Hallo Christa!
Ich muß etwas weiter ausholen, um zu zeigen, daß der Rechtsweg trotz vorliegender Geruchsbelästigung steinig, womöglich erfolglos sein wird und daß Du zum Abstellen des Mißstands einen anderen Weg gehen solltest.
Die Brauchwassererwärmung mit einer für ein ganzes Haus dimensionierten Heizungsanlage kann unter bestimmten Voraussetzungen mit einer Gastherme sinnvoll sein. Bei Ölheizungen ist dieses seit Jahrzehnten weit verbreitete Verfahren trotz aller dafür zum Einsatz kommender Technik mindestens fragwürdig, in der Mehrzahl der Fälle unwirtschaftlich. Bei einer Übertragung der bei Ölheizungen üblichen Methoden zur Warmwasserbereitung auf eine Holzheizung werden die Verhältnisse hinsichtlich Abgasverhalten, Betriebskosten und Lebensdauer der Anlage extrem ungünstig. Daran ändert sich auch nichts, wenn wie üblich ein Warmwasserspeicher erwärmt wird. Begründung: Ein Holzbrenner nutzt Holzgas, das bei ausreichend hohem und ausreichend erwärmten Brennraum unter Zuführung vorgewärmter Luft mit ca. 1.000°C verbrennt. Bei der Zersetzung der Holzbestandteile Zellulose und Lignin sowie Ölen und Harzen entstehen zuvor verschiedene Zwischenprodukte, u. a. Aceton, Phenole, Methanol, die schon bei viel niedrigerer Temperatur verbrennen. Beim Kurzzeitbetrieb mit zu kaltem Brennraum und noch nicht ausreichend angewärmter Sekundärluft, die oberhalb des Brennstoffs zugeführt wird, bleibt es bei der niedrigen Temperatur. Bevor das Holz in seine mit hoher Temperatur verbrennenden Bestandteile Kohlenstoff und Wasserstoff zerlegt ist, sind die flüchtigen Bestandteile schon durch den Schlot unverbrannt und stinkend entwichen. Dagegen entsteht bei vollständiger Verbrennung nur Wasserdampf und CO2. Beides geht durch den Schornstein nach draußen und ist geruchlos. Deshalb muß der Vorgang lange genug dauern, damit der gesamte Kessel samt Luftvorwärmung auf Betriebstemperatur kommen kann. Daraus folgt, daß ein Holzbrenner für kurze Brennzeiten und damit auch für die sommerliche Warmwasserbereitung ungeeignet ist. Ich hoffe, die Darstellung hört sich logisch an. Leider ist Logik ein ziemlich stumpfes Schwert gegen jahrzehntelange Gewöhnung. Das haben wir schon immer so gemacht…
Bei Betrieb mit zu niedriger Brennraumtemperatur entweicht also der wertvollste Energieträger der Holzbestandteile ungenutzt, was nicht nur Geruchsbelästigung mit sich bringt, sondern den Wirkungsgrad der Anlage dramatisch fallen läßt. Entsprechend hoch sind die Betriebskosten. Auch wenn nur ein kleiner Teil der flüchtigen Holzbestandteile verbrennt, entsteht natürlich trotzdem ein bißchen Wärme, die die Verluste des Warmwasserspeichers ausgleicht. Ist das geschehen, werden keine weiteren Pellets nachgefördert und der Brenner verlischt, bis die Regelung der Heizung erneute Zündung und erneuten kurzzeitigen Betrieb mit schlechtem Wirkungsgrad befiehlt - das ist die denkbar unsinnigste Betriebsweise einer Holz- bzw. Pelletsheizung. Außerdem wird der Brenner/Kessel nicht lange leben. Verbrennungsprodukte werden an kühlen Teilen von Brennraum und Schornstein kondensieren und die ständigen Temperaturwechsel sind für alle Bestandteile des Brenners der schnellste Weg zur Alterung.
Die Nutzung des Brennstoffs Holz ist die älteste Methode der Menschheit, Wärme zu erzeugen. Aber erst seit wenigen Jahren ist bekannt, wie man Holz optimal verbrennt. Es gibt seit Jahrzehnten branchenübliche Methoden der Warmwasserbereitung, die entstanden, als die Bestandteile in Rauchgasen kaum jemanden interessierten und der Brennerwirkungsgrad aufgrund niedriger Brennstoffkosten nur nachrangige Bedeutung hatte. Zu diesen alten Methoden gehört der ganzjährige Betrieb von Heizungsanlagen, deren Brenner für ein ganzes Haus dimensioniert ist und im Sommer nur ein bißchen Duschwasser erwärmen soll. Trotz der Unsinnigkeit, einfach aufgrund der langen Üblichkeit der Verfahren, wird daran von vielen einschlägigen Handwerksunternehmen festgehalten. Weil viele Handwerker daran gewöhnt sind und niemand gerne verarbeitet, was er nicht kennt, propagieren sogar einige Hersteller von Pelletsbrennern den Unsinn mit sommerlichem Betrieb zur Warmwasserversorgung. Jeder weiß zwar, daß ein kalter Verbrennungsmotor, der immer nur für kurze Zeit betrieben wird, eine Dreckschleuder ist und diese Betriebsweise nicht lange durchhalten wird, aber bei Heizkesseln wird eine Betriebsweise, die nur aus Kaltstarts besteht und eine vernünftige Betriebstemperatur nie erreichen läßt, dennoch propagiert und oft genug aggressiv verteidigt.
