Pferd lässt sich nicht einfangen!

Hi

Mein Name ist Jana,

Und ich habe ein Problem mit meinem Plegepferd…es lässt sich nicht
einfangen…

Ich beschreibe dir kurz meine Isländerstute:
sie hatte früher einen schlechten Besitzer (wurde viel geschlagen),
scheu, nervös, Leitstute, schnell aggresiv zu anderen Pferden,
unsicheres Reitpferd scheut viel, braucht lange bis sie einem
vertraut, intelligent (hat gute Ideen wie man sich dem einfangen
entziehen kann), wenn man sie irgentwann doch am Halfter hat ist sie
zwar noch unsicher aber wird auch lieb und will schmusen ??!!

Na ja und nun sag ich dir noch wie alles beim einfangen ablaüft:
Ich gehe auf die Koppel sammle Pferdeäpel ab, begrüße kurz alle
Pferde außer die Isländerstute (Tibra), denn sie lässt mich nicht an
sie ran. Dann gehe ich mit oder ohne Halfter auf sie zu doch sie
macht die anderen Pferde nur nervös und lauft aufgeregt über die
Koppel. Sie kommt auch nicht wenn ich sie mit Leckerliers anlocke
oder mich hinhocke (ich seh ihr möglichst nicht in die Augen). Wenn
es mir dann doch gelingt sie irgentwie aufzuhalftern arbeite ich
nicht viel mit ihr hauptsächlich Bodenarbeit sobald sie den Halfter
los ist ist sie wieder Wildpferd…

Ich bin nun schon 2 Jahre da doch noch immer habe ich und auch ihre
Besitzerin Schwierigkeiten mit dem einfangen. Der Besitzerin vertraut
sie noch ein wenig schneller…

Ich habe schon alles Mögliche gemacht und schon viele Leute gefragt
doch niemand hatte eine Idee, was ich falsch machen könnte oder wie
ich mir das einfangen erleichtern kann.

Ich hoffe du hast eine Idee

die verzweifelte Jana

Hallo Jana!

Grundsätzlich sollte gelten, NIEMALS EINFANGEN! Ein Pferd ist ein Fluchttier und aufgrund ihrer schlechten Erfahrungen bedeutet dieses Einfangen GEFAHR. Und du mußt ewig hinter ihr her rennen (damit ist es für die Stute ja wieder ein gejagt werden!). So kann das nichts werden, ganz im Gegenteil!
Zunächst solltest du daran Arbeiten, das Vertrauen der Stute zu gewinnen und das wird dir auf der Weide nicht gelingen.
Wenn du die Möglichkeit hast, solltest du die Stute in einer Box mit einem kleinen Freilauf aufstallen (Freilauf wäre von Vorteil, aber wenn es keinen gibt, dann geht es auch so).
Aufgestallt wird sie ihr Futter dann direkt von ihrer Bezugsperson bekommen (kein Futter in den Trog, sondern in einen Eimer und ihn solange halten, bis sie ihn leer hat!). Viel Nähe (aber keine Aufdringlichkeit), Leckerbissen, ruhige Worte. Wenn möglich sollte man die Stute die ersten Tage ansonsten machen lassen (nicht auf die Weide, nicht Reiten, alles das unterlassen, was für sie Druck bedeutet). Nach wenigen Tagen wirst du dann bemerken, dass sie aufgeschlossener wird und wenn sie dich dann noch ein paar Tage später freundlich schnaubend empfängt (nach dem Motto:„AH, hier kommt mein Futter!“), dann hast du die erste Hürde geschafft.

Wenn ich dir hier die weiteren Schritte schreibe, dann sprenge ich hier das Forum. Wenn du möchtest, dann schicke mir doch eine Mail und ich erkläre dir dann die weiteren Schritte.
Ich hatte ähnliche Schwierigkeiten mit meinem Trakhener, wir mußten hart arbeiten, aber aus ihm wurde ein richtiges Lämmchen, der dann sogar von Anfängern geritten werden konnte.

