Periphäre Informationen zu Bach

Hallo,

ich bin dabei einen Vortrag über Bach vorzubereiten. Die Zuhörer sind ca. 9-10 Jahre alt und nicht besonders gebildet im klassischen musikalischen Sinne. Neben Leben und Werke möchte ich ein „belebende Dinge“ einbauen, die nich so sehr direkt mit dem klassischen Lebenslauf (aneinanderreihung von Jahreszahlen und Namen von Werken) zu tun haben.

Folgende Fragen:Wie kann man die Fuge kindgerecht erklären?

Irgendwo habe ich mal gehört, dass ein Stern / Planet nach Bach benannt worden ist - ich finde aber dazu leider keine Infos im Netz.

Vielen Dank und viele Grüße

Lieber Teilnehmer, wenn man mit Kindern über Bach spricht, ist es immer spannend für sie zu hören, dass Bach mit zwei Frauen um die 20 (!) Kinder hatte.Die Zeiten waren damals wirklich etwas härter, so ohne CD-Player, Fernseher usw… Man hörte nur die Musik, die damals eben live selbst produziert wurde. Ein Leben voller Musik, Krankheit, auch der Tod war allgegenwärtig, schließlich starben zahlreiche Kinder (auch von Bach) im frühkindlichen Alter. Zur Erklärung der Fuge würde ich sagen, dass man das als „Flucht“ bzw. „Jagd“ bezeichnen könnte. Die Stimmen jagen sich mit einem Thema gegeneinander durch das Stück. Dux und comes als Führer und Begleiter. Es wäre evtl. auch praktisch, selbst so etwas zu spielen, nachzusingen, wenn möglich. Der Kanon ist mit der Fuge verwandt, wäre auch eine interessante thematische Verbindung. LG, Loriot

Man könnte beispielsweise auch erzählen, daß Bach einer der wenigen großen Klassikkomponisten war, der mal im Gefängnis gesessen hat…
http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Sebastian_Bach#W…

Moin,

Irgendwo habe ich mal gehört, dass ein Stern / Planet nach
Bach benannt worden ist - ich finde aber dazu leider keine
Infos im Netz.

erstaunlich!
http://de.wikipedia.org/wiki/(1814)_Bach

Gandalf

Hallo,

eine gute Antwort gibt es hier im Forum:http://www.wer-weiss-was.de/musiktheorie/musik-und-f…
„[…]Einfach erklärt ist es, wenn mehrere Stimmen unabhängig von einander in einem Lied vorkommen.[…]wenn du dieses thema in den noten erkennst oder hörst, dann erkennst du es in allen stimmen immer und immer wieder. (…)
der erste themeneinsatz ist der dux. dann kommt die zweite stimme und spielt das thema auf einer anderen stufe, das ist der comes. währenddessen spielt die erste stimme eine gegenstimme, also einen kontrapunkt. und dann kommt das thema in allen stimmen immer und immer wieder, oft durch zwischenspiele unterbrochen.“

Oder schau mal hier: http://www.schwisti.de/index.php?doc=musikformen&teil=7"Nach der Exposition, in der nun alle Stimmen vorgestellt wurden, folgt nun die Durchführung. Hier wird mit dem vorgestellten Thema ´gespielt´. Es wird verändert und oft mit den Kontrasubjekten kombiniert. Die einzelnen Abschnitte werden immer wieder durch kleine Zwischenspiele abgetrennt. Das Thema wird von den verschiedenen Stimmen nun gedehnt, umgekehrt etc. bis das Ende der Fuge erreicht ist. Hier wird kurz vorher ein Orgelpunkt (langer Ton auf einer Orgel) - meist auf der Dominanten - eingefügt um die Spannung zu steigern."

Soviel Musiktheorie können auch schon die lieben Kleinen verstehen - als praktisches Beispiel würde auch ich einen Kanon in der Praxis einüben, quasi als „kleine Verwandte“ der Fuge. ("Lied „C-a-f-f-e-e“).

Außerdem witzig: Bach hat in vielen Werken mit seinem Namen musikalisch „unterschrieben“: indem z.B. die Notenfolge b-a-c-h an einer Stelle im Werk vorkommt (Manchmal auch umgekehrt als h-c-a-b)

Hallo Chili,

ich finde diese Geschichte http://www.vdsthueringen.de/information/buxtehude.pdf sehr schön.
Bach hat nämlich riesigen Ärger mit den Stadtvätern in Arnstadt bekommen, weil er seinen Urlaub eigenmächtig verlängert hat.

