Paradies und Garten Eden

Hallo,
ich hatte gestern eine Ausstellung über das Werk von Hieronymus Bosch angesehen. Unter anderem wurde auch das Bild „Garten der Lüste“ https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Garten_der_Lüste_(Bosch) mit Multimediaeffekten dargestellt.
Zu sehen sind der Garten Eden, das himmlische Paradies und die Hölle (Spieler, Unterhaltungsmusiker und Zecher kommen da recht schlecht weg :cold_sweat: ).
Logischerweise sind in Eden außer Adam und Eva noch keine weiteren Menschen (außer Jesu - ein Gag des Künstlers). Nicht ganz klar ist mir der Unterschied zwischen Eden und Paradies. Meiner Meinung nach sind das doch die gleichen Orte. Ist das so zutreffend ?

Gruß
rakete

Vor ca. 1.8 Millionen Jahren begann die „Out of Akrika“ Bewegung, eine typisch menschliche Leistung.
Vor ca. 5 Millionen Jahren trennte sich der Hominide vom Affen.
Irgendwo dazwischen wurde der Hominide zum Menschen.

Die Umstände der Menschwerdung sind noch nicht geklärt. Die Landschaft, in der dies geschah, ist der afrikanische Busch.
Hat bestimmt keine Relation zu einem „Garten“, weder Eden noch Paradies.

Hallo rakete,

Grundsätzlich ist das alles die selbe Idee wie auch das Schlaraffenland und die aktuelle Wirtschaftsflüchtlingswelle.

Ein Ort an welchem alles besser ist, als da wo man gerade ist.

Die kostengünstigste Variante ist dabei etwas nach dem Tot zu versprechen, sein dies nun das Paradies oder 42 Jungfrauen. Bei dieser Variante muss man auf keinen Fall mit Klagen rechnen, wegen Nichteinhaltung des Versprechens.

Aber man hat damit die Leute unter Kontrolle: Befolgst du meine Regeln nicht, kommst du nicht an diesen Ort.

Es ist nicht nur ein Bedürfnis des Menschen, einen besseren Ort zu suchen. Auch Tiere wandern in Regionen wo es mehr Futter gibt. Zugvögel treiben da einen grossen Aufwand und dies jedes Jahr.

MfG Peter(TOO)

Hallo,
danke dir und @Germann für eure interessanten Antworten. So tief wollte ich mit meiner Frage aber gar nicht einsteigen. Ich wollte wissen, ob nach der damals herrschenden Glaubenslehre der linke und der Mittelflügel den selben Ort zeigen (lediglich mit anderer Gegend oder anderer Ansicht/Bildausschnitt und natürlich zu unterschiedlichen Zeiten).
Gruß
rakete

Lieber Peter,
nach der damaligen Vorstellung war das Paradies, in dem Adam und Eva zunächst lebten, im Prinzip der gleiche Ort wie der, wo der Mensch nach seiner Erlösung hinkam. Denn Adam und Eva waren ja vor ihrer Apfelmahlzeit die idealen, sündelosen Menschen. Alle weiteren Menschen waren im Sinne der Ursünde von Geburt an sündig und strebten nach Erlösung, also nach einem Zustand, den Adam und Eva vor dem Sündenfall hatten. Wie dieses Paradies (nach dem Tod) genau aussah, haben sich - soweit ich weiß - auch Boschs Zeitgenossen meist nicht ganz konkret ausgemalt.

Wichtig ist aber noch: Was die Mitteltafel von Boschs Gemälde zeigt, ist umstritten. Eine - wie ich finde plausible Deutung - geht davon aus, dass hier das „falsche Paradies“ gezeigt wird, also etwas, was nur scheinbar richtig, in Wirklichkeit aber sündig, schlimm, verwerflich ist. Der Sinn des Gemäldes wäre dann, dem jungen Ehepaar, welches dieses Werk bekam, zum richtigen Handeln zu mahnen, also z. B. Sex nur mit dem Ehepaar zu machen und dabei auf keinen Fall Spaß zu empfinden, weil es ja nur darum ging, Nachkommen zu erzeugen…
Oder gab es in der Ausstellung andere Erklärungen?
Karl

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Ich glaube das schon!

Es gibt eine Theorie wonach der Garten Eden die Küstenregion von Oman und Jemen war. Dort fließt viel Süßwasser aus (heute) unterseeischen Quellen ins Meer. Der Meeresspiegel war damals, aufgrund der Eiszeit, viel niedriger als heute. Auch das Tal, in dem sich heute der persische (oder arabische) Golf befindet, dürfte früher recht fruchtbar gewesen sein, da die Flüsse aus dem heutigen Irak (Euphrat und Tigris) da durchflossen.

Glückauf!

Sorry, 72!72-houris

„Garten Eden“ und „Paradies“

Hallo,

Ja und nein. Zunächst zu Bosch: Die Bezeichnung der Mitteltafel als „Paradies“ bzw.„Garten der Lüste“ geht nicht auf Bosch selbst zurück, sondern ist ein Produkt der kunstgeschichtlichen Rezeption. Sie hat allerdings einen wohlfundierten volksmythologischen Hintergrund - und ein berühmtes, damals wohlbekanntes literarisches Vorbild: Die dritte Episode in Dantes „Divina Comedia“, die Dante als „paradiso“ bezeichnet. Und gemeint ist jedenfalls - in volksmythologischer Ausmalung - dasselbe, was in anderen Kontexten mittelalterlicher christlicher Mythologie als „Himmel“, „Himmelreich“, „Reich Gottes“, „Jenseits“ oder eben „Paradies“ und „Garten der Lüste“ bezeichnet wurde: Der Aufenthaltsort der auferstandenen Toten, sofern sie das „Letzte Gericht“ auf Grund ihrer Tugenden positiv überstanden haben (die anderen gehen in die „Hölle“)

Wieso diese Region als „Paradies“ bzw „Garten der Lust“ bezeichnet wurde, also genauso wie andererseits der „Garten Eden“, wo Adam und Eva sich aufhielten und woraus sie dann vertrieben wurden, hat folgenden, vielleicht etwas verwirrenden, Hintergrund:

In dem zweiten (obgleich älteren) jüdischen Schöpfungsmythos in 1. Mose 2.4 ff, macht JHWH-Elohim in der Steppe einen „gan edæn“, hebr. גן עדן , was man übersetzen kann entweder als „Garten der Wollust“ oder „Garten (names) Wollust“.

Aus den awestischen Texten der Achämeniden-Epoche (Awesta ist die Textsammlung der Religion des Zarathustra) und aus anderen alt-persischen Texten kannte man den Begriff „pairi-daēza“. Das war die Bezeichnung („ummauerter Bezirk“) für einen Typ von kunstvollen privaten Gartenanlagen des achämenischen Adels. Bei antiken griechischen Historikern wurde dieser Begriff gräzisiert als „parádeisos“, griech. παράδεισος, wiedergegeben. Und in der ersten griechischen Übersetzung der Torah, bzw. des Tanach, die sog. Septuaginta (LXX), wurde das hebr. „gan edæn“ mit eben diesem gräzisierten awestischen „parádeisos“ wiedergegeben. Im Hebr. war derweil bereits seit dem babylonischen Exil das Lehnwort „pardes“ für „gan edæn“ in Gebrauch.

In der jüdischen Eschatologie, dokumentiert in der hebräischen und aramäischen apokalyptischen Literatur der nachexilischen Epoche (später dann auch in den jüdischen Literaturen der Spätantike) dokumentierte sich eine Wandlung der Konzeption der „Auferstehung aus den Toten“ (allerdings nicht in allen jüdischen theologischen Schulrichtungen): Die Auferstandenen werden sich in einer Region aufhalten, die nun ebenfalls mit „gan edæn“ bzw. „paradeisos“ bezeichnet wurde. „Paradies“ hatte nun zwei Konnotationen: Eine mythologische, als Mythem in einem der Schöpfungsmythen, und eine eschatologische als Lebensraum der Auferstandenen.

Diese Wandlung der jüdischen Endzeit-Theologie geschah nicht unabhängig von der erwähnten awestischen zarathustrischen (übrigens sehr viel älteren als die jüdische) Religion: Hier hatten die Toten einen entscheidenden Gang über eine Brücke vor sich, die, je nach der vergangenen Lebensbewältigung, extrem schmal war oder sehr breit. Und wenn sie diese Prüfung bestanden hatten, gingen sie in das „xchathra“ („Reich“) des Gottes Mazda Ahura ein, das dort als „garo demana“ („Haus des Gesanges“) besungen wird. Die anderen kamen in „drug demana“ („Haus des Trugs“) oder „aka demana“ („Haus des Übels“). Das Letztere ist einer der mythologischen Vorläufer der christlichen „Hölle“.

