Patin bei russisch-orthodoxer Taufe

Hallo Community,

mein Cousin hat mich gebeten, die Patin seiner Tochter zu werden. Nun sagt die russisch-orthodoxe Kirche, in der sie getauft werden soll, dass die Paten den russ-orth Glauben haben müssen. Ich bin zwar russ-orth getauft, wurde aber mit der Übersiedlung nach Deutschland als katholisch „eingetragen“. Der männliche Taufpate ist übrigens evangelisch und darf laut Kirche auch nicht Pate sein. Ist das in allen russ-orth Kirchen so, oder ist das von Gemeinde zu Gemeinde verschieden?
LG

Hi,

werden. Nun sagt die russisch-orthodoxe Kirche, in der sie
getauft werden soll, dass die Paten den russ-orth Glauben
haben müssen.

das ist, so glaube ich, den Priestern ueberlassen. Zumindestens bei uns durfte meine Schwester (evangelisch) durchaus die Patin fuer unsere Tochter machen (allerdings wurde dann auch - nach Sitte der zweitgrößten orthodoxen Kirche- mein Schwager gleich mit „verpflichtet“). Ob die Priester da bei ihren „Chefs“ eine Erlaubnis dafür einholen müssen, weiß ich natürlich nicht.

Ich bin zwar russ-orth getauft, wurde aber mit
der Übersiedlung nach Deutschland als katholisch
„eingetragen“.

wo ist denn das passiert? In Bayern?? damit die dortige Staatskirche ein wenig mehr Kirchensteuer einnimmt?

Gruss
norsemanna

PS Bei der bulgarisch-orthodoxen Kirche, bei der es bei uns aber nicht ging, kann man auf deren deutschsprachigen Webseite lesen:

  1. Wer kann Pate oder Patin werden?
    Alle getauften Christinnen und Christen, die sich als Mitglied der orthodoxen Kirche verstehen. Als weitere Paten könnten alle getauften Christinnen und Christen die den Kirchen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) angehören mitwirken. Letztere müssten eine Bestätigung/Erlaubnis der eigenen Kirche mitbringen.

Die klassische Funktion des Paten besteht darin, das Patenkind im rechten Glauben zu begleiten und zu führen.

Deswegen ist es strenggenommen nicht möglich, dass der Taufpate eine andere Religion hat als das Patenkind. Diese Einschränkung ist aber im Lauf der Zeit von den unterschiedlichen Kirchen unterschiedlich gelockert worden.

Die Entscheidung obligt also letztlich dem taufenden Geistlichen und seiner Kirche.

Andere Religion kann man das finde ich nicht nennen. Wenn ich jetzt Muslimin oder Hindu wäre, dann könnte ich das noch irgendwie nachvollziehen. Aber solange es ein christlicher „Verein“ ist, finde ich es schon ziemlich absurd.
Unterm Strich geht es doch darum, dem Kind die christlichen Werte zu vermitteln und den Eltern das Versprechen zu geben, für das Kind dazusein - sollte ihnen etwas zustoßen.
Alternative wäre jetzt, jemanden aus dem erweiterten Bekanntenkreis zu suchen, den man alle Jubeljahre sieht und ihn zu überreden, die Patenschaft zu übernehmen.
Kann ich nicht nachvollziehen.

Die Spaltung beispielsweise zwischen evangelischer und katholischer Kirche ist schon ziemlich tief - aber wie gesagt, letztlich entscheidet das die beteiligte Kirche bzw. deren Vertreter.

Hallo,

Unterm Strich geht es doch darum, dem Kind die christlichen
Werte zu vermitteln und den Eltern das Versprechen zu geben,
für das Kind dazusein - sollte ihnen etwas zustoßen.

Das stimmt - zumindest aus kirchlicher Sicht - nicht ganz. Als Patin gibst Du zusammen mit den Eltern stellvertretend für das Kind die Zustimmung, dass es zur (hier: orthodoxen) Kirche gehören soll. Damit das nicht unsinnig ist, versprecht Ihr als Zweites, dem Kind Gelegenheit zu geben, diesen (orthodoxen) Glauben kennen zu lernen und ihn sich zu erschließen. Es ist dann schon sinnvoll, dass das Kind auch Paten hat, die ihm die Konfession, in die es hineingetauft wird, nahebringen können. (Das ist das evangelische Verständnis, ich nehme aber an, dass es in der orthodoxen Kirche ähnlich ist.)

Und: Das Patenamt ist ein offizielles kirchliches Amt.

Die Tradition, dass Paten für das Kind da sind, wenn den Eltern etwas passiert, gehört eigentlich nicht zum Patenamt, sondern hat sich dran angelagert.

