Papageien am Niederrhein

Eigentlich wohne ich sehr schön. 300m von der Rheinpromenade entfernt, hinter dem Haus verläuft eine Parkanlage mit Kaninchen, einer Wildkatze(?), es kommen Eichhörnchen auf den Balkon und die Vögel singen.
Bisher!
Mehr und mehr machen sich Papageien breit in den Baumkronen. Ähnliches hattte ich seinerzeit auch in Mannheim erlebt. Vermutlich handelt es sich um Halsbandsittiche, die sich schlimmer vermehren als die Kaninchen eine Etage tiefer.
Das Problem: sie schreien nur und scheinen die Singvögel zu vertreiben.
Kennt jemand das Problem? Wie wird man die Viecher wieder los?
Die Kommune ist m.W. noch nicht eingeschaltet, es hat aber auch bisher keine Meldungen in den Lokalblättern zu dem Thema gegeben.

In Wiesbaden ist das aktuell ein Riesenproblem:

täte ich das nicht nennen - die Biebricher Kolonie war eine der ersten, ich habe sie 1995 bei der morgendlichen Fahrt von MZ nach WI regelmäßig bewundern dürfen, wenn ich mit dem Rad unter ihrer Schlafplatane vorbeigekommen bin, wenn sie sich grade ihre Träume erzählten.

Ökologisch sind die Kerle viel weniger problematisch als zunächst befürchtet, die Buntspechte verteidigen ihre angestammten Nisthöhlen durchaus engagiert und haben hier herum (MA-Süd) nicht deutlich abgenommen.

Eine Skandalmeldung wäre allenfalls die Heidelberger Kolonie wert, die haben nämlich rausgekriegt, dass man in nachträglich von außen mit Styroporplatten isolierten Häusern zwischen Putz und Wand wunderbar Nisthöhlen anlegen kann.

Und sonst rödelt das Thema eben über Jahre und Jahrzehnte durch die Mühlen der Bürokratie, so wie z.B. die Kormorane am Bodensee, die die dortige Felchen- und Kretzerfischerei vor einigen Jahren zum Erliegen gebracht haben, oder die Nilgänse, die allenthalben zur Markierung ihres Reviers (Rischbägg! Rischbägg!) die Freibäder mit Bergen von Scheiße zukacken.

- Awwä wisse Sie, dess machd sonsch der Herr Effinger, der is graad uff Fordbildung, un isch kenn misch do gar nid aus, isch bin blos halbdaachs do - do kann isch Ihne jetz gaar nid weiderhelfe!

In diesem Sinne

MM

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Die Meldung aus der hessenschau ist ja auch relativ neu. Dass die Sittiche zur Plage werden scheint schon ein aktuelles Thema zu sein.
Hier in Uerdingen hat sich vor allem die Zahl an Meisen, aber auch Amseln deutlich reduziert. Ob das an den Sittichen liegt, kann ich nicht sagen, aber es fällt die Zeitgleichheit auf.

Servus,

betreffend Meisen ganz sicher nicht - es gibt keine Nahrung, die sie mit Halsbandsittichen gemein haben und um die sie konkurrierten. Der starke Rückgang der Meisenpopulationen hängt mit dem rasanten Rückgang der Insekten, von denen und vor allem von deren Larven sie sich ernähren, und auch mit dem Auseinanderfallen der Entwicklung von Insektenlarven und Meisen-Brutzeiten, das mit veränderten Temperaturen bei unveränderten jahreszeitlichen Tageslängen zusammenhängt.

Die Amselpopulationen werden seit 2021 von dem Usutu-Virus von Jahr zu Jahr unterschiedlich stark reduziert, dieses Jahr wird wieder mit einem relativ starken Einbruch gerechnet.

Die Halsbandsittiche breiten sich zwar vor allem den Oberrhein entlang weiterhin aus, aber örtlich sind ihre Populationen stabil, wo sie einmal sind. Grade hier in MA-Süd, wo die Biebricher Halsbandsittiche schon vor etwa 25 Jahren angekommen sind und wo ich sie seit 2001 kenne - wegen ihres Speisezettels siedeln sie gerne in Stadtrand-, Park- und Gartengebieten - kann man weder ein Überhandnehmen der Halsbandsittiche, noch eine Verdrängung anderer Vogelarten, etwa den Konkurrenten um Bruthöhlen, beobachten. Noch vor zwanzig Jahren wurde hier ein nahendes Ende von Grün- und Buntspecht und Kleiber prognostiziert, aber es ist nicht eingetreten.

Das Regierungspräsidium Karlsruhe schadet diesen Vögeln mit seiner geplanten sehr ausgedehnten Kahlschlag-Aktion in unmittelbarer Nähe der Reiß-Insel (einem der ältesten Naturschutzgebiete in Deutschland, sie wurde durch Bestimmungen im Testament von Carl Reiß 1911 unter Naturschutz gestellt, d.h. Jahre bevor es einen gesetzlichen Rahmen dafür gab und ist heute einer der recht wenigen Orte, wo am Rheinufer Eisvögel brüten und verfügt über ein recht bedeutendes Vorkommen von Hirschkäfern usw. usf.) sehr viel mehr als die Anwesenheit der Halsbandsittiche.

