Persona non grata

Guten Morgen,

es gibt Mechanismen, die funktionieren einfach nur.

Ein Mann, aufgewachsen im Glauben jüdischer Herkunft zu sein, in gesetzterem Alter am Sterbebett der Mutter eines Besseren (diese Formulierung ist keine Wertung meinerseits!) belehrt. Ein Mann, bekannt für seine Eskapaden, für seine Widersprüche. Nicht nur bekannt, eher schon beliebt, ein Aushängeschild für eigene Interessen.

Weshalb erklärt man diesen Mann nun als unerwünschte Person, erteilt ihm Hausverbot, trotz Entschuldigung, amüsiert sich aber weiterhin mit seinem Werk für den eigenen Wettbewerb?

„… nicht akzeptabel, nicht tolerierbar und stehen im Gegensatz zu den Idealen der Humanität und Großzügigkeit“

„Er ist bekannt für seine Provokationen, aber er hat begriffen, dass er dieses Mal zu weit gegangen ist.“

Wo bleibt dann die eigene Konsequenz bei derartigen Sprüchen?

Franz

Bahnhof…
ich verstehe Deine Frage nicht so richtig. Kannst Du das mal konkretisieren?

Gruß,
Anja

Guten Morgen,

es gibt Mechanismen, die funktionieren einfach nur.

… und manchmal ist das auch durchaus gut so.

Weshalb erklärt man diesen Mann nun als unerwünschte Person

Weil er nicht nur ein notorischer Dummschwätzer ist, sondern die Veranstaltung missbraucht hat, um mit seinen strunzdummen Äußerungen für persönliche Publicity zu sorgen. Die hat er ja nun - wenn wohl auch nicht so, wie er sich das gedacht hat.

Wenn jemand meint, er müsse sich unbedingt mit Provokationen profilieren, dann sollte er sich nicht wundern, wenn sich dann Leute tatsächlich provoziert fühlen und der Schuss nach hinten losgeht.

Wo bleibt dann die eigene Konsequenz bei derartigen Sprüchen?

Ist in den „Sprüchen“ irgendetwas über seine Arbeit ausgesagt? Mal abgesehen davon, dass ich persönlich die Arbeit dieses Mannes für gnadenlos überschätzt halte, für einen klassischen Hype - die Kritik galt ihm persönlich bzw. seinen Äußerungen, nicht seinem Film. Wenn man die Arbeit eines jeden antisemitischen Arschlochs auf den Index setzen würde, dann dürfte man auch beispielsweise die Musik Richard Wagners nicht mehr spielen. Oder, um in der Branche zu bleiben, darf man Polanskis Filme nicht mehr zeigen, wenn man der Ansicht ist, er gehöre wegen sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen vor ein Gericht gestellt?

Der Kulturbetrieb gesteht Künstlern und solchen, die sich dafür halten bzw. dafür gehalten werden ein erhebliches Maß an Narrenfreiheit zu. Aber auch dies hat seine Grenzen. Werden solche Grenzen überschritten, dann disqualifiziert sich der Künstler damit persönlich - was nicht gleichbedeutend damit ist, dass damit auch sein Werk disqualifiziert ist.

Es ist nicht der Film „Melancholia“, der unerträglich ist, sondern die Art und Weise wie Herr von Trier meint, sich öffentlich selbst darstellen zu müssen. Für Letzteres will man ihm nun zumindest in Cannes keine Bühne mehr bieten. Wenn nun Herr von Trier meint, seine künstlerische Arbeit sei von seiner Person - insbesondere deren unappetitlicheren Aspekten - nicht zu trennen, dann steht es ihm frei, seinen Film aus dem Wettbewerb zurück zu ziehen.

Freundliche Grüße,
Ralf

großen Bahnhof…
… gibt es wohl nicht mehr für diesen Herren:
http://www.stern.de/kultur/film/nach-nazi-aeusserung…

Hallo Frau Adler

ich verstehe Deine Frage nicht so richtig. Kannst Du das mal konkretisieren?

Ist das konkret genug?

AvT

Moin,

Wo bleibt dann die eigene Konsequenz bei derartigen Sprüchen?

wie Ralf schon schrieb, ist dieser Herr ein überbewertetesr, arrogantes Arschl…
Was durch diese Sprüche mal wieder bestens belegt wurde.

