Guten Morgen,
es gibt Mechanismen, die funktionieren einfach nur.
… und manchmal ist das auch durchaus gut so.
Weshalb erklärt man diesen Mann nun als unerwünschte Person
Weil er nicht nur ein notorischer Dummschwätzer ist, sondern die Veranstaltung missbraucht hat, um mit seinen strunzdummen Äußerungen für persönliche Publicity zu sorgen. Die hat er ja nun - wenn wohl auch nicht so, wie er sich das gedacht hat.
Wenn jemand meint, er müsse sich unbedingt mit Provokationen profilieren, dann sollte er sich nicht wundern, wenn sich dann Leute tatsächlich provoziert fühlen und der Schuss nach hinten losgeht.
Wo bleibt dann die eigene Konsequenz bei derartigen Sprüchen?
Ist in den „Sprüchen“ irgendetwas über seine Arbeit ausgesagt? Mal abgesehen davon, dass ich persönlich die Arbeit dieses Mannes für gnadenlos überschätzt halte, für einen klassischen Hype - die Kritik galt ihm persönlich bzw. seinen Äußerungen, nicht seinem Film. Wenn man die Arbeit eines jeden antisemitischen Arschlochs auf den Index setzen würde, dann dürfte man auch beispielsweise die Musik Richard Wagners nicht mehr spielen. Oder, um in der Branche zu bleiben, darf man Polanskis Filme nicht mehr zeigen, wenn man der Ansicht ist, er gehöre wegen sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen vor ein Gericht gestellt?
Der Kulturbetrieb gesteht Künstlern und solchen, die sich dafür halten bzw. dafür gehalten werden ein erhebliches Maß an Narrenfreiheit zu. Aber auch dies hat seine Grenzen. Werden solche Grenzen überschritten, dann disqualifiziert sich der Künstler damit persönlich - was nicht gleichbedeutend damit ist, dass damit auch sein Werk disqualifiziert ist.
Es ist nicht der Film „Melancholia“, der unerträglich ist, sondern die Art und Weise wie Herr von Trier meint, sich öffentlich selbst darstellen zu müssen. Für Letzteres will man ihm nun zumindest in Cannes keine Bühne mehr bieten. Wenn nun Herr von Trier meint, seine künstlerische Arbeit sei von seiner Person - insbesondere deren unappetitlicheren Aspekten - nicht zu trennen, dann steht es ihm frei, seinen Film aus dem Wettbewerb zurück zu ziehen.
Freundliche Grüße,
Ralf