Persönlichkeitsstörung?

Mal angenommen,
jemand jammert sein Leben lang, dass es anderen vielleicht nicht gut geht, aber ihm geht es am schlechtesten.Hört nie richtig zu, läßt sein Gegenüber nicht ein einziges Mal einen Satz vollständig zuende sprechen, sodass eine „normale Unterhaltung“ gar nicht möglich ist.
Verdreht von Gesprächspartner im nachhinein alles so, dass immer Gegenüber an allem Schuld ist(z.B. Gesagt wurde: " ich glaube, es ist besser, wenn du ihm das selber sagst, damit es nicht über Dritte übermittelt wird.")
ein paar Tage später wird Gesprächspartner dann beschimpft:" Mir geht es gesundheitlich ganz schlecht, weil du sagst, ich soll ihm das mal schön selber sagen(richtig histerisch gesprochen)!"

wie geht man damit um?
und was geht in solchen Menschen vor?

vielen Dank schon einmal im Voraus für eure Antworten

Hallo Mila,

Das von Dir beschriebene Verhalten findet sich in vielen Abstufungen doch recht oft…und ist damit gar nicht so selten!

Der Mensch sollte sich in einem guten Maße ernst und wichtig nehmen und daraus die Kraft für eine Ausgewogenheit im Kontakt mit der Außenwelt finden.
So wäre es ideal!
Leider kommt das gar nicht so oft vor und da der Mensch dann aus diesem Wunsch heraus den Focus aber viel zu sehr auf sich legt- kann es zu einem Verhalten kommen, wie Du es beschreibst.

Wir alle haben einen „Standpunkt“- den brauchen wir auch und von dem aus führen wir unser Leben.
Bewusst- ist das längst nicht jedem…es würde aber jedem gut tun, diesen zu (er)- kennen.

Bei Deinem Bekannten würde ich nun sagen, dass er auf dem Standpunkt des Opfers steht.
Das Opfer- was alleine dasteht, keiner hilft, keiner versteht, keiner gibt sich Mühe, die Welt ist schlimm und schlecht und er ist der Leidende!

Leider kann an sich in so einem „Modus“ tatsächlich ununterbrochen bestätigen…zynisch kann man sagen „er macht ganze Arbeit“, denn was von außen auch auf ihn zukommt kann alles in diese Schublade gesteckt werden…siehe ja auch den Egoismus gar nicht richtig zuzuhören (dafür müsste man ja Interesse an dem haben, was der Gegenüber sagt!).

Wenn ich es richtig lese- dann möchtest Du das Verhalten nur verstehen…er selber scheint nicht zu leiden.
Damit ist man bei dem wichtigen Punkt: das es solchen Menschen gar nicht schlecht geht sondern sie sich in dieser Rolle durchaus wohl fühlen…bekommen sie doch das, was jeder möchte–> Bestätigung der eigenen Erwartung!

Wenn deutlich wird, das es so jemandem gar nicht schlecht geht ( oft haben sie sich doch seit Jahren so „eingerichtet“ und „wissen“ wie die Welt „ist“)- dann kannst Du Dich entspannt zurück lehnen!
Gehe mit diesem Menschen so um, wie es für Dich richtig ist.

Treffe Dich und rede- oder lass es…mache aber Deine Befindlichkeit nicht von seinem Verhalten abhängig.
Er nimmt jeden Kontakt sowieso nur durch einen Filter auf (was wir übrigens alle auf unsere Art tun) und somit hast Du keinen Einfluss darauf, was und wie etwas bei ihm ankommt.

Und es mag komisch klingen- aber nehme ihn doch als Trainer!
Schau mal genau hin, wie man seinen Weg gehen kann und wie konsequent auch " vorbei-hören". Ebenso, wie die Menschen drumrum damit umgehen und wie jeder anders damit umgeht.
Wetten- Du kannst für Dich da auch noch was lernen??..denn selten gibt es den wirklich goldenen Mittelweg- wir neigen alle dazu entweder uns zu sehr in den Mittelpunkt zu stellen oder zu wenig…- sich dann mal das „zuviel“ anzusehen und welche Wirkung das in der Gesellschaft hat-- ist schon sehr interessant und spannend.

alles Gute und lass diesem Menschen ruhig seine Sicht der Welt…ob Du sie weiterhin bestätigen willst- kannst Du ja selber für Dich entscheiden.
kitty

Ein leidender Mensch,der Hilfe braucht
Moin!

Was ich mich frage ist, warum immer gleich auf eine „Persönlichkeitsstörung“ abgehoben wird.

