Weiss jemand was meint Nina Degele und Gabriele Winker mit dem
Patriachat als Grundlage des Kapitalismus?
Ja, weiß ich.
Degele/Winker geht es darum,
a) ökonomische Machtstrukturen („Kapitalismus“) und geschlechtsbezogene Machtstrukturen („Patriarchat“; worunter D/W nicht banal-alltagssprachlich die Männerherrschaft über Frauen verstehen, sondern das, was von ihnen selbst und anderswo heutzutage eher „Heteronormativität“ genannt wird) nicht getrennt zu betrachten, dabei aber auch nicht
b) alles auf Ökonomie zu basieren, wie es etwa die (neo)marxistische Linke macht(e).
Ich sehe bei D/W nicht den Ansatz, umgekehrt das „Patriarchat“ als Grundlage des „Kapitalismus“ zu sehen (auch wenn es natürlich historisch älter ist, würde man es als isolierten Faktor betrachten wollen), sondern das Modell einer engen Verschränkung beider Bereiche bzw. einer Verschränkung der Bereiche geschlechtsbedingter, ökonomischer, rassischer (und körperbezogener) Machtstrukturen als gemeinsame Grundlage von Machtoperation der Ungleichheitserzeugung.
Für Feinheiten müssten wir konkrete Textstellen diskutieren.
- Sowie beim
Kategorie Körper (Altersbegrenzungen) bei Intersektionalität?
Das habe ich eben schon angesprochen:
Die Idee der Intersektionalität ist klar.
Sie meint, dass man diese großen Kategorien Klasse, Rasse, Geschlecht nicht isoliert betrachten darf, und auch nicht alles auf nur eine dieser Kategorien reduzieren darf, sondern man muss sie als grundlegend miteinander verschränkte Machtstrukturen sehen.
D/W sehen offenbar den Körper (darunter eben das Alter) als eine weitere dieser großen strukturalen Kategorien, die nicht isoliert von den anderen betrachtet werden kann, und auch nicht sinnvoll auf eine andere zurückgeführt werden kann - daher die Einheit von Klasse-Rasse-Geschlecht-Körper.
Ich habe den Eindruck, dass D/W zumindest in diesem Buch „Intersektionalität - Zur Analyse sozialer Ungleichheiten“ (mehr von ihnen kenne ich auch nicht) ein wenig schwanken, ob der Körper wirklich als vierte Strukturkategorie zu sehen ist.
Das erklärt sich wohl auch daher, dass diese „Intersektionalität“ ja nicht die Erfindung von D/W ist.
Während die Trias gender/class/race seit mind. 25 Jahren als nicht-sinnvoll-auflösbare-Verschränktheit recht deutlich etabliert ist -sowohl in postfeministischen wie in postkolonialistischen Diskursen- scheint mir die Hinzufügung weiterer Grundstrukturen stets umstrittener gewesen zu sein.
Gruß
F.