Hallo,
leider wissen wir nicht, wie alt Du bist und in welcher Lebenssituation Du Dich befindest. Deinem Nick zu urteilen, bist Du Anfang 20 und wahrscheinlich in der Berufsausbildung oder im Studium. Für die meisten Menschen ist das ein Zeitraum ohne große Verpflichtungen, man ist dem behüteten Elternhaus gerade entsprungen und kann sich dessen Unterstützung immer noch sicher sein, es geht um Freunde, Freizeit, Spontanität, Lebenslust usw. und weniger um Verantwortung, Verpflichtungen usw.
Eine sehr schöne und bequeme Zeit und ich kann durchaus nachvollziehen, wie sehr Du Dein Leben durch das „Hobby“ Deines Freundes eingeschränkt siehst. Die andere Seite der Medaille und die Bedeutsamkeit seiner Tätigkeit wurde Dir ja nun schon mehrfach und vermutlich auch für Dich nachvollziehbar dargelegt. Vielleicht ist Dir auch schon klar, daß er vielleicht lieber einen Abend mit Dir verbringen würde, anstatt sein Leben für Leute zu riskieren, die in der Scheune gezündelt oder besoffen Auto gefahren sind.
Es wird Dir vermutlich nicht helfen, wenn ich Dir schreibe, daß Dein Leben sich in den nächsten 15 Jahren oder so - zumindest, wenn es den üblichen Verlauf nimmt - auch zunehmend in Richtung Fremdbestimmung verändern wird. Je nachdem, welchen Beruf Du ergreifen willst oder schon ergriffen hast, wirst Du auch in der Freizeit entweder ab und an mal arbeiten oder zumindest erreichbar sein müssen oder Du wirst auch im Feierabend nicht ganz loslassen können und Dich mit Deiner Arbeit zumindest gedanklich oder emotional beschäftigen.
Vielleicht wirst Du auch ein Haustier haben, dessen Erkrankung Dich nachts um drei vor dem Notdienst stehen lassen wird. Wenn Du mal Kinder hast, wird es noch „schlimmer“. Du wirst Deine Arbeit stehen und liegen lassen, wenn die Kita oder die Schule anruft, weil das Kind Fieber hat oder gestürzt ist. Der gemütliche Abend auf der Couch wird schnell gelaufen sein, wenn das Kind kotzend ins Wohnzimmer kommt. Die Zeit um die Arbeit herum wird davon bestimmt werden, das Kind von A nach B zu transportieren, Arzttermine zu koordinieren, einzukaufen oder einfach nur den Bespaßer zu machen.
Auch wenn all diese Szenarien aus Deiner Sicht vielleicht noch ganz, ganz weit entfernt sind, ist Dein Freund in dieser Zeit schon angekommen. Er ist nicht selten fremdbestimmt und das ist für Dich und Euch einschränkend. Er hat einen Weg gefunden, damit umzugehen und wenn das nur das Wissen darum ist, daß er eine für die Gesellschaft und den Einzelnen wichtige Aufgabe übernimmt.
Die Frage ist nun, ob Du damit umgehen kannst, daß Deine und damit auch Deine Zeit der Fremdbestimmung etwas früher gekommen ist als Du es erwartet hast. Wenn nicht, trenne Dich von ihm. Überlege Dir aber eines: er ist schon jetzt daran gewöhnt, seine Interessen einer größeren Sache unterzuordnen. Das ist eine Eigenschaft, die in späteren Zeiten mal wichtig werden kann. Er wird vielleicht mal wegen eines Einsatzes mal schnell verschwinden müssen, wenn er eigentlich für die Nachtwache am Kinderbett zuständig wäre, aber Du darfst getrost davon ausgehen, daß er weiß, wie man Verantwortung übernimmt und seine eigenen Interessen zurücksteckt. Er wird sich also voraussichtlich nicht jeden zweiten Abend verdrücken, wenn Du mit dem Kind zuhause herumsitzt, wie das so manch anderer Mann macht.
Anders formuliert: überlege Dir gut, ob Du ein solches Exemplar Mann laufen lassen willst, nur weil Eure Freizeit nicht so planbar ist wie Du es Dir vorstellst.
Gruß
C.