Passagierelektronik während Flug

Hallo liebe Experten,

mich beschäftigt bei jedem Urlaubsflug erneut, warum die Flugbegleiter darauf hinweisen, daß man - besonders bei Start und Landung - doch bitte sämtliche elektronischen Geräte ausschalten solle „aus Sicherheitsgründen“. Wie wahrscheinlich ist es denn, daß man mit einer Videocamera, einem Funktelefon oder einem Laptop ernsthafte und bedrohliche Schäden bzw. Störungen verursachen kann?

Ein Fluggerätmechaniker klärte mich mal auf, daß dies alles übertriebene Vorsicht sei. Andererseits sind die Flugbegleiter oft recht hartnäckig in ihren Forderungen, die Elektronik auszuschalten. Was ist nun davon zu halten?

Ein Flugzeug müßte doch so ausgestattet sein, daß es gegen so ein paar Watt „Störsignal“ genügend Abschirmung besitzt oder gar die Signale rausfiltern kann?

Wie kritisch wäre es, wenn man - quasi aus Versehen - während des Fluges eine GPS-Uhr mitlaufen läßt? Was kann da passieren, außer, daß die Uhr u. U. gar keine GPS-Signale aufzeichnen kann (Faradayscher Käfig des Flugzeuges)?

Und wenn es so gefährlich wäre - warum läßt man dann die elektronischen Geräte ohne weiteres überhaupt an Bord / ins Handgepäck? Die müßten doch ausgeschaltet, versiegelt und abgeschirmt verpackt aufgegeben werden?

Besten Dank im voraus für konstruktive Meinungen.

Mit freundlichen Grüßen

Ronald

Moin,

Wie wahrscheinlich
ist es denn, daß man mit einer Videocamera, einem Funktelefon
oder einem Laptop ernsthafte und bedrohliche Schäden bzw.
Störungen verursachen kann?

deutlich über null.

Ein Fluggerätmechaniker klärte mich mal auf, daß dies alles
übertriebene Vorsicht sei.

Aha, ein echter Experte will mir scheinen.
Die Sicherheitsleute, die so was anordnen sind also völlig Bekloppte, die eine Sicherheitsparanoia haben.

Andererseits sind die Flugbegleiter
oft recht hartnäckig in ihren Forderungen, die Elektronik
auszuschalten.

Je nuh, die sitzen im Gegensatz zu Deinem ‚Experten‘ in diesem Flugzeug und wissen, was passiert, wenn das Ding abschmiert.

Was ist nun davon zu halten?

Sagte ich bereits

Ein Flugzeug müßte doch so ausgestattet sein, daß es gegen so
ein paar Watt „Störsignal“ genügend Abschirmung besitzt oder
gar die Signale rausfiltern kann?

Das ist nun so gar nicht trivial. Um alle Frequenzen ausreichend zu dämpfen wäre ein enormer Aufwand nötig, der sich auch im Gewicht niederschlägt.

Wie kritisch wäre es, wenn man - quasi aus Versehen - während
des Fluges eine GPS-Uhr mitlaufen läßt? Was kann da passieren,
außer, daß die Uhr u. U. gar keine GPS-Signale aufzeichnen
kann (Faradayscher Käfig des Flugzeuges)?

Reine Empfänger sind unkritisch.

Gandalf

Hallo liebe Experten,

mich beschäftigt bei jedem Urlaubsflug erneut, warum die
Flugbegleiter darauf hinweisen, daß man - besonders bei Start
und Landung - doch bitte sämtliche elektronischen Geräte
ausschalten solle „aus Sicherheitsgründen“. Wie wahrscheinlich
ist es denn, daß man mit einer Videocamera, einem Funktelefon
oder einem Laptop ernsthafte und bedrohliche Schäden bzw.
Störungen verursachen kann?

