Hi Inka,
Ich glaube ich bin eher traurig um den Verlust des
Gruppengefühls, es ist halt durchaus komplizierter jetzt, und
ich hatte irgendwie vorher sehr das Gefühl, mal angekommen zu
sein. Das fehlt definitiv, was mich halt besonders zu Events,
an denen ich nicht teilnehme, beschäftigt, weils da sehr
deutlich wird.
Hm… Das verstehe ich immer noch nicht so ganz. Also bei den meisten Unternehmungen, bist du eh dabei, weil sie oft gar keine Zeit hat. Aber wenn du weißt, dass sie mitgehen wird, verzichtest du darauf, weil du nicht wieder mit ihr aneinandergeraten möchtest. Und in diesen Situationen wird dir der Verlust des „Gruppengefühls“ am deutlichsten. Stimmt das so in etwa? Mir ist nicht ganz klar, was du mit "Verlust des Gruppengefühls meinst. Wenn es das ist, was du unten (ich geh dort nochmal drauf ein) näher beschreibst, versteh ich nicht, warum dir das besonders deutlich wird, wenn du bei manchen Events nicht dabei bist…
Es geht nur um die Auseinandersetzung mit ihr. Sie ist in
ihrer Art sehr massiv, Eskalation findet gern mitten im
Großraumbüro vor allen anderen statt, inklusive z.T.
beleidigender oder schlicht vertraulicher Äußerungen vor allen
anderen. Das führt dazu, dass ich mich in jeder
Auseinandersetzung rein durch die Gegebenheiten unterbuttern
lasse. Ich möchte diese Diskussion nicht vor allen führen,
schon allein deshalb, weil ich damit nur noch mehr
Vertrauliches provoziere, was sie dann breit tritt.
Okay, das hab ich jetzt verstanden. Ich kann gut nachvollziehen, dass du in so einem Fall in die Defensive gehst, weil du die Diskussion nicht vor allen andern führen möchtest. Ich glaube aber, die einfachste und beste Erwiderung auf sowas wäre, du einfach ganz klar bennenst (vor allen anderen), dass du es unmöglich findest, dass sie das (schon wieder) in aller Öffentlichkeit breittritt. Lass dich gar nicht auf ihre Vorwürfe und ihre Argumentation ein. Ich würde weder dagegenargumentieren (was du ja offensichtlich nicht tust), noch einlenken und sie zu beruhigen versuchen (was du anscheinend schon tust, so wie ich dich verstanden habe). Geh überhaupt nicht darauf ein, sondern sag ihr einfach nur klar und deutlich, dass du nicht bereit bist, das hier und jetzt zu diskutieren. (Evtl. wird dadurch manchen Kollegen erst so richtig klar, wie unmöglich sie sich verhält.)
Unverstanden, ja, aber auch einfach enttäuscht, dass so
niemand irgendwie mal ihr gegenüber Position bezieht, obwohl
das quasi im Stillen mir gegenüber durchaus passiert.
Letztlich hat keiner Bock, es sich mit ihr zu verscherzen
glaube ich.
Okay. Verständlich. (Und das ist es, was du mit "Verlust des Gruppengefühls meinst, richtig?) Tipp ich richtig, wenn ich dich so einschätze, dass du selber an deren Stelle recht klar Position beziehen würdest? Dann ist erst recht klar, dass es dich enttäuscht, wenn das keiner tut. Vielleicht hilft es dir, dir klar zu machen, dass manche Menschen da einfach wesentlich zurückhaltender sind. Es gehört auch eine Portion Mut dazu, bei solchen Konflikten als eigentlich Außenstehender klar Stellung zu beziehen. Wenn deine Kollegen das nicht tun, ist das m. E. sowas wie mangelnde Zivilcourage (auch wenn das Wort normalerweise in einem anderen Zusammenhang gebraucht wird). Klar kannst du dich darüber ärgern und das wäre sicher auch irgendwie berechtigt, aber du könntest dir auch einfach klarmachen, dass es nichts mit dir zu tun hat bzw. nicht gegen dich gerichtet ist, wenn sie sich da am liebsten raushalten wollen, sondern eher mit deren „Feigheit“ (auch wenn dieses Wort hier ein wenig zu hart ist).