Vielleicht ganz interessant ist dieser Link http://www.bach-in-dornheim.de/bach-in-dornheim/

In dieser Kirche wurde Bach getraut und hat auf der Orgel eigenhändig seine Hochzeitsmusik gespielt. Die Kirche wurde zu DDR-Zeiten leider grauselig vernachlässigt. Nach der Wende hat sich ein Verein gegründet, der die Restaurierung der Kirche organisiert und finanziert hat.

Viele Grüße

Gesine

Hallo,

dazu fällt mir nur ein altes russisches Kinder- und Geschicklichkeitsspiel ein, von dem ich den Namen leider vergessen habe (matrioschka ?). Und zwar muss man dabei Figuren von groß nach klein ineinanderstapeln, die Größte/Tiefste ist sozusagen die Mutter, die kleiner/höher Werdenden die Kinder.

Stellt man sich dazu die passenden Flöten vor, von der tiefen Bass- bis zur Piccolo (sehr hoch), oder hat sie vielleicht sogar zur Hand, müsste es eigentlich verständlich werden.

Bachs Name ist quasi Programm

Gruß Pergolesi

Hallo,

Es gehört viel musikalisches Grundwissen dazu, um Fugen zu verstehen. Ich würde es bei Kindern ohne muskalische Bildung mit der Erklärung von Polyphonie und dem Singen von Kanons versuchen. Vielleicht ist das hier auch hilfreich:

http://www.youtube.com/watch?v=WjpcQoYWQR0

Ich hoffe ich konnte ein wenig helfen.

Viele Grüße,
Denis

Danke!!
Hallo euch allen,

vielen, vielen Dank - das waren ganz tolle und hilfreiche Antworten!
Besonders die Fuge als Kanon zu verstehen ist eine super Idee (auch wenn es vielleicht dem einen oder anderen Musikprofessor nicht so passt…) und dass Bach musikalisch unterschrieben hat - das war mir neu!

Vielen Dank nochmal!
Chili

Mit Kindern kann ich Bewegung immer empfehlen. Bei der Fuge kann das eine kleine Choreographie für das Thema und je nach Fuge eine zweite und vl. sogar eine dritte für irgendwelche häufig vorkommenden Kontrapunkte oder Zwischenspiele sein.

Die Choreographien kannst du zuerst mit den Kindern zu den jeweiligen Ausschnitten einstudieren, und dann beim Hören der ganzen Fuge sollen sie möglichst alle erwischen und im richtigen Moment mitmachen. Um Perfektion geht es dabei nicht, sondern um Aufmerksamkeit und Spaß.

Geht mit Kanons natürlich auch. Man kann auch einen Bewegungskanon ohne Musik machen, wo jeder die Bewegungen seines Vorgängers versetzt nachmacht.

Hallo,

das mit der musikalischen Unterschrift fand ich interessant - aber ich habe leider nicht viel davon im Netz gefunden (nur dass er seinen Namen am Schluss von „Der Kunst der Fuge“ eingebaut hat). Hast Du vielleicht mehr links dazu, also dass er das regelmässig gemacht hat?

Viele Grüße

Fuge vs. Kanon
Servus,

Klaus Preis, der als Impresario sicherlich mehr Qualitäten hat denn als Orchesterleiter, pflegt den Unterschied zwischen einer Fuge und einem Kanon so zu erklären:

„Wenn man bei einem Kanon mal drin ist, kann man nicht wieder anhalten - und wenn man bei einer Fuge einmal rausgeflogen ist, kommt man nicht wieder rein.“

Dieses Sprüchlein ist allerdings nicht grad kindgerecht, weil es eigentlich schon vorausetzt, dass man sowohl Fuge als auch Kanon ungefähr kennt.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo,

sehr schön - danke!
Ich denke schon, dass es einfach ist eine Fuge „durch“ einen Kanon zu erklären, aber es sollte deutlich werden, dass es eben nicht das Gleiche ist. Bin noch am Rätseln. Kann man eigentlich einen einfachen Kanon (z.B. Bruder Jakob) als Fuge umfunktionieren?

Viele Grüße

Servus,

Kann man eigentlich einen einfachen Kanon (z.B. Bruder Jakob) als Fuge
umfunktionieren?

ja, grundsätzlich schon (ich kanns nicht), wenn man die Regeln einhält. Es würde mich auch nicht gar so sehr überraschen, wenn sich Peter Schickele mit dem Thema beschäftigt hätte und seinem virtuellen Vater im Geiste P.D.Q. Bach eine Fuge über „In München steht ein Hofbräuhaus“ oder sowas in die Schuhe geschoben hätte.

So inderArt.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder