Dass schon ein Junge da ist, bedeutet
nur, dass du bereits auf einem Pfad bist. Die WS, diesen Pfad
zu betreten, ist 1. Die WS für den einen Split ist 1/2.
Damit betrachtest Du alle Familien, die zuerst einen Jungen
und danach noch ein weiteres Kind bekommen haben.
Was ist mit den Familien, die zuerst ein Mädchen und erst als
zweites Kind einen Jungen bekommen haben?
Deswegen splitte ich es ja auf in zwei Fallbetrachtungen. Im ersten Fall haben wir erst einen Jungen. p_1(J) = 1 p_2(J) = 1/2 p_2(M) = 1/2.
Im zweiten Fall stellt sich heraus p_2(J) = 1 p_2(J) = 1/2 p_2(M) = 1/2.
Da die Wahrscheinlichkeit, dass das erste Kind ein Junge ist so hoch ist wie die, dass das zweite Kind ein Junge ist (q), gilt:
p_(J) = qp_1(J) + qp_2(J) = q(p_1(J) + p_2(J)) = 1/2.
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A = Menge aller Familien mit zwei Kindern
B = Menge aller Familien mit zwei Kindern, von denen
mindestens eins ein Junge ist.
Stimmst Du zu, dass B eine Teilmenge von A ist?
Stimmst Du zu, dass es in „A ohne B“ keinen einzigen Jungen
gibt?
Kann dann das Verhältnis „Familien mit genau einem
Jungen“/„Familien mit zwei Jungen“ in B anders als in A sein?
Nein, das kann es nicht, weil das immer noch zwei Teilmengen sind. Du formulierst aber ein Problem mit zweimaligem Ziehen (wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, wenn ich zweimal ziehe). Das Problem ist aber, dass du schonmal gezogen hast, also nur noch einmal ziehen musst. Du kannst also deine Betrachtung insofern aufrecht erhalten, als dass:
Der Baum p_1(M) = 1/2 wegfällt, komplett. Dadurch wird p_1(J) = 1. Du kannst aber die Information, dass es einen Jungen schon gibt, nicht dadurch annulieren, dass du einfach so tust, als wärst du in deinem Wahrscheinlichkeitsast mit allen 4 Kombinationen und davon fällt halt eine aus. Das entspräche der a priori Situation. A priori ist es doppelt so wahrscheinlich, Junge-Mädchen rauszukriegen als Junge-Junge. Aber wir wissen etwas darüber.
Anderes Beispiel: Du würfelst 100mal hintereinander Kopf, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, im nächsten Wurf Kopf zu würfeln? Antwort: 50%.
Wenn du das Ereignis als Ganzes prognostizieren wolltest, wäre die a priori Wahrscheinlichkeit, an diesem Punkt zu landen (1/2)^101. Da du aber schon an diesem Knoten stehst ist die Frage: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, was als nächstes passiert? Alle anderen Wahrscheinlichkeiten, dahinzukommen, sind auf 1 resolved, da du nunmal da stehst.
Darin sehe ich den Unterschied.
Gruß,
KHK
Grüße
Eric