Pfarrer - Kanzel - hingucken

Hallo zusammen,

bin nicht ganz sicher, ob ich eventuell auch ins Relibrett hätte posten können, aber irgendwie geht’s mir mehr um die „Knigge“-Seite der Frage :wink:

Und zwar war ich gestern - so wie jedes Jahr - am heiligen Abend in der evangelischen Kirche. Dort predigte der neue Herr Pfarrer nicht von vorne vorm Alter sondern von der Kanzel runter. Nun hab ich mir den Hals verrenkt um den Herrn zu sehen, bis ich dann festgestellt hab, dass ich wohl der einzige im Saale war, der das tut. Alle anderen haben ziemlich konzentriert nach vorne geguckt.

So - hab ich da was falsch gemacht? Warum guckt man einen Pfarrer auf er Kanzel offensichtlich nicht an? Nur wegen drohender Genickstarre? Oder soll man sich nicht auf den Typen konzentrieren, sondern seine Aufmerksamkeit auf den Altar richten?

*wink*

Petzi

Hallo,

So - hab ich da was falsch gemacht?

Nö.

Warum guckt man einen
Pfarrer auf er Kanzel offensichtlich nicht an?

Warum sollte man? Um ihn geht´s doch bei der Veranstaltung nicht.

Nur wegen
drohender Genickstarre?

Das ist ein Grund.

Oder soll man sich nicht auf den Typen
konzentrieren, sondern seine Aufmerksamkeit auf den Altar
richten?

Auf Gott. Nicht auf den Altar.

Frohe Weihnachten
Ann da Càva

Servus,

dass es dazu keine bestimmte übergreifende Regel gibt, zeigt allein schon, daß die Kanzeln in barocken lutherischen Kirchen als Altarkanzel, d.h. am Altarende des Kirchenschiffes über dem Altar, ausgeführt sind: So daß derjenige, der den Blick comme il faut zum Altar richtet, automatisch auch den Pfarrer im Blick hat.

Kanzeln im Blickfeld der Gemeinde, neben dem Altar, sind auch in moderneren ev.-lutherischen Kirchenbauten üblich. Hab in Ostniedersachsen auch schon eine lutherische Kirche gesehen, in der die ganze Sitzordnung auf die erhöht installierte Kanzel an der Südseite des Schiffes orientiert war, so daß man das Genick schon ziemlich verdrehen mußte (im Winter bei sparsamer Heizung schon riskant!), um die Handlungen am Altar zu verfolgen.

Wie das bei Reformierten, Unierten, Zwinglianern, Calvinisten, Baptisten, Mennoniten, Quäkern etc. ausschaut, und ob es irgendwo dort tatsächlich Strömungen gibt, bei denen dem predigenden Pfarrer dezidiert keine besondere Aufmerksamkeit zugewendet werden soll (die Idee kommt mir evangelikal getönt vor, im Sinn von „der HErr wählt sich SEin Werkzeug und SEine Stimme selbst“), kann ich nicht sagen.

Schöne Grüße

MM