Partnerschaft und die Freiwillige Feuerwehr oder "Ist eine Beziehung zu so einem Menschen überhaupt möglich?"

Hallo!

Wie fange ich am besten an? Es ist leider etwas komplizierter. Ich bin seit einem halben Jahr mit meinem Freund zusammen. Eigentlich war ich auch sehr, sehr, sehr glücklich. Er ist sehr charmant, sehr intelligent und hat einen tollen Charakter. Außerdem kann alles reparieren von der Kaffeemaschine bis zum Notebook. :smile:

Aber seit Freitag weiß ich nicht mehr so recht, ob es noch eine gemeinsame Zukunft gibt.

Mir war schon bekannt, dass er bei der freiwilligen Feuerwehr aktiv ist. Ich fand das zu Beginn unserer Bekanntschaft etwas strange, dass man sich so viel Stress noch neben einem Vollzeit-Job antut und das auch noch unbezahlt. Doch ich war auch naiv, denn ich wusste nicht, was dies bedeuten würde.

Diesen Freitag eskalierte es: Er wollte mich, wie verabredet, vom Bahnhof abholen, hat mir dann aber nur eine kurze Nachricht geschrieben, dass er zu einem Einsatz müsse und nicht sagen könne, wann er zu Hause sein würde. Dabei wollten wir eigentlich ins Kino und uns einen schönen Abend machen. Ich war dann zu seiner Wohnung gefahren, zu der ich einen Schlüssel habe und habe dort auf ihn gewartet. Um 1 Uhr des Samstags war er immer noch nicht zurück und ich legte mich enttäuscht ins Bett. Er kam erst erst gegen vier heim, polterte durch die Wohnung und weckte mich. Dann kam es zum Streit, er schlief im Wohnzimmer und als ich aufwachte, bat er mich wieder nach Hause zu fahren. Seit dem haben wir nur ganz kurz miteinander geschrieben.

Ich fühle mich, als wäre er mit er Feuerwehr verheiratet und ich nur eine Geliebte. Dabei ist das alles freiwllig und er tut manchmal so, als gäbe es nichts anderes. Wir sehen uns im Moment nur am Wochenende und er ist schon unter der Woche dort. Ob nun Getränke holen, irgendwas aufräumen… letzten Sonntag musste ich spontan mitkommen zum Tanken von Einsatzfahrzeugen.

Ich fühle mich herabgesetzt.

Offen gesprochen: Jeder Lebensbereich ist davon durchzogen. Das geht soweit, dass der piepsende Kasten auch neben seinem Bett liegt. Ich fragte ihn kürzlich, ob er auch aufspringen würde, wenn wir miteinander schlafen. Er hat nur gelacht und meinte, dass käme auf den Alarm an. :frowning:

Ich liebe ihn wirklich sehr. Aber könntet ihr unter solchen Umständen noch eine Zukunft für eine gemeinsame Beziehung sehen?

Ich will, dass er sich entscheidet. Entweder ich oder seine Feuerwehrfamilie. Aber ich habe große Angst, dass die Entscheidung nicht das hervorbringt, was ich mir wünschen würde.

LG
Steffi

Hi,

du solltest froh sein das es Menschen wie deinen Freund gibt. Und wenn er bei der freiwilligen Feuerwehr ist und der Alarm losgeht ist er verpflichtet loszufahren. Stell dir vor du fährst gegen den Baum, liegst eingeklemmt im Fahrzeug und keiner kommt um dich rauszuschneiden, weil die Herren von der FFW gerade lieber mit ihrer Freundin ins Kino gehen wollen.
Ich weiß nicht, ob du davon so begeistert wärst.

Grüßle
Frank K.

Hallo am besten keinen Freund suchen der bei irgendeiner Rettung , Arzt , Apotheker , Pfleger , Polizei , DLRG , Fussball , Handball , usw. . Auch bei Bus , Bahn , Piloten , Bäcker usw. wacht man morgens nicht zusammen auf . Am besten ist es man sucht sich einen arbeitslosen Faulpelz ,denn der ist den ganzen Tag NUR FÜR DICH ALLEINE DA .
viele Grüße noro

Hallo Steffi,

ja, die Beziehung zu einem Feuerwehrmann(-frau) kann für die Außenstehenden sehr belastend sein.