Dasselbe galt dann für die griechischsprachige christliche Theologie der nachapostolischen und spätantiken Epoche, in der ja (in sehr unterschiedlichen und kontroversen frühen Schulrichtungen) die Konzeption der Auferstehung der Toten diskutiert wurde. In der christliche Tradition behielt dann „Garten Eden“ die Bedeutung des primordialen jüdischen Mythems, aber „Paradies“ hatte die doppelte Bedeutung einmal für jenes Mythem und einmal die eschatologische für den Lebensraum des zukünftig erwarteten „ewigen Lebens“, der anders auch als „Reich Gottes“, „Reich der Himmel“ (Matth.), als „Jenseits“ oder auch als „Reich der Seligen“ benannt wurde.

In der volksmythologischen Rezeption wurde das dann auch auf „Himmel“ reduziert. Aus anderen religiösen Kontexten (dem hellenistischen z. B.) war der Himmel („ouranos“) bzw. „die Himmel“ („ouranoi“) ja eh bekannt als Raum, wo die Götter leben. Zugleich war in der griech. Mythologie auch das „elysion“ bekannt, dem Reich, wo die im Kampf gefallenen Helden ihr unsterbliches Leben verbringen. Dies zusammen mit dem aus der awestischen Religion bekannten (wie oben erwähnt) „Haus des Gesanges“ kam dann die spätantike und mittelalterliche Vorstellung von einem (zukünftigen) „Reich der Lüste“, „Garten der Lüste“ auf, die im europäischen „Schlaraffenland“ ihren (albernen) Höhepunkt hatte.

So wurde dieses Mythem also unter Beibehaltung der Wortbedeutung von einem der mythischen Vergangenheit (jenseits der Zeitgeschichte) in eines der mythischen Zukunft (jenseits der Zeitgeschichte) gespiegelt.

Gruß
Metapher

So eine Horde Jungfrauen ist erst einmal eine Menge Arbeit.
Denen muss man erst mal alles beibringen!

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Ich knie nieder :- )
Ich hoffe, das hast du dir gerade zwischen zwei Espressi aus dem Ärmel geschüttelt und musstest nichts nachschlagen!

Wieder ein bisschen schlauer geworden, danke dir.

Data

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Danke, Frau Data, für’s Feedback.

Ich hoffe, das hast du dir gerade zwischen zwei Espressi aus dem Ärmel geschüttelt und musstest nichts nachschlagen!

So isses. Allerdings nicht zwischen zweien, sondern während eines. :wink:

Schönen Gruß

Vielen Dank für die große Mühe, die du dir gemacht hast.
Ein oder zwei Fremdwörter hab ich aber doch nachschlagen müssen.
Da du sagst,

bedeutet das, dass es nach mittelalterlicher offizieller christlicher Anschauung das gleiche war?
Oder meinst du mit „volksmythologisch“, dass der Dorfpfarrer dies nur den kleinen Bauern so verständlich gemacht hat, jedoch aus genauerer kirchlicher Sicht der tatsächliche Garten Eden nach der Vertreibung von Adam und Eva auch guten Christen nach dem Tod verschlossen bleiben muss?
Gruß
rakete

Nachdem die Bezeichnung „Paradies“, die ja ursprünglich nur für den mythischen Garten aus dem 1. Buch Mose galt (also für das vergangene Paradies), sich allmählich auch für den zukünftigen Aufenthaltsort der Auferstandenen durchsetzte (nicht nur bei den Christen, auch in der jüdischen Religion), der zugleich auch als „Himmel“, „Reich der Himmel“, „Reich Gottes“ usw. bezeichnet wurde, ja, dann war es dasselbe. Aber „Paradies“ blieb dennoch auch als die ursprüngliche Bezeichnung in Gebrauch. Es war also zweideutig.

Mit „volksethymologisch“ war gemeint die Ausmalung des Paradieses = des Himmels. Vergnüglicher Sex (natürlich alles äußerst „tugendhaft“ gemeint ;-)), Schlemmerei mit köstlichen Früchten, teils auch mit friedlichem Zusammenleben der handzahmen Raubtiere mit ihren Beutetieren usw. … das hat sich nicht über theologische Lehrmeinungen (weder jüdische noch christliche) herausgebildet. Teilweise kam das allerdings auch aus schon früheren Literaturen (sogenannte Apokryphen = Texte, die nicht in den Kanon der „heiligen Schriften“, also Tanach und Neues Testament, aufgenommen worden waren). Daraus kamen ja auch die gruseligen Ausmalungen der Hölle, die nie zu jüdischen und christlichen offiziellen Lehrmeinungen gehörten (bis heute nicht).