Das Verhalten der beschriebenen Person mag nicht normal sein (naja, in Deutschland ja vielleicht doch), aber gleich die ganze Persönlichkeit als gestört zu betrachten finde ich lediglich abwertend - wem hilft das?

Wie auch immer.

Hier ist eine Person, die leidet und die leider keinen anderen Umgang damit für sich gefunden hat.

Ich stimme kitty zu, dass die Person sich in die Opferrolle begeben hat und diese auskostet, aber ich widerspreche ihr, dass diese Person damit wirklich glücklich sei.

Es ist nicht abwegig zu vermuten, dass dieser Mensch tatsächlich Leid erfahren hat - möglicherweise schon in der Kindheit - und dies nicht verarbeitet hat. Daraus resultiert durchaus ein Verhalten, nur noch alles Schlechte wahrzunehmen und sich selbst als ewiges Opfer zu fühlen.

Helfen kann da sicher nur eine Therapie. Allerdings nicht, solange dieser Mensch sich nicht bewusst wird über sein Verhalten und dass er Hilfe bedarf.

Wie kannst du damit umgehen?
Nun, ich habe eine Freundin, die sich ähnlich verhält. Ich versuche immer neutral zu bleiben und darauf hinzuweisen, dass eine negative Sichtweise und das Annehmen einer Opferrolle niemandem hilft. Ich sage das sachlich, aber bestimmt und genau das wiederhole ich immer und immer wieder, ohne auf die konkreten Dinge einzugehen.

Vielleicht kannst du in einem ruhigen Moment mal ansprechen, dass du siehst, dass diese Person unglücklich ist und dass es Hilfen gibt, wenn man alles nur noch negativ empfindet.

Bei Vorwürfen und Anschuldigungen bleibe ich allerdings strikt und gehe direkt fort, damit derjenige sieht, dass er damit bei mir nicht landen kann.

Biete deine Hilfe an, aber lass dich nicht missbrauchen.

Viel Glück
wünscht dir
Fo

Hallo Mila,

Mal angenommen,
jemand jammert sein Leben lang, dass es anderen vielleicht
nicht gut geht, aber ihm geht es am schlechtesten.Hört nie
richtig zu, läßt sein Gegenüber nicht ein einziges Mal einen
Satz vollständig zuende sprechen, sodass eine „normale
Unterhaltung“ gar nicht möglich ist.
Verdreht von Gesprächspartner im nachhinein alles so, dass
immer Gegenüber an allem Schuld ist

Nicht zu fassen, du kennst meine Mutter :open_mouth:

wie geht man damit um?

Flüchten, so schnell und so weit es geht. Ohne schlechtes Gewissen und/oder Schuldgefühle.

und was geht in solchen Menschen vor?

Das wüßte ich auch gerne. Das habe ich in Jahrzehnten nicht rausgekriegt.

vielen Dank schon einmal im Voraus für eure Antworten

Bitte, gern geschehen und herzliches Beileid, falls es auch deine Mutter ist

Gruß
MissSophie

kurz zwischenrein
Hallo Fogari,

möchte mich aufgrund Deiner Zeilen hier kurz einschieben.
Du schreibst Folgendes:

Ich stimme kitty zu, dass die Person sich in die Opferrolle
begeben hat und diese auskostet, aber ich widerspreche ihr,
dass diese Person damit wirklich glücklich sei.

t´schuldige- aber WO hab ich geschrieben, dass diese Person wirklich glücklich ist???

Ich zitiere meinen Satz:
Damit ist man bei dem wichtigen Punkt: das es solchen Menschen gar nicht schlecht geht sondern sie sich in dieser Rolle durchaus wohl fühlen…bekommen sie doch das, was jeder möchte–> Bestätigung der eigenen Erwartung!

Ich spreche von „wohl fühlen“ und begründe das mit der Bestätigung, die derjenige erhält…und sich damit immer wieder sein Muster bestätigt (wie schlecht die Welt ist).
Im übrigen dürfte der Ausdruck des „sich- wohl-fühlens“ durchaus passend gewählt sein, denn es muss einem nur lange genug schlecht gehen und der Mensch wird sich dort besser und sicherer fühlen als in einem besseren Umfeld.
So ist der Mensch- er kann sich an alles gewöhnen- auch an Leid und in der Gewöhnung kommt dann auch ein Wohlbehagen zum Tragen.
Selbst- wenn man darunter normalerweise ein anderes Bild versteht.

