Parteien = Gewerkschaften der Berufspolitiker und ihrer Mitarbeiter ?

Hallo,

es gibt tatsächlich noch journalistischen Biss in Deutschland:

Angela Merkel passt an die Spitze einer entunionisierten Union als Sammelbecken für populistischen Strömungen aller Parteien, die keine Parteien mehr sind, sondern Gewerkschaften der Berufspolitiker und ihrer Mitarbeiterschar.

Die Junge Union wie alle anderen Jugendorganisationen der Parteien sind Teil dieser Krise. Wo sie sich versammeln, wird nicht neue Politik formuliert und von den Mutterparteien verlangt. Da stellen sich bloß Bewerber im Assessment-Center für die Karriere als Berufspolitiker an.

Das mag man begrüßen, weil ideologische Schranken fallen, alles möglich wird oder mit Jamaika „ganz was Neues entstehen wird“, wie die Begründung der Applausmedien derzeit lautet.

In Deutschland sind weit über 90 Prozent der Berufspolitiker ehemalige Mitarbeiter von Berufspolitikern.

Das mit den 90 % habe ich nicht nachgerechnet. Aber ich habe festgestellt, dass diejenigen Berufspolitiker, die ich als besonders unangenehm wahrnehme, fast immer genau diesen Einstieg „gewählt“ haben, überspitzt ausgedrückt: von der Schulbank in die Bezahlpolitik.

Wo sind die Leute geblieben, die in den Parteien/über die Parteien nicht eine Laufbahn als Berufspolitiker anstreben, sondern tatsächlich inhaltlich etwas erreichen wollen?

Freundliche Grüße

myrtillus

Hallo,

das hat natürlich auch damit zu tun, dass die Leute, die sich für Politik interessieren die Mitarbeiter von Berufspolitikern werden. Das man dann diesen Weg einschlägt ist nur konsequent?

Die sitzen desillusioniert auf der Couch und tauschen sich in Internet-Foren aus :smiley:

Gruß,
Steve

1 Like

Die sind heute Rentner.

Ein guter Freund von mir war lange Jahre im Landtag in Niedersachsen tätig. Damals war es tatsächlich noch so, dass man sich hochgearbeitet hat und mitgemischt hat. Der Knick kam seiner Meinung nach Ende der Neunziger. Die „Schnösel“ kamen frisch von der Uni mit einem Diplom in Politikwissenschaften oder Wirtschaftswissenschaften und wollten den Alten erst mal erklären, was sie alles falsch machen. Wohlgemerkt ohne den Hauch einer praktischen Erfahrung.
In unserem Nest hat der vorletzte Bürgermeister Jura studiert, hat sich als Bürgermeister wählen lassen und sitzt jetzt direkt in der zweiten Legislaturperiode im Bundestag und ist noch keine 40. Atemberaubende Karriere.

Hi

Du hast den UP falsch verstanden. Der will eben gerade niemanden, der sich hochgearbeitet hat. Sondern jemanden, der von draußen mit frischen Ideen kommt.
Postfaktisch.

Die Franzi

eben nicht die Leute, die sich für Politik interessieren, sondern diejenigen, die an einer Laufbahn als Berufspolitiker interessiert sind. Was ich bei diesen Leuten vermisse, ist das ernsthafte Interesse an politischen Inhalten und das Arbeiten an einem wirklichen Politikwechsel.

der will Menschen, die tatsächlich politische Ziele verfolgen und auch an ihrer Umsetzung arbeiten wie z. B. Willy Brandt das getan hat.

Und nach Schule/Studium in einem Fraktions- oder Abgeordnetenbüro anfangen und dann selbst kandidieren, ist nicht das, was ich unter hocharbeiten verstehe.

FG myrtillus

Ach so, weil das ist ja keine „richtige“ Arbeit. Aber deine Arbeit ist „richtige“ Arbeit, stimmt’s?
Wo soll man sich denn in der Politik „hocharbeiten“, wenn nicht in diesen Büros?

Gruß,
Steve

man soll sich in der Politik nicht „hocharbeiten“ sondern an der Umsetzung politischer Ziele arbeiten. Hast du den von mir verlinkten Artikel gelesen?

Diejenigen, die sich wirklich für Politik interessieren und Veränderungen wollen, werden doch genau von diesen „Karrieretypen“ ausgebremst. Leute mit neuen Ideen werden oft als „unbequem“ stigmatisiert und entsprechend mit Dreck beworfen. Dies ist übrigens nicht nur in der Politik zu beobachten. Um vorhandene, stark etablierte Strukturen aufzubrechen, braucht es eine ganze Menge Glück, Überzeugung, Können und Selbstbewusstsein. Da stoßen „Neulinge“ schnell an ihre Grenzen (siehe: A. Weidel, AfD); oder sie holen sich direkt eine blutige Nase (siehe: D. Faßnacht, JU; Stichwort: „Merkel solle zurücktreten“).

Btw.: Eine bewährte Methode, solche ungebetenen „Neuen“ loszuwerden, war doch die berühmte „Nazikeule“. Die passt irgendwie immer, funktioniert nur „leider“ nicht mehr ganz so gut…

Gruß Oberberger

mir ist es halt besonders in der Politik aufgefallen. Früher war ja, besonders in der SPD, die sogenannte Ochsentour angesagt: Mit 16 in die Partei, im Ortsverein mitarbeiten, Plakate kleben, irgendwann für den Gemeinderat kandidieren, im Kreisvorstand mitarbeiten. Einige dieser Feierabendpolitiker sind dann irgendwann in die Bezahlpolitik gewechselt (Landtagsmandat etc.).

Später kamen dann die Lehrer, die keinen Bock auf Schule mehr hatten :wink: und über ein Engagement in Gemeinderäten/Parteien den fliegenden Wechsel in die Bezahlpolitik gesucht haben, z. B. als hauptamtlicher Bürgermeister.

Und jetzt offensichtlich sehr junge Leute, die nach der Schule oder einem abgeschlossenen/abgebrochenen Studium ein Praktikum in der Parteizentrale machen, einen Job in einem Fraktions- oder Abgeordnetenbüro übernehmen und irgendwann selbst kandidieren. Die Politik ist dadurch nicht besser geworden, die Inhalte austauschbar und das beteiligte Personal wirkt bestenfalls blass, in schlimmeren Fällen eher aalglatt. Und während die Absoventen der „Ochsentour“ in der Regel auch Berufserfahrung außerhalb der Politik mitgebracht haben, ergreift der parteipolitische Nachwuchs teilweise keinen Beruf mehr sondern versucht, die Politik zum Beruf zu machen, was problematisch ist, da in einer Demokratie Mandate und Ämter eigentlich nur auf Zeit vergeben werden …

… aber, für heute habe ich wohl genug :wink: lamentiert …

Parteien sind Gewerkschaften der Politik mit Sozialfunktion.

Man denke an den Bundestag, von 631 auf 709 Plätze diesmal erweitert.

An diverse Ministerien wie Bildung oder Arbeit, die in dieser Legislaturperiode erheblich ausgeweitet wurden.

Man denke nicht an BAMF und Co., das ist undurchschaubar und verschwindet in den 40 Mrd. steuerfinanzierter Bundes- und Länderetats.

Man denke aber Steinmeier und Gabriel, die durch gesteuerte Anwendung neue Minister kurz vor Ende jeglicher Verantwortung (eigentlich waren es 4 Jahre Knechttum unter Angie) noch generiert haben.

Franz

Man sollte ernsthaft über einen Solidaritätszuschlag für Migration nachdenken.