Papierbriketts zum Heizen?

GUten ABend,
es wurde mir eine Papierbrikettpresse angeboten, mit der man aus eingeweichtem Papier und PAppe Briketts presst, die nach Trocknung als Heizmaterial verwendet werden können.
Die angebotene Presse erscheint mit sehr unpraktisch, aber man könnte etwas ähnliches, besseres nach dem Prinzip einer an der Wand verankerten Knoblauchpresse ja selber bauen.

Die Fragen, die sich mir dazu stellen:

  • Ist die Verwendung von Altpapier in dieser Weise zulässig? Es gibt in D ja nix, was nicht irgendwie, meist mehrmals, zur Freude des Bürgers oft sogar widersprüchlich, geregelt ist.

  • Funktioniert es, das Heizen mit solchen Briketts? Hat das schon jemand getestet und als sinnvoll beibehalten?

  • Ob es ökologisch sinnvoll ist??? Nun, das traue ich mich nicht zu, zu ermessen.

Das Krasseste, das ich je las, stand in einem Ökolandlebenhandbuch der 70er oder 80er Jahre: Alte zeitungen zusammenbinden zu einer Rolle, mit ALTÖL tränken und zum Heizen verwenden.

Oder jener Bekannte, der, als es noch regelmäßige regionale Sperrmülltermine gab, planmäßig Gummistiefel einsammelte, um diese seinem Heizkessel zuzuführen…

Naja, so weit würde ich nicht gehen, die Papierbriketts aber machen mich neugierig - habt ihr Erfahrungen?

dalga

Hallo!

aus eingeweichtem Papier und PAppe Briketts presst, die nach
Trocknung als Heizmaterial verwendet werden können.
Die angebotene Presse erscheint mit sehr unpraktisch, aber man
könnte etwas ähnliches, besseres nach dem Prinzip einer an der
Wand verankerten Knoblauchpresse ja selber bauen.

Vergiß es! Das gibt eine fürchterliche Panscherei und wenn Du damit heizen willst, brauchst Du Mengen Papier und vor allen Dingen viiiiel Zeit. Um einen Abend eine warme Stube zu haben, investierst Du stundenlange Arbeit.

Gruß
Wolfgang

Viel Spass beim Inhalieren der Bleiwüsten …

Gesundheitsförderlich ist es nicht - sagt zumindest unser Schornsteinfeger. Der sollte vom Fach sein …

Vergiß es! Das gibt eine fürchterliche Panscherei und wenn Du
damit heizen willst, brauchst Du Mengen Papier und vor allen
Dingen viiiiel Zeit. Um einen Abend eine warme Stube zu haben,
investierst Du stundenlange Arbeit.

Wolfgang, hast Du es ausprobiert oder mit Ausprobierern gesprochen? Dass es eine säuische ARbeit ist, vermute ich wohl…

dalga

Viel Spass beim Inhalieren der Bleiwüsten …

Das mit dem Blei im Papier stammt aus den Zeiten des Bleisatzes. Der ist seit einigen Jahrzehnten in D nicht mehr üblich. Mein Opa allerdings, der war noch Setzer in seinen ersten berufsjahren…

Gesundheitsförderlich ist es nicht - sagt zumindest unser
Schornsteinfeger. Der sollte vom Fach sein …

Heizen ist generell nicht gesundheitsförderlich, global betrachtet - ob mit Gas, Öl, Atomstrom oder Holz. Grundsätzlich ist des Menschen Lebensweise von ihm nicht so ausgestaltet, dass sie diesem Planeten und seinen Bewohnern dienlich wäre. Aber ungeheizt ist so verdammt kalt…

dalga

Hallo!

…hast Du es ausprobiert

Seit frühester Kindheit, also seit einem halben Jahrhundert, bin ich damit immer wieder in Berührung gekommen. Früher waren Geld und Brennstoffe furchtbar knapp, wir hungerten, froren und wurden krank - in den 50er Jahren! Niemand wäre auf die Idee gekommen, Zeitungspapier wegzuwerfen. Die einfachste Art der Herstellung von Papierbriketts besteht im Aufschichten feuchten Zeitungspapiers, das stramm zusammengewickelt und mit einem Bindfaden verschnürt zum Trocknen gelagert wird. Die De-luxe-Methode besteht aus einer Holzplatte mit dergestalt hochkant aufgenagelten Brettern, daß Fächer in der gewünschten Brikettgröße entstehen. Bohrungen in den Brettern lassen Wasser austreten. Mit einer simplen Handhebelkonstruktion oder notfalls durch Drauftreten wird eine Holzplatte in jedes mit Papiermumpe gefüllte Fach gedrückt. Zuweilen wurden Konstruktionen zweckentfremdet, die ursprünglich zur manuellen Herstellung von Ziegelsteinen aus Steinbruch mit Zement gedacht waren. Ähnliche Dinge liefen mir seither immer wieder über den Weg und manche Leute halten Papierbriketts heute für den letzten Schrei und allen Ernstes für einen brauchbaren Brennstoff.

Abgesehen von Zeitaufwand und Panscherei bei der Herstellung ist ein handelsüblicher Einzelofen spätestens nach dem zweiten Brikett bis oben hin mit gewaltigen Mengen an Ascherückständen so verstopft, daß nur noch stinkend qualmende Kokelei übrig bleibt. Wenn der Ersatzkaffee auf dem Küchentisch einfriert und man hat in elender Kälte gar nichts anderes zu tun, als den Ofen in Gang zu halten, kann man Papierbriketts verwenden, statt die Möbel zu verheizen. Ansonsten sind Papierbriketts unbrauchbarer Spielkram.

