dem Lehrer nicht sonderlich
anders verhalten.
Sicher können wir hier uns mit Extrembeispielen totwerfen. Bringt’s das?
Es führt sogar bei den gesitteten Leuten schon zu
Mißverständnissen. Da wird man neuerdings schon schief
angeschaut, wenn man älteren Herrschaften seinen Sitzplatz
anbietet
Vielleicht darf man nicht zu verschlagen dabei gucken
„Wenn Erwachsene reden, haben Kinder Sendepause.“
„Wer später führen will, muß zu zuallererst das Sich-einordnen
und Sich-unterordnen lernen.“
Sicher will man unter Erwachsenen nicht immer durch die Kids unterbrochen werden. Aber darum ging’s ja nicht.
Überhaupt, wie kann ich irgendwo laufen, ohne zu wissen,
wohin?„Wie kann ich irgendwo laugen, ohne zu wissen, wohin?“ -
Laugen? Mit NaOH? Wie meinen?
einen Fuß vor den anderen setzen!
Ich sehe schon, du bist ein Pragmatiker. Wenn ich ziellos durch die Gegend wandele, mach ich das auch so. Aber wenn ich lerne und arbeite, will ich ein Ziel!
Sicherlich von Dir nicht beabsichtigt, ist auch die
philosophische Dimension des kleinen Sprüchleins: Wir ALLE
laufen, ohne im Prinzip zu wissen wohin - das nennt man LEBEN.
Philosophie ist im dortigen Brett recht gut aufgehoben - du denkst schon eine Größenordnung größer als ich eigentlich meinte. Das Leben in seiner Gesamtheit ist viel komplexer, als mehr oder weniger zielstrebiges Lernen. Es geht hier nur darum, zu wissen, wozu das alles.
Grüße, Simon