Hallo, Elke,
in meiner privaten Textsammlung liest sich die entsprechende Passage so:
_Manchmal hat Sankt Nikolaus auch einen Begleiter, einen grimmigen Kerl im Lodenmantel, der kettenrasselnd Sack und Rute trägt. Das ist Knecht Ruprecht. Während der Bischof Nikolaus die braven Kinder belohnt, bestraft sein finsterer Begleiter die ungezogenen. Doch führt er dabei die Befehle des Nikolaus aus.
Ursprünglich waren Nikolaus und Knecht Ruprecht zwei völlig unterschiedliche Personen. Knecht Ruprecht gab es schon bei den Germanen im Norden, wo er zur Wintersonnenwende durch die Wälder zog.
Von diesem germanischen Vorläufer des Knecht Ruprecht ist mir nichts bekannt. Freilich gab es Wotans Wildem Heer (Siehe unten) einige Gesellen, die den christlichen Missionaren unschwer als Vorbilder für Teufelsgestalten dienen konnten; so wie die Faune der Antike.
Eine weibliche Figur allerdings namens „Perchta“ (siehe unten) könnte an Hand einiger ihr zugeschriebenen Eigenschaften und einiger Bräuche im Salzburgischen und im Pinzgau und besonders durch die Namensähnlichkeit (Ruprecht aus: hruot beraht: der weit hin Strahlende, Glänzende; Perchta, auch: Bertha => die Strahlende; also vielleicht Sterngottheiten) mit Ruprecht verwandt sein. Die Perchta zeigt sowohl hilfreiche, als auch wilde, teuflische Züge.
Und eine Teufelsfigur – manchmal auch Beelzebub genannt – ist der Krampus, Pelzmärte, denn auch, der neben dem an Christus erinnernden Heiligen Nikolaus als Gegenspieler und Ergänzung zur Seite gestellt wurde, wie der Satan Christus. Der Name Pelzmärte liefert einen weiteren Hinweis. Märte = Martin – wie sprachen oben schon von Hl. Martin als Gabenbringer.
In den Klosterschulen war es üblich zum Martinstag oder auch am Nikolaustag oder sonst in der Weihnachtszeit einen „Knabenbischof“ zu wählen, der dann einen Tag lang die Herschafft übernahm. Der hatte ein zahlreiches Gefolge. Und in diesem befand sich auch ein Teufel, der die Aufgabe hatte, leidige und unleidige Lehrer, die sich dem strengen Gericht des Knabenbischofs stellen mussten, abzustrafen mit der Rute. Bisweilen bekamen wohl auch missliebige Schüler seine Rute zu spüren.
Da der Gabenbringer schlecht auch strafen konnte – wir sind hier auf einem hochtheologischen Gebiet, der Frage der Theodizee! – musste die Bestrafung der Hölle und dem Teufel überlassen werden. Das also tat der Teufel, der dann aber doch nicht so teuflisch bleiben konnte, wie in manchen alpenländischen Tälern, sondern er wurde etwas humanisiert und zum pädagogischen Schergen umgeschaffen.
Dabei wurde aus dem Beelzebub der Pelznickel, wobei der Pelz und der Nickelaus an der Namensform mitgearbeitet haben.
Die Kirche übernahm einige der alten germanischen Bräuche, änderte sie ab, und seitdem treten Nikolaus und Knecht Ruprecht einzeln oder gemeinsam auf. Nicht in allen Regionen Deutschlands trägt dieser finstere Begleiter den Namen Knecht Ruprecht. Im Elsass und n der Pfalz kennt man ihn als Hans Trapp oder Hans Trab, in Franken und an der Mosel als Pelzmärtl. Hans Muff heißt er im Rheinland und Krampus oder Klaubauf in Süddeutschland. Außerdem hört man noch solche Bezeichnungen wie Knecht Nikolaus, Ruprecht, Nickel, Pelznickel und Pelzmäntel.
So unterschiedlich seine Namen sind, so unterschiedlich ist auch sein Auftreten. Nicht immer ist er der brummige und finstere Knecht, der die bösen Kinder in den Sack steckt und mitnimmt. In Sachsen zum Beispiel brachte Knecht Ruprecht die Weihnachtsgeschenke. Diesen Brauch findet man in dem wohl bekanntesten Nikolaus-Gedicht wieder, in „Von drauß vom Walde komm ich her“ von Theodor Storm. Hier tritt Knecht Ruprecht als Weihnachtsmann auf.
In Österreich heißt Knecht Ruprecht Krampus. Dort zieht er in pelzbesetzter Kleidung, meist mit einer Rute in der Hand und einem Sack voller Geschenke über der Schulter, von Tür zu Tür.
Die Figur des Hans Trapp, den man im Elsass oder in Pfalz trifft, geht auf einen Hofmarschall des Kurfürsten von der Pfalz zurück. Dieser hieß Hans von Dratt und schikanierte seine Bauern im 16. Jahrhundert so sehr, dass er in Südwestdeutschland zum Kinderschreck geworden ist._
Gruß Fritz