Hallo,
da das Thema der Hausarbeit die Vereinbarkeit beider Verfahren ist, gehe ich mal davon aus, daß schon ausreichend Grundwissen vorhanden ist. Also kann ich direkter einsteigen. Ich versuchs mal einfach zu formulieren. Es gibt mehrere Dinge, die zu beachten sind. 1. Grundannahmen/-bedingungen beider Verfahren. Rogers Ansatz ist nicht direktiv, d.h. der Therapeut sucht nicht die Themen aus, der Patient kommt schon selber zum Punkt. Das ist in der Verhaltenstherapie (VT) nicht unbedingt so. 2. Dann gibt es bei Rogers eine Grundidee, wie z.B. Heilung funktioniert. Davon leiten sich die Handlungsschritte und Ziele ab, um Prozesse im Sinne der Grundidee anzustoßen. Das ist bei der VT auch nicht unbedingt so. Ein Verfahren in der VT muß wirksam sein (wissenschaftl. nachgewiesen), wenn man dann auch noch den Mechanismus dazu kennt, ist das super. Aber nicht bei allen VT-Verfahren weiß man 100%tig wissenschaftl. sicher, wie sie genau funktionieren. Beide Verfahren (VT und Rogers) haben einen Plan, Ziele und bestimmte Schritte, und die sind nicht immer gleich. Deshalb gibts Probleme beides zusammenzutun. 3. VT hat nicht nur ein Verfahren, es ist mehr eine Sammlung verschiedener Verfahren, die wissenschaftl. nachgewiesen funktionieren. Und da gibts einige, die ganz im Sinne von Rogers sind. Findet man z.B. im Bereich des kognitiven Therapieansatzes. 4. VT versucht nicht nur wissenschaftl abgesichert zu sein, sondern will auch, daß die Verfahren bei jedem Therapeuten halbwegs gleich gut funktionieren - deshalb die Manuale. Problem dabei ist, daß das dann manchmal wie eine „Bedienungsanleitung“ für eine Maschine wirkt. Patienten reagieren darauf nicht unbedingt immer positiv. Zudem sollte/muß der Therapeut eine vertrauensvolle Patientenbeziehung aufbauen (der Patient muß selbstverständlich auch daran mitarbeiten) - dafür sind Rogers Strategien sehr brauchbar (Wertschätzung, Empathie, Kongruenz) - ohne daß die VT komplett Rogers Theorie übernimmt.
= meine Meinung ist: VT ohne Elemente der Gesprächstherapie geht nicht. Wichtig ist Indikation/Kontraindikation, z.B. GT bei Psychose nicht so gut. Beide VT und GT haben Überschneidungsbereiche, allerdings sind sie in ihrem Verständnis von sich selbst verschieden.
Achso, und dann gibts da noch den Mensch-Faktor. Aus irgendeinem Grund wird Abgrenzung zwischen den verschiedenen Theorien von einigen fast kriegsähnlich betrieben. Ich glaube ein Prof von mir sagte mal sinngemäß: eine Theorie stirbt erst mit ihrem letzten Anhänger aus. Ein anderer Prof von mir ärgerte sich, daß sich einige Therapeuten aus allen Theorien das Beste raussuchen und es dann als best-of wild zusammenwürfeln. Da ist was dran, z.B. in einer Demokratien mit Menschenrechten wäre es auch komisch Strategien aus einer fiesen Diktatur zu übernehmen, nur weil die gut funktionieren. Vermutlich gibt es einfach nur Leute, die eher Gemeinsamkeiten suchen und welche, die eher Unterschiede suchen. Aus beiden läßt sich letztendlich Kapital schlagen
Ich hoffe, das reicht fürs erste. Wenn weitere Fragen sind, einfach mailen.
Beste Grüße