Ich neige sehr dazu, mich selbst
verstehen und erklären zu wollen. Letztlich ist es für mich
aber halt auch der Weg, eben nicht in Selbstmitleid zu
ertrinken, zumindest nicht nur, sondern mich auch einfach mal
zu fragen, was halt schief gelaufen ist, oder was ich eben tun
kann, ums endlich mal besser zu machen.
Dass es innerlich weiter brodelt ist halt irgendwie genau der
Punkt, von dem ich den Eindruck habe, ihn nicht im Griff zu
haben.
Ich glaube, das sind zwei Ebenen. Es ist gut und richtig, wenn du versuchst, das mal neutral und sachlich zu betrachten und dich nicht von deinen Gefühlen „unterbuttern“ zu lassen. Aber auf dieser sachlichen Ebene kannst du, wenn die Enttäuschung tiefer sitzt (und ich bin sicher, das tut sie, sonst hätten dich die sachlichen Argumente auch innerlich zufriedengestellt), nicht gegen das Gefühl der Verletzung angehen. So scheint es mir eher, dass du mit äußeren Argumenten die innere Stimme zum Schweigen bringen willst. Aber das funktioniert nicht. Eben weil das eine andere Ebene ist. Die sachlichen Argumente berücksichtigen nicht die Gründe für die tiefe Verletzung. Mir kommt es auch ein bisschen so vor, als wolltest du hier am liebsten noch mehr Futter für sachliche Argumente bekommen, weil du einfach denkst, dass deine eigenen bisher zu schwach waren. Das ist m. E. der falsche Weg. Selbst wenn die Argumente noch so richtig und klar und stark sind, wird das nicht gegen das innere Brodeln helfen, sondern es höchstens noch ein wenig mehr unterdrücken.
Ich befürchte, dass das grad viel zu allgemein und abstrakt erklärt ist, um wirklich deutlich zu werden, was ich meine. Aber recht viel konkreter kann ich es nicht beschreiben, weil du nicht viel über diese (zerbrochene) Freundschaft erzählt hast. Ich glaube, du solltest dich fragen, was diese Freundschaft dir bedeutet (hat), was genau dich an ihrem Verhalten verletzt hat und warum (nicht im Sinne von sachlichen Gründen, sondern die Frage „Warum tut mir das so weh?“). Und warum du da nicht gelassen drüber wegsehen kannst?
Doch, ist sehr verständlich Ich glaub, da haben wir einen
ganz typischen Mann-Frau Konflikt. Bislang habe ich es nicht
geschafft, ihn da auf meine Ebene zu holen. Verstehen tut er
das wohlmöglich, aber wenn er dann irgendwas sagt oder
unternimmt kommt er immer wieder auf die Sachebene zurück, und
auf der kann er mir irgendwie nicht so richtig helfen…
Dass das ein typischer Mann-Frau-Konflikt ist, halte ich für ein unbewiesenes Klischee . Ich glaube, diese Art des Aneinander-Vorbeiredens, gibts sehr häufig und nicht hauptsächlich zwischen Mann und Frau. (Aber das nur nebenbei.)
Ist dir bewusst, dass du bei ihm genau das kritisierst, was du selber mit dir machst? Aus dem, was du oben schreibst, schließe ich, dass du auch selber versuchst, dich aus der emotionalen Ebene auf die Sachebene zu ziehen. M. E. bist du selber viel zu wenig bereit, auf dieser emotionalen Ebene zu bleiben, um ihn wirklich auf diese Ebene holen zu können. Wenn du dir selber schon nicht so recht erlaubst, die Sachebene, mal komplett auszublenden, warum erwartest du das dann von deinem Freund?
Sicherlich bedarf diese Kommunikation auf der rein emotionalen Ebene auch der Übung, aber ich glaube, dass das in ganz vielen Fällen hilfreich sein kann. Das heißt dann eben, sich hinzustellen, und zu sagen: „Mich hat das verletzt weil…“ und dann eben nicht immer nur versuchen, das mit objektiven Fakten zu begründen, bei denen doch ganz „logisch“ ist, dass das verletzt, sondern zu spüren und auch sich sagen zu trauen, warum das eben grade mich verletzt, auch wenn andere das vielleicht gelassener sehen können. Was ist in mir, dass mich das so verletzt? Das ist m. E. dich wichtige Frage.
Wenn du deine Gedanken dazu (hier oder per PN) auch noch genauer schildern möchtest, geh ich gern nochmal drauf ein, verstehe aber, wenn dir das evtl. zu privat ist.
Liebe Grüße und alles Gute
M.