Der Heizungsmonteur, der seinen Kunden beriet und die Anlage installierte, wird seine Vorgehensweise als Stand der Technik hinstellen und auf Millionen in gleicher Weise arbeitende Heizungen verweisen. Der Bezirksschornsteinfegermeister wird ähnlich verfahren und auf die Zulassung der Anlage und vom Hersteller vorgelegte Papiere verweisen. Demnach kommt nur Wasserdampf und CO2 aus dem Schlot. Das stimmt auch, wenn die Anlage Betriebstemperatur hat. Aber beim sommerlichen Kurzzeitbetrieb nur für den Ausgleich der Verluste des Warmwasserspeichers und für ein bißchen Warmwasserentnahme liegen andere Verhältnisse vor, wird die optimale Betriebstemperatur vom Brennraum bis zum Schornstein nicht erreicht und wird der Heizwert des Brennstoffs nur zum kleinen Teil genutzt. Dabei wird der Heizungskessel zur stinkenden Dreckschleuder mit miserablem Wirkungsgrad und kurzer Lebensdauer. Das ist beim Start der Heizung im Winter in gleicher Weise der Fall, macht aber im Verhältnis zur Betriebszeit nur wenig aus. Bei Gasthermen liegen andere Verhältnisse vor. Der Brennstoff, das Gas, wird unmittelbar zugeführt und verbrannt und braucht keinen riesigen Brennerraum. Beim Holz muß das zu verbrennende Gas erst über eine ganze Reihe keineswegs trivialer chemischer Reaktionen aus dem Holz ausgetrieben werden, gelangt in den Brennerraum, macht sich sofort auf in Richtung Schlot und verbrennt unterwegs, wenn der Brennraum hoch genug ist, erwärmte Wände hat und genügend warme Luft zugeführt wird.
Wenn man sich die bis vor wenigen Jahrzehnten üblichen, mit Holz befeuerten Küchenherde ansieht (reine Energievernichter) und auch manchen bis heute vom Handel angeboten Holzofen, wird offenkundig, daß die Vorgänge für optimale Holzverbrennung noch lange nicht überall angekommen sind. Ebenfalls vielerorts noch nicht angekommen sind die Bedingungen für sinnvollen Heizkesselbetrieb bei den verschiedenen Brennstoffen.
Wenn die im einschlägigen Handwerk verbreitete Gewöhnung an alte Methoden, Unkenntnis und Ignoranz bekannt sind - eine Pelletsheizung für sommerlichen Kurzzeitbetrieb kann nur aufgrund von Unkenntnis beim installierenden Betrieb, beim Schornsteinfegermeister und beim Betreiber sowie aufgrund von Ignoranz beim Hersteller des Kessels eingebaut werden - wird man Rechtszüge nur mit ganz spitzen Fingern anfassen. Ein Gericht wird von den Verhältnissen keine Ahnung haben und es kann passieren, daß auch ein Gutachter den Unsinn der Betriebsweise nicht erkennt. Dann kommen Zulassungen, Papiere und Zertifikate mit beeindruckenden Siegeln ins Spiel und man sieht alt aus.
Deshalb würde ich zunächst versuchen, dem Betreiber der Anlage mit den oben dargestellten Zusammenhängen klar zu machen, daß er nicht nur Geruchsbelästigung verursacht, sondern sein sauer verdientes Geld durch den Schornstein jagt und recht bald einen vergammelten Kessel haben wird. Zudem kann es je nach Bauweise des Schornsteins beim längeren Betrieb mit zu niedriger Temperatur zur Versottung mit Schweinerei an den Wänden der angrenzenden Räume kommen. Der Betreiber spart viel Geld, wenn er sein Brauchwasser mit in der Nähe der Zapfstellen installierten gasbetriebenen Durchlauferhitzern erwärmt. Sogar die pro kWh teuerste Energieform Strom und damit betriebene Durchlauferhitzer verursachen niedrigere Betriebskosten als ein Pelletsbrenner im Kurzzeitbetrieb.
Hartleibig erkenntnisresistente Zeitgenossen packt man an ihrer empfindlichsten Stelle, dem Portemonnaie. Vielleicht braucht der Betreiber einfach nur Hilfe, weil ihm die Zusammenhänge gar nicht gewußt sind. Dafür gibt es die oben angeführten handfesten Argumente. Den Versuch, bei einer zugelassenen und abgenommenen Anlage, bei der sogar die unsinnige Betriebsweise zulässig und überall verbreitet ist, mit Advokaten und Rechtszügen etwas zu erreichen, halte ich für wenig erfolgversprechend, zumal Heizungen seit Jahrzehnten so gebaut werden. Das Umdenken setzt erst langsam ein. Daß ausgerechnet eine Holzheizung besonders kritisch zu betrachten ist, wo doch alle Welt von deren Umweltfreundlichkeit spricht, ist nur schwer zu vermitteln. Die Sache mit der Umweltfreundlichkeit stimmt durchaus, aber eben nur unter den geeigneten Bedingungen für die Verbrennung. Dazu gehört übrigens noch mehr als Vermeidung von Kurzzeitbetrieb. An den Brennstoff, seine Restfeuchte und damit an die Lagerbedingungen sind ebenfalls besondere Anforderungen zu stellen. Pellets werden technisch getrocknet. Erst dadurch entsteht ihr hoher Heizwert und dafür zahlt der Kunde. Werden Pellets unsachgemäß gelagert, nehmen sie erneut Feuchtigkeit auf. Mit zu feuchtem Holz/zu feuchten Pellets betreibt man stinkende Köhlerei. Nur wenn alles paßt, hat man eine saubere Heizung ohne Geruchsbelästigung und mit erträglichen Betriebskosten.
Gruß
Wolfgang