LG kitty

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Hallo Mila,

Da schwingen ein Stück weit Projektion, Konfliktangst und eine Prise emotionale Erpressung mit.
Ersteres, als Abwehrmechanismus, hat zunächst einen entlastenden Effekt auf die Psyche.
Das heißt, dass die Person Gefühle in andere hineintut, um eigene Belastungen zu mildern(geteiltes Leid ist halbes Leid).
Konfliktangst spielt auf jeden Fall eine Rolle und die kann etwas Intrigantes an sich haben.
Zudem ist es in der direkten Auseinandersetzung natürlich schwieriger, das Bild das sich jemand von einem anderen gemacht hat, aufrechtzuerhalten. Es geht natürlich mit den entsprechende Filtern trotzdem – kitty schrieb das schon.
Aber dennoch, direkte Auseinandersetzung erfordert Konfliktbereitschaft und Mut.

Anhand deines Einzelbeispieles ist nicht erkennbar, ob es der Person genügt, einfach zu jammern oder ob diffuse Übermittlung an Dritte öfter eine Rolle spielt oder als Teil eines Systems vielleicht insgeheim erwartet wird.

Auf jeden Fall braucht es nicht dein Thema zu sein, was jemand über irgend sonst jemanden erzählt.
Und schon gar nicht, dem Dritten etwas darüber weiterzugeben.
Und lass dich nicht selbst in die Rolle des Intriganten drängen, wenn du dich weigerst, dich da einbinden zu lassen.
Eine Erwartungshaltung an die Person, etwas selbst zu sagen, musst du auch nicht haben, das ist ihre Sache.
Du wirst nur mit Dingen belastet , die dich überhaupt nichts angehen.

Persönlichkeitsstörung ist eine Diagnose, die unter hiesigen Voraussetzungen auch kein Fachmann stellen kann.
Du kannst zunächst selbst nur entscheiden, wie erheblich die Belastungen für dich und andere Beteilige sind, wenn es sich z.B. um die Familie oder eine engere Gemeinschaft handelt.

Grüße
Heidi

von wem?
Hallo Fogari,

Hier ist eine Person, die leidet und die leider keinen anderen
Umgang damit für sich gefunden hat.

Ich stimme kitty zu, dass die Person sich in die Opferrolle
begeben hat und diese auskostet, aber ich widerspreche ihr,
dass diese Person damit wirklich glücklich sei.

Es ist nicht abwegig zu vermuten, dass dieser Mensch
tatsächlich Leid erfahren hat - möglicherweise schon in der
Kindheit - und dies nicht verarbeitet hat. Daraus resultiert
durchaus ein Verhalten, nur noch alles Schlechte wahrzunehmen
und sich selbst als ewiges Opfer zu fühlen.

Was du sagst ist vielfach- und wahrscheinlich auch hier- absolut richtig.
Ich möchte nur meine persönliche Meinung hier nochmal einflechten, weil ich manchmal etwas gnadenlos schreibe.
Ich wünsche mir für die Betroffenen (nämlich den/die UP) einfach einen gesunden Egoismus.

Es ist nämlich gerade die vermeintliche (und hergestellte) Zuständigkeit des Betroffenen für das Leid des anderen, die ein Problem am Laufen halten kann.

Der betroffene Laie ist aber nicht zuständig. Es hilft ihm vermutlich nicht einmal allzuviel, das Problem des anderen zu verstehen, weil es nur mit professioneller Hilfe wirklich zu erkennen und zu bewältigen wäre.

Ich denke, dass es für Betroffene wichtiger ist, an sich selbst zu denken, auch das kann eine Veränderung bewirken.

Grüße
Heidi

3 Like

Hallo Mila,
der jammernden Person geht es ziemlich schlecht und weiß sich nicht zu helfen. Es stellt sich die Frage, was die Person braucht.
So wie Du es beschreibst, sind es nicht gerade Ratschläge, praktische Tipps, Fakten, Kognitives, was helfen könnte, ich vermute es ist vielmehr Anteilnahme, Gefühle, Wärme, Nähe…
Manchmal ist Mensch am Boden und nicht mehr fähig sich selbst zu organisieren, um sich gegen Unfreundlichkeiten und Ungerechtigkeiten zu wehren. Da helfen keine formulierten Lebensrezepte mehr.

Du mußt eigentlich gar nichts tun. Nur zuhören, vielleicht mal Verständnisfragen stellen, bestensfalls das Wiedergeben, was Du bei der Person an Gefühlen erfährst: „da warst du wohl sauer“, „das ist ärgerlich, nicht wahr“ „hast du Angst davor…?“
Dann wirst du feststellen, dass Ruhe in den Gefühlssturm deines Gegenübers einkehrt.
Zum Schluß kannst Du immer noch fragen, was die Person gerne von Dir hätte, welche Hilfestellung sie von dir erwartet.
Aber wenn die „gestörte“ Person Dir auf den Keks geht, dann halte lieber Abstand von ihr.

viele Grüße
ww