Neben den regelmäßigen Lehrgängen und Übungsdiensten , die viel Zeit kosten, sind natürlich die nicht planbaren Einsätze nervenaufreibend.
Man weiß nicht wann und, leider auch, ob der Partner wieder kommt. Ungefährlich ist die Sache nunmal nicht.

Einsätze sind zwar regelmäßig, aber in dem von Dir beschriebenen Umfang eher selten. Vielleicht kommt sowas zweimal im Jahr vor. Du kannst nur sicher sein, dass wenn sich ein Einsatz zu so einer langwierigen Sache entwickelt, da wirklich Hilfe gebraucht wurde.

Dafür hat man mit einem FM aber auch einen Partner der es gewohnt ist flexibel zu handeln, oft auch ein gewisses handwerkliches Geschick und eine gewisse körperliche Fitness. Von Kenntnissen in Erster-Hilfe und des richtigen Verhaltens in Notsituationen. Nicht zu verachten ist auch das soziale Netzwerk was sich in einer solchen Wehr bildet und von dem Mann oft profitieren kann.
Oftmals werden auch die Partner der FM mit eingebunden (wenn sie das wollen) und werden dadurch auch Teil der Gemeinschaft.

Im Endeffekt kann Dir aber niemand hier die Entscheidung abnehmen: Bist Du in der Lage die Flexibilität aufzubringen, die die Mitgliedschaft Deines Partners in der FW erfordert oder magst Du Dich vielleicht sogar mit einbringen?
Bist Du bereit zu akzeptieren, dass Dein Partner bei einem Einsatz verletzt oder sogar getötet wird?

Dein
Ebenezer

Hallo

Bei der Freiwilligen Feuerwehr zu sein ist mehr als ein Hobby - es ist eine Art Berufung. Nicht für jeden nachvollziehbar aber ganz gewiss kein marginales Hobby, dass man einfach mal so schnell aufgibt. Was man dort gemeinsam erlebt, schweisst zusammen - insofern ist dein Ausdruck" Feuerwehrfamilie" gar nicht mal so falsch.

Ich bin in einer Region aufgewachsen, in der es eine freiwillige Feuerwehr gab und kenne den „piepsenden Kasten“, der die Männer vom Feld, vom Esstisch und aus dem Spiel mit den Kindern ruft - bei Nacht und Nebel und Gewitter. Um Menschen aus Autos zu schneiden und brennende Wohnhäuser und Ställe zu löschen und zu verhindern, dass die gesamte Fachwerk-Altstadt in Flammen aufgeht.

Wenn das Ding piepst, gibt es keine Freiwilligkeit mehr - der Feuerwehrmann muss zum Einsatz, da er sich dazu verpflichtet hat, wenn er keine Lust hat ist das eine Dienstpflichverletzung und wird geahndet. Selbst der Arbeitgeber ist verpflichtet, den Angestellten zu einem Einsatz ziehen zu lassen (das unterscheidet die freiwillige Feuerwehr von allen anderen Freiwilligenarbeiten, die in der Freizeit gemacht werden müssen).

Ja, die Feuerwehr durchzieht den gesamten Lebensbereich und erfordert eine gewisse Toleranz der Familie und eine gewisse Unplanbarkeit von Verarbredungen aber es gibt Partnerinnen, die damit gut klarkommen.

Deshalb hoffe ich sehr, dass sich dein Freund, solltest du ihn tatsächlich vor ein Ultimatum stellen, richtig entscheidet: Für die Feuerwehr.

Gruss, Sama

Hallo,
Du solltest mal ergänzen, ob Deine Geschichte auf dem platten Land oder in der Stadt spielt und ob es in der Umgebung überhaupt eine hauptamtliche Feuerwehr gibt.

In einigen kleinen Dörfchen ist es eine gesellschaftliche Notwendigkeit, sich zwischen der „Fussball-Clique“ oder der „Feuerwehr-Clique“ zu entscheiden - wobei man Fussball auch je nach Provinienz durch „Boßeln“, Sportschützen oder andere Sportarten ersetzen kann. Es führt dann zum gesellschaftlichen Ausschluss, sich nicht an einer der beiden zu orientieren. Und das schließt eine Lebensabschnittgsgefährtin in der Regel mit ein!

Blöderweise sind auch noch einige Landstriche derart „entvölkert“, dass diese Gegenden schlichtweg auf eine funktionierende freiwillige Feuerwehr angewiesen sind, will man nicht mal ebend 1 Stunde oder länger auf das „HLF“ aus der nächsten Kreisstadt warten! Da ist es dann leider absolut nicht zu empfehlen, derart Strukuturen aufzugeben. Oder willst Du mal in der Bude Deines Freundes gegrillt werden, während die „coole“ Berufsfeuerwehr noch auf der Bundesstraße oder Autobahn ist?