Gruß

Suse

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi Jana,

das Problem ist eben, daß das Pferd dich nocht nicht als Herdenmitglied und erst recht nicht als Leittier der 2er Herde Pferd/Mensch ansieht - das Leittier aber entscheidet darüber was zu geschehene hat und wo die Herde hinläuft wann gefressen wird, wann geflohen wird - und alle Herdenmitglieder folgen dem Leittier bedingungslos !!!

Im Moment stehst du in der Rangfolge unter ihr … denn sie folgt dir nicht sondern läuft vor dir weg … dreh den Spiess um - lauf nicht hinterher um sie zu fangen (klar das ist dein Ziel, kommt aber erst später) … sondern um sie von dir WEGzuschicken - lass ihr keine Sekunde Ruhe - schick sie weg von dir … nicht im Galopp herum jadgen sondern im Schritt oder besser Trab, aber immer deutlich weg von dir (dann entspricht DEIN Verhalten dem eine Leitstute, die ein ungehorsames Herden mitglied diszipliniert… sie werden weggeschickt - Pferde trachten aber danach in die Sicherheit der Herde zurückzukehren …! und das machst du dir zunutze ) sobald du merkst, daß sie Kopf und Hals fallen lässt und anfängt dir ihr Ohr zuzudrehen, drehst du dich einfach unbeteiligt weg und gehst fort… du wirst sehen sie bleibt sofort stehen und dreht sich dir zu (schon hast du gewonnen… ist aber erst der Anfang) … das „spiel“ machst du weiter …

wenn sie nicht zu dir herkommt… wegschicken vor dir herlaufen lassen runde um runde … sie lässt kopf & Hals fallen dreht dir ein Ohr zu beobachtet dich - fängt an zu kauen (Demutsgeste)… du drehst dich weg… sie folgt dir … folgt sie dir nicht hast du zu früh abgedreht also nochmal … irgendwann - es kostet unendlich viel zeit und geduld, weil sie ja schon verdorben ist … bei unverdorbenen Pferden geht es schneller, und wenn einer diese Arbeit wirklich beherrscht, hat er dein Pferd in ein paar Minuten am Strick - aber lass dich nicht entmutigen und lass dir nicht von anderen reinreden …

Im Laufe der Zeit wird sie dir von allein folgen - es dauert… da reichen keine 10 Minuten und auch keine halbe Stunde - wenn du pech hast ein paar Stunden … aber wenn sie dich einmal akzeptiert hat und dir folgt, wird es von mal zu mal schneller gehen … und irgendwann kommt sie sofort angelaufen in „ihre Herde“ die dann aus dir und ihr besteht :smile:

ach ja und nicht jedesmal wenn du sie eingefangen hast, mit ihr arbeiten sondern auch einfach mal so einfangen - Leckerli - wieder laufen lassen - fertig … damit das einfangen nicht jedesmal mit dem Gedanken „schon wieder arbeiten“ vorbelastet ist

Gruß Hexerl :smile:

Hallo Jana
Dem was „Hexerl“ geschrieben hat, kann ich nur zustimmen. Sie meint die Methoden von Monty Roberts, einem wie ich meine grandiosen Pferdemenschen, der wirklich nottut in einer Welt, in der Pferde zu oft als Sachen behandelt werden und mehr mißverstanden als richtig behandelt.
Ich empfehle dir, da es im Buch ausführlicher behandelt wird als knapp in diesem Forum, sein Buch http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3404604660/o/q… „Der mit den Pferden spricht“, darin beschreibt er auch ausführlich, was dabei geschieht im Pferd und warum man sich wie verhalten sollte. Deine Stute scheint mir auch sehr verwirrt zu sein. Immer passiert beim „fangen“ irgendetwas anderes. Du versuchst es auf verschiedene Weisen, ihre Besitzerin auch, sie zu fangen. Da geht sie wohl lieber erst mal auf Abstand und sieht sich das aus der Ferne an. Es scheint tatsächlich so zu sein: sie versteht nicht, was du konkret willst. Sie ist ja nicht bösartig und will dich verjagen, aber sie beobachtet dich (du sagst, sie läßt sich nicht als erste streicheln) und weiß nicht so recht, was nun passiert und wie sie sinnvoll darauf reagieren kann. Es stimmt schon, sie braucht konkrete, dauerhaft bleibende Anweisungen. Du kannst auch mal hier kurz lesen, was Monty Roberts in seinem Buch beschreibt. http://www.cavallo.de/Cavallo/Bestellung/vid_form.htm Leider sind die Videos vergriffen, vielleicht taucht ja mal eins in einer Auktion auf. Ich wünsche dir viel Glück und freue mich wahnsinnig, daß du es auf die liebe Art versuchst. Andere hätten schon lange die Peitsche genommen. Leider kenne ich solche Typen auch :frowning:
Beste Grüße
Kerstin

