Hallo mister01,
tut mir Leid, dass ich erst jetzt antworte, leider habe ich deine Mail übersehen.
Hier meine Antwort:
Wenn du einen Menschen liebst, bezieht sich deine Liebe auf diesen Menschen, und zwar auf diesen einen, bestimmten.Beispielsweise eine Frau, in die du verliebt bist. Wenn du von ihm, von seiner Persönlichkeit ergriffen bist, ist diese Ergriffenheit nicht übertragbar auf einen beliebigen anderen Menschen.
Anders verhält es sich mit dem Ergriffensein von Gott: Es manifestiert sich darin, dass es deine Persönlichkeit erfüllt, und zwar in all deinen Äußerungen nach innen und außen. In Galather 5,22 werden diese Lebensäußerungen als Früchte des Geistes zusammengefasst: Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit. Und Galather 25: So wir im Geist leben, so lasset uns auch im Geist wandeln.
Meint: Wenn ich von Gott ergriffen bin, verbreitet sich dieses Ergriffensein ganz allgemein nach außen,auf andere Menschen gerichtet. Ich erkenne in ihnen den Funken Gottes, ihre Verwandtschaft mit mir, ihre gleichen Bedürfnisse, Emotionen, Schwächen…, und ich gehe so liebevoll mit ihnen um, wie Gott liebevoll mit mir umgeht. Es ist also eine Lebenshaltung, kein „Egoismus zu zweit“, wie Erich Fromm die exklusive Liebe zu einem anderen Menschen in seiner „Kunst des Liebens“ beschrieben hat.
Und diese Lebenshaltung offenbart sich auch und ganz besonders in menschlichen Grenzsituationen, in denen Menschen über sich selbst hinauswachsen (sollen!)und in Situationen, in denen Wunder geschehen - Dinge, mit denen man nie gerechnet hat und nicht rechnen konnte. Und auch Situationen, in denen wir nicht mehr weiter wissen und können und letztendlich im Tod. So steht es auch im 2. Korinther 12,9: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.
Diese Kraft ist an keinen magischen Ort gebunden und an kein Zauberwort, keinen Gegenstand und was sonst alles der Aberglaube erfindet.Weder ein bestimmter Baum noch das Grab Christi, weder das Reliquiar des heiligen Sebastian oder Stefanus oder sonstwem erfüllt uns bei Berührung mit der Kraft Gottes, noch müssen wir die Kirche x oder die Wallfahrtskapelle y aufuchen. Wir müssen auch nicht der einen oder anderen Konfession angehören. So viele beanspruchen den allein seligmachenden Glauben für sich. Aber Gott hat nicht gesagt, er wolle nur für diese oder jene da sein. Er ist die Kraft, die in denen wirkt, die sich ihm überlassen und die dieser Kraft vertrauen. Wie hätte sonst Hermann Gmeiner sein SOS-Kinderdorfprojekt aufziehen können? Ohne Geld? Nur mit einer Idee? Oder die Frau, die eine ganze Gruppe Kinder in China über ein Gebirge geführt und in Sicherheit gebracht hat (ist mit Ingrid Bergmann, glaube ich, verfilmt worden, aber ich komme einfach nicht mehr auf ihren Namen), oder Oskar Schnidler, der Hunderte Juden vor dem Tod rettete (siehe den Film „Schindlers Liste“)?
Oft waren diese Menschn nicht einmal landläufig gläubig. Sie wollten etwas tun, was richtig war. Und was das ist, findest du in den Zehn Geboten, die sich in ihren wesentlichen ethischen Bestimmungen in jeder ethischen Anweisung der Weltreligionen wiederfinden, vom Islam bis zum Buddhismus oder Hinduismus. Und in dem elften Gebot, das Christus uns gegeben hat, s. Galather 5,14: Denn alle Gesetze werden in einem Wort erfüllt, in dem: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“
Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen.
Liebe Grüße und gesegnete Ostern!
McD