Patriotismus der Holländer?

Hallo,

als ich vorhin eine Philips-Schallplatte auflegte, fiel mir zum ersten Mal auf, dass auf dem Etikett „Made in Holland“ steht.

Nanu? Sind die Holländer so patriotisch, dass sie nicht zugeben wollen, in den Niederlanden zu leben?

In Deutschland sind wohl die Bayern die patriotischsten Landsleute. Aber ich kann mich nicht erinnern, schon mal ein international vertriebenes Produkt gesehen zu haben, auf dem „Made in Bavaria“ gestanden hätte.

Grüße
Carsten

Hallo Carsten,

wenn Du Dich mal mit der Herkunft des Begriffes der „Niederlande“ beschäftigst, siehst Du schnell, dass es - wenn schon Analoge im Deutschen gesucht werden sollen - in etwa mit der Bezeichnung „Ostmark“ für Österreich vergleichbar ist: Die „Vereinigten Niederlande“ waren zunächst die „niedrig“ an der Nordsee gelegenen Provinzen des west-habsburgischen Königreichs Spanien.

Man muss nicht besonders patriotisch sein, um sich im Spiegel nicht so sehr gerne als Anhängsel des Reichs ihrer allerkatholischsten Majestäten von Kastilien, allzeit Mehrer des Reichs, ruhmreiche Bezwinger der Emire von Granada und Cordoba, zu sehen.

Die Grafschaft Holland war die bedeutendste in dem Verbund der Sieben Vereinigten Provinzen: Mit Handel, Seefahrt und Manufakturen war sie ihren bäuerlichen Nachbarn in ihrer technischen, ökonomischen und politischen Entwicklung rund hundert Jahre voraus. Kein Wunder, dass der Flößer aus dem Murgtal „Holländer Michel“, das volkstümliche Vorbild zum „Fliegenden Holländer“, eben so hieß, wie er hieß, aller P.C. zum Trotz - mit Friesen, Gelderländern usw. konnte man längst keine so guten Geschäfte machen - richtig schöne Schwarzwälder Tannen braucht nur, wer ein bisschen weiter über See fahren möchte als bloß von Harlingen nach Lemmer.

Das „zugeben“ in Deiner Frage ist vollkomen fehl am Platz, übrigens.

Schöne Grüße

MM

Noch nie einen BMW gesehen? :smirk:

Ich weiß was das "„B“ im Namen bedeutet und hatte beim Erstellen meines Posts auch daran gedacht. Aber auf den Einzelteilen steht sicher nicht "Made in „Bavaria“.

Worauf beziehst du dich, auf die „Made in“-Kennzeichnung oder die Verwendung von Holland statt Niederlande?

Ich habe übrigens tatsächlich schon mal die Kennzeichnung „Made in Bavaria“ gesehen, auf Porzellantassen…

@Littlescare

Da ich gefragt habe, warum die Firma Philips „Holland“ anstatt „Niederlande“ geschrieben hat, dachte ich eigentlich, der Hintergrund meiner Frage sei klar.

Das „Made in“ wurde ja ursprünglich von den Briten eingeführt und durchgesetzt, um sich von der vermeintlich minderwertigen ausländischen, vor allem deutschen, Konkurrenz abzusetzen. Was sich dann aber bekannterweise als Rohrkrepierer herausstellte.

Heutzutage ist die Bezeichnung aber häufig irreführend, weil nur das Land genannt wird, in dem ein Produkt fertig gestellt wurde, selbst wenn sämtliche Materialien und Bauteile aus anderen (Billig-)Lohnländern stammen.

Grüße
Carsten

@„Aprilfisch“

Dass Du, wenn Du auf einen Post von mir antwortest, mir etwas am Zeug zu flicken versuchst, ist ja normal - selbst wenn Deine Antwort, wie hier, am Thema vorbeigeht und Du, historisch wie rhetorisch, Klimmzüge machen musst, um eine Macke in meine Anfrage hinein zu konstruieren.

Zu Deiner Information: Der Staat der „Vereinigten Niederlande“ wurde erst gegründet, als die Herrschaft der Spanier abgeschüttelt war, er ist wesentlich älter als das heutige Deutschland, auch wesentlich älter als das deutsch (Kaiser-)Reich.

So wie Holland ein Landesteil der Niederlande ist, ist Bayern ein Landesteil von Deutschland. Die von dir genannte „Ostmark“ hat nie zu Deutschland gehört.

Ob die Firma Philips ein Sonderfall in den Niederlanden ist, oder alle bzw. die meisten Holländer (lokal-)patriotisch sind, weißt offenbar auch Du nicht.

Und warum ein Verb in meiner Anfrage „fehl am Platz“ ist, wissen sicher nur Menschen, die desselben Geistes Kind sind wie Du.

Gruß
Carsten

Hi,

Ich habe extra etwas provozierend gefragt :wink:

Zum einen ist die ‚Made in‘- Kennzeichnung zur Zeit in Deutschland noch nicht verpflichtend, zum anderen krückt den Vergleich mit der Herstellung und dem Ursprung etwas. Warum letzteres? Nun aus x Einzelteilen bzw Rohstoffen wird etwas komplett neues geschaffen.

Ich arbeite in der Glasindustrie, bietet sich für folgendes Beispiel an. Das Glas besteht z. B. aus Quarzsand (Ursprung angenommen NL), Natriumcarbonat (FR), Feldspat (DE) und noch einigen anderen Sachen mit unterschiedlichen Ursprüngen. Das ganze wiegt man, stark vereinfacht gesagt, passend ab und macht es heiß. Dann hat man Glas. Was komplett neues -> Ursprung in jeder Form DE.

Bei einem Auto ist es nicht anders (Gut, bei Schwarzwälder Schinken aus in Polen geborenen und aufgewachsenen und nur im Schwarzwald geschlachteten und weiterverarbeiten Schweinen fällt das schon schwerer, ist aber genauso)

Hi Littlescare,

nein, „provozierend“ fand ich Deine Frage nicht. Nur habe ich mich gewundert, weil ich ja nach der Formulierung „Holland“ an Stelle von „Niederlanden“ gefragt hatte.

Zu der Zeit, als die Formulierung „Made in …“ von den Briten eingeführt und verlangt wurde, waren Ursprungs- und Herstellungsort in der Regel noch ein und derselbe. Dass beides heutzutage häufig auseinanderklafft, habe ja auch ich schon angesprochen. Während Du aber an die Glasindustrie gedacht hast, hatte ich Computer und andere elektronische Geräte im Hinterkopf, die häufig zwar in „Germany“ zusammen gebaut werden, deren Bauteile in der Regel aber samt und sonders aus Ostasien stammen.

Grüße
Carsten