Hallo Ronald,
die Flugbegleiter kommen mit der Aufforderung den derzeitigen gesetzluich Bestimmungen nach. Ob ein elektronisches Gerät stören kann? Nun ja, überlege Dir das folgende:
Auch wenn Dein Urlaubsflugzeug relativ neu gebaut ist, beruht es zu sehr großen Teilen immernoch auf der Technik, die beim ursprünglichen Entwurf als „State of the Art“ vorhanden war und zugelassen wurde. Insofern ist auch die Elektrik von den Anforderungen her eher klassisch anzusiedeln, da sie entworfen wurde, als es weder elektromagnetische Vertträglichkeits Prüfungen (EMV)im heutigen Umfeld noch moderne Funkstandards wie für WLAN, Bluetooth, GSM, UMTS, LTE und andere gab.
Hinzu kommt, dass das Gesetz alle Fälle praxisnah regeln muss: Ein Flugbegleigter kann nicht alle Geräte die es derzeit auf dem Markt gibt kennen, weswegen pauschalisiert wird und im Zweifelsfall einmal mehr auf das Abschalten bestanden wird.

Die echte Gefahr gibt es so erstmal nicht. Aber es gibt in jedem Falle Auswirkungen der Strahlung der Geräte. Man sollte dabei nicht vergessen, dass fast alle elektrischen Geräte mittlerweile Hochfrequenzelemente nutzen, die potentiell strahlen können - auch wenn das nicht die primäre Eigenschaft des Geräts ist. Ebenso sollte man nicht vergessen, dass es sehr unterschiedliche Verarbeitungsstandards gibt: So kann es gut sein, dass ein Funkempfänger eines namhaften Herstellers kaum strahlt, hingegen der billige chinesische No-Name CD-Player jede Menge Störungen von sich gibt.
Alles in allem wird es vermutlich auch nicht das einzelne Gerät sein, das eine ernsthafte Störung verursacht, es geht eher um die Masse der Geräte: Nehmen wir mal an, dass in einem vollen Business-Flieger mit 180 Sitzen die Hälfte der Geschäftsleute vergisst das Handy auszuschalten. Damit hätten wir also 90 sendende Handys, die mit Höchstleistung versuchen einen Funkkontakt zur nächsten Zelle aufzubauen. 90 x 2W macht schon 180W - und wer eine Mikrowelle sein eigen nennt, weiß dass man mit 180W gemütlich Nahrung erhitzen kann…

Um es konkret zu machen: Auf dem A300 sind eingeschaltete Handys regelmäßig in die Bordsprechanlage durchgeschlagen. Dazu gab es diverse Vorfälle von technischen (Fehl-)Warnungen, deren Ursache nicht geklärt werden konnte und wo ein (im nachhinein nicht nachzuweisendes) Handy als Ursache plausibel erscheint.

Mittlerweile ist man aber daran gegangen und überprüft viele Flugzeuge hinsichtlich ihrer EMV-Eigenschaften um den Betrieb von WLAN an Bord oder gar Handys zu ermöglichen. Bei den Handys nutzt man dabei eine eigene Funkzelle im Flugzeug, so dass die Handys mit geringer Leistung arbeiten können.
Pauschal gilt aber weiterhin, dass während aller kritischer Phasen im Fluge (also vor allem Start und Landung) alle elektrischen Geräte abgeschaltet sein müssen.

Ein GPS Empfänger an sich sollte eigentlich kein Problem sein. Die Betonung liegt auf „eigentlich“ - sicher kann man sich hier auch nicht sein und den Anweisungen des Personals ist in jedem Falle Folge zu leisten.

Gruß,

Nabla

Hallo Nabla,

die genannten Argumente sind in gewisser Weise nachvollziehbar. Nur wundert es mich dennoch, daß die Kontrollen in Bezug auf elektrische Geräte so pauschal und locker sind. Da ist man bei vermeintlichen Sprengstoffen, zu großen Flüssigkeitsbehältern und ‚verdächtigen Personen‘ viel strenger…

Ein GPS Empfänger an sich sollte eigentlich kein Problem sein.
Die Betonung liegt auf „eigentlich“ - sicher kann man sich
hier auch nicht sein und den Anweisungen des Personals ist in
jedem Falle Folge zu leisten.

Nun ja, ein GPS-Empfänger sendet auch - eine Positionsbestimmung sei sonst gar nicht möglich, habe ich mich belehren lassen…

Gruß,

Nabla

Gruß zurück

Ronald

Hi,

Nun ja, ein GPS-Empfänger sendet auch - eine
Positionsbestimmung sei sonst gar nicht möglich, habe ich mich
belehren lassen…

Das stimmt nicht. Ein GPS-Empfänger wertet die empfangenen Signale von mehreren GPS-Satelliten aus und berechnet daraus trigonometrisch seinen eigenen Standort. Dazu muß er nicht senden (wohin auch?).