Ich kann mir durchaus einen Ofen vorstellen, mit dem sich Papierbriketts oder Berge von Telefonbüchern verheizen lassen. Ein geeigneter Brennraum müßte eine Rüttel- oder Bewegungseinrichtung mit laufend automatischem Aschenaustrag haben. In einem ruhenden Brennraum erzeugt man nur für kurze Zeit Flammen, die an Verbrennungsrückständen ersticken, in der Folge in einen Schwelbrand übergehen, bis schließlich mangels Sauerstoffzufuhr im Aschenhaufen alles verlöscht.
Eine geringe Papierbeigabe zu anderen Festbrennstoffen funktioniert i. a., ist aber unwirtschaftlich. Jeder Brennstoff braucht spezifische Bedingungen, um optimal zu verbrennen. Bei einer Mischung von Brennstoffen in einem gewöhnlichen Ofen/Kessel hat man deshalb zwangläufig immer einen faulen Kompromiß.

Öl und Gas sind teuer geworden und deshalb suchen inzwischen viele Leute nach einer billigeren Brennstoff-Alternative. Ich halte diese Denk- und Vorgehensweise für grundsätzlich ungeeignet, den Kostensteigerungen dauerhaft zu begegnen. Die erste Maßnahme muß stets sein, den Energiebedarf zu senken. Dort steckt das größte Sparpotential. Das wird deutlich, wenn man den in früheren Jahren bauartbedingt üblichen Energiebedarf von Gebäuden mit heutigem Standard vergleicht. In einem winzigen Haus von 8 x 9 m² Grundfläche, Baujahr 1964, mußten wir pro Winter 120 Zentner Koks in den Keller buckeln lassen, weil Wärmedämmung überhaupt nicht zum Wortschatz gehörte. Dazu winzige knallheiße Heizkörper, irrwitzig dicke Rohre, damit alles ohne Pumpe auf Schwerkraft läuft. Hauptsache oben am Schornstein (draußen!) wars schön warm. Das ist noch gar nicht lange her und Millionen dieser Hütten stehen bis heute weitgehend unverändert. Früher war ein Energiebedarf von oft über 300 kWh pro Quadratmeter und Jahr üblich. Heute liegt der Standard bei 30 kWh pro Quadratmeter und Jahr. Bei zeitgemäßer Dämmung und Gebäudeausstattung braucht man sich deshalb kaum Sorgen über Brennstoffkosten zu machen.

Wenn man nicht zeitgemäß dämmen will oder kann, sollte man sich wenigstens um eine moderne Heizungsanlage kümmern und wenn man keine Zentralheizung hat, müssen es wenigstens moderne Öfen sein. Gerade auf dem Sektor der Holzöfen hat sich viel getan. Dabei ist das Stichwort Holzvergasung keineswegs neu, aber die damit in Zusammenhang stehenden Konstruktionsmerkmale wurden über viele Jahre zu Gunsten viel zu kleiner Brennräume und vorgeblicher Allesbrenner ignoriert. Die Investition in einen modernen Holzvergaser ist deshalb sinnvoller als die Beschaffung von Papierbrikett-Spielzeugen.

Gruß
Wolfgang

3 Like

Hi dalga,

heizen kann man vielleicht damit, aber die Herstellung…

  • große Wanne aufstellen
  • Papier einweichen
  • Papier ausdrücken, pressen (in die Form gehen Unmengen hinein)
  • Presslinge stapeln, trocknen lassen (Schimmelgefahr)
  • Presslinge lagern
  • verschüren
  • zusehen, dass die Feuchte wieder aus der Wohnung entschwindet
  • nix mehr da
  • große Wanne aufstellen…

Also erstmal viel Arbeit (na ja, dabei wird Dir auch warm), viel Sauerei, und dann kommt - viel früher, als man denkt - der Moment, in dem das Papier alle ist. Im Vierteljahr kommt bei mir ein Achtel Kubikmeter an Zeitungen, Werbung und Pappe zusammen, damit schürst Du nicht länger als eine Woche.

Gruß Ralf

BTW: Sägespäneofen

Gerade auf dem Sektor der Holzöfen hat sich
viel getan. Dabei ist das Stichwort Holzvergasung keineswegs
neu, aber die damit in Zusammenhang stehenden
Konstruktionsmerkmale wurden über viele Jahre zu Gunsten viel
zu kleiner Brennräume und vorgeblicher Allesbrenner ignoriert.
Die Investition in einen modernen Holzvergaser ist deshalb
sinnvoller als die Beschaffung von Papierbrikett-Spielzeugen.

Hallo, Wolfgang,
bei diesen Zeilen fällt mir unser alter Sägespäneofen wieder ein, der uns bis in die frühen 50er Jahre über die Winter brachte. Gibt es diese Dinger überhaupt noch? Zumindest brannten sie wartungsfrei den ganzen Tag über, nur das Befüllen war recht umständlich.

Hier fand ich eine Beschreibung eines solchen Ofens (neben vielen anderen Erinnerungen) http://www.familientagebuch.de/christa/kap017.html

Gruß
Eckard

Hallo Eckard!

bei diesen Zeilen fällt mir unser alter Sägespäneofen wieder
ein, der uns bis in die frühen 50er Jahre über die Winter
brachte. Gibt es diese Dinger überhaupt noch? Zumindest
brannten sie wartungsfrei den ganzen Tag über, nur das
Befüllen war recht umständlich.

Hier fand ich eine Beschreibung eines solchen Ofens (neben
vielen anderen Erinnerungen)
http://www.familientagebuch.de/christa/kap017.html

Danke dafür! Hab mich sofort festgelesen…

Den dort beschriebenen Sägespäneofen kann ich mir gut vorstellen, aber ich hab so ein Ding noch nie gesehen.

Gruß
Wolfgang