Petrys Klagelied und die Staatsräson

Hallo,

Offenbar anders als für den AfD-Fraktionschef Gauland sei die Sicherheit Israels für sie Teil der deutschen Staatsräson.

Hatte Gauland etwas anderes getan, als zu erklären, dass er in D wenig Substanz sehe, wenn andauernd das Existenzrecht Israels als Staatsräson bezeichnet würde?

Er unterfütterte diese Anschuldigung damit, dass zur Staatsräson letztlich auch die Entsendung dt. Truppen nach Israel gehören würde, falls die Bedrohungslage des Existenzrechts dies erforderlich mache.

Wieviele % der Bevölkerung (durch Zustimmung) und welche Parteien stünden denn „Gewehr bei Fuß“, falls es Israel tatsächlich ernsthaft an den substanziellen Kragen ginge?

Selbst gegenüber NATO-Partnern ist die dt. Bevölkerung mehrheitlich wenig geneigt, den gefaselten Beistand auch im Ernstfall mit Einsatz zu füllen.

Wieso sollte das bei Israel anders sein?

Gruß
vdmaster

Was Gauland sagte, war eigentlich banal. Deutschland würde keine Soldaten schicken. Dabei ist wohl jedem klar, dass im Fall der Fälle die USA dem Spuk ein Ende bereiten werden, ob er nun aus Ägypten, Iran oder wo auch immer her komme.

Petry versucht, sich zu positionieren. Sie will Unterschiede herausarbeiten. Das gelingt ihr mit dem liberalen Profil, das die AfD zum Teil aufgegeben hat. Bei Israel gelingt ihr es kaum. Die AfD vertritt wahrscheinlich nur einen Bruchteil des Antisemitismus, den die Linkspartei und die Augsteins, Gabriels, Schulzes usw. innehaben.

Von meiner Seite aus können Die Blauen gerne Stimmen von der Showpartei FDP und von der Union abgreifen und im Westen erfolgreich sein, während die AfD ihre Stärke im Osten hat. Aber Luckes Alfa hat schon nicht funktioniert. Dürfte leider schwer werden.

Der aus Sicht von Petry mögliche Erfolg wird u.U. auch eine gesellschaftlich relevante Bedeutung haben. Indes, Sie hat nun mal das Feuer entfacht. Ob schwer oder nicht. Das Feuer, damit meine ich den Einzug der AfD in den Deutschen Bundestag ist nun wieder auszutreten oder wenigstens einzudämmen. Wenn es nicht Frau Petry als Brandstifterin und Hetzerin, geradezu zusteht, politische Korridore in die Feuerfront zu errichten, wem dann?

Grüße mki

Sehe ich exakt genauso.

Frage bei der Gelegenheit an Dich: wenn ich deine Posts v.a. in den HJS-Thread richtig verstanden habe, dann hast du dich tendentiell dem „gemäßigten“ Petry-Flügel (der nicht unbedingt an Petry hängt und im Moment auch noch nicht komplett gestutzt ist) der AfD zugeordnet und immer wieder argumentiert, dass das auch der überlegene Flügel gegenüber den Rechtsauslegern wäre
Liege ich damit falsch? Wenn nicht, was nun?

Gruß
F.

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Nein, damit liegst du nicht falsch. Es gibt gar nicht so viele, die Höckes Ansichten in letzter Konsequenz teilen, wie man denkt. Auch Gauland zählt nicht dazu. Denn Gauland möchte maximal die Wehrmacht ein wenig besser dargestellt sehen. Für ihn war es keine Nazi-Armee, sondern ein Armee unter den Nazis. Höcke dagegen lief ja vor einigen Jahren noch in Dresden bei denjenigen mit, die die gesamte Schuldfrage umdrehen wollten. Seine Aussagen zum Holocaust-Mahnmal zeigen, dass er offenbar dabei bleibt.

Du hast mich also - das erlebt man selten - recht gut wiedergegeben. Was du bedenken musst, ist, dass man eine kleine aber feine Differenzierung machen muss. Nicht jeder steht inhaltlich hinter Höcke. Aber viele sagen, dass die Partei diesen Flügel nicht aufgeben solle. Siehe Weidel und Gauland. Es geht hier auch um bestimmte Wähler. Vor allem will man nicht den Eindruck erwecken, dass man sich von außen diktieren lässt, wo die AfD zu stehen habe. Man will sich nicht an Leuten orientieren müssen, die den Rechtsbruch der Kanzlerin gutheißen und der Gesellschaft die ungesteuerte Migration als etwas aufzwingen wollen, das man gutzuheißen habe.

Einerseits ist das richtig. Andererseits kommt die Partei nicht daran vorbei, nach außen deutlich zu machen, dass Höckes Positionen sinnlos sind. Wir brauchen die AfD, damit sie unsere demokratischen Strukturen, die gerade in Abkehr von den Nazierlebnissen geschaffen wurden, vor den gesellschaftlichen Verwerfungen speziell der Masseneinwanderung geschützt werden. Wir brauchen ein klares Bekenntnis zu Freiheit und zum Grundgesetz, weil Menschen unter anderem mit homophoben, sexistischen und antisemitischen Einstellungen wahllos ins Land gelassen werden.

Wenn die AfD das nicht verkörpert, werden ihre Ergebnisse in den Keller gehen. 2017 war ein Erfolg. Es hätten aber mehr als 12,6 Prozent sein können. Viele sind zu Lindner seiner Partei gegangen, weil er als Opportunist natürlich gewittert hat, dass es viele gemäßigte Migrationskritiker ohne Geschichtsrevisionismus-Ansätze gibt.

Ich persönlich halte die AfD trotzdem bis heute für wählbar. Das liegt daran, dass ein Herr Höcke gar nichts machen kann. Ihm fehlt jegliches politisches Gespür und er ist ein bisschen dumm. Sonst merkte er, dass er gar nichts erreichen kann. Es gibt keine Instanz, die die Geschichte umdeuten könnte. Was will er denn machen? Die Geschichtsbücher umschreiben? Deutschland hat keine Nachteile mehr durch den zweiten Weltkrieg. Man wählt also maximal irgendwelche „schlimmen Gedanken“ mit, es wird aber nichts schlimmes passieren. Selbst mit ihm als Bundeskanzler würde Adi nicht wieder auferstehen. Viel gefährlicher als das Problem Rechtsextremismus ist die Masseneinwanderung.

Wenn die Blauen aber überraschenderweise an der Fünf-Prozent-Hürde kratzten, dann würde ich lieber sie unterstützen. Wobei wir zwar zwei Parteien links von der SPD haben, aber zwei Parteien rechts von Union/FDP… ich weiß nicht. Keine Ahnung, ob das funktioniert. Im schlimmsten Fall schreckt die AfD Wähler ab mit einzelnen Extremisten und die Blauen kommen nicht zu Potte, weil sie zu klein sind. Den Anhängern von „No Border, No Nation“ könnte nichts besseres passieren.

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