Und welcher Partei gehört der Dienstherr des RP KA Winfried Kretschmann nochmal an?

Schöne Grüße

MM

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Für Hessen und B-W kann ich nicht sprechen, aber die Halsbandsittiche sind im Rheinland und am Niederrhein schon seit 40 Jahren in größerem Maße heimisch, wobei die ersten Sichtungen sogar ins Jahr 1965 zurückgehen. So richtig zum Problem - zumindest aus menschlicher Sicht - wurden die erst vor gut zehn Jahren, als sie nämlich die an der Königsallee geparkten Autos vollkackten. Wie genau man sie vertrieb oder vertreiben wollte, weiß ich nicht mehr, aber es gibt nun eine größere Population am Nordpark und auch in Hilden sind wohl welche aus Düsseldorf gesichtet worden.

Die Sittiche konkurrieren allein mit der Hohltaube um Nistplätze, aber auch deren Zahl ist in den vergangenen Jahren eher gestiegen als zurückgegangen.

  • im ersten Absatz hab ich zusammen vergessen, der Satz ist zu lang für einen spontanen Überblick. Genauso wie der vierte Absatz, der aus einem einzigen Satz besteht.

Zu meiner Entlastung sei angeführt, dass ich - gleichzeitig empfindsames Seelchen und doch aufsässiger Geischd - in der Grundschule die Formulierung in Haus- und Übungsaufgaben „Zwei Seiten Sätze mit daß“ oder „Zwei Seiten Sätze mit würde“ usw. so blöde fand, dass ich mich bemühte, diese zwei Seiten mit möglichst wenigen Sätzen zu füllen. Zwei Seiten DIN A 5 mit drei Sätzen war meine persönliche Bestleistung…

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Servus,

das ist interessant und eine plausible Erklärung dafür, dass die Schwarzmalerei betreffend Spechte und Kleiber überflüssig war.

Wie kommt es, dass hier nur die Hohltaube als Konkurrent auszumachen ist (die ihrerseits verlassene Schwarzspechthöhlen gerne hat)?

Schöne Grüße

MM

Hallöchen,

das weiß ich nicht. Das hat nur mal einer von der Stadtverwaltung Düsseldorf so gesagt:
Exoten in der Großstadt: Papageienschwärme an der Königsallee (rp-online.de)

Grüße
C.

Danke Dir - ein instruktives Gesätzlein. Erinnerung daran, dass „seinerzeit“ auch die regional verbreiteten Zeitungen bedeutend zur Volksbildung beitrugen.

Denkbar ist in diesem Zusammenhang allerdings, dass eben dort, wo die Halsbandsittiche in D wohnen, außer der Hohltaube keine Höhlenbrüter vorkommen.

– Eigentlich verwunderlich, dass die Sittiche in D überhaupt geduldet sind: Ihrem Wesen und Gehabe nach haben sie - finde ich - eindeutig kölsche Züge. Hier in MA erinnern sie mich an einen Ausspruch eines aus Kaiserslautern stammenden Kommilitonen: Die kleinste unteilbare Einheit des Pfälzers ist ein fröhlich lärmender Haufen von einem halben Dutzend.

Das macht die Kerle ja auch so sympathisch (nicht die Pälzer, sondern die Halsbandsittiche): Sie reden miteinander! - etwas übertrieben zwar, selbst bei gemeinsamen Kunstflugübungen plappern sie ungerührt weiter, aber immerhin: Besser als das schweigsame, sprachlose Heldentum, das bei Menschen überhand genommen hat.

Nuissabergutt mit off topic!

Schöne Grüße

MM

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Ich bin auch ein Fan von Köln. Immer, wenn ich die A61 runterbretter und bei Köln ankomme, kriege ich endlich SWR1 RP im Autoradio rein.

Spaß beiseite. Die Viecher nerven schon, wenn man da anwohnt. Ob ein Specht auf die Wiese kackt oder ein Sittich, ist mir egal, aber diese Sittiche sind einfach laut.
Vielleicht hilft ein knackiger Winter oder die Ansiedlung von ein paar Falken.

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Ja, als Subtropen-Bewohner kommen sie genau genommen nur mit permanent 28 °C richtig klar - auch die zurückliegenden Extremsommer mit ohne Regen und Temperaturen in der Nähe von 35 °C haben ihnen sehr zugesetzt.

Mit Falken könnten sie es, glaub ich, durchaus aufnehmen - zumindest zu mehreren, und ein Halsbandsittich alleine ist ein Widerspruch in sich. Ich hab hier schon welche gesehen, die eine allzu zudringliche Krähe mit Pauken und Trompeten in die Flucht geschlagen haben.