Zu guter letzt solltest Du generell mal hinterfragen, inwieweit Du mit Berufen, die ein hohes Maß an persönlicher Opferbereitschaft verlangen, klarkommst. Das können auch Krankenpfleger, Polizisten, Soldaten, Ärzte und selbst noch Rechtsanwälte oder BWLer sein. Die Motive mögen da durchaus mal mehr mal weniger altruistisch ausfallen und dennoch zum von Dir beschriebenen Effekt führen.

Gruß vom
Schnabel

…und nur zu Hause seinen Durst löscht !

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Hi,

ich schliesse mich dem bisher gesagten an, Freiwillige Feuerwehr ist nicht zu vergleichen mit der freiwilligen Mitgliedschaft in einem Modelleisenbahnclub. Er hat sich verpflichtet, Leben zu retten, und Sachwerte. Und die Notfälle richten sich nicht nach seiner Schlafenszeit oder Deinen Verabredungen mit ihm. Das muss man in einer Partnerschaft dann abkönnen, als erwachsener Mensch. Du scheinst 21 zu sein oder bald zu werden bist also vermutlich bereits im Berufsleben, wobei ich eher denke, dass du studierst oder das Abi nachmachst, sonst wäre dir der Ernst des Lebens vertrauter. Mir fällt nämlich auch auf, dass dich der „piepsende Kasten“, der ihn zu Einsätzen ruft, wenn es irgendwo brennt, mehr stört, als seine Abwesenheit für sonstige Aktivitäten…

die Franzi

Nein.

Das kann und will ich nicht akzeptieren.

Hallo

Mir kommt es so vor, als habe er sich hier schon entschieden:

Angenommen, ich wäre bei der Feuerwehr und käme von so einem Einsatz zurück, dann würde ich eigentlich erwarten, dass der Partner fragt, was denn los gewesen sei, und sich das erzählen lässt.

Eigentlich kann ich kaum nachvollziehen, dass in so einer Situation jemand sauer sein kann, dass es mit dem Kino nicht geklappt hat. Oder hat da eine spontane Feier von der Freiwilligen Feuerwehr stattgefunden?

Viele Grüße

Und da gehört er auch hin.
Die übelsten Einsätze, wo es um die Rettung von Menschen geht und wirklich jeder Helfer bitter nötig ist, finden nachts statt.
Dass er beim Vergleich „verletzte Person aus dem Autowrack herausschneiden“ und „zum Orgasmus kommen“ sich für den Einsatz entscheidet, sollte selbstverständlich sein.

Wenn du dafür kein Verständnis hast, dann passt ihr nicht zusammen. Gemeinsame Zukunft ist dann nicht möglich.

Das Engagement in der Feuerwehr ist eine seltsame Mischung aus:

  • Kameradschaft
  • Sport
  • Nächstenliebe
  • Verantwortung
  • Anerkennung
  • Geselligkeit
    (Bei sehr wenigen Feuerwehrleuten kommen dann leider noch „Einsatzgeilheit“ und „Wichtigtuerei“ hinzu. )

Ja, die Feuerwehr dürfte eine Art zweite Familie für ihn sein. Ich finde da nichts Verwerfliches bei.
Genauso, wie du seine eigentliche Familie akzeptieren müsstest, gilt das für die Feuerwehr.

So, jetzt noch was Persönliches, was dir nicht gefallen wird.
Du machst seine Aktivität herunter und hast kein Verständnis für Leute, die sich so viel Stress - auch noch unbezahlt - antun?
Dafür habe ich absolut kein Verständnis. Das ist egoistisch, kurzsichtig.
Werde dir klar darüber, dass er neben dem Erleben von Geselligkeit und Kameradschaft in seiner zweiten Familie ganz objektiv etwas Gutes, Notwendiges und Sinnvolles macht.

Hallo Steffi!