Die Geschichte der Vorstellungen Himmel, Reich Gottes, und, wie gesagt, Paradies, war in Wirklichkeit noch viel komplizierter als ich es hier „zwischen zwei Espressi“ darstellte. „Himmel“ (hebr. „schamajjim“, griech. „ouranoi“) war in den älteren jüdischen Traditionen ausschließlich dem Gott und seinen obersten Engeln vorbehalten. Nur Ausnahmen machten manchmal einen Trip dorthin (Henoch, Elija, Moses, Jesaja usw.). Erst in den nachexilischen und christlichen Literaturen wurde „Himmel“ dann allmählich zu dem Aufenthalt der Auferstandenen.

Auch gab es teilweise eine ganze Schichtung bzw. Hierarchie von Himmeln, teils 3, teils 7, teils sogar 10 … Einer von diesen Vielzahlen wurde dann übrigens „Paradies“ genannt, wobei dann allerdings die Vorstellung verbunden war, dass in Zukunft das mythische Paradies, also der „Garten Eden“ original für die Auferstandenen wieder eröffnet würde. Das geriet dann in der Spätantike alles ziemlich durcheinander, war aber nie Bestandteil offizieller theologischer Lehrmeinungen.

Übrigens war „Paradies“ in manchen Denkrichtungen auch Teil der verschiedenen Aufenthaltsorte der Toten, bevor sie beim „Endgericht“ von den Toten erweckt wurden. So z.B. im NT an der Stelle „… heute wirst du bei/mit mir im Paradies sein“ aus Lk. 23.44

Siehe dazu:

Schönen Gruß
Metapher

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Vielen Dank. Ich hab schon bei der „Göttlichen Komodie“ gesehen, dass das Bild der Hölle :imp: sehr komplex sein kann. Dein Beitrag war jetzt eine regelrechte „Vorlesung“ geworden. :grinning: :thumbsup:
Liebe Grüße
rakete

Hallo

Die Bibel sagt es … 1.Mo.2,10 Es ging aber ein Strom aus von Eden, um den Garten zu bewässern;… 14 Der dritte Strom heißt Tigris; das ist der, welcher östlich von Assur fließt. Der vierte Strom ist der Euphrat…
Und Jesus kam später den Auftrag zu erfüllen u erklärte lt. Matth.5,5… Glückselig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben! Wenn mal genug (friedliche) Leute da sind …Mark.13,10…muß auch verkündet werden… Off.21, 1-4… Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, weder Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen…
Himmel und Erde ….Ps.115,16 Der Himmel ist der Himmel des Herrn; aber die Erde hat er den Menschenkindern gegeben… Markus 9,23 Jesus aber sprach zu ihm: Wenn du glauben kannst –…dem läßt er es -sagt die Schrift- 1.Kor.13,9…stückweise verstehen… speedytwo

Welcher Schluss ist aus diesen Passagen zu ziehen?
Gruß
rakete

Hi

Und Kluge- aus dem Affen stammende - erfanden dann irgendwann eine Kirchensteuer und der weniger Kluge glaubt auch nicht an Gott, blecht aber schön brav….?

die Lösung: Joh.17,3…
Ps.139,14 Ich danke dir dafür, daß ich erstaunlich und wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt das wohl!
15 Mein Gebein[5] war nicht verhüllt vor dir, als ich im Verborgenen gemacht wurde, kunstvoll gewirkt tief unten auf Erden[6].
16 Deine Augen sahen mich schon als ungeformten Keim,[7] und in dein Buch waren geschrieben alle Tage, die noch werden sollten[8], als noch keiner von ihnen war.
17 Und wie kostbar sind mir deine Gedanken, o Gott! Schlachter Bibel 2000 speedytwo

Hi

Beginne ich irgend eine Lehre und will da genaues erkennen- komme ich auch nur „stückweise“-u.a. zum positiven Abschlußzeugnis…
erste Menschen lebten schon in Eden/ Paradies bis… 1.Mo.2,17… dann der Jammer-
Psalm 89,48 Gedenke, wie kurz meine Lebenszeit ist! Wie vergänglich hast du alle Menschenkinder erschaffen!..Ps.90.10…alle Nachkommen Adams leider unvollkommen…
Urteil durch Gnade und freiwillig Tod Jesu aufgehoben 1. Korinther 15,45 So steht auch geschrieben: Der erste Mensch, Adam, »wurde zu einer lebendigen Seele«; der letzte Adam zu einem lebendigmachenden Geist…läßt unser Lebengeber „stückweise“ erkennen“ … etwas Glaube gehört dazu. Hebr.11,1…nur so kann/muß man selbst herausfinden wollen ob es Gott/Paradies gibt oder nicht. Joh.17,3… Das ist aber das ewige Leben, daß … Schlachter Bibel 2000 steht j. frei… speedytwo