Schöne Grüße

MM

Hallo,
die Sittiche in Wiesbaden sind schon seit den 70er Jahren im Schlosspark zu Wiesbaden-Biebrich als „Freigänger“ bekannt - ob ausgesetzt oder entflohen, das weiß man wahrscheinlich so ganz genau nicht mehr, aber nunmehr seit 50 Jahren, da spielt das Klima nicht die große Rolle.
Wir wohnen ca. 25 km vom Schlosspark entfernt und hatten vor ca. 2 Jahren zum ersten Mal Besuch aus Wiesbaden. Es waren etwa 10 Sittiche, die bei uns Station gemacht haben, aber offenbar war der Rheingau nicht so schön wie der Schlosspark. Niedergelassen haben sie sich nicht bei uns, ab und zu einen Besuch, das geht schon.
Gruss
Czauderna

Das ist ja das Problem. Tut man nichts, wächst bei den milden Wintern die Population womöglich weiter und weiter an. Da sich, wie ich lese, inzwischen auch Bauern über die Vögel beklagen, bin ich nicht der einzige, der sich genervt fühlt. Umso unverständlicher, dass noch nichts von offizieller Seite gemeldet wird. So lange kann der Effinger doch nicht auf einer Fortbildung sein, als dass man die Bürger nicht mal über das Problem informiert. Denn…, wohnt man nicht direkt bei den Platanen, kriegt man auch nicht viel mit.
Ich weiß erst seit ein paar Jahren von der Anwesenheit der Tropenvögel in D. Ich hab öfter mal am Parkplatz der Uniklinik Mannheim Gelegenheit gehabt, die Vögel zu beobachten. Die Zahl war überschaubar, das Geschrei nicht störend.
Inzwischen sieht das anders aus…

Servus,

keine Sorge - das wurde hier bei der Kolonie in MA-Neckarau auch befürchtet, aber sie ist wie gesagt seit etwa zwanzig Jahren stabil.

Das ist die Sippe, die in der Platane wohnt, die an der Kurpfalzbrücke Richtung Alte Feuerwache gleich als zweite neben der Straße steht. Da komme ich jeden Morgen gegen halb Sieben vorbei, wenn sie grade dabei sind, sich die Träume von der vergangenen Nacht zu erzählen - geschwätzig wie die Kurpfälzer halt sind. Auch diese Kolonie ist stabil und hat den Populationen anderer Vögel nicht geschadet, die erst im Lauf der letzten zehn Jahre ganz vorsichtig das Hochwasserbett des Neckars wieder besiedeln, seit dieses nicht mehr gar so gruselig schää gemachd werd.

Sowohl strenge Winter als auch heiße und trockene Sommer beschränken wie gesagt die Zahl der Halsbandsittiche - mit ihnen zu leben wird sehr viel leichter sein als z.B. mit der Seuche der streng geschützten Kormorane, bei denen ein Ende der dramatischen Vermehrung noch nicht abzusehen ist, oder der der Nilgänse, die unter einheimischen Wasservögeln viel mehr Konkurrenten haben und diese in die Schranken weisen, indem sie auftreten, wie das Ägypter halt gewohnt sind, wenn sie z.B. mit den Bäuchen von zwei Mann die ganze Breite eines Bürgersteigs einnehmen „Rischbägg! Rischbägg!“

Schöne Grüße

MM

Papageien in Deutschland?? Zumindest in den Norden scheinen Sie es noch nicht geschafft zu haben. Versuche es mal mit Abschreckung durch Plastikvögel wie einen Raben oder Eule, davor sollten Sie generell Respekt haben. Auch reflektierende Gegenstände wie bspw. eine CD. Hat zwar zur Folge das auch andere Vögel dies „doof“ finden aber wenn es bei den Papageien geklappt hat nimmst Du dies wieder weg und kleinere Gartenvögel sollten schnell wieder vorbei kommen.

Hallo Steckel, ja, sowas gibt´s. Bei uns haben sogar manche Vögel einen Migrationshintergrund. :smile:
Das mit den CDs können Sie vergessen. Die Baumkronen, in denen sich die Vögel aufhalten, liegen in rund 30m Höhe, da reicht keine haushaltsübliche Leiter

Ach Liebelein,

jetzt hast Du des Langen und Breiten erzählt bekommen, dass die Biebricher Halsbandsittiche seit über fünfzig Jahren den Rhein entlang südwärts und mittlerweile auch nordwärts gewandert sind; dass Testudo hermanni nördlichstens in Bonn wunderbar mit den Jahreszeiten und dazu gehörigen Temperaturen zurechtkommt, mithin der Rhein zwischen Basel und Bonn klimatisch anders einzuoerdnen ist als Restdeutschland, weiß jeder latinsche Buur.

Und jetzt kommst Du daher und willst uns weismachen, das sei alles eigentlich gar nicht wahr?

Nun ja - andere Vögel finden das ausgesprochen doof, was Du da schreibst. Und sei unbesorgt - die lächerlichen Plastikeulen auf diesem und jenem Balkon sind eher treffende Portraits der jeweiligen Hauseigentümer als irgendwas, was Tauben (und um diese und nur diese geht es bei denen) vergraulen könnte.

Wie Halsbandsittiche mit Krähen umgehen, hättest Du lesen können, wenn Du Dich für das Thema und diesen Thread interessiertest.

Und Tschüs!

MM

Bei Gerhard Polt wird kein Name genannt, da ist es der Gschwollschädel im Bauamt. Eigentlich sind es zwei, aber der Kollege ist grade auf Kur
Udo