Deinen Frust kann ich nachvollziehen. Ist ein völlig unmögliches Verhalten von Autofahrern, gegen Brückenpfeiler zu fahren, ohne vorher zu fragen, ob die Freizeitgestaltung von Rettungskräften gestört wird. Und wenn die Leut’ spontanen Blödsinn veranstalten, sollen sie sich gefälligst eingeklemmt bis zum Kinoschluss gedulden. Soll doch keiner erzählen, dass es auf ein paar Stunden Wartezeit ankommt. Das gilt natürlich auch für Gasexplosionen oder Waldbrände. Solche Sachen haben sich danach zu richten, ob jemand greifbar ist, der für Hilfe bezahlt wird.

Was ganz und gar nicht geht, ist Alarm bei beabsichtigtem Geschlechtsverkehr oder womöglich während seiner Vollziehung. So lange und auch noch für die Zigarette danach müssen Eingeschlossene im dritten Stock Zeit haben. Sollen sich nicht so anstellen wegen ein bisschen Rauch und die Zähne zusammenbeißen, wenn sie gegrillt werden.

Kürzlich hörte ich von einem Spinner, der abartiges Zeug behauptete, dass nämlich unser Gemeinwesen ohne Freiwillige nicht funktionieren würde. Demnach hätten Gemeinden sogar die Möglichkeit, Gemeindemitglieder zur Mitarbeit bei der Feuerwehr zu zwingen, weil sie unverzichtbar ist. Man kann auch als Schöffe oder Wahlhelfer verpflichtet werden, ob man will oder nicht. Macht nur keiner, weil man an unwilligen Leuten wenig Freude hätte.

Dein Ansinnen ist unangemessen, Ausdruck von Oberflächlichkeit und im Grunde asozial.

Es gibt einen Ausweg, der auch der Partnerschaft zuträglich wäre: Engagiere Dich ebenfalls bei der Feuerwehr. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Mitarbeit.

Gruß
Wolfgang

Zu all dem kommt noch, ob ein Mann wirklich noch sexy ist, wenn er, weil die Freundin ihn so nicht will, das aufgibt…

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Du hast also einen treuen, verlässlichen, verantwortungsvollen, hilfsbereiten, kameradschaftlichen und heimatverbundenen Mann als Freund und möchtest lieber einen Halodrian (wie groß ist wohl die Chance, dass sich jemand, der heute für Dich alles stehen und liegen lässt, morgen dazu entwickelt?)

Hallo steffi95,

deinen Frust kann man durchaus nachvollziehen. Sich zu verabreden und der Partner hat dann „Anderes“ zu tun, macht traurig und dann wütend - also verständlich.
Das „Andere“ ist das, was das Leben für andere Menschen ausmacht.

  • EIne Verkäuferin, die einem Kunden kurz vor Geschäftsschluss noch alle anstehenden Fragen freundlich und kompetent beantwortet, obwohl ihr Bus jetzt sicher nicht erreichbar ist
  • Ein Lehrer, der Eltern bis lange nach Unterrichtsende geduldig zuhört und sie beruhigt wegen ihres Kindes - im Wissen, dass seine Frau schon längst mit dem Essen zu Hause wartet
  • Ein Unidozent, der mit einer Studentin außerhalb der Sprechstunde das Thema einer Seminararbeit durchgeht und ihr wiederholt die Gliederung der Arbeit erklärt - auch wenn seine Kollegen schon lange auf ihn warten
  • Ein Arzt, der doch noch einen Patienten drannimmt, obwohl seine Ordinationszeit schon längst vorüber ist und der Patient erst nach dem Ende der Ordinationszeit gekommen ist
  • Ein Angestellter in der Personalabteilung, der einem Mitarbeiter nach Dienstschluss erklärt, wie die Steuererklärung richtig auszufüllen ist,
  • Ein Feuerwehrmann, der zu einem sehr belastenden Einsatz gerufen wird und dieses Erlebnis anschließend mit den Kollegen bearbeitet muss

Alle diese Menschen (egal ob männlich oder weiblich) und noch viele mehr, tun etwas für andere.
Viele von ihnen tun das unbezahlt, einfach, weil ihnen der freiwillige Dienst für andere sehr wichtig ist.

Viele Erwachsene kennen das, dass der Partner oder die Partnerin dann erst später kommen kann.

Es liegt allein an dir, diesen Mann so zu akzeptieren, wie er ist: mit allem „drumherum“, seinen Vorlieben und Vorzügen, seinen Eigenheiten und Gewohnheiten,…

Wer A zu einem Partner sagen kann und will, darf und muss auch B sagen können, sonst gibt es keine Gemeinsamkeit, kein Miteinander.