Das sinnvollste scheint mir, die Situation mit dem Priester zu besprechen. Oder auch zu überlegen, ob es für Dich stimmig sein könnte, wieder zur orthodoxen Kirche überzutreten.

In evangelischen Kirchen ist es z.T. so, dass ein Pate evangelisch sein muss; weitere Paten können auch eine andere Konfession haben. Vielleicht kann das ein Vorschlag an den Priester sein.

Viele Grüße,

Jule

Hallo Juliah,

Andere Religion kann man das finde ich nicht nennen. Wenn ich
jetzt Muslimin oder Hindu wäre, dann könnte ich das noch
irgendwie nachvollziehen. Aber solange es ein christlicher
„Verein“ ist, finde ich es schon ziemlich absurd.

Das mag Deine Perspektive auf das orthodoxe Christentum sein. Das orthodoxe Selbstverständnis - sei es nun griechisch-orthodox, serbisch-orthodox oder wie auch immer - positioniert sich da anders.
Orthodoxe Kirchen sehen sich selbst als die Glaubensgemeinschaft an, die am nächsten am Urchristentum dran ist.

Daraus resultiert beispielsweise, daß protestantische Christen dort nicht am Abendmahl teilnehmen dürfen bzw. die protestantische Taufe dort nicht aktzeptiert wird.

Sehr interessant nachzulesen ist das im Buch von Ilka Piepgras „meine Freundin, die Nonne“. Dort beschreibt sie eine Begegnung mit einer Kindheitsfreundin, die orthodoxe Nonne wurde.

Unterm Strich geht es doch darum, dem Kind die christlichen
Werte zu vermitteln

das wäre der orthodxen Kirche sicher zu wenig

und den Eltern das Versprechen zu geben,
für das Kind dazusein

das hat aus kirchlicher Sicht mit dem Amt eines Paten nichts zu tun, sondern ist so eine Art Zugabe, die einer privaten Verhandlungsbasis entspricht.

  • sollte ihnen etwas zustoßen.
    Alternative wäre jetzt, jemanden aus dem erweiterten
    Bekanntenkreis zu suchen, den man alle Jubeljahre sieht und
    ihn zu überreden, die Patenschaft zu übernehmen.

Ob das aus Sicht orthodoxer Kirchen eine Alternative ist, bezweifle ich.

Wenn Du orthodox getauft worden bist, müßte es doch darüber Unterlagen geben bzw. irgendwo registriert sein. Was war denn die Basis für die katholische Kirche Dich „umzuschreiben“, was ja faktisch ein Übertritt war. Dafür muß es doch eine schriftliche Grundlage geben.

Kann ich nicht nachvollziehen.

Mußt Du auch nicht.

Viele Grüße

Iris

Hallo!

Nun sagt die russisch-orthodoxe Kirche, in der sie
getauft werden soll, dass die Paten den russ-orth Glauben
haben müssen. Ich bin zwar russ-orth getauft, wurde aber mit
der Übersiedlung nach Deutschland als katholisch
„eingetragen“. Der männliche Taufpate ist übrigens evangelisch
und darf laut Kirche auch nicht Pate sein. Ist das in allen
russ-orth Kirchen so, oder ist das von Gemeinde zu Gemeinde
verschieden?

Da wird mit dem zuständigen Prister geklärt werden müssen, wie mit dem vorgegebenen Ritus umgegangen werden kann:
Der erste Teil der orthodoxen Taufe - oder ein der eigentlichen Taufe vorausgehender Akt - besteht aus drei Exorzismusgebeten des Priesters und den sich anschließenden Absagen des zu Taufenden - oder in dessen Namen des Paten im Fall der Kindertaufe - an den Satan und dann das Glaubensbekenntnis ebenfalls des zu Taufenden oder in dessen Namen des Paten durch das Sprechen des nizäno-konstantinopolitanischen Textes, bei srenger Observanz sogar dreimal.
Das ist m. E. nun die Frage: Kann der Nichtorthodoxe im Namen des orthodox zu Taufenden vollgültig diese Absagen und mehr noch das Glaubensbekenntnis (mit der für die Orthodoxie wichtigen Weglassung des filioque) sprechen? Oder soll das Glaubensbekenntnis wie mancherorts ohnehin üblich, von der teilnehmenden Gemeinde gesprochen werden?
Ferner: Wie können die Pflichten des Paten - von denen im Taufritus selbst keine Rede ist - vom Nichtorthodoxen wahrgenommen werden? Auch das muss im Taufgespräch geklärt werden(, wenn es überhaupt soweit kommt).

Freundlichen Gruß!
H.