Gruß S

Das stimmt nicht. Ein GPS-Empfänger wertet die empfangenen
Signale von mehreren GPS-Satelliten aus und berechnet daraus
trigonometrisch seinen eigenen Standort. Dazu muß er nicht
senden (wohin auch?).

Nun - die Logik hinter der Meinung, daß das Navigationsgerät auch sende, habe ich nicht gefunden.

Aber airberlin hat mir auf meine Anfrage, welche Geräte man nicht in Betrieb nehmen dürfe, mitgeteilt, daß man u. a. GPS-Positionsbestimmungsgeräte während des Fluges auf keinen Fall anschalten dürfe.

Original-Zitat: "Gerne zählen wir Ihen einige während des Fluges zu deaktivierende Geräte auf. Mobiltelefone, GPS-Systeme, Funkortungsgeräte und andere. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Ihr Gerät benutzt werden darf, schreiben Sie uns bitte mit genauer Typbezeichnung oder rufen Sie uns an. Generell gilt, das letzte Wort haben die Flugbegleiter und Flugbegleiterinnen. "

Mit freundlichen Grüßen

Ronald

Hallo Ronald,

jeder Funkempfänger hat Hochfrequenzelemente verbaut. Vereinfacht (!) gesagt erzeugt er im Gerät die Frequenz, auf der er das Singal empfängt, subtrahiert diese vom Eingangssignal an der Antenne und erhält damit die Information (Daten, Audio, etc.) die auf die Trägerfrequenz vom Sender aufmoduliert ist.
(http://de.wikipedia.org/wiki/Superhet)
Insofern kann jeder Funkempfänger auch stören, wenn er schlecht geschirmt ist oder einen internen Defekt hat.

Das Satellitennavigations-Prinzip arbeitet in erster Linie mit einer Laufzeitmessung: Der Empfänger sucht sich mindestens 4 Satelliten, vergleicht die Laufzeiten derer Zeitsignale von den Bord-Atomuhren und ermittelt daraus (und aus den Positionen der Satelliten, die in den Ephemeridendaten* mitübermittelt werden) die Position auf der Erdkugel. Zur Funktionsweise gibt er hier eine gute Beschreibung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Globales_Navigationssat…
Zum GPS als Anwendungsfall hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/GPS

Gruß,

Nabla

*) Ich hätte nicht gedacht, dass ich nach dem Navigations-Unterricht an der Flugschule den Begriff „Ephemeridendaten“ nochmal gebrauchen könnte… :wink:

Hi,
warum darf man aber elektronische Gegenstände (außer Handy) verwenden nachdem das Flugzeug reiseflughöhe erreicht hat? Ist es nicht eher so, das beim Start die Sachen rumfliegen können und deshalb aus sicherheitstechnischen gründen nicht benutzt werden dürfen?
Ob es jetzt wirklich so ist weiss ich nicht genau. :smile: wollt das nur mal als denkanregung in die runde werfen.
Gruß legolas

Moin,

GPS-Systeme,

was sind denn „GPS-Systeme“? Das ist doch nur eine verallgemeinerter Ausdruck für „irgendwas mit GPS“ weil eh die wenigsten Leute wissen was für technische Geräte sie genau benutzen. „Irgendwas mit GPS“ könnte z.B. auch
http://de.wikipedia.org/wiki/A-GPS
sein und da sendet der „Empfänger“ sehr wohl.

Vielleicht bedeutet „Irgendwas mit GPS“ auch, dass der Schreiber dieser Vorschrift selbst nicht genau wusste was es alles gibt und/oder er einfach das Verbot besonders vorsichtig formulieren wollte.

BTW funktioniert GPS im Fluggastraum IMHO manchmal, manchmal aber eh auch gar nicht weil die Fenster zu klein sind und der Blick zum Himmel zu eingeschränkt.

VG,
J~

Hallo,

ich habe mich - als Besitzer eines GARMIN-GPS-Empfängers - auch mal schlau gemacht zu diesem Thema (ist schon 2-3 Jahre her). Damals hieß es, dass unterschiedliche Fluggesellschaften das Problem auch unterschiedlich handhaben. Bei manchen war es auch erlaubt.

Martin