Überlege dir also gut, was du willst und überlege dir bitte auch, ob du im Bedarfsfall auf die Feuerwehr verzichten kannst und willst.

Gruß

dafy

H!

Vielleicht solltest du selbst mal ein Ehrenamt übernehmen, bei dem du anderen Menschen hilfst.
Du würdest dann selbst erfahren, wie sich das anfühlt, wenn man etwas richtig Sinnvolles macht. Das gibt dem eigenen Leben einen Sinn, man fühlt sich nützlich und gebraucht. Manchmal erfährt man auch Dankbarkeit.
Überleg mal, warum ihm das so wichtig ist.

Warum du dich herabgesetzt fühlst, wenn er innerhalb eines halben Jahres, in welchem ihr zusammen seid, einmal in den Notdienst muss, kann ich nicht nachvollziehen.

Die Feuerwehr war lange vor dir da, diese Tätigkeit ist ein wichtiger Teil von ihm, und wenn du ihn liebst, dann müsstest du das akzeptieren, mehr noch: Du solltest ihn gerade dafür lieben, dass er sich für andere Menschen engagiert.

Ich finde es sehr schade, dass du das nicht so sehen kannst.
Aber ich vermute, du hast eben Bedürfnisse, die über diesen Dingen stehen, und wenn du jemandem diese Freiheit nicht geben kannst, weil dir dein Bedürfnis nach Nähe größer erscheint, dann solltest du dir tatsächlich einen anderen Partner suchen.

Aber mach das mal mit dem Ehrenamt, es wird dich zu einem anderen Menschen machen (einem besseren vielleicht).

Gruß

Hallo!

Beispiel für so einen Landstrich sind die benachbarten Landkreise Ludwigslust-Parchim und Mecklenburgische Seenplatte. In diesen mit 10.000 Quadratkilometern (das ist die Fläche des Libanon oder 2/3 der Fläche Schleswig-Holsteins) größten Landkreisen Deutschlands mit einigen Kleinstädten und zahllosen Dörfern gibt es keine Berufsfeuerwehr. Die über die Fläche verteilten freiwilligen Feuerwehren haben deshalb buchstäblich existentielle Bedeutung.

Die Aufgaben wären mit Berufsfeuerwehren nicht durchführbar. Viele Berufsfeuerwehren könnte keiner bezahlen und eine zentrale Berufsfeuerwehr wäre aufgrund der großen Strecken (von einem Ende zum anderen ist man mit dem Auto stundenlang unterwegs) weitgehend wirkungslos.

In D gibt es 106 Städte mit Berufsfeuerwehren, zuzüglich Werksfeuerwehren. Der deutlich überwiegende Teil aller Feuerwehraufgaben wird in D von freiwilligen Feuerwehren wahrgenommen. So gibt es in M-V Berufsfeuerwehren in Schwerin, Rostock, Stralsund und Neubrandenburg. Der Rest des riesigen Gebietes zwischen Schleswig-Holstein und Polen stützt sich nur auf freiwillige Feuerwehren.

In allen anderen Flächenländern sieht es sehr ähnlich aus.

Gruß
Wolfgang

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Hallo Steffi,

andere Mädels wären froh, sie hätten so einen Freund.

Ich erzähl Dir mal eine andere Feuerwehrgeschichte: Vor gut einer Woche saß ich in Metzeral abends auf der Terrasse vom „Soleil d’Or“, als die Freiwilligen alarmiert wurden. Es war Freitagabend nach acht, also eine Zeit, zu der nur die Einwohner nicht im Dorf sind, die irgendwo Schicht arbeiten. Die Sapeurs-Pompiers rückten dann mit zwei (in Worten: zwei) Mann aus.

Ich bin am Samstagabend ein wenig mit dem Wirt ins Gespräch gekommen und habe dabei am Rand angemerkt, dass das eigentlich ein Zeichen für einen moribunden Ort ist, wenn eine Gemeinde mit tausend Einwohnern um diese Zeit nur zwei Freiwillige aufbringt - zumal im Mittelgebirge, wo die Straßenverhältnisse die Wege ziemlich lang machen und sehr viel passieren kann, wenn man auf die Berufsfeuerwehr aus Colmar warten muss. Zum Vergleich: Nicht weit von hier, im Pfälzerwald, wo man vielen Dörfern ansieht, dass sie mehr oder weniger rasch weniger werden, bringen die Leute von den Motorsägengruppen der Freiwilligen Feuerwehren Leistungen, die ihnen kein Bizeps- und Sixpack-Protz aus der Stadt nachmacht: Unter Atemschutz, die Stihl im Anschlag, im Laufschritt bei 20 Prozent Steigung durchs Unterholz nach oben ist nicht jedermanns Sache. Muss man aber drauf haben, wenn mal der Wald brennen sollte.