Hallo Jana,
zu den tollen Beiträgen vor mir ist eigentlich nicht mehr viel zu sagen.
Trotzdem möchte ich Dir meine Meinung zu alle dem sagen.

Die körperliche Auseinandersetzung ( hinterher rennen) mit Tibra bringt nichts da:

  1. Das Pferd stärker ist
  2. Schneller Laufen kann.

Du mußt Dir die visuelle Aufnahmefähigkeit des Pferdes zu Nutzen machen.
Vorschlag:
Jedes einzelne Pferd wird von Dir von der Koppel geholt und wo anders ( andere Koppel o.ä.) hin gebracht.
Dann läßt Du Tibra alleine für 2 bis 3 Stunden.
Laß sie ruhig schreien.
Dann kommst Du mit der Schubkarre, suchst einige Pferdeäpfel auf.
Wenn sie kommt, sprech mit ihr, kurz loben.
Wenn sie nicht kommt, laß sie doch,
dann wartest Du noch einmal eine Stunde.
Du mußt wissen, das Pferd braucht Dich und nicht umgekehrt.

Villeicht ist diese Prozedur ( alleine auf der Koppel) auch nur einmalig. Sonst ruhig noch einmal wiederholen.
Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Erfolg,
( laß Dich nicht unter kriegen!)
und laß doch mal demnächst etwas von Dir hören, wie Du es denn geschafft hast.
Viele Grüße
Heiner

 
Hi

Ich hatte am Freitag einen kleinen Erfolg   :smile:  :

Ich habe mich einfach mit Augen zu auf die Koppel gelegt, in die Nähe von Tibra. Nach einer Weile
kam sie dann zögernd angeschlichen. Sie schnüffelte ein wenig an mir und als ich das Gefühl hatte
sie vertraut mir langsam setzte ich mich auf und kraulte ihr den Kopf ohne sie anzusehen. Da sie
schon einen Halfter um hatte konnte ich ein wenig an ihm ziehen so als wenn ich sie nun am Halfter
festhalten möchte sie hat alles gut mitgemacht, doch dann kamen die anderen Pferde und Tibra zog
von dannen…

Dann beim Pferde von der Koppel holen, sollte ich Tibra holen die anderen waren schon runter.
Also wartete sie schon darauf auch zu den anderen zu kommen. Sie war zwar unsicher doch ließ sie
mich zögernd an sie rankommen. Meist schaffe ich es so dicht an sie ranzukommen das ich ihr den
Hintern kraulen kann doch sobald ich fast neben ihr stehe flitzt die davon, dieses mal war es
wieder so doch ich war darauf gefasst und konnte sie noch schnell genug am Halfter erwischen
(leider geht das nicht ohne eine hastige Bewegung auszuführen…). Als ich sie dann hatte lobte ich
sie natürlich.

Als ich sie dann auf dem Paddock wieder losmachte (den Halfter abstreifte) blieb sie noch kurz
neben mir stehen. Ich konnte sie dann noch ein wenig kraulen, doch als ich mich dann auf ihre
andere Seite stellen wollte merkte ich das sie unsicher wurde und beschäftigte mich mit etwas
anderem.

Ich hoffe mal ich kann den kleinen Erfolg noch ein wenig ausbauen…

Jana

Du schaffst das!
Hallo Jana,

du schaffst das, mach weiter so!
Villeicht kannst Du über Bücher Dich noch weiterbilden,
( es gab ja schon einige Tips)
dann wird es schon.

Ist nett, das Du uns dran teilnehmen läßt an Deine Erfolge
und nicht nur an Deine Mißerfolge.

Ich wünsch Dir alles Gute
Weiter so!

Gruß Heiner