Die Aussage lautet: eine Familie hat zwei Kinder. (Mindestens)
eins davon ist ein Junge. Oder anders: Das ältere Kind ist ein
Junge oder das jüngere Kind ist ein Junge oder beide Kinder
sind Jungen.
Die Möglichkeit „zwei Mädchen“ ist also ausgeschlossen. Von
den eigentlich vier Ereignispfaden (JJ, JM, MJ, MM) bleiben
drei übrig, und nur in einem der drei Fälle ist auch das
jeweils andere Kind ein Junge. Also 1/3.
Nein, so funktioniert das leider nicht. Dein Wahrscheinlichkeitsbaum ist a priori. Der Pfad Mädchen-Mädchen existiert nicht. Deswegen ist dein Wahrscheinlichkeitsbaum auch inkorrekt. Korrektes ist es so:
Angenommen, das erste Kind wäre ein Junge. Dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass das zweite Kind ein Junge ist, 50% (der Pfade ist nur 1 Junge - (0.5 Junge / 0.5 Mädchen). Angenommen, das zweite Kind ist ein Junge. Da die zeitliche Reihenfolge in Legen mit Zurücklegen keine Rolle spielt, kannst du das vertauschen. Aber selbst mit deinem Baum kommt das auch raus.
Du stellst also einen a priori Baum auf und interpretierst ihn nicht richtig.
Wenn gesagt wird „das jüngere [ältere] Kind ist ein Junge“,
landest Du wieder bei 50%, denn dann werden zwei der
ursprünglich vier Möglichkeiten ausgeschlossen.
Richtig und wenn du die Wahrscheinlichkeit ausrechnest, dass das jüngere oder ältere Kind ein Junge ist, dann findest du wieder 50%.
Hier gibt es 196 Ereignispfade ( [2 Geschlechter * 7
Wochentage] hoch 2). In 27 Fällen ist mindestens ein an einem
Dienstag geborener Junge dabei (13 mal nur der Ältere, 13 mal
nur der Jüngere, einmal Beide). Nach Geschlechtern sortiert
haben wir unter den 27 Fällen 13 mal JJ und 14 mal JM bzw MJ.
Die Wahrscheinichkeit für JJ ist daher 13/27, also ziemlich
nahe an 50%, und damit größer als 1/3.
Wenn Du noch mehr einschränkst („Eins der beiden Kinder ist
ein Junge, der an einem Dienstag im Mai um 12:57:38 bei
Sonnenschein und 21° Außentemperatur geboren wurde“), kommst
Du beliebig nahe an 50%.
Nur, wenn du annimmst, dass die Kinder in allen Eigenschaften identisch sein müssen. Wenn du allerdings nur fragst, ob das andere ein Junge ist oder nicht, ist es egal, ob der Junge braune Augen hat oder am Dienstag geboren wurde.
Je spezieller die Einschränkung, um so unwahrscheinlicher, das
beide Kinder die Bedingung erfüllen, und um so näher kommen
wir an die Aussage " Entweder das ältere oder das jüngere Kind
erfüllt die Bedingung."
Nein, umso unwahrscheinlicher ist, dass beide alle Bedingungen erfüllen.
Gruß,
KHK
Grüße
Eric