Dem Wirt vom Soleil d’Or, der vor ganz kurzer Zeit sein Hotel aufwendig renoviert hat, blieb einen Moment lang das Gesicht stehen, als er das von mir hörte, und man merkte, dass er eigentlich etwas erwidern wollte - dann meinte er aber: „Ja, Sie haben wirklich Recht!“

Wie auch immer: Wäre das nichts für Dich, bei den Freiwilligen mitzumachen? Technisch interessant, körperlich und menschlich anspruchsvoll: Es gibt sehr viel langweiligere Dinge, die man tun kann. Falls Ihr dann mal am selben Ort sein solltet, gebt Ihr vielleicht ein gutes Team ab.

Schöne Grüße

MM

Und zu diesem tollen Charakter gehört nun mal, dass er kein egoistisches kleines A…loch ist, dem es am Besagten vorbei geht, wenn Menschenleben in Gefahr sind, sondern dass er sich ganz bewusst dafür entschieden hat, Verantwortung zu übernehmen, wo andere nur zu gerne wegschauen, oder sich maximal über die nächtliche Ruhestörung der Sirene aufregen.

Vielleicht bis Du noch nicht an dem Punkt in deinem Leben, an dem es darum geht, einen Partner zu finden, der Verantwortungsbewusstsein zeigt, und der die Sicherheit bietet, auf Dauer ein verlässlicher Ehemann und Vater zu sein. Dann hast Du hier einen Prototypen, der schwer zu schlagen sein wird, und kannst Dich glücklich schätzen. Vielleicht kommt dieser Punkt bei Dir aber auch nie, und Du willst lieber einen anderen Weg gehen. Dann gib dieses Musterbeispiel eines wertvollen Menschen für andere frei, die seine Vorzüge mehr zu schätzen wissen.

Und hoffen wir mal, dass Du nicht selbst über kurz oder lang mal in eine Situation kommst, in der der lustige Tag am Baggersee plötzlich zu einer Katastrophe wird, in der nur noch die unbezahlten Idioten von der DLRG dein Leben retten können, die sich tagelang die Beine beim Wachdienst in den Bauch stehen, nur um im Falle des Falles eingreifen zu können. Oder wenn es plötzlich aus Kannen gießt, Straßen zu reißenden Fluten werden, und Freiwillige Feuerwehren und THW (auch so unbezahlte Idioten, die sich ständig partnerschaftsfeindlich die Wochenenden mit Übungen versauen) bis zum Umfallen schuften, um Leute wie Dich aus der jetzt nicht mehr ganz so gemütlichen Wohnung raus zu holen und in Sicherheit zu bringen, Oder der Bus auf der Fahrt zur Party Bekanntschaft mit einem Brückenpfeiler macht, und die freiwilligen Helfer von DRK, Maltesern, Johannitern, … sofort von überall herbei eilen, um einen Verbandsplatz aufzubauen, …

Klar, es wäre toll, wenn das Leben nur Party wäre. Ist es aber leider nicht. Und viele Menschen müssen erst selbst erleben, wie grausam das Leben sein kann, um so erwachsen zu werden, dass sie es schätzen können, wie wertvoll und wichtig dann Menschen sind, die sich so engagieren. Einem solchen Freund nach einem Einsatz einfach mal zuzuhören, für ihn da zu sein, wenn er Dinge verarbeiten muss, die Du glücklicherweise nicht so hautnah erleben musstest, könnte auch Dich in einem ganz positiven Sinn erwachsener werden lassen. Aber dass müsstest Du natürlich wollen.

Wunderbar!
Dann ist der Feuerwehrmann, der sich auf freiwilliger Basis, der Hilfe für seine Mitmenschen verschrieben hat, wieder solo und muß sich nicht mehr die egoistische, nur auf den eigenen Vorteil bedachte Lamentiererei seiner „Liebsten“ anhören.
Und nun binn ich gespannt ob das Team oder spez. AnniB oder ein anderer User diesen Beitrag wieder als unangemessen betrachtet und die Löschung veranlaßt

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