Am besten schlicht ignorieren.

Gandalf

Guten Morgen,

du hast schön dargestellt, was mir missfällt: Diese Scheinheiligkeit anstelle eines Entweder-Oder. So nach dem Motto (um es mit Gandalfs Begriff ungekürzt auszudrücken):

„Du bist zwar ein Arschloch, aber unseren Profit schlagen wir daraus, solange es irgendwie möglich ist.“ Man füttert/hegt/pflegt jemanden über Jahre, zieht ihm bei einem bestimmten Anlass den Boden unter den Füßen weg und stellt sich selbst gleichzeitig als generös und fair hin. Zum Wohle der Menschheit quasi. Erinnert mich ein wenig an Pawlow und Morphiumversuch.

es gibt Mechanismen, die funktionieren einfach nur.

… und manchmal ist das auch durchaus gut so.

Einfach " nur funktionieren" nicht einmal manchmal. Ich hätte ein wenig mehr als unbedachte Reflexe erwartet.

Franz

Ist das konkret genug?

Ein paar Stunden später hab ichs ja begriffen, aber guck mal die Uhrzeit an, wann der Zustand der Verwirrung eintrat!

Danke!
Anja

Hallo, Franz

Ich hätte
ein wenig mehr als unbedachte Reflexe erwartet.

Ich nicht.
Macht aber nix: Meine liebsten Regisseure, Musiker, Schriftseller etc, sind oder waren privat wahrscheinlich Arschgeigen. (Obwohl ich auch das nur beurteilen könnte, wenn ich schon mal ein Bier mit ihnen getrunken hätte.)
Dass „nette Leute“ allgemein besser ankommen, ist normal.
(Ob ICH die nett finde, steht auf einem anderen Blatt.)

…vielleicht lade ich ja L.v.T. mal aufn Trunk ein, dann kannste auch kommen.
Liebe Grüße
Jo

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Moin, Franz

„Du bist zwar ein Arschloch, aber unseren Profit schlagen wir
daraus, solange es irgendwie möglich ist.“

ganz offensichtlich hast Du nicht den blassesten Schimmer, worum es in Cannes geht. Das ist ein Wettbewerb (genauer gesagt vier Wettbewerbe, hinzu kommen zwei unabhängige Parallelveranstaltungen), zu dem Filme eingereicht werden, um sie zu promoten. Von einer Vorführung auf dem Festival und ggf. einer Auszeichnung mit einem Preis profitieren die Macher des Films, die ihn aus genau diesem Grund eingereicht haben - nicht die Macher des Festivals. Das ist eine Marketingveranstalung für Filme, eine Fachmesse - Du als Normalsterblicher kriegst da nicht einmal eine Eintrittskarte.

Das Festival bringt keinen Profit - es kostet. Und einen nicht unerheblichen Teil der Kosten trägt der französische Steuerzahler. Also erzähl hier keinen bullshit, das Festival würde von der Arbeit dieses Spätpubertierenden profitieren. Das Gegenteil ist richtig.

Freundliche Grüße,
Ralf

1 Like

Hallo Ralf,

„Du bist zwar ein Arschloch, aber unseren Profit schlagen wir
daraus, solange es irgendwie möglich ist.“

ganz offensichtlich hast Du nicht den blassesten Schimmer,
worum es in Cannes geht.

Ich ahne… zumindest mehr als du vom Inhalt meiner zwei Postings.

Das ist ein Wettbewerb … zu dem Filme eingereicht werden, um
sie zu promoten.

Richtig. Und wer verdient daran?

nicht die Macher des Festivals.

Richtig. Hatte ich auch nicht geschrieben. Nein. Die „Festivaler“ haben nur „ihr“ Renommée und das von „Cannes“ zu verlieren. Und daher, trotz

einen nicht unerheblichen Teil der Kosten trägt der französische
Steuerzahler.

sehen sie es als ihre Pflicht und Aufgabe, eine Strafe gegen Lars auszusprechen (die Pflicht der political correctness, du weißt schon, nach außen hin zumindest), aber sie werden den Teufel tun, es sich mit der Filmbranche zu verderben. Und das Promoting unterbrechen. Nicht dass der Film gar floppt.

Irgendwie redest du mir